„Frauen träumen vom Alpha Softie“

Arne verlinkte einen Artikel in der BZ, in denen etwas zu den Vorlieben der Frauen in Bezug auf Männer gesagt wird und der den schönen Begriff des „Alpha Softies“ verwendet:

Das Ausgangsdilemma für den Mann wird wie folgt dargestellt:

Der Traum­mann 2014 hat es nicht leicht: Er muss die Spül­ma­schi­ne ein­räu­men, aber trotz­dem die Ho­sen an­ha­ben. Er soll er­folg­reich im Be­ruf, aber trotz­dem in Sa­chen Kin­der­er­zie­hung auf dem neu­es­ten Stand sein. Kurz: Das ko­mi­sche Mi­schwe­sen, das sich die Mehr­heit der mo­der­nen Frau­en wünscht, hört auf den Na­men Al­pha-Sof­tie!​

Der Begriff des Alpa-Softies ist – was sie indirekt später selbst auch anführen – eher irreführend. Es ist eher der „Alpha mit dem Herz aus Gold“ bzw. der Alpha, der ihr gegenüber aufgrund der bestehenden Bindung auch entsprechende Gefühle hat, der gefragt ist.

Halb Ma­cho, halb Frau­en­ver­ste­her. Kin­der­lieb und kar­rie­re­o­ri­en­tiert, zärt­lich, wild – und na­tür­lich char­mant, lus­tig und in­tel­li­gent. Um­fra­gen ha­ben es ans Ta­ges­licht ge­bracht. 88 Pro­zent der Frau­en wün­schen sich ei­nen sol­chen Mann an ih­rer Sei­te.​

Das sind ja sehr undiffernzierte Aufgaben, die eine gewisse Widersprüchlichkeit enthalten können. Tatsächlich sollte es wohl durchaus Karriereorientiert sein und dabei Kinderlieb, was aber nicht bedeutet, dass er selbst die Kinder betreuen will und dafür die Karriere zurückstellt.

„Frau­en su­chen nach wie vor den Al­pha-Mann und Ver­sor­ger, doch gleich­zei­tig soll­te Mr. Right emo­tio­na­le und so­zia­le Kom­pe­ten­zen ha­ben und sich eman­zi­piert in Er­zie­hung und Haus­halt ein­brin­gen“, weiß Di­plom-Psy­cho­lo­gin Li­sa Fisch­bach. Da­mit steht der Traum­mann 2.0 vor ei­ner ziem­lich schwie­ri­gen Auf­ga­be: Wie bringt man bit­te an­ti­quier­te Rol­len­kli­schees und Männ­lich­keits­fan­ta­si­en un­ter ei­nen Hut mit Kin­der­er­zie­hung und Koch­wä­sche?​

Kein Wun­der al­so, dass un­se­re Män­ner ver­wirrt sind. War frü­her in al­len Le­bens­la­gen das star­ke Al­pha-Männ­chen ge­fragt, muss der Traum­mann heu­te fast ei­ne mul­ti­ple Per­sön­lich­keit mit­brin­gen. Wie sonst schafft er es, ver­ständ­nis­vol­ler Zu­hö­rer, star­ke Schul­ter, ta­len­tier­ter Lover, lie­be­vol­ler Fa­mi­li­en­va­ter, Spit­zen­koch und Putz-Per­le zu sein?​

Die Verwirrung gut angesprochen. Pickup beantwortet aus meiner Sicht die Frage am besten, in dem es darauf abstellt, dass bestimmte Punkte eher sexuelle Anziehung (Attraktion) und andere Punkte eine Verbindung und Vertrauen (Komfort) aufbauen. Man kann insoweit beides bedienen, es muss eben nicht immer gleichzeitig sein. Man soll also nicht in jeder Situation „Alpha-Softie“ sein, sondern es geht eher darum zu erkennen, in welchen Situationen man welche dieser beiden Punkte bedient.

Ich finde nach wie vor diese kurze Auflistung von Punkten, die Attraktion und Komfort betreffen, ganz gelungen:

1. Attraction Switches

Pre-selected by women (“Von anderen Frauen für gut befunden)
Leader of men. (Anführer anderer Menschen)
Protector of loved ones (Beschützer von ihm Nahestehenden)
Willing to emote (In der Lage gesunde Gefühlsbindungen einzugehen)

2Komfortbuilding

Passion/Purpose
Seeing her the way she wants to be seen
Hot/Cold
Future Projections
Emotional Honesty
Whirlwind Courtship
The feeling that both of you are bound for greatness and you are on the same path

Das macht denke ich eher und auf eine praktischere Weise deutlich, welcher „Softieanteil“ hier gewünscht ist. Mit ihr Kinder haben, eine Zukunft aufbauen, tatsächliche Gefühle haben und damit ehrlich umgehen, sie als jemand besonderen sehen, und davon ausgehen, dass man zusammen großartiges erreichen kann, während man sich gleichzeitig nicht unterbuttern lässt oder sich rumkommandieren lässt, dass wäre wohl eher eine passende Beschreibung.

„Der ge­sell­schaft­li­che Wan­del und die ver­än­der­ten An­sprü­che der Frau­en ver­lan­gen dem star­ken Ge­schlecht ei­ni­ges ab“, gibt Di­plom-Psy­cho­lo­gin Li­sa Fisch­bach zu. Aber ge­nau dar­in sieht die Ex­per­tin die Chan­ce für die Her­ren: „Durch das Auf­bre­chen der ste­reo­ty­pen Rol­len hat der mo­der­ne Mann jetzt aber auch die Chan­ce, zwi­schen al­ter und neu­er Welt zu sur­fen.“​

Die hat er üblicherweise eben gerade nicht: Er soll kein Softie sein. Er soll ein Alphamann mit Herz sein. Rumjammern ist nach wie vor nicht sexy, Gefühle zeigen wegen einer wichtigen Sache kann hingegen eine tiefere Bindung bewirken und auch zeigen, dass man zu solchen Bindungen in der Lage ist.

Wer den Al­pha-Sof­tie-Spa­gat aber nicht hin­be­kommt, soll­te sich am bes­ten auf sei­ne Ma­cho-Qua­li­tä­ten be­sin­nen. Auch das be­le­gen Stu­di­en. Wenn sich die Frau­en näm­lich ent­schei­den müss­ten, dann ist der Mehr­heit doch der Voll­zeit-Ma­cker lie­ber als der Frau­en­ver­ste­her auf Le­bens­zeit.​

Und das ist eine der Aussagen, bei der viele Frauen wohl (vielleicht in etwas anderer Formulierung) zustimmen würden, die aber trotzdem politisch sehr unkorrekt ist und in vielen Bereichen genau deswegen ausgeblendet wird.