Marlen Hobrack stellt in einem Artikel im Freitag eine sehr berechtigte Frage: Warum sprechen wir nicht über weibliche Diskursmacht?
Denn eine patriarchale, sexistische Kultur würde über Brüderles Äußerungen hinwegsehen. Kaum eine Frau würde einen Aufschrei wagen, aus Angst, womöglich als verklemmte Spaßbremse zu gelten.
Im Sinne einer Diskursanalyse muss man feststellen, dass Feminismus-Debatten an einem gerade nicht leiden: an Aufmerksamkeitsmangel. Auch Emma Watsons vielbeachtete UN-Rede und die Kampagne „He For She“ zeigt diese mediale Machtdimension. Männliche Stars sprangen Emma Watson beiseite, als Internet-Trolle einen heftigen Shitstorm in Reaktion auf ihre Rede entfachten.
Warum sprechen wir also nicht über weibliche Diskursmacht? Sie sollte uns Mut machen. Und die Augen dafür öffnen, dass unsere Gesellschaft (deren Teil wir Frauen ja sind) eben nicht blind gegenüber Ungerechtigkeiten ist. Doch wir erleben das Gegenteil: Wir schreien, obwohl eine ruhige Debatte vonnöten wäre. Wir stürmen auf scheinbar verschlossene Vorstandstüren zu, obwohl sie längst geöffnet sind. Wir ziehen uns auf die Position wehrloser Opfer zurück, obwohl wir längst zur Selbstermächtigung fähig wären. Und wir sehen Feinde in jenen, die kein geringeres Interesse an Gleichheit (die auch gleiche Pflichten einschließt!) haben, als wir selbst: Männer.
Die Antwort in Bezug auf den Feminismus ist einfach: Weil es nicht in die Opferrolle passt, Diskursmacht zu haben. Da würde man ja Raum einnehmen, und das in einem Patriarchat. Im Feminismus dürfen Frauen keine Diskursmacht haben, selbst wenn sie sie haben.