Feministische Forderungen als Manipulationsversuche des Sexualmarktes

Graublau ist mir zwar zuvorgekommen und hat den interessanten Kommentar von Neuer Peter zu feministischen Forderungen als Manipulationsversuche des Sexualmarktes bereits bei Geschlechterallerlei eingestellt, aber ich würde ihn auch hier gerne noch einmal zur Diskussion stellen. Ich habe mir erlaubt den Kommentar etwas zu gliedern, damit er übersichtlicher wird, der Originalkommentar ist unter dem obigen Link abrufbar

 

“Das Dilemma des Weibchens ist unübersehbar. Sie lebt in einer Welt voller Beta-Männchen und hat nun die schwieirge Aufgabe ihren Prince Charming anzulocken, und während dessen alle Betas daran zu hindern, sie zu begatten.”

Da liegt der Hase im Pfeffer. Interpretiert man feministische Forderungen als Manipulationsversuche des Sexualmarktes, kann man meines Erachtens durchaus eine kohärente Strategie erkennen.

Was den Sex und das Drumherum angeht, lassen sich die Schwierigkeiten von Frauen grob in zwei Kategorien einteilen: 1) Balz und 2) Folgekosten von Sex.

1) Balz
Das Skript unserer Spezies sieht ein männliches Werben um weibliches Gefallen vor. Es gibt hier Ausnahmen, Verschiebungen und kulturelle Überlagerungen, aber der Kern der Sache scheint mir weitgehend biologischer Natur zu sein.

Das bedeutet, dass die weibliche Aufgabe bei der Balz zum einen darin besteht,

  • potentielle Partner anzulocken (1a) und zum anderen
  • Selektionsarbeit zu leisten (1b), also unpassende Bewerber abzulehnen.

2) Folgekosten von Sex

  • Der größte Posten stellt hier die Schwangerschaft dar (2a).
  • Damit verbunden ist die Gefahr, auf diesen Kosten allein sitzen zu bleiben, wenn der Sexualpartner kein ausreichendes Commitment aufweist. Dieses sicherzustellen ist von daher eine enorm wichtige Aufgabe für die Frau (2b).
  • Auch der Schutz vor Vergewaltigung (2c) ist mit diesem Komplex verbunden.
  • Daneben und damit verbunden haben wir auch noch die möglichen Reputationsverluste (2d) durch Sex. Nämlich dadurch, dass Männer im Schnitt aufgrund der Vaterschaftsunsicherheit weniger promiskuitive Frauen als Langzeitpartner bevorzugen.

Fassen wir zusammen: Grob gesagt besteht eine optimale weibliche sexuelle Strategie darin,

  • möglichst viele hochwertige potentielle Partner anzulocken (1a),
  • wobei dies unter Umständen höhere Kosten bei der Selektionsarbeit (1b) mit sich bringt, die gehandhabt werden wollen.
  • Daraufhin steht eine Minimierung der Folgekosten von Sex im Vordergrund.
    • Die Schwangerschaft (2a) und die
    • Gefahr der Vergewaltigung (2c) wollen gehandhabt werden,
    • der Partner an einen gebunden (2b) und
    • der Reputationsverlust (2d) minimiert werden.

Nun bin ich der Ansicht, dass sich ein Großteil feministischer Forderungen und Gedanken mithilfe dieser Punkte einordnen lässt.

Die Forderung nach maximaler Freizügigkeit von jüngeren Feministinnen (slut walks etc.) betrifft (1a), die Verdammung von Konkurrenz (Kampf gegen Prostitution) und Surrogatsangeboten (Kampf gegen Pornos, sexualisierte Werbung und Computerspiele) ebenso.

Zu (1b) gehören alle Versuche, die Kosten für Anbandelungsversuche auf männlicher Seite in die Höhe zu treiben (creep shaming, rape culture Diskurse, extrem restriktive sexual harassment policies etc.). Je höher der potentielle Fallout für einen gescheiterten Anbandelungsversuch, umso eher werden weniger selbstbewusste und weniger durchsetzungsfähige Männer abgeschreckt. Um die Selektionsarbeit für Frauen zu minimieren, sollten sich eben nur Männer mit einem besonders hohen relativen sexuellen Marktwert bei den entsprechenden Frauen bewerben. Hier werden im Grunde die Kosten für die Selektionarbeit auf die Männer abgewälzt.

(2a) dürfte weitgehend selbsterklärend sein und umfasst den Einsatz für einen möglichst weiträumig und kostengünstig gestalteten Zugriff auf Verhütungsmittel und Abtreibung.

Auch (2c) dürfte selbsterklärend sein.

(2b) und (2d) sind meiner Ansicht nach die interessantesten Posten. In den USA setzt es sich derzeit durch, die Gesetze und policies für sexuellen Missbrauch derart zu gestalten, dass Vergewaltigung dann vorliegt, wenn Frau den Sex bedauert. David hat hier bereits den Fall Kalifornien angesprochen, aber auch die Abschwächung des Beweislastprinzips (Wandel von ‘beyond a reasonable doubt’ hin zu ‘preponderance of evidence’) und die Einrichtung einer Parallelgerichtsbarkeit nach feministischen Vorstellungen an den Colleges geht meiner Ansicht nach in diese Richtung. Ich möchte das hier nicht en detail ausführen. Das Thema ist aber außerordentlich spannend und sicher einen eigenen Artikel wert.

Dadurch, dass Männer nun auf das Wohlwollen ihrer Sexualpartnerinnen angewiesen sind oder enorme Konsequenzen fürchten müssen, wird die männliche Sexualstrategie, hohe Bereitschaft für Commitment vorzutäuschen, nach dem Sex aber nicht einzuhalten, effektiv eingedämmt (2b).

Die rape culture Narrative und sexual harassment policies, die sämtliche Verantwortung für Sex beim Mann verorten, erlaubt es Frauen darüber hinaus, die Verantwortung für Sex im Notfall abzustreifen und sich als Opfer zu inszenieren, was potentiellen Reputationsverlusten vorbeugt (2d).

Natürlich ist dieser Einordnungsrahmen extrem einseitig. Ich denke aber, dass er unter Umständen sehr interessante Erkenntnisse produzieren könnte.

Es lässt sich mit diesem Muster beispielsweise relativ leicht erklären warum im Feminismus die Forderung nach maximaler Freizügigkeit mit einer Verdammung der männlichen Reaktion darauf (creep shaming, male gaze etc.) Hand in Hand geht. Man erhöht die Reichweite des Schleppnetzes, will aber den Beifang minimieren.

Ich bin auf Ergänzungen und Einwände gespannt

ich verweise auch noch einmal auf meinen Artikel zum sexuellen Markt und dem sexnegativen und sexpositiven Feminismus als verschiedene Strategien auf diesem Markt. Auch die Sexual Strategies Theory ist in dieser Hinsicht interessant