Leider ist ein tatsächlich gemäßigter Feminismus als Szene kaum zu finden. Selbst relativ gemäßigte Bloggerinnen zu dem Thema scheinen im Hintergrund immer noch „das Patriarchat“ und die „Vergewaltigungskultur“ zu haben.
Aus meiner Sicht wäre es vorteilhaft, wenn es einen solchen gemäßigten Feminismus geben würde.
Dies wäre aus meiner Sicht ein Feminismus, der Männer und Frauen nicht als Gruppen in einem Nullsummenspiel begreift und bereit ist, neben der weiblichen Perspektive auch die männliche Perspektive zu überdenken und der zudem nicht auf den oben genannten pauschalen Phrasen wie Patriarchat und Rape Culture oder einer Deutungshoheit und der Privilegientheorie beruht und bereit ist, Benachteiligungen nicht nur aus Unterschieden im Schnitt herzuleiten, sondern auch über die Gründe hierfür zu diskutieren
Vorteile wären insbesondere die Folgenden:
- Eine interne Auseinandersetzung kann gerade weil sie dann evtl unter Frauen geführt wird, eine ganz andere Basis haben, weil es den Vorwurf heraus nimmt, dass man nur „als Mann seine Besitzstände waren will“ etc.
- Ein „gemäßigter Feminismus“ erleichtert Frauen den Anschluss an diesen, da sie nicht das Gefühl haben ohne Interessenvertretung dazustehen (im Gegensatz zu einem „Überlaufen“ zum Maskulismus
- Ein „gemäßigter Feminismus“ würde es auch Medien erlauben diese Themen eher aufzugreifen
Hierzu finde ich auch eine (wenn auch eigentlich zu martialisch gehaltene) Stelle aus „Die Kunst des Krieges“ interessant:
Lasse ein Schlupfloch frei, wenn du eine Armee umzingelst. Das bedeutet nicht, daß es dem Feind erlaubt wird zu fliehen. Der Grund ist, ihn glauben zu machen, daß es einen Weg in die Sicherheit gibt, um ihn daran zu hindern, mit dem Mut der Verzweiflung zu kämpfen. Denn du darfst einen verzweifelten Gegner nicht zu hart bedrängen.
Ich will dabei gar nicht sagen, dass der Feminismus bereits umzingelt ist oder es ein tatsächlicher Krieg ist, mir geht es eher um den grundsätzlichen Gehalt:
Solange man deutlich macht, dass man nichts gegen einen (noch zu entwickelnden) gemäßigten Feminismus hat, und nicht JEDEN Feminismus per se ablehnt, weil er nicht gerecht sein kann, solange verhindert man auch, dass Frauen das Gefühl haben, dass sie etwas weggenommen bekommen, was sie brauchen – nämlich eine gewisse Lobby für bestehende Ungerechtigkeiten oder zumindest für ein Aushandeln von Regeln zwischen den Geschlechtern.
Der radikale Maskulismus macht aus meiner Sicht daher einen Fehler, wenn er tönt, dass DER Feminismus immer falsch ist und immer bekämpft werden muss – ich hatte das bereits in meinem Artikel zum Antifeminismus dargelegt. Es erweckt eben die Vorstellung, dass die Interessenvertretung von Frauen aus dieser Sicht nicht geduldet werden wird, auch nicht in anderen, zukünftigen und weniger radikalen Formen. Und damit erzeugt man natürlich Widerstand und schließt die Reihen, obwohl man ja gegen Frauen gar nichts hat.
Diese Energien in einen „humanistischen Feminismus“ umzulenken, deutlich zu machen, dass man natürlich gewillt ist, sich behauptete Benachteiligungen von Frauen oder Bevorzugungen von Frauen argumentativ zu nähren und sie kritisch zu überprüfen statt sie generell abzulehnen, das scheint mir ein besserer und effektiverer Weg.