Ein aus meiner Sicht wichtiges Konzept im Pickup ist die Time Constraint. Dabei geht es darum, dass man mögliche aus der Sicht der Frau bestehende Ängste, was denn passiert, wenn man langweilig oder Creepy ist und sie einen eigentlich wieder loswerden will.
Weil Frauen die höheren Fixkosten des Sex tragen und uch üblicherweise eher die sind, die härtere Selektionskriterien haben, ist es aus meiner Sicht verständlich, dass sie sich eher als Männer mit dem Gedanken beschäftigen müssen, was passiert, wenn das Treffen mit einem interessenten schlecht läuft. Das ist schon aus evolutionärer Sicht gut erklärlich, da eben das Risiko einer Vergewaltigung mit Schwangerschaft aufgrund der potentiellen hohen Kosten auch weitere Risikobetrachtungen sinnvoll machen kann.
Meine Vermutung wäre das viele Frauen eher unterbewusst in solchen Situationen eine Bauchentscheidung treffen, wie sie den anderen Einschätzen, wobei diese auch davon abhängt, welchen Umfang der Kontakt hat.
Die unterbewusst zu beantwortende Frage wäre demnach „wird mir das Spaß machen“ bzw. „Wird es möglicherweise unangenehm werden?“. Das muss noch nicht einmal eine schlechte Wertung für einen selbst sein, wenn die Frau einen zB so gut findet, dass sie möglicherweise mit einem schlafen möchte, sich aber nicht ganz sicher ist, dann muss sie möglicherweise auf der Basis recht geringer Informationen das Risiko einkalkulieren, wie dies verläuft.
Es kann aber auch nur um kleinere Punkte gehen. Wenn man eine unbekannte Frau fragt, ob sie mit einem einen Kaffee trinken geht, dann muss sie verschiedene Fragen für sich beantworten
- wird das ein angenehmes Kaffee trinken?
- wird es vielleicht ein unangenehmes Kaffee trinken?
- wenn ich ihn in mein Leben lasse, wie ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich ihn nicht mehr loswerde, dass er mich später stalkt oder mich immer wieder anspricht?
- wird er möglicherweise unangenehm werden, wenn er merkt, dass ich nicht an ihm interessiert bin?
- usw.
Dieser Frage gegenüber steht der potentielle Wert, aber bei durchschnittlichen Aussehen des Mannes ist es eben kein großer Verlust die Zeit nicht in ihn zu investieren, so dass in diesem Moment der sicherste Weg ist, das Date/das Gespräch abzulehnen, wenn man kein gutes Gefühl hat.
Hier kommt nun die Zeitbeschränkung bzw die falsche Zeitbeschränkung ins Spiel. Sie dient dazu, dass man die potentiellen Kosten einer negativen Interaktion gering erscheinen lässt.
Man sagt also beispielsweise „Entschuldigung, ich muss gleich weiter, aber ich wollte nur kurz etwas fragen“. Jetzt geht ihre Kalkulation eben nicht mehr in die Richtung „geht der überhaupt noch mal weg? Wie werde ich ihn los, wenn er merkwürdig ist? ist er cool/gutaussehend genug, dass es sich lohnt?“ sondern das Unterbewußtsein registriert, dass er nur wenig Zeit hat und einen daher nicht viel abverlangen wird. Dies gibt einem etwas mehr Zeit einen tatsächlichen Wert zu demonstrieren, der ihr die Einschätzung, ob man nervt oder nicht, ob sich der Einsatz lohnt oder nicht, auf einer breiteren Faktenbasis ermöglicht. Ist man dann lustig oder interessant und man versteht sich gut, dann ist es jedem egal, dass man die selbst behauptete Zeitbeschränkung nicht einhält.
Diese Kostenverringerung kann man in vielen Bereichen vornehmen. Ich hatte hier schon einmal einen anderen Fall davon geschildert:
Ich erinnere mich an ein Treffen, bei der ich eine Frau, mit der ich flirtete und von der ich schon einige sehr positive Signale bekommen hatte, nach Hause fuhr und sie mich fragte, ob ich am nächsten Tag früh raus muss. Ich dachte mir, dass es ja positiver weise so war, dass ich am nächsten Morgen tatsächlich nicht raus musste und sie mich, wenn ich dies mitteilen würde, ja zumindest ohne Sorgen noch auf einen Kaffee zu sich einladen könnte. Sie stieg aus, bedankte sich für die Fahrt und lud mich nicht zu sich ein.
Etwas später hörte ich aus irgendeiner Reihe dazu die Theorie, dass eine Frau, die fragt, ob man am nächsten Tag früh raus muss, überlegt, ob sie einen mit reinnimmt, aber auch die Sorge hat, dass sie einen dann nicht mehr loswird, falls es doch nicht so gut läuft. Also fragt sie in der Hoffnung, dass man etwas vor hat um bewerten zu können, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass man lange bleibt. Der Rat war zu sagen, dass man leider früh raus müsse, aber wo sie schon fragt würde man gerne kurz ihre Wohnung sehen, einen Kaffee trinken, dann müsse man leider schon wieder aufbrechen. So kann sie einen gefahrlos einladen, wenn der Abend dann gut läuft ist es eh egal, was man vorher gesagt hat. Ich erkannte also zB die Bedeutung einer Zeitbeschränkung oder eines Time Constraints.
Auch hier geht es darum, in ihre Kostenrechnung für den negativen Fall geringe Kosten einzustellen, um das Unterbewußtsein zu beruhigen. Wer zu früh (also vor der Demonstration eines eigenen Werts) die potentiellen Kosten zu hoch sein läßt, der wird eher eine Ablehnung erhalten, wer es schafft diese Kosten im Vorfeld gering zu halten, der wird diese mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit erhalten.
Insofern sind Time Constraints nur Ausformungen des Grundgedankens, dass man der Entscheidung gegen sich die Attraktivität nehmen muss bzw. die Ängste, dass eine Entscheidung für einen negative Kosten haben wird, so klein wie möglich halten muss. Viele Mechanismen im Pickup kann man bei näherer Betrachtung in diesem Bereich einordnen. Beispielsweise geht es im Bereich Last Minute Resistance darum, dass man ihr deutlich macht, dass man sie für den Sex nicht verurteilt und sie auch keinen Übergriff befürchten muss. Die dortigen Vertrauensbildenden Maßnahmen machen letztendlich nur deutlich, dass sie sich keine Schreckensszenarien über den Sex oder das danach ausmalen muss, dass also Ängste vor negativen Kosten eines Handelns unberechtigt sind.
Noch einmal zu dem Konzept von einer Pickup Seite:
False Time Constraint (FTC)
Quick Definition: A statement a pickup artist makes when opening a set to communicate that he will not be able to remain long, reassuring them that he will not take up too much of their time.
Full Definition:
Developed by Style, the FTC helps to keep sets from getting annoyed by the presence of a new stranger. Whenever people meet someone they don’t know, they feel a certain amount of concern about how much time that person is going to take up.FTCs have the subtle effect of preemptively dissuading such feelings and also making the presence of the PUA more valued, as he may leave at any minute, which creates a feeling of scarcity. FTCs allow the PUA enough time to reach the hook point, at which point the group or target will try to get the PUA to stay.
A common FTC:
“I have to get back to my friends real quick, so I only have a minute, but I wanted to ask your opinion on something…”
Usage:
Using an FTC helped my set feel more comfortable and kept me from getting blown out
Das ist natürlich auch in vielen anderen Bereichen üblich, in denen man etwas von Leuten will:
- Haben Sie Zeit für eine kurze Umfrage/darf ich sie kurz stören?
- Ich wollte ihnen nur ganz kurz den SUPERGerät3000 vorstellen, es dauert 5 Minuten
- etc.
Es betrifft Bereiche, bei denen man in das Territorium des anderen eindringt und dieser entscheiden muss, ob er einen hinein lässt oder abwehrt.
In diesen Bereichen sind wird allerdings vorsichtiger geworden, weil wir auch hier die gleiche Berechnung anstellen, und eine Umfrage / das Supergerät 3000 meist nicht interessieren.
Weil es bei diesen Sachen so offensichtlich ist, dass wir sie nicht wollen neigen wir schnelle zu ihrer Ablehnung. Aus den gleichen Gründen erfolgt im Pickup auch die Abgrenzung indirektes Ansprechen und direktes Ansprechen. Auch hier spielen diese Faktoren mit hinein.
Beim direkten Ansprechen wird gleich deutlich, dass man etwas von ihr will. Deswegen laufen auch die oben dargestellten Berechnungen und ein gewisser Abwehrreflex kann entstehen.
Beim indirekten Ansprechen schiebt man aber einen anderen Grund für die Kontaktaufnahme vor (Beim „Opinion-Opener“ beispielsweise soll der Eindruck erweckt werden, dass man nur eine bestimmte Frage beantwortet haben möchte, in Verbindung mit einer Zeitbeschränkung entsteht so der Eindruck, dass man denjenigen schnell wieder los wird und das Unterbewusstsein aktiviert den Abwehrinstinkt nicht / hat weniger Angst vor zu hohen potentiellen negativen Kosten („Ich muss gleich wieder rüber zu meinen Leuten, aber ich brauche gerade mal eine weibliche Meinung zu einem Problem…“)
Noch ein Text dazu:
A false time constraint is one of those little things you can do which can have a surprisingly large impact on your success rate. All a false time constraint (or “FTC” for short) is a comment like, “I have to get back to my friends in a minute, but …” delivered at a key moment.
FTCs work because when you approach or lock in with a group, their defenses are – naturally – up. They’re wary that you’ll be uninteresting or unpleasant, and an FTC disarms them. It allows them to relax because, even if it turns out they don’t like you, they know you’ll be gone soon.
There are two key times to deliver a FTC. The first is when you open. Rather than just launching into your opener, e.g., “Hey, Give me a female opinion on something …” you add a FTC. “Hey. I’ve got to get back to my friends in a minute, but before I do, give me a female opinion on something …”
The other time to use a FTC is when you are joining the set in such a way that you’re entering their space. For example, you open a set who is seated at a table. You’re standing as you open. They respond, and, as you sit down, you deliver a FTC as you give the next part of your opener. Here you are disarming, in advance, their fear that you’ll impose yourself in an unwanted way on the group by staying.
Generally you’ll only deliver one FTC per set. If the set is seated, and you know you’ll want to deliver a FTC when you sit down, you might, instead, root your opener. Rooting your opener just means giving the set a reason why you’re opening them. For example, you might say, “My friend just told me this crazy story, let me know what you think …”
If these concepts seem trivial, experiment with them. Most PUAs discover that they get less resistance from their targets early, and open successfully more often, when they use these tools. The impact they have is small, but very real.
Ich meine auch, dass man damit einiges an Abwehr abfangen kann und es gut ist den Mechanismus dahinter zu verstehen. Kostenmanagement auch in Bezug auf irrationale Ängste ist etwas, was unser Gehirn automatisch anstellt und für einiges an Unannehmlichkeiten sorgen kann. „Creepiness“ kann man insofern auch schlicht als Vorgang ansprechen, bei dem in die Kalkulation des anderen die potentiellen Folgen bei einem negativen Ausgang vergrößert werden (auch weil man zu früh deutlich macht, dass einem ein bestimmter Ausgang zu wichtig ist, was das Risiko erhöht, dass man eine Entscheidung in diese Richtung nicht akzeptiert). „Aloofness“ und „Ergebnisunbekümmertheit“ machen deutlich, dass derjenige ein von einem nicht gewünschtes Ergebnis nicht erzwingen wird. Zeitbegrenzungen zu setzen betrifft ebenfalls diesen Bereich indem es darstellt, dass man nicht die Zeit und dadurch auch nicht das Interesse hat, die negativen Folgen zu groß werden zu lassen.