„Wo Frauen besser bezahlt werden als Männer“

Ein FAZ-Artikel beleuchtet, wo Frauen besser bezahlt werden als Männer. Der aus meiner Sicht interessante Teil:

Das Modeln ist nur die glamouröseste Tätigkeit, bei der Männer im Durchschnitt schlechter verdienen als Frauen. Das statistische Bundesamt liefert weitere Hinweise. Zwar verdienen Männer im Schnitt weiterhin fast überall mehr als Frauen. Doch die Ausnahmen sind interessant. Beispielsweise haben es Männer, die sich in Ausbildung oder Minijob befinden, besonders schwer. Je Stunde verdienen sie heute im Durchschnitt zwölf Prozent weniger als Frauen. Schlecht sieht es zudem für Männer aus, die Teilzeit arbeiten. Sind sie unter 45 Jahre alt, verdienen sie im Durchschnitt zwei bis vier Prozent weniger als Frauen in Teilzeit. Arbeiten sie zudem in einem der fünf Berufe mit dem höchsten Frauenanteil, dann wird ihre Teilzeit besonders bestraft. Sie verdienen dann elf Prozent weniger als die Frauen in Teilzeit. In Ostdeutschland gibt es sogar ganze Branchen, in denen Frauen im Durchschnitt je Stunde besser verdienen als Männer: In Kindergärten und an Schulen ist das ebenso der Fall wie in der Logistik oder unter Maklern. Und bei den Ostdeutschen unter 25 Jahren.

Männer in Teilzeit, also wahrscheinlich solche, die entweder keinen Vollzeitjob bekommen oder eben ihrerseits Kinder betreuen, erhalten demnach noch weniger Gehalt als Frauen, wenn der Abzug auch relativ gering ist.

Auch bei Berufen mit dem höchsten Frauenteil lohnt sich Teilzeit noch weniger, dann geht es gleich um 11% runter.

Und in Ostdeutschland scheint der Gehaltsunterschied noch weiter und in anderen Bereichen ausgeprägt zu sein.

Der Artikel versucht sich an Erklärungen:

Diese Statistik hat einen Haken: Sie zeigt zwar die Unterschiede, erklärt aber nicht, wie sie zustande kommen. Sind die Makler-Männer im Osten schlechter qualifiziert als die Makler-Frauen? Oder einfach jünger und deshalb schlechter bezahlt? Oder können Männer – Achtung, jetzt kommt es – das einfach generell schlechter: Wohnungen an den Mann bringen? Gibt es in Kindergärten im Osten eine gläserne Decke für Männer? Oder verhandeln die Männer dort einfach nicht hart genug um ihr Gehalt?

Man könnte aufgrund der Statistik behaupten, Teilzeit arbeitende Männer würden von ihren Arbeitgebern diskriminiert. Oder man glaubt, dass es schlicht die schlecht ausgebildeten Männer sind, die sich entscheiden, Teilzeit zu arbeiten – und wegen ihrer schlechten Qualifikation weniger verdienen.

Es wäre interessant die gleichen Fragen einmal unter einem Beitrag zum Gender Pay Gap zu lesen. Es sind ja häufig genau die Ursachen, die auch dort maßgeblich sind.

 

17 Gedanken zu “„Wo Frauen besser bezahlt werden als Männer“

  1. Für die ostdeutschen Kindertagesstätten kann ich es aus eigener Beobachtung relativ genau sagen (Rückfragen sind heute Abend aus erster Hand möglich). Unten ist zum Weiterlesen noch etwas Hintergrundwissen.

    Auf dem Gebiet der ehemaligen DDR gibt es seit Jahrzehnten Kindertagesstätten. Diese Kindertagesstätten haben einen sehr hohen Anteil aller Kinder aufgenommen. Es kam sehr selten vor, dass Mütter über mehrere Jahre zu Hause geblieben sind.

    In den Kindertagesstätten arbeiteten grundsätzlich nur Frauen. Ihre Qualifikation lag im DDR-Gefüge oberhalb des Durchschnitts. Somit waren natürlich auch alle Führungskräfte in den Einrichtungen weiblich.

    Nach der friedlichen Revolution wurden alle Leiterinnen der Kindergärten und Kinderkrippen überprüft. Die besonders belasteten Leiterinnen haben ihren Job als Führungskraft verloren. Gründe konnten sein: Schikanen, Stasi-Mitarbeit oder besonders starke Bindung an die SED. Es rückten meist Erzieherinnen aus der zweiten Reihe auf.

    Ab Mitte der 1990er Jahre tauchten die ersten männlichen Erzieher im Studium auf, später kamen sie in die Einrichtungen. Das habe ich beim älteren Kind und beim jüngeren Kind im Abstand von 12 Jahren miterlebt.

    Die meisten männlichen Erzieher blieben nicht lange. Sie hängten noch ein zweites Studium an, sie gingen in den Westen, sie nahmen andere Jobs an. Wenn eine Einrichtung hier im Osten heute einen hohen Männeranteil hat, sind das 2 von 20 bis 25 Leuten. Viele Einrichtungen beschäftigen bis heute keinen einzigen Mann. Das Führungspersonal ist bis heute nahezu zu 100% weiblich.

    Die Bezahlung der Erzieherinnen und Erzieher im Osten ist bis heute nicht besonders gut. Die Leiterinnen bekommen einen deutlichen Zuschlag, tragen aber auch eine sehr hohe Verantwortung. Gemessen an der lokalen Kaufkraft geht es der Leiterin einer Kita im Osten relativ gut, aber die Erzieherinnen und Erzieher müssen teilweise einen Zweitjob annehmen oder aufstocken. Das liegt unter anderem an reduzierten Arbeitszeiten, schlechten Einstufungen und der Finanznot der Kommunen.

    Interessant sind die beiden Arten der Ausbildung von Fachkräften für Kindertagesstätten in der DDR: Die Erzieherinnen für die Kinderkrippen wurden an medizinischen Fachschulen ausgebildet, die Erzieherinnen für den Kindergarten dagegen an speziellen pädagogischen Fachschulen.

    Nach der Logik der DDR-Volksbildung war die Betreuung der kleinen Kinder eher eine medizinische Aufgabe: Die Kinder sollten gesund über die Zeit ab dem zweiten/dritten Lebensmonat bis zum dritten Geburtstag heranwachsen. Natürlich gab es in dieser Zeit auch schon Ansätze der frühkindlichen Bildung.

    Die Kindergartenkinder sollten ab dem vierten Lebensjahr bis zum Vorschulalter schon mit den ersten Bestandteilen der SED-Ideologie indoktriniert werden.

    Deshalb galten die Ausbildungsstätten für Kindergartenerzieherinnen allgemein sehr »rot« im Sinne der SED-Volksbildungsministerin Margot Honecker. Die Fachschulen für Krippenerzieherinnen waren im Vergleich natürlich nicht völlig ideologiefrei, aber dort waren Schwerpunkte unter anderem Pädiatrie, Anatomie, Physiologie und natürlich Frühpädagogik …

    • Tja, eine Tante von mir

      wohnhaft in Schwerin ist nun pensionierte Studienrätin. Und sie bekommt eine Pension von ca. 2.800 Euro. Sei es ihr gegönnt?

      In den endenden 80er-Jahren stand sie urplötzlich auf um zu sagen:
      „Der Sozialismus wird siegen“
      Das tat sie recht laut …

  2. Bemerkenswert ist, dass der Autor sich überhaupt so große Mühe gibt, potentielle rationale und legitime Gründe für die Gruppen-Unterschiede zu finden.

    Wie immer: liefern die statistischen Daten nicht das gewünschte Bild, geht man bei der Interpretation in die Tiefe. Liefern sie das gewünschte Bild, suggeriert das Ergebnis undiskutiert dessen (diskriminierende) Ursache.

    Sozialforschungshuren.

    Ein schönes Beispiel von heute:

    http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/jura-examen-frauen-und-auslaender-schneiden-schlechter-ab-a-963081.html

    PS: es lohnt sich die im Artikel verlinkte Orginalarbeit durchzulesen, um nachzuvollziehen, mit welchen Kniffen man von Gruppenunterschieden zur passenden Suggestion einer Gruppendiskriminierung kommt.

    Sowas läuft für mich unter Propaganda, Agitation und lie for pay….de facto geben die massenhaften akademischen Stinkbomben aber eine indoktrinierende Dauerberieselung für die breite Masse der Bevölkerung ab.

    Schaut man sich mal die HP der in diesem Fall beteiligten spin doctor-Schmiede ( http://www.hertie-school.org/ ) an, sieht man auch, das die finanzielle Vernetzung sowohl weit in den politischen als auch in den finanzwirtschaftlichen Sektor besteht. D..h., die Propaganda ist zum tool geworden, der Zauberlehrling erwachsen.

  3. Arbeiten sie zudem in einem der fünf Berufe mit dem höchsten Frauenanteil, dann wird ihre Teilzeit besonders bestraft.

    Hier sind schon Wertung und Interpretation vorhanden, während später ganz ergebnisoffen nach den Ursachen gefragt wird.

    Aber interessant, wie Journalisten bei solchen Zahlen dann doch ganz plötzlich auf die Idee kommen, dass Unterschiede vielfältigste Ursachen haben können.

    In den genannten Bereichen werden doch wahrscheinlich die Verträge kaum individuell ausgehandelt.
    „Lohndiskriminierung“ kommt meiner Ansicht nach wenn überhaupt nur darüber zustande, dass die Arbeitgeber die besser zahlen, weniger Frauen (oder in dem Fall Männer) einstellen. Aber auch da müsste man erstmal zeigen, dass das unterrepräsentierte Geschlecht in diesem Bereich gleich gut qualifiziert ist und gleich gut arbeitet. Ich gehe beispielsweise davon aus, dass Männer beim Pendeln weitere Wege in Kauf nehmen für ein gutes Gehalt.

    Die Zahlen hier eignen sich dafür, den Gender Pay Gap für Frauen wieder einmal zu dekonstruieren. Aber bitte bloß nicht, um einen Diskriminierungsmythos für Männer zu schaffen.

    In der Frage Gender Pay Gap zeigt sich übrigens auch die intellektuelle Redlichkeit der hier neuerdings gefeierten Vorzeigefeministinnen Robin und Onyx. Wie verlogen muss man sein, um sich Feministin zu nennen und dann zu DEN zentralen Propagandalügen (Gender Pay und Domestic Violence) keine Stellung beziehen zu können?
    Diese beiden Mythen sind die wesentlichste Legitimation der Ideologie, sie werden genannt, wenn sich öffentlich die Frage stellt, warum es Feminismus noch braucht.
    Robin und Onyx haben ja schon privilegierten Zugang zu den Informationen, mit denen hier diese Mythen fast tagein, tagaus dekonstruiert werden.
    Ich lese ja deren Blogs nicht, aber beide haben meiner Erinnerung nach dazu nur zu sagen, „sich nicht damit beschäftigt zu haben“.

  4. Pingback: Männerteilzeit – mehr verdienen sie nicht | emannzer

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