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Tag: 15. Februar 2014
„Barbie-Feminismus“
Auf Freitag.de schreibt eine ostdeutsche Feministin darüber, was ihr am jetzigen Feminismus nicht gefällt:
In allen Einzelheiten beschrieb sie ihren harten Alltag: Die Professoren behandelten sie nicht gleichberechtigt; die affektierten Kommilitoninnen waren alle anorektisch und den Vater ihrer Tochter hatte sie aus der Wohnung werfen müssen, weil der nicht aufräumen wollte. Dieses chauvinistische Arschloch. Dabei fehlte es Charlotte doch selbst ein wenig an Ordnungssinn. Sie fand, ihr Leben war das Ergebnis der Jahrtausende alten männlichen Vorherrschaft. Sie wohnt ja auch in einem Mietshaus, das ihrem Vater gehörte. Dass ihr Exmann, ein Schriftsteller, sie finanziell nicht unterstützen könne und dass sie deswegen arbeiten müsse, sich um ihr Kind kümmern und nicht mehr frei war, sah sie als Beweis für die fundamentale Unterdrückung der Frau in unserer heutigen Gesellschaft.
Charlottes Sicht auf die Welt ist mir fremd. Auch wenn sie mich an viele westdeutsche Frauen erinnert, die ich kenne. Sie halten sich für Vorzeigefeministinnen und führen dennoch Debatten, die mich an die achtziger Jahre erinnern. Ich nenne sie Barbie-Feministinnen: außen Feministin, innen Barbie.
Hier wurde vergleichbares schon als Jammerfeminismus bezeichnet, es scheint aber auch etwas in die Richtung zu gehen, dass man alles hat aber dennoch unzufrieden ist und die schuld immer bei den anderen sucht.
Was ich als Kritik auch durchaus verständlich finde: Ich bin durchaus auch der Auffassung, das der Feminismus eine Strömung gebrauchen könnte, die sich mehr auf das besinnt, was Frauen selbst machen können statt Sündenböcke zu suchen.
Der Artikel dazu:
arum? Weil sie Fragen aufwerfen und Rechte diskutieren, die in meiner Welt längst beantwortet und ausgehandelt sind. Sie kämpfen einen Kampf, den ich als gewonnen betrachte. Viele weibliche Heroinen haben diesen Kampf um Selbstverwirklichung und Selbstbestimmung für Charlotte und alle anderen Frauen dieser Welt gekämpft. Dass diese errungenen Rechte nicht als selbstverständlich gelebt werden können, ist das eigentliche Problem. Dabei wird einem völlig unmächtigen Gegner Macht verliehen, die ihm doch eigentlich schon längst entzogen wurde.
Abgesehen von dem Feindbild des Mannes, das da in gewisser Weise an die Wand gemalt wird ist das durchaus zutreffend. Frauen würden sich besser stellen, wenn sie davon ausgehen würden, dass sie sich bereits selbstverwirklichen und selbstbestimmen können. Die Frauen, die dann Karriere machen wollen, müssen sich aber auch bewußt sein, dass dies erhebliche Arbeitszeiten, Stress und wenig Zeit mit Kindern bedeuten wird. Das würde es aus meiner Sicht bedeuten sich in der modernen Welt selbstbestimmt zu bewegen.
Weil man als moderne Frau heute feministisch zu sein hat, wird alles, was in Wirklichkeit nichts anderes als die Denkfehler der westdeutschen Sozialisation sind, als moderner Feminismus verkauft. Bei genauerer Betrachtung erkennt man allerdings, dass patriarchalische Denkmuster sehr stark verinnerlicht wurden. Ähnliches gilt für Kristina Schröder, die ihr Amt als Familienministerin nicht mehr weiterführen wollte, um mehr Zeit mit ihrer Familie zu verbringen. Für ihre Nachfolgerin Manuela Schwesig ist Mutter und Ministerin zu sein kein Problem. Ihr Mann arbeitet zu Hause in Schwerin halbtags und kümmert sich um das Kind. Schwesig ist eine von vielen Frauen, die ohne müde Haut Beruf und Familie vereinbaren können; die nicht arbeiten gehen, um sich teure Sache zu kaufen, sondern weil sie lieben, was sie tun. Sie sind Mutter, Business-Frau und Partnerin. Und dieses Zusammenspiel macht sie überhaupt erst glücklich und vollkommen.
Patriarchalische Denkmuster scheint so etwas wie verinnerlichter Sexismus zu sein, bei dem man eben davon ausgeht, die Kinderbetreuung nicht an den Vater abgeben zu können, sondern ihn selbst machen zu müssen. Interessant eigentlich, dass dies als patriarchisch angesehen wird. Man könnte es genauso ein Richtung einer Hypergamie oder eben eines Anspruchs auf das Kind durch die Mutter sehen. Aber dessen ungeachtet ist es ein moderner Ansatz, der auf ein Machen statt ein Jammern setzt und als solcher durchaus sympathisch.
Zum Aufschrei heißt es dort:
Alles, was aktuell unter dem Deckmantel einer Feminismusdebatte erörtert wird, ist für mich unemanzipiertes Geplänkel. Dazu gehört zum Beispiel auch das #Aufschrei-Spektakel. Ich hätte Herrn Brüderle eine Äußerung zu meinen Brüsten durchaus zugestanden. Ich hätte ihm liebevoll über sein lichtes Haupthaar gestreichelt und freundlich gesagt: „So wird das doch nichts, Schnuppi!“
Hat was schönes: „Hört halt auf zu jammern und stellt euch nicht so an. “ Natürlich hagelte es gleich an Sprüchen von Feministinnen auf Twitter, dass es so jedenfalls bei ihr nichts werde. Warum blieb allerdings meist offen.
ch sehe mich als Subjekt. Und dazu gehören ein Leib und eine Seele. Wer mein Äußeres begutachtet, entwertet nicht im selben Moment mein Inneres. Wer sich aber selbst als Objekt begreift, der erlebt jede Äußerung bezüglich der eigenen Körperlichkeit selbstverständlich als Beweis für das Fehlen einer Seele. Die vermeintliche Reduktion beginnt im eigenen Kopf. Ein Subjekt weiß um die Komplexität des eigenen Seins. Ein Subjekt hätte in dem berühmten #Aufschrei-Augenblick lediglich den tumben Versuch einer Annäherung von einem jenseits der Midlife-Crisis stehenden Mann erkannt.
Eine Frau, die sich weigert, sich in eine Opferstellung zu begeben zweifelt ein bestimmendes Element des Feminismus, nämlich eben die Unterdrückung der Frau an. Insofern steht sie schon fast außerhalb des Feminismus.
Die Barbie-Feministinnen unterwandern ein eigentlich fortschrittliches System. Der Feind sitzt in ihnen selbst und davor habe ich mehr Angst, als vor einem trotteligen Chef, der mir auf den Hintern starrt. Dieser Mann ist nicht mein Feind. Keiner behandelt mich als Mensch zweiter Klasse, keiner zahlt mir weniger, keiner lässt mich mit meinem Kind allein und fordert, dass ich auch noch das Geschirr in die Spülmaschine stelle. Weil ich den anderen nicht als Mensch zweiter Klasse begegne. Und wenn es mir doch irgendwann einmal passieren sollte, dann antworte ich ihnen mit einem lauten Schweigen. Dieses Schweigen lässt das Gesagte unbeantwortet. Ohne Antwort gibt es keine Anerkennung. Das Gesagte verliert sich bedeutungslos im Raum.
„Der Feind sitzt in ihnen selbst“ ist durchaus eine treffende Beobachtung. Wer immer nur Unterdrückung und imaginäre Wände sieht und in Männern immer das Patriarchat, der behindert sich in der Tat selbst. Einige der hinderlichsten Mythen für Frauen, wie etwa der Umstand, dass sie angeblich 23% weniger bei gleicher Tätigkeit verdienen oder die Angst vor Vergewaltigung oder die gläserne Decke werden am nachhaltigsten vom Feminismus aufrechtgehalten.