„Gender Ambitionen Gap“ statt „Gender Pay Gap“

In dem Artikel „When It Comes To Women There’s No Equality Gap, There’s An Ambition Gap“ wird die Erwartungshaltung bezüglich der Karriere auf interessante Weise umgedeht:

Aus dem Lohnunterschied ergibt sich nicht, dass Frauen beim Lohn diskriminiert werde, sondern dass sie nicht ambitioniert genug sind, um einen höheren Lohn zu erzielne

Aus dem Artikel:

When we talk about women and equality, the emphasis is always placed on when companies are going to open their doors to women, or when there will no longer be a glass ceiling. The thing is, in 2014, we don’t need to wait around for a red carpet to be rolled out for us. No person who is smart enough to run a company really thinks that they shouldn’t hire a woman because she isn’t as smart or capable. The number one reason there aren’t more women running countries and companies is because there aren’t more women who want to run countries and companies.

Also ein Betonen der Eigenständigkeit der Frau und ein Verweis darauf, dass die Gläserne Decke vielleicht gar nicht so solide ist, sondern die Frauen nur einfach nicht den steilen Berg hinaufkraxeln wollen.

Es ist insoweit die „Autonomiekeule„: Frauen entscheiden sich für bestimmte Lebensgestaltungen, weil sie so leben wollen.

There is an achievement gap between men and women. I think this is in large part to our cultural expectations of women. There are plenty of men who run companies and countries that have a wife and kids. It doesn’t stop there for these people. Men who are married are actually more capable of achieving more because they have a wife who takes care of the household minutiae, allowing them to spend more time focusing on work. When women get married, they become less capable of achieving more, in general, because they put themselves into this role of helper.

Hier geht es dann allerdings doch wieder in die Richtung der Geschlechterrolle. Frauen unterliegen gewissen kulturellen Erwartungen und die lassen sie eher zum Helder als zum Macher werden. Die klassische Arbeitsteilung führt zu einer gewissen Aufgabenverteilung, die den Mann für die Arbeit frei(er) stellt und die Frau für die Familie. Dementsprechend ergeben sich auch die Karrieremöglichkeiten.

As far as we have come as women, we still don’t have the ambition that men have. We want to be helpers rather than doers. We are content to say “my husband’s success is my success, because he couldn’t do it without me caring for our children, doing his laundry, making his meals.”

We think we are selfish when we do something that isn’t for other people, men call that living.

Auch hier wieder die Vorstellung, dass es egoistisch sein muss, Karriere zu machen, und selbstlos, wenn man „der Helfer“ ist. Das kann man natürlich auch genau andersrum sehen: Der eine geht zur Erwerbsarbeit und sichert damit selbstlos die Versorgung der Familie und erlaubt dem anderen egoistisch Zeit mit der Familie und den Kindern zu verbringen: Er ist insofern ebenfalls der Helfer dieses Lebensstils.

Es ist eh erstaunlich, dass Karriere so unkritisch als etwas gesehen wird, was einfach nur ein Gewinn ist: Es ist natürlich auch Konkurrenz, harte Arbeit, Verantwortung und Stress. Es kommt eben darauf an, wie man die Arbeit sieht und aus welchem Blickwinkel man es sieht. Hier darf man ruhig einmal darauf verweisen, dass viele Frauen auch kein Leben wollen, indem sie die Kinder kaum sehen, weil diese schon schlafen, wenn sie nach Hause kommen. Genau das kann nämlich Karriere auch bedeuten.

Zudem ist es für die Frau eben auch leichter, sich über den Status des Mannes zu definieren, weil es zu sexuellen Selektionskriterien passt: Sich einen guten Versorger geangelt zu haben bedeutet sich gegen die weibliche Konkurrenz durchgesetzt zu haben und ist insofern auch ein „ehrliches Zeichen“ für eigene Qualitäten. Ein Mann mit einer hochstehenden Frau hingegen hat solche  Selektionskriterien eher gegen sich: Seine Frau brauch ihn nicht als Versorger, er hat einen geringeren Status, die üblichen Attraktivitätsmerkmale greifen nicht (natürlich kann man sozialen Status auch anders ausgleichen, aber es bleibt eben erst einmal eine ungewöhnliche Wahl)

If we really want to close the equality gap, we need to think about how we can close the ambition gap: encourage women to dream big, and not to settle for a helper role.

Guter Ansatz. Er hat aber einige Hindernisse gegen sich. Eben auch, weil es vielen Frauen wesentlich schwerer fällt sich für eine Verschiebung der Work-Life-Balance sehr stark auf die Seite von „Work“ zu entscheiden.