„Nur Frauen können Frauen helfen“ (The Masters tools…)

Im Gender-Feminismus kommt wohl über den Gedanken, dass nur die Betroffenen wissen können, wie man ihnen hilft und „“the Master’s tools will never dismantle the Master’s house“ der Gedanke hinein, dass nur Frauen Frauen unterstützen und das man an dem Umstand, wie viele Frauen an einer bestimmten Stelle tätig sind ablesen kann, inwieweit Fraueninteressen dort umgesetzt werden bzw. sogar im Umkehrschluss, dass man daran ablesen kann, inwiefern Fraueninteressen vernachlässigt werden. Man kann dann quasi nach diesem Grundsatz das Verbesserungspotential, welches in einem Bereich noch zu erreichen ist, anhand der Frage bewerten, wie viele Frauen dort bereits tätig sind.

Ein hübsches Beispiel wird hier zitiert:

Die Zukunft der Medizin ist weiblich. Heute sind mehr als 60 Prozent der Studierenden im Fach Medizin Frauen. Auf den Führungspositionen der Medizin stagniert die Quote von Ärztinnen seit Jahren unter 10%, an der Spitze stehen über 90% Männer. Erst wenn auch Ärztinnen an entscheidenden Stellen tätig sind und Therapiekonzepte und Strukturen gestalten, werden wir den Gegebenheiten und Anforderungen unseres Gesundheitswesens gerecht – denn auch mehr als die Hälfte unserer Patienten sind weiblich!

Die zutreffende Wertung der Autorin:

Ja, genau, wenn ich demnächst ärztliche Hilfe benötige, werde ich sicherstellen, dass mein weiblicher kranker Körper nur von weiblichen gesunden Händen wieder in Ordnung gebracht wird. Es ist ein medizinisches Wunder, dass ich die Behandlung durch männliche Ärzte bis jetzt überlebt habe – wahrscheinlich war das aber einfach nur pures Glück. Wie werde ich nur meine weiblichen Kopfschmerzen los, wenn ich einen solchen Schmarrn lese?

Der Gedanke setzt sich auch in vielen anderen Bereichen fort, trifft dort aber auch nicht zu. So können starke weibliche Vorbilder auch durchaus abschrecken, Frauen wählen auch selbst nicht unbedingt die Partei, die die meisten Frauen nach oben bringt und auch weibliche Wissenschaftler scheinen einer gewissen Bias gegenüber Frauen zu unterliegen.

Er unterschätzt auch, dass es eben darauf ankommt, was derjenige der handelt, eigentlich erreichen will. Ein Politiker beispielsweise will gewählt werden und es gibt eben sogar etwas mehr weibliche als männliche Wähler, so dass gerade ein männlicher Politiker die Interessen der Frauen nicht ignorieren kann (während einer Frau eher unterstellt wird, dass sie sie eh vertritt). Es muss dann eben gerade nicht die beste Taktik sein, auf eine Frau zu setzen, sondern eher auf einen Mann, der sich gerade als Beschützer oder Förderer darstellen will.

Der Fehler ergibt sich insoweit zum Teil auch aus den drei Grundannahmen des Genderfeminismus:

Gender feminism is an empirical doctrine committed to three claims about human nature.

  • The first is that the differences between men and women have nothing to do with biology but are socially constructed in their entirety.
  • The second is that humans possess a single social motive — power — and that social life can be understood only in terms of how it is exercised.
  • The third is that human interactions arise not from the motives of people dealing with each other as individuals but from the motives of groups dealing with other groups — in this case, the male gender dominating the female gende

Wer den Politiker nur als Bestandteil der Gruppe Mann sieht, der lediglich deren Gruppeninteressen im Kampf um die Macht vertritt, und nicht als Einzelperson, die Macht für sich will oder zumindest selbst vorankommen möchte und dazu die weiblichen Wähler braucht, oder wer nicht erkennt, dass der Mediziner genauso bestimmte Frauenprobleme angehen möchte, weil er ein guter Arzt sein will und nicht der Gruppe Mann zur Macht verhelfen will, der wird eben diese Unterschiede nicht verstehen und für den hat kein Mann ein Interesse daran, in irgendeiner Form Frauen zu nützen oder sich sogar besonders für sie zu engagieren.

Natürlich ist der Gedanke, dass Mitgliedern einer Gruppe bestimmte Sachen, die gerade sie betreffen, eher auffallen, als Mitgliedern einer anderen Gruppe, aber das bedeutet ja nicht, dass diese Erkenntnisse dann nicht kommuniziert werden können und daher den Fachleuten auf dem Gebiet bekannt sind bzw. dass er sie sich zB wie ein Arzt durch beständigen Umgang mit Patientinnen zulegen kann. Ebenso können Umfragen oder Testgruppen oder eben entsprechende Forschung dieses Wissen bereitstellen.

Interessant an diesen Aussagen finde ich noch, dass damit diese Theorien fast schon in einen Differenzfeminismus übergehen. Denn die Frau wird hier als so grundlegend anders dargestellt, dass Männer sie nicht verstehen können. Man kann das abfangen, indem man eben sagt, dass die Männer eben die Macht der Männer stärken wollen und insofern bösartig sind oder indem man die Sozialisation dafür verantwortlich macht, dass Frauen ganz anders sind.