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Tag: 25. Januar 2014
Umfrage zum #Aufschrei und Sexismus
Im Nachklang zum #Aufschrei (und Himmelreich und Brüderle) findet sich in der Zeit ein interessanter Bericht über die Meinung zu Sexismus gegen Männer:
Eine sehr große Mehrheit von 72 Prozent ist der Meinung , dass in der Sexismus-Diskussion die Männer zu kurz kommen, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag von ZEIT ONLINE ergab.
Frauen sehen dies mit 75 Prozent sogar noch häufiger als Männer (68 Prozent). Bei dieser Wahrnehmung spielt das Alter der Befragten kaum eine Rolle. Es gibt also keine Anzeichen dafür, dass zum Beispiel die jüngere Generation sensibilisierter gegenüber der Situation von Männern ist.
Das ist doch ein sehr erfreulicher Ausblick (also nicht, dass sie zu kurz gekommen sind, sondern die Meinung dazu). Es lässt auch ein gewisses Potential für einen Antiradikalfeminismus erkennen, denn die Übertreibungen kamen eben gerade aus diesem Lager.
Gefragt wurde natürlich auch nach den Sexismus-Erfahrungen von Frauen. Wir wollten wissen: Leben wir in Deutschland in einer männlich dominierten Gesellschaft, in der Frauen immer wieder Erfahrungen mit Sexismus machen?
Das ist schon erst einmal eine merkwürdige Frage, da sie ja eigentlich aus zwei Teilen besteht, der männlich dominierten Gesellschaft und der Frage von Sexismus gegenüber Frauen. Und dann auch noch „Erfahrungen“, also ein butterweicher Begriff. Klar werden Frauen je nach Definiton Erfahrungen mit Seximus machen. Ebenso wie Männer. Zählt man die ausgesetzte Wehrpflicht dazu, dann wäre das bei Männern sogar sehr einfach in hoher Zahl möglich. Aber auch Männer erleben Alltagssexismus, den sie aber vielleicht gar nicht als solchen bemerken. Gerade wegen dieser merkwürdigen Fragestellung ist allerdings dann die Antwort umso interessanter:
Die Deutschen sind an diesem Punkt unentschlossen. 44 Prozent sind dieser Ansicht, 47 Prozent sagen, sie können einer solchen Annahme eher nicht zustimmen. Frauen (55 Prozent) glauben deutlich eher an eine männlich dominierte Gesellschaft als Männer (33 Prozent).
Dabei ist interessant, dass Befragte im Alter von 35 bis 44 Jahren mit 38 Prozent am wenigsten daran glauben, dass die Gesellschaft männlich dominiert ist. Dabei ist dies das Alter, in dem Bürger normalerweise Karriere machen und eine Familie gegründet haben, also womöglich vermehrt Erfahrungen mit Sexismus machen.
Männer sehen sich zu einem recht großen Teil nicht in einer männerdominierten Gesellschaft (immerhin 67%) und auch bei Frauen widersprechen 45%. Allerdings sehen immerhin 55% der Frauen eine solche männlich dominierte Gesellschaft. Würde man sie auf bestimmte Punkte ansprechen, würde sich wahrscheinlich ein anderes Bild ergeben, etwa zu der Frage, wieviel Frauen in Beziehungen zu sagen haben, wie die meisten Ausgabenentscheidungen treffen oder ob sie ihre Lebensplanung in Bezug auf Aufgabenteilung in ihrer Beziehung umsetzen konnten. Hier werden viele schlicht vor Augen gehabt haben, dass Männer eher in Führungspositionen kommen, was aber wenig aussagt.
Was hat die Debatte schließlich bezüglich des eigenen Verhaltens gebracht:
udem war die heftig und emotional geführte Sexismus-Debatte des vergangenen Jahres nur für die wenigsten ein Anlass, das eigene Verhalten gegenüber dem anderen Geschlecht zu überdenken. Lediglich 24 Prozent der Befragten geben dies an. 70 Prozent sagen, sie hätten nicht über sich nachgedacht. Dabei ist der Anteil unter Frauen (71 Prozent) und Männern (70 Prozent) fast gleich hoch.
Also immerhin 1/4 der Befragten und auch wohl ca. 1/4 der Männer gaben an, dass sie ihr eigenes Verhalten überdenken wollten. Das ist gar nicht mal so wenig, es wäre interessant in welche Richtung: Wollen sie vorsichtiger mit Äußerungen sein, damit sie zB Frauen respektvoller behandeln oder wollen sie vorsichtiger sein, weil ihnen bewußt geworden ist, dass so etwas gefährlich sein kann und sie es insofern nur noch bei Frauen verwenden, deren Reaktion sie einschätzen können?