Wie hegemonial ist der Feminismus? Opferstellung und Macht

Leser David schreibt:

Der Mainstream-Feminismus hingegen ist sich seiner politischen, institutionellen oder auch nur diskursiven Macht allzu bewusst. Wenn man sich Handlungen und öffentliche Äußerungen von Feministinnen anschaut, wird da überwiegend gar nicht mehr gejammert, sondern es werden aktiv Ausschlüsse produziert, deren Opfer verhöhnt werden. Auf Opferrhetorik wird nur noch als Disclaimer referenziert, ein echtes Opferdenken steckt nicht dahinter. Männerrechtler beispielsweise werden (völlig zurecht natürlich) nicht im geringsten als Repräsentaten des “Patriarchats” gesehen, sondern als “Gefahr” der gesellschaftlichen Wertordnung.

Würden in einer tatsächlich patriarchalischen Gesellschaft, Lobbyisten des “privilegierten” Geschlechts etwa verhöhnt und als radikal gebrandmarkt?*

Menschen die sich über “maletears” beömmeln, fühlen sich gar nicht selbst diskriminiert. Die Diskriminierung wird eher wie eine Monstranz vor sich hergetragen, und wer sie streitig machen möchte, der wird höhnisch abgestraft. Die Opferposition des Feminismus ist hegemonial und fühlt sich für die meisten auch nicht als solche an.

Die Denke, die sich in unverhohlenen politischen Forderungen äußert, ist eine autoritäre.

Dazu würde ich sagen, dass eine Opferposition natürlich erhebliche Stärke gegen kann, weil einem über diese Macht zufließen kann. Denn Opfer  müssen geschützt und verteidigt werden, gerade wenn der Angriff gegen sie ungerecht ist und sie schwächer sind als der Gegner. 

Ich denke schon, dass viele Feministinnen sich in einer Opferposition sehen, die Wut auf das Patriarchat und die Privilegien der anderen sind real. Dazu passen die Texte diverser Feministinnen dazu, wie sehr sie an der Welt leiden und wie sie kaum einen Tag überstehen, ohne Sexismus und Gewalt zu erfahren. 

Zur Macht aus der Opferrolle habe ich hier etwas gefunden:

We’ve already discovered how the Victim develops the Victim identity; what we need to know now is how it works today. Basically what it does is allow the Victim to disown any responsibility for her life. No. Others are responsible for her life, her choices, her intentions, her ability to get back up after being knocked down, and her ability to have say-so over her own actions. All of these belong to someone else. At least that’s the way the Victim sees it. And if the Victim’s victim sees it that way too, then the Victim has all the power.

In order for the Victim to begin to stop playing the Victim role and take on a more genuine sense of self, he pretty much has to be surrounded with people who will not be manipulated into being controlled by the Victim’s powerlessness. This means that we are going to have to start getting down to the truth when it comes to the concept of personal responsibility. 

Auch die Wikipedia hat etwas interessantes dazu:

Victim playing by abusers is either:

  • diverting attention away from acts of abuse by claiming that the abuse was justified based on another person’s bad behavior (typically the victim)
  • soliciting sympathy from others in order to gain their assistance in supporting or enabling the abuse of a victim (known as proxy abuse).

It is common for abusers to engage in victim playing. This serves two purposes:

  • justification to themselves – as a way of dealing with the cognitive dissonance that results from inconsistencies between the way they treat others and what they believe about themselves.
  • justification to others – as a way of escaping harsh judgment or condemnation they may fear from others.

Hier könnte ich mir auch vorstellen, dass einiges zur Anwendung kommt, allerdings eher auf unterbewußter Ebene:

  • Privilegientheorien in Verbindung mit Deutungshoheit geben eine gute Basis dafür, dass man sich gegenüber Männern so schlecht benehmen kann wie man will. Die WHMs und die Dudes haben es ja selbst verdient, weil sie ihre Privilegien nicht aufgeben, Frauen unterdrücken und man als Opfer auch keine Rücksicht nehmen kann.
  • „seht wie schlecht es uns wegen der Männer geht, jetzt helft uns deren Privilegien wegzunehmen.
  • wenn eine Feministin etwas aushalten muss, dann kognitive Dissonanzen: Die dortigen Theorien sind voller Löcher, haben ein schwaches Fundament und bauen beständige Feindbilder auf. Eine klare Opferrolle kann da dazu beitragen, dass man zumindest einen roten Faden hat: Wie auch immer die Lage gerade ist, es muss so ausgehen, dass die Frau das Opfer ist. Ein gutes Beispiel ist es, wenn jeder Vorteil, den Frauen haben, als „wohlwollender Sexismus“ umgedeutet wird und sich damit in ein Benachteiligung verwandelt 
  • „hört auf uns zu kritisieren, wir kämpfen nur für Gleichberechtigung“ oder „jetzt fallen die schon wieder alle über uns her, dabei haben wir doch nur gesagt, dass alle Männer von Vergewaltigungen profitieren, dass machen die nur, damit sie uns Raum wegnehmen können“

An diesen Beispielen sieht man, dass Opfersein und Macht haben, auch bewußte Macht als Opfer haben, sich nicht ausschließen. Aus dieser Position werden dann auch Forderungen aufgestellt, die obwohl Opfer autoritär sein können. Dass man die Regeln befolgen muss, folgt daraus, dass der Fordernde eben das Opfer ist. 

Der Feminismus hat insofern das Machtmittel der Opferstellung und das gleichzeitige Aufrechterhalten beider Positionen stark perfektioniert. Man kann gleichzeitig behaupten, dass alle Frauen unterdrückt werden und Gegner durch öffentliches Bloßstellen und andere auf sie hetzen sehr stark angreifen. Wer es schafft, den Gegner in eine Pariastellung zu bringen, weil die eigene Opferstellung so stark ausgebaut ist, dass deren Angriff ein Taboo ist, der hat Macht als Opfer