Leser David hatte neulich noch etwas Gutes geschrieben, was ich hier noch einmal mehr in den Vordergrund rücken möchte:
Mir ist das schon häufig als antibiologische Diskursstrategie aufgefallen. Man findet (teilweise berechtigte) Hinweise auf eine höhere Komplexität und kleinstmögliche Ansätze für Alternativerklärungen, und lässt damit biologische Theorien in Ockhams Messer laufen.*
Was übrig bleibt, ist die behauptete soziokulturelle Nullhypothese, die sich denselben Anforderungen nicht stellen muss.
Wie genau z.B. die omnipotente Gesellschaft, das Patriarchat, die Sprache, der Diskurs, die Genderscripts ein stabiles stereotyp-konformes Verhalten erzeugt, muss nicht erklärt werden.
Die Macht der gendernden Sprache, die in scheinbar unendlich vielen kommunikativen Handlungen Genderscripe entwirft und dazugehörige Mikroexpressionen der Eltern, die das Verhalten schon im Kleinkindesalter formen, werden einfach vorausgesetzt.
Warum es so vielen Menschen dennoch möglich ist, diese Matrix zu überwinden, warum zum Beispiel Frauen den Bereich der Biologie erschlossen haben aber nicht den der Physik, bedarf keiner Erklärung. Denn Diversität ist grundsätzlich soziologisch bedingt, die Biologie kennt so etwas ja nun überhaupt nicht.Biologische Teilerklärungen müssen immer schon an der Wurzel attackiert werden, müssen axiomatisch disqualifiziert werden, um am Wettbewerb der Erklärungen gar nicht mehr teilnehmen zu dürfen. Denn als Alternativerklärung für einen konkreten empirischen Befund kommt man ihr möglicherweise nicht mehr bei.
*Ein Beispiel hierfür die gestrigen, und mir schon oft untergekommenen Widerlegungsversuche des höheren männlichen Sextriebs. Dass wir enorme kulturelle Varianzen beobachten können und teilweise auch Ausnahmen wie Umkehrungen erleben, ist ein wichtiger Hinweis, dass ja alles doch “nicht so einfach” ist und die Umwelt hier weitreichende Überformungen schaffen kann.
Damit soll wiederum eine soziokulturelle Nullhypothese etabliert werden. Dabei kann man auf eine plausible Theorie verzichten, die den überwältigend konsistenten empirischen Befund erklärt, dass Männer unter fast allen Bedingungen häufiger masturbieren, öfter an Sex denken, mehr Prostitution, Pornographie und casual Sex nachfragen.
Wodurch wird dies gefördert? Finden sich Hinweise in der praktischen Pädagogik, den Medien, der Sprache, die ein so differenziell wirksames Appetenzverhalten erklären könnten?Zum Nachdenken gebracht hat mich Elmars Idee schon, dass Biologi(smus) der Männerrechtsbewegung mehr schadet als nutzt, da könnte durchaus was dran sein.
Ich halte es dennoch für notwendig, die Relevanz biologischer Erklärungen für das Verhalten der Geschlechter zu verteidigen.
Im Grunde ist das zurückdrängen biologischer Erklärungen ja nur ein verkappter Gleichheits-Biologismus, der die behauptete Insuffizienz biologischer Erklärungen mit ihrer Widerlegung gleichsetzt und dadurch allerhand Gleichstellungsmaßnahmen legitimiert, die Individuen und ihrer Diversität nicht gerecht werden.
Antibiologistische Maskulisten behaupten nun, dass man deren Illegitimität auch ohne Rückgriff auf biologische Ansätze durchsetzen kann.Dazu mal ein Beispiel analog zu einer Patriarchatstheorie: nehmen wir an, ein blonder Fanatiker schafft eine Diktatur und setzt eine kranke Ideologie durch, die den blonden Übermenschen propagiert. Zum Zeitpunkt seiner Absetzung sind tatsächlich Verhältnisse eingetreten die dafür sorgen, dass Blonde 22% mehr verdienen als Dunkelhaarige, in verschiedenen Bereichen überrepräsentiert sind und auch teilweise andere Präferenzen zeigen.
Man kann also leicht darstellen, dass hier ein natürliches Gleichgewicht wie es vor der Diktatur bestanden haben soll (obwohl keiner es gemessen hat), verloren gegangen ist.
Ich wäre der erste, der gleichstellende Maßnahmen und affirmative action begrüßt, um die Gleichheit wiederherzustellen.Diese konstruierte Vorstellung eines natürlichen Gleichgewichts der Geschlechter kann man jedoch nur mit Biologie dekonstruieren.