Erzählmirnix Masku-Blogstöckchen: 8 Fragen zum Maskulismus

Erzählmirnix stellt ein paar Fragen zum Maskulismus an „die üblichen Verdächtigen“.

1. DEN Maskulismus gibts ja eigentlich gar nicht… oder? Wie würdest du (deinen) Maskulismus definieren?

Ich würde mich in einen gemäßigten, liberalen, biologische ausgerichteten Maskulismus einordnen. Daraus folgt eine gewisse Form von Differenzmaskulismus, der aber nicht absolut verstanden werden soll. Es geht eben darum, gewisse Unterschiede im Schnitt anzuerkennen, ohne damit die Einzelperson festzulegen. Männer und Frauen sind nicht absolut verschieden. Die Ausprägung bestimmter Fähigkeiten ist bei Mann und Frau verschieden, es handelt sich um zwei Normalverteilungen mit unterschiedlichen Mittelwert, deren Träger überlappen. Demnach gibt es Männer, die nicht so gut sind in Bereichen, in denen Männer im Schnitt besser sind und Frauen, die in diesen Bereichen besser sind und umgekehrt

2. Was war dein erster Berührungspunkt mit Maskulismus? Wann hast du zum ersten Mal was davon gehört und wann und warum hast du dich evtl. zum ersten mal selbst so bezeichnet?

Ich hatte schon einiges über Geschlechterunterschiede gelesen und mir so meine Gedanken gemacht. Dann las ich in der Süddeutschen einen Bericht über das Buch „Frauen und Kinder zuerst“ von Paul-Hermann Gruner, dass einige interessante Fragen ansprach. Ich kaufte es mir aus einer Laune heraus und vieles dort passte gut zu anderen Überlegungen die ich hatte. Ich las etwas weiter, Arne Hoffmann und Warren Farrell. Gerade in Verbindung mit den Geschlechterunterschieden machte das durchaus alles Sinn. Ich weiß, dass ich einmal gegenüber einem Freund erwähnte, dass es eigentlich eine Gegenbewegung geben müsste für Männer und die dann Maskulismus heißen müsste. Er schaute mich etwas entgeistert an, es kam für ihn eher aus heiteren Himmel, während es mich gerade beschäftigte. Ansonsten bezeichne ich mich allerdings auch nicht sehr häufig als Maskulist, es ist mir ein zu unbekannter Begriff, der so nicht verstanden wird.

3. Gibt es maskulistische/männerrechtliche Bereiche, von denen du persönlich besonders betroffen bist?

Im Familienrecht gibt es einige Berührungspunkte, wenn sie mich auch nicht selbst betreffen. Da empfinde ich einige Regelungen als ungerecht. Ansonsten hatte ich bisher kein so schlechtes Leben: ich wurde noch nicht ernsthaft falschbeschuldigt . Ich wurde noch nicht zugungensten einer Quotenfrau übergangen. Mir wurden keine Kinder weggenommen. Es waren eher allgemeine Diskriminierungen im Alltag und der Versuch einen auf Geschlechterrollen festzulegen.

4. Rein hypothetisch: Der Maskulismus wird plötzlich unglaublich einflussreich und Deutschland wird ein komplett maskulistischer Staat. Was würde sich aus deiner Sicht geändert haben?

Da ist natürlich die Frage, welcher Maskulismus. Im Radikalmaskulismus möchte ich genau so wenig leben, wie im Radikalfeminismus, vielleicht möchte ich sogar eher im Radikalfeminismus leben.

Wenn man aber davon ausgeht, dass „mein“ Maskulismus führend wird, dann würde ich für Änderungen im Familienrecht plädieren, ich hatte hier schon einmal etwas zu Änderungen gesagt, die eher aus einem Nachteilsausgleich abstellen als auf den Halbteilungsgrundsatz. Ich würde mich dafür einsetzen, dass darüber aufgeklärt wird, welche biologischen Grundlagen die Geschlechter haben und das diese eben nur im Schnitt bestehen. Ich würde dementsprechend für eine Förderung von Frauen und Männern auch in den Bereichen sein, die nicht typisch für das jeweilige Geschlecht sind, sein, wenn diejenige Person dort stärken hat.

Für staatliche Quoten wäre ich nicht zu begeistern, eher dazu, dass man die Geschlechter anhält sich in verschiedenen Bereichen einzusetzen, wenn sie wollen, dass dort der Anteil der Handelnden erhöht wird.

Die Genderstudies würde ich dahingehend öffnen, dass tatsächlich ein umfassendes Bild über den Forschungsstand zu den Geschlechtern präsentiert wird. Poststrukturalistische Theorien müssten sich dementsprechend mit den Gegentheorien beschäftigen.

Ansonsten wäre ich dafür, dass man keine einseitigen Lager entstehen lässt (ich will gar keinen maskulistischen Staat), sondern versucht die Probleme, die zwischen den Geschlechtern auftreten, unter Berücksichtigung der beiderseitigen Interessen der Geschlechter zu lösen.

5. What about the Womenz? Ist für Frauen die Welt schon rosarot (haha, Wortspiel) oder gibt es aus deiner Sicht noch Dinge, die sich für Frauen verbessern sollten. Was für eine Rolle spielt da aus deiner Sicht der Maskulismus?

Weltweit gibt es einiges, was man für Frauen verbessern sollte. Beide Geschlechter sollten frei sein so zu leben, wie sie wollen. Dafür ist meiner Meinung nach das Erklären des Umstandes, dass „Häufungen“ nicht „absolute Unterschiede“ sind sehr wichtig. Hier sollte auf ein allgemeines Verständnis hingearbeitet werden, was Leute betrifft, die sich eher in den Randbereichen dieser Verteilungen wohlfühlen. Konservative Ansichten oder gar religiöse Ansichten über den Platz von Mann und Frau können da zu Beeinträchtigungen führen. Und weil ich davon ausgehe, dass in Zukunft Lösungen nur gefunden werden können, wenn beide Seiten eine Interessenvertretung haben sollte es einen gemäßigten Feminismus genauso geben, wie einen gemäßigten Maskulismus. Die Aufgabe beider muss sein, eine humanistische Lösung unter Berücksichtigung aller Interessen zu finden, die zeitgemäß ist, dem Einzelnen aber auch Freiheiten lässt

6. Was stört dich am Maskulismus? Welche Themen, Meinungen oder Maskulisten gehen dir auf die Nerven, bzw. mit wem möchtest du nicht in einen Topf geworfen werden?

Das „Frauen sind der Feind“-Denken. Der Ton. Die pauschalen Abwertungen. Der Essentialismus im Sinne von Frauen oder Männer müssen auch als Einzelpersonen so oder so sein.

7. Welche Erfahrungen hast du allgemein gemacht, wenn du über das Thema Maskulismus diskutiert hast?

Im Internet:

Es ist wahnsinnig schwer mit dem Feminismus ins Gespräch zu kommen. Meist wird die Diskussion, auch wenn sie noch einigermaßen sachlich begann, abgebrochen. Bei den meisten Genderfeministinnen herrscht leider ein ziemliches Lagerdenken und keine Bereitschaft, auf Kritik einzugehen oder andere Meinungen zu besprechen.

Im Privaten:

In meinen Anfangszeiten sah eine Freundin bei mir einige der oben erwähnten Bücher, also Warren Farrell und Arne Hoffmann und wir führten einige Diskussionen darüber. Sie kam eher aus den Sozialwissenschaften und hatte insofern wenig für biologische Theorien übrig. Es waren aber trotzdem interessante und lustige Debatten. Mitunter stellte sie mich vor mit „Das ist Christian. Er fühlt sich von Frauen unterdrückt“. War weniger angenehm, aber es hat mir gezeigt, dass man wenn man solche Diskussionen führen will, eben zunächst deutlich machen muss, dass man für Gleichberechtigung ist, aber gegen bestimmte Auswüchse des radikalen Feminismus. Es ist allerdings recht leicht, da Zustimmung zu erhalten, wenn man einfach einmal ein paar Punkte wie „Zwangsheterosexualität“ oder den Umstand, dass wir einen absoluten Blank Slate haben sollen etwas darstellt. Die meisten Menschen stimmen einem da zu, dass das wenig logisch klingt und darauf kann man dann aufbauen. Auch im Familienrecht kann man mit ein paar Beispielen recht schnell Zustimmung erhalten, dass es nicht unbedingt gerecht ist.

8. Wenn du die Möglichkeit (Zeit, finanzielle Mittel, Reichweite, Unterstützung) hättest eine maskulistische Aktion zu organisieren, wie würde diese aussehen?

Zunächst erst einmal so. Auch so. Aber das sind natürlich keine so dramatischen Aktionen. Ich würde gerne etwas in der Art von Harald Eia machen, also entsprechendes Wissen verbreiten.

Eine Plakattaktion mit verschiedenen Plakaten über Ungerechtigkeiten im Familienrecht würde glaube ich einiges an Aufmerksamkeit und Bewegung bringen, oder auch Spots im Fernsehen zu diesem Thema, aber auch eine Aktion zu den biologischen Grundlagen würde ich toll finden.

Vorerst würde es mich schon freuen, wenn Harald Eias Serie an prominenter Stelle ausgestrahlt wird und entsprechend beworben wird.

Weiteres:

Das Stöckchen wurde bereits aufgenommen von:

Später ergänzt:

Und bei Erzählmirnix in den Kommentaren finden sich auch Antworten, zB die von „Neuer Peter„.

Mich würde eine Beantwortung der Fragen durch Erzählmirnix selbst (soweit es passt) interessieren, zum Zeitpunkt des Schreibens hatten auch Tom174 und Achdomino und Gaywest noch nichts geschrieben.

„Du bist für Gleichberechtigung? Dann bist du Feminist!“

Ein immer wieder gerne genommenes Argument ist, dass alle, die für Gleichberechtigung sind, damit gleichzeitig auch Feministen sind oder dem Feminismus zuzuordnen sind. Diese sehr einfache Rechnung taucht immer wieder auf, blendet aber vollkommen aus, dass im Feminismus weitaus mehr vertreten wird und man mit deren Vorstellung, was Gleichberechtigung ist und was ihr entgegen steht, keineswegs übereinstimmen muss.

Andi Popp wies dabei in einer Diskussion auf eine sehr schöne grafische Veranschaulichungen der Kritik an dieser Vereinfachung hin.

Zunächst wurde dieses Bild getweetet:

Du bist für gleiche Rechte = Du bist Feminist

Du bist für gleiche Rechte = Du bist Feminist

 

Das Bild gibt im wesentlichen das oben behandelte Klischee wieder. Auf einen weiteren Posts dieses Bildes verlinkte Andi als Antwort dieses Bild:

Man ist nicht Feminist, nur weil man für gleiche Rechte ist

Man ist nicht Feminist, nur weil man für gleiche Rechte ist

 

Erläutert das oben gesagte aus meiner Sicht sehr gut.

Selbermach Samstag LXIV

Welche Themen interessieren euch, welche Studien fandet ihr besonders interessant in der Woche, welche Neuigkeiten gibt es, die interessant für eine Diskussion wären und was beschäftigt euch gerade? Welche interessanten Artikel gibt es auf euren Blogs oder auf den Blogs anderer? Welches Thema sollte noch im Blog diskutiert werden?

Verstehen, was sie meint

Südländerin meint, ich habe etwas falsch gemacht. Zuwenig Aufmerksamkeit gegeben (der Blog kostet eben zu viel Zeit). Sie schmollt etwas, dreht sich auf dem Bett weg.

„Komm her“, sage ich, und lade sie zum Kuscheln ein.

„Nein“ Klingt es trotzig herüber.

Ich ziehe sie zu mir rüber, sie grummelt noch kurz etwas, dann kuschelt sie sich an mich.

„Ich hatte aber Nein gesagt“ schmollt sie dennoch noch etwas.

„So seid ihr Frauen, sagt Nein und meint Ja“ ziehe ich sie etwas auf.

Sie erwidert: „Das ist doch gar nicht kompliziert. Wir wollen einen Freund der versteht, was wir meinen, auch wenn wir es nicht sagen“

„Ich war schon immer anders“

Was ich auch für ein Argument für biologische Grundlagen halte, ist, dass man sehr häufig dann, wenn es zB um abweichende Geschlechterrollen geht einen Satz liest wie:

„Ich war schon immer anders“

„Ich war schon immer so“

„Uns war schon immer klar, dass er/sie anders ist“

Es sind eigentlich selten größere Ereignisse, die einen Umsturz oder einen Bruch herbeiführen, sondern häufig das Gefühl, dass man sich in den anderen Rollen wohler fühlt, dass man andere Begehren hat, dass man sich verstellen muss, um dazu zu gehören oder einen andere Kinder zB des gleichen Geschlechts als nicht zur eigenen Gruppe gehörig ansehen.

Wie wird das eigentlich in die Geschlechterrollentheorien eingebaut? Dass das Kind/der Jugendliche einfach einen hellen Moment hatte und gemerkt hat, dass Geschlechterrollen im egal sein können? Was bringt zB den etwas weiblicheren Jungen dazu trotz aller Ablehnung daran festzuhalten?

Einfach mal zur Diskussion gestellt. Mir ist es neulich beim Lesen einiger Berichte aufgefallen, dass es eine aus meiner Sicht sehr häufige Angabe ist.

Theorie des Geistes: Identitätstheorie vs. Funktionalismus

Neuer Peter schrieb dazu, was Elmar wohl vertritt:

Wenn ich es richtig verstehe, geht es Elmar darum, dass bestimmte geistige Phänomene nicht auf der materiellen Ebene zerebraler Strukturen erklärbar sind, mithin der Geist nicht auf seine biologische Hardware reduzierbar ist. Er geht durchaus davon aus, dass wir bestimmte Verhaltensmuster an den Tag legen, die aus unserer evolotionsbiologischen Geschichte heraus verständlich sind, dass es darüber hinaus Dinge in unserer Wahrnehmungswelt gibt, die eben nur aus der Logik eines geistigen Wesens heraus verständlich sind.

Bestimmte narrative Stukturen, die als Handlungsmotivation fungieren, sind eben nur aus der Perspektive eines Wesens voll verständlich, das diese Narrative kennt und versteht. Auf der rein materiellen Ebene hingegen gibt es nichts zu verstehen und eine Erklärung der entsprechenden Handlungen muss deshalb unvollständig bleiben.

Die Biologie wäre demnach durchaus in der Lage, einigermaßen genaue Vorhersagen über Handlungstendenzen einer großen Zahl von Individuen zu machen, da die Handlungsgründe eines Individuums aber nur auf einer anderen Ebene verständlich sind, die sich nicht auf die Ebene der Biologie reduzieren lässt, muss sie bei der Erklärung von individuellem Verhalten an ihre Grenzen stoßen.

Elmar ergänzt:

“Wenn ich es richtig verstehe, geht es Elmar darum, dass bestimmte geistige Phänomene nicht auf der materiellen Ebene zerebraler Strukturen erklärbar sind, mithin der Geist nicht auf seine biologische Hardware reduzierbar ist.”

Ja. Bitte die systematischen Probleme der Identitätstheorie, des Funktionialismus und des Reduktionismus in der Philosphie des Geistes nachlesen: Hillary Putnam, Jerry  Fodor, die Churchlands, Daniel Denett, Jaegewon Kim, Richard Rorty und andere. Steht in jedem Lexikon.

Mal sehen, was sich da so ergibt:

1. Identitätstheorie

Aus der Wikipedia:

Die Identitätstheorie wurde in den 1950er Jahren von Ullin Place und John Smart formuliert. Die beiden Philosophen gingen von zwei Annahmen aus:

1) Der philosophische Behaviorismus, der mentale Begriffe vollständig durch (bedeutungsgleiche) physikalistische Begriffe zu ersetzen versuchte, ist unvollständig. Nicht alle mentalen Ausdrücke können in physikalistischer Sprache definiert werden: so können etwa Empfindungen (wie Farbwahrnehmungen oder Schmerzen) offenbar nicht vollständig als Verhaltensdispositionen analysiert werden.

2) Der Dualismus von Geistigem und Körperlichem ist falsch – aus der Unvollständigkeit des philosophischen Behaviorismus muss nicht auf das Scheitern des Materialismus geschlossen werden.

Place und Smart stellen dagegen die These auf, dass Bewusstsein bzw. mentale Zustände wie Empfindungen mit Gehirnzuständen identisch sind. Diese Identität sei mithin keine Frage der Bedeutung mentaler Ausdrücke, wie es im philosophischen Behaviorismus angenommen wurde, sondern einfach eine empirische Entdeckung.

Die systematische Entwicklung der Identitätstheorie ist eine Leistung des 20. Jahrhunderts. Schon vor Smart und Place wurde sie im Umfeld des Wiener Kreises diskutiert, sie wurde von Moritz Schlick erdacht und im Verlauf der 1950er Jahre vor allem von Feigl fortgeführt und präzisiert.

Nachdem sich der philosophische Behaviorismus im Laufe der 1950er und 1960er Jahre als praktisch und theoretisch undurchführbar erwiesen hatte, wurde die Identitätstheorie im Anschluss an Place und Smart über den engeren Bereich des Bewusstseins und der Empfindungen hinaus auch auf den Bereich propositionaler Einstellungen ausgedehnt. Heute wird die Identitätstheorie meistens mit der These verbunden, dass alle mentalen Zustände identisch mit Gehirnzuständen sind.

Die Identitätstheorie kann mit Hilfe einfacher Beispiele erläutert werden – etwa der Identität von Wasser und H2O. Wenn wir feststellen, dass Wasser mit H2O identisch ist, so haben wir das Phänomen „Wasser“ wissenschaftlich erklärt. Analog dazu: Wenn wir festgestellt haben, dass ein mentaler Zustand mit einem Gehirnzustand identisch ist, so haben wir das Phänomen „mentaler Zustand“ wissenschaftlich erklärt. Zu beachten ist, dass Wasser eine andere Bedeutung hat als H2O. Zur Bedeutung von H2O gehört etwa, ein Molekül zu sein. Zur Bedeutung von Wasser gehört das nicht. Trotzdem könnte man sagen, dass Wasser mit H2O identisch ist. Zwei Entitäten können identisch sein, ohne dass sie bedeutungsgleich sind. Analog dazu: Ausdrücke für mentale Zustände und Ausdrücke für Gehirnzustände haben unterschiedliche Bedeutungen, können aber dennoch auf dasselbe Phänomen verweisen und somit Identisches bezeichnen. Dies ermöglicht eine materialistische Position jenseits des philosophischen Behaviorismus.

Die Identitätstheorie wurde für kurze Zeit die wichtigste Position in der analytischen Philosophie des Geistes; sie hat diesen Teilbereich der Philosophie in seiner heutigen Form wesentlich geprägt. Schon Ende der 1960er Jahre wurde dieses Konzept von vielen Philosophen jedoch wieder abgelehnt.

2. Funktionalismus

Aus der Wikipedia:

Das Kernthema der Philosophie des Geistes ist das Leib-Seele-Problem. Es ergibt sich aus der Frage nach der Natur mentaler Zustände. Lassen sie sich in ein materialistisches Weltbild integrieren oder nur durch einen immateriellen Geist erklären? Der Funktionalismus vertritt die These, dass es sich bei mentalen Zuständen um funktionale Zustände handelt. Da funktionale Zustände von materiellen Systemen realisiert werden können, wird der Funktionalismus allgemein als eine materialistische Position aufgefasst. Dabei gilt es jedoch zu bedenken, dass der Funktionalismus zunächst eine ontologisch neutrale Position einnimmt: Es spricht prinzipiell nichts dagegen, dass auch immaterielle Systeme – wenn es denn solche gibt – funktional charakterisiert werden können.

Ein funktionaler Zustand ist dadurch definiert, dass er auf einen bestimmten Input mit einem bestimmten Output reagiert und in einen anderen funktionalen Zustand übergeht. Man kann das Konzept eines funktionalen Zustandes anhand von einfachen Beispielen erörtern. Von dem Philosophen Ned Block kommt etwa das Beispiel eines Colaautomaten: Gegeben sei ein Automat, der nach einem Einwurf von einem Euro eine Coladose ausgibt. Dabei akzeptiert er 1-Euro- und 50-Cent-Stücke. Um funktionsfähig zu sein, muss der Automat verschiedene interne Zustände besitzen. Es muss einen Zustand geben, in dem der Automat einen Euro fordert, um eine Dose auszugeben, es muss aber auch einen Zustand geben, in dem der Automat nur noch 50 Cent fordert. Man kann die funktionale Architektur eines solchen Automaten durch folgende einfache Tabelle verdeutlichen:

Aktueller Zustand Input Output Neuer Zustand
Z1 1 Cola Z1
Z1 0.50 / Z2
Z2 1 Cola, 0.50 Z1
Z2 0.50 Cola Z1

Der Automat besitzt zwei verschiedene Zustände, die jeweils auf zwei verschiedene Inputs reagieren und entweder im gleichen Zustand verbleiben können, oder in den anderen Zustand wechseln. Durch diese Tabelle sind die funktionalen Zustände definiert. Das Entscheidende an einer solchen funktionalen Charakterisierung eines Systems ist nun, dass sie unabhängig von der konkreten physischen Realisierung des Systems ist: Es ist etwa vollkommen irrelevant, ob der Automat aus Kunststoff oder Stahl gebaut ist.

Die These des Funktionalismus ist nun, dass auch mentale Zustände in einer solchen Weise definierbar sind. Wer in einem mentalen Zustand ist (etwa Kopfschmerzen hat oder denkt, dass heute Montag ist), wird auf einen bestimmten Input in bestimmter Weise reagieren und in einen anderen mentalen (funktionalen) Zustand übergehen. Dabei ist allen Funktionalisten klar, dass die Beschreibung des mentalen Innenlebens ungleich komplexer sein muss als die Beschreibung eines Colaautomaten. Das Entscheidende an dieser These ist nun, dass mit ihr auch das Verfügen über mentale Zustände unabhängig von der physischen Realisierung ist. So könnte ein Computer oder Roboter mentale Zustände haben, wenn er nur die gleichen funktionalen Zustände realisiert wie ein Lebewesen mit Bewusstsein.

3. Hillary Putman

Aus der Wikipedia:

Putnam ist einer der zentralen Theoretiker in der Philosophie des Geistes. In den sechziger Jahren entwickelte er eine Position, die unter dem Namen Funktionalismus bekannt geworden ist. Sie basierte ursprünglich auf einer Analogie vom menschlichen Bewusstsein zur Funktionsweise von Computern. Die Automatentheorie und das Konzept der Turing-Maschine lieferten die Grundlagen des Modells. Automaten lassen sich funktional beschreiben, das heißt hinsichtlich der Ursachen-Wirkungs-Beziehungen bestimmter Zustände zu anderen Zuständen, Eingaben und Ausgaben. Genau das sollte auch beim Menschen möglich sein. Mentale Zustände sollten individuiert werden durch funktionale Rollen.

Mit dem Aufstieg des Funktionalismus war ein rasanter Popularitätsverlust der Identitätstheorie verbunden. Die Identitätstheorie hatte behauptet, dass mentale Zustände und neuronale Zustände identisch seien. Putnam argumentierte dagegen, dass dies aufgrund der multiplen Realisierbarkeit von mentalen Zuständen nicht möglich sei. Damit ist gemeint, dass Wesen den gleichen mentalen Zustand haben können, obwohl sie ganz verschiedene neuronale Zustände haben. Auch hier war eine Analogie zum Computer möglich: Auf Computern mit verschiedener Hardware kann die gleiche Software laufen. Die Programme sind also multipel realisierbar. Mentale Zustände sollten entsprechend die „Software des Gehirns“ sein.

Putnam hat sich in den achtziger Jahren vom Funktionalismus abgewandt. Er war der Meinung, dass mentale Zustände weder mit neuronalen noch mit funktionalen Zuständen identisch sind. Dennoch ist Putnam kein Dualist geworden. Der Dualist meint, dass es zwei Arten von Objekten gibt: mentale und physische. Putnam dagegen meinte, dass das Leib-Seele-Problem in seiner aktuellen Form auf einer falschen Sicht der Ontologie basiere. Wenn man sich von einem metaphysischen Realismus abwendet, so verschwindet auch die Frage, womit denn nun der Geist identisch sei. Der Geist ist nicht reduzierbar. Diese Auffassung steht in Verbindung mit der von Putnam begründeten antirealistischen Theorie des Internen Realismus.

In seinem Werk „The Threefold Cord“ vertritt Putnam eine an John Langshaw Austin angelehnte Version des Naiven Realismus. Dies korrelierte mit einer Wende in der Philosophie des Geistes: So vertritt Putnam nun die Ansicht, dass das Leib-Seele-Problem auf sprachlichen Problemen und Kategorienfehlern beruhe.

Scheint also eine sehr abstrakte Betrachtung der Probleme zu sein, die sich wenig damit beschäftigt, was man biologisch-medizinisch vorgefunden hat.

4. Jerry Fondo

Aus der Wikipedia:

Die repräsentationale Theorie des Geistes

In der Phrenologie sieht Fodor einen Vorläufer seiner These der Modularität des Geistes

Fodor hat – unter Zuhilfenahme verschiedener Elemente aus der Philosophie des Geistes und den Kognitionswissenschaften – eine komplexe Theorie des Geistes entwickelt, die er selbst „repräsentational“ nennt. Ausgangspunkt dieser Theorie ist eine Analogie zum Computer: Computer haben nicht nur eine Hardwareebene, sondern auch eine Softwareebene. Obwohl die Software ontologisch abhängig ist, ist sie doch in dem Sinne unabhängig, dass man sie genau beschreiben kann, ohne ihre Implementierung zu kennen. Fodors These ist nun, dass sich Geist und Gehirn zueinander verhalten, wie Software und Hardware. Der Geist lässt sich durch die Kognitionswissenschaften auf einer abstrakten Ebene beschreiben, ohne dass dabei eine Beschreibung des Gehirns nötig wäre.

Zu Fodors repräsentationaler Theorie des Geistes gehört auch die Annahme einer Sprache des Geistes (language of thought): Der Geist arbeite mit mentalen Repräsentationen, die nach einer mentalen Syntax zu Gedanken zusammengesetzt werden. Fodor nennt die hypothetische Sprache des Geistes auch „Mentalesisch“ (mentalese).

An Fodors repräsentationaler Theorie des Geistes ist in den letzten Jahrzehnten viel Kritik geäußert worden. So wird argumentiert, dass mit dem Konnektionismus ein realistischeres Modell des Geistes entwickelt worden sei, das auf eine Trennung zwischen Software- und Hardwareebene verzichte: Künstliche neuronale Netze können kognitive Fähigkeiten simulieren, ohne dass sie explizite Repräsentationen oder eine Syntax haben. Fodor meint hingegen, dass solche Systeme charakteristische Fähigkeiten des Menschen grundsätzlich nicht simulieren könnten.

Intentionalität

Gedanken haben eine Eigenschaft, die sie in naturwissenschaftlichen Ansätzen schwer erklärbar machen: Ein Gedanke bezieht sich auf einen Sachverhalt und ist daher wahrheitswertfähig. Der Gedanke, dass Herodot ein Historiker war, bezieht sich etwa auf den Sachverhalt, dass Herodot ein Historiker war und ist wahr. In der Philosophie wird diese Eigenschaft von Gedanken „Intentionalität“ genannt. Sie erscheint als problematisch, weil gar nicht klar ist, wie sich ein neuronaler Prozess auf einen Sachverhalt beziehen kann. Folglich ist auch nicht klar, wie ein neuronaler Prozess wahr oder falsch sein kann. Neuronale Prozesse scheinen doch einfach nur nach Naturgesetzen zu „geschehen“.

Fodor versucht nun die Intentionalität – und damit Bezugnahme und Wahrheitswertfähigkeit – durch eine kausale Beziehung zu erklären. Wird ein Zustand X immer von Ys verursacht, so repräsentiert X auch Y. Damit bezieht sich X auf Y. Wird X allerdings von einem Z verursacht, das kein Y ist, so haben wir es mit einer Fehlrepräsentation zu tun und X ist falsch.

Modularität

Mit der These der Modularität des Geistes (modularity of mind) hat Fodor einen Beitrag zur konkreten kognitionswissenschaftlichen Forschung geleistet. Fodor geht von einer modularen Struktur des Geistes aus, worunter er nicht nur die Zuordnung von geistigen Fähigkeiten zu abgrenzbaren neuronalen Strukturen versteht. Vielmehr geht er davon aus, dass sich auf einer abstrakten Ebene einzelne relativ unabhängige Systeme beschreiben lassen.

Diese Systeme – die Module – sind nach Fodor durch eine Reihe von Merkmalen gekennzeichnet. Sie sollen jeweils auf einen spezifischen Input zugeschnitten sein, untereinander nicht oder wenig interagieren und nicht der bewussten Kontrolle unterstehen. Dafür sollen die Module schnell und parallel arbeiten. Fodor geht zudem davon aus, dass die Module in abgrenzbaren Regionen des Gehirns lokalisiert sind.

Fodor sieht seine Modularitätsthese auch in der Tradition der Phrenologie. Während jedoch die Phrenologie sich nicht durchsetzen konnte und zunehmend eine Pseudowissenschaft wurde, wird heute sehr erfolgreich mit der Modularitätsthese gearbeitet. So wird etwa in der Neuro- und Patholinguistik nach einzelnen Modulen gesucht. Die Annahme ist, dass Module als autonome Systeme unabhängig voneinander gestört sein können. Findet man, dass zwei Fähigkeiten a und b unabhängig voneinander ausfallen können, so kann man davon ausgehen, dass diese Fähigkeiten zum Teil auf der Arbeit von verschiedenen Modulen basieren.

Evolution

2010 veröffentlichte Fodor zusammen mit Massimo Piattelli-Palmarini das Buch What Darwin Got Wrong, in dem das Prinzip der Natürlichen Selektion als Mechanismus der Evolution in Frage gestellt wird. Mit einer Weiterentwicklung des Spandrel-Konzeptes argumentierend, kommen die Autoren zum Schluss, dass Darwins Theorie der Natürlichen Selektion „leer“ ist.[1] In der folgenden öffentlichen Debatte wurden die kontroversen Thesen besonders von Evolutionsbiologen scharf kritisiert[2], es gab aber auch positive Reaktionen.[3]

Ah ja. Jemand, der das Prinzip der natürlichen Selektion in Frage stellt. Und dann liest man zum Spandrel-Konzept „Die Argumentation ist hier, dass der Umbilicus sich nicht ursprünglich zum Zweck der Nutzung als Brutkammer entwickelt habe, sondern ein geometrisch notwendiges Nebenprodukt des Gehäusewachstums ist“. Und schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, weil diese Leute noch nicht einmal verstehen, dass evolutionäre Vorgänge kein Ziel haben und häufig sich aus Nebenprodukten etwas neues entwickelt.

5. Churchlands

Aus der Wikipedia:

Along with his wife, Churchland is a major proponent of eliminative materialism, the belief which claims that everyday mental concepts such as beliefs, feelings, and desires are part of a „folk psychology“ of theoretical constructs without coherent definition, destined to simply be obviated by a thoroughly scientific understanding of human nature.

Just as modern science has discarded such notions as legends or witchcraft, Churchland holds the belief that a future, fully matured neuroscience is likely to have no need for „beliefs“ or „feelings“ (see propositional attitudes). Such concepts will not merely be reduced to more finely grained explanation and retained as useful proximate levels of description, but will be strictly eliminated as wholly lacking in correspondence to precise objective phenomena, such as activation patterns across neural networks. He points out that the history of science has seen many posits once considered real entities, such as phlogiston, caloric, the luminiferous ether, and vital forces, thus eliminated. In The Engine of Reason, The Seat of the Soul Churchland hypothesizes that consciousness might be explained in terms of a recurrent neural network with its hub in the intralaminar nucleus of the thalamus and feedback connections to all parts of the cortex. He says his proposal is probably mistaken in the neurological details, but on the right track in its use of recurrent neural networks to account for consciousness. This is notably a reductionist rather than eliminativist account of consciousness.

Weiteres dazu auch hier

6. Daniel Denett

Aus der Wikipedia:

Der naturalistische Blick auf den Menschen

„Der Mensch ist ein natürliches Wesen, das im Prozess der Evolution aus der Tierwelt hervorgegangen ist.“ Dies ist nach Dennett „Darwins gefährliche Idee“ (1995), die uns zu einem naturalistischen Blick auf den Menschen zwinge. Das heißt, so Dennett, dass es in Bezug auf das Wesen des Menschen nichts grundsätzlich Rätselhaftes gebe, nichts, was die Naturwissenschaften nicht – im Prinzip – erklären könnten. Diese generelle Position hat laut Dennett zur Folge, dass die Evolutionstheorie auch in der Erklärung des menschlichen Verhaltens und Denkens eine zentrale Rolle spielt. Da sich die kulturelle Evolution jedoch nicht durch Genselektion erklären lässt, ist Dennett zu einem bekannten Vertreter des Memkonzepts geworden. Meme sind für Dennett die Analoga von Genen in der kulturellen Evolution.

Dennett beschreibt sich als Atheisten, allerdings sei er sich bei seiner Gottesablehnung nur genauso gewiss wie bei anderen unüberprüfbaren Aussagen auch (wie z. B. Russells Teekanne).[2] Dennett gehört den Brights an, welche sich als eine Gruppe von Menschen mit einem naturalistischen Weltbild verstehen. Als das Konzept der Brights 2003 aufkam, verfasste Dennett auch einen Artikel The Bright Stuff in der New York Times.[3] Den Artikel begann er mit folgenden Worten:

„Die Zeit ist reif für uns Brights, uns zu bekennen. Was ist ein Bright? Ein Bright ist eine Person mit einem naturalistischen Weltbild, frei von Übernatürlichem. Wir Brights glauben nicht an Geister, Elfen oder den Osterhasen – oder an Gott.“

Eine empirische Erklärung des Bewusstseins

Dennett wurde in seinem Studium von der Philosophie von Descartes stark beeindruckt. Er versucht aber nun zu zeigen, warum Descartes’ Annahmen über das Bewusstsein falsch sind. Dennett lehnt den cartesischen Dualismus ab und vertritt den Funktionalismus. Seine Annäherung an eine Erklärung des Bewusstseins lautet:[4]

„Der bewusste menschliche Geist ist so etwas wie eine sequentielle virtuelle Maschine, die – ineffizient – auf der parallelen Hardware implementiert ist, die uns die Evolution beschert hat.“

Unter dem Begriff Cartesisches Theater bekämpft er auch die Vorstellung, im Gehirn gebe es eine zentrale Stelle, an der neuronale Prozesse in Bewusstseinsinhalte umgesetzt werden. Nach Dennett ist Bewusstsein weniger wie Fernsehen, sondern eher wie Ruhm,[5] wobei ein weniger missverständlicher Begriff der englische Slangausdruck clout ist, der im Deutschen keine exakte Entsprechung hat.[6]

Qualia-Eliminativismus

Dennett argumentiert, dass das Bewusstsein sich durch die Neuro- und Kognitionswissenschaften in Zukunft restlos erklären ließe. Ein klassisches Problem ist der Erlebnisgehalt (die Qualia) von mentalen Zuständen. Wenn man sich mit einer Nadel in die Hand sticht, so führt das nicht nur zu bestimmten Aktivitäten im Gehirn und letztlich zu einem bestimmten Verhalten – es tut auch weh (es hat ein „Quale“, so der Singular zu Qualia). Die Tatsache, dass es weh tut und die Aktivitäten im Gehirn nicht ablaufen, ohne dass dabei ein Schmerzempfinden entsteht, lassen Dennett zu dem Schluss kommen, dass jedes Bewusstseinserlebnis an einen neurologischen Prozess gekoppelt ist. Dennett bezieht sich hier auf Formulierungen des Qualia-Problems, wie es etwa von Thomas Nagel, Joseph Levine und David Chalmers vorgebracht wurde.

Die meisten naturalistisch eingestellten Philosophen versuchen zu zeigen, warum Erleben aus bestimmten Gehirnprozessen, funktionalen Zuständen oder Ähnlichem entsteht. Dennett dagegen ist der Meinung, dass es sich bei dem Qualiaproblem um ein Scheinproblem handelt. Dennett zeigt anhand der Analyse eines empirischen Experimentes in Bezug auf Veränderungsblindheit, dass Behauptungen über Qualia entweder aus der „Heterophänomenologie“ zugänglich oder aber auch aus der Erste-Person-Perspektive unzugänglich sind.[7]

Intentionalität

Doch der Erlebnisgehalt ist nicht das einzige Phänomen, das das Bewusstsein rätselhaft erscheinen lässt: Menschen sind nicht nur erlebende, sondern auch denkende Wesen. Philosophen diskutieren diese Tatsache unter dem Begriff „Intentionalität“, welche durch ihre Gerichtetheit gekennzeichnet ist: Der Gedanke, dass p auf den Sachverhalt p gerichtet ist. Das macht ihn auch wahr oder falsch: Der Gedanke, dass Herodot ein Historiker war, ist offenbar wahr und zwar deshalb, weil der Gedanke auf einen realen Sachverhalt gerichtet ist.

Doch dies wirft die Frage auf, wie Menschen intentionale Zustände haben können, denn Gehirnaktivitäten können nicht wahr oder falsch sein, genauso wenig wie sich elektrische Impulse im Gehirn auf Herodot und die Tatsache, dass er Historiker war, richten können. Die meisten naturalistisch gesinnten Philosophen versuchen nun zu zeigen, dass dies doch in irgendeiner Weise möglich ist.

Dennett hingegen macht darauf aufmerksam, dass wir Systeme in verschiedener Weise beschreiben können. Zunächst gibt es eine physikalische Einstellung: Man kann ein System in seinen physischen Eigenschaften beschreiben und so sein Verhalten vorhersagen. Das Verhalten eines Systems in physikalischer Einstellung vorherzusagen wird jedoch oft aus Komplexitätsgründen nicht möglich sein. An dieser Stelle kann man zu einer funktionalen Einstellung greifen: Um eine Uhr zu verstehen und ihr Verhalten zu prognostizieren, muss man nur den Bauplan kennen, die konkrete physische Realisierung kann vernachlässigt werden. Doch manchmal sind Systeme sogar zu komplex, um ihnen in funktionaler Einstellung beizukommen. Dies gilt etwa für uns Menschen oder für Tiere. Hier greift die intentionale Einstellung: Das Verhalten eines Systems wird erklärt, indem man ihm Gedanken zuspricht. So sagt man etwa auch das Verhalten von Schachcomputern voraus: „Er denkt, dass ich den Turm opfern will.“

Dennetts Antwort auf das Intentionalitätsproblem lautet: Ein Wesen hat dann intentionale Zustände, wenn sein Verhalten mit einer intentionalen Einstellung vorausgesagt werden kann. Menschen sind in diesem Sinne intentionale Systeme – aber auch Schachcomputer haben diesen Status. Dennetts Position wird auch Instrumentalismus genannt, in dem das Konzept „Intentionalität“ eine nützliche Fiktion ist. In seinen neueren Arbeiten hat Dennett diese Position zum Teil revidiert. Er nennt sich nun einen „schwachen Realisten“ und meint, dass intentionale Zustände so real wie zum Beispiel Muster seien. Man denke an einen Teppich: Das Muster auf ihm ist nicht im gleichen Sinne real wie der Teppich selbst. Dennoch ist das Muster nicht einfach nur eine nützliche Fiktion.

Freiheit und Selbst

Das naturalistische Programm wird oft mit Unbehagen betrachtet, denn scheinbar greift es die klassischen Auffassungen von Freiheit und Selbstverständnis an. Auch wenn Dennett sich im Allgemeinen nicht scheut, weitgehende Konsequenzen aus dem naturalistischen Programm zu ziehen, so verteidigt er doch bis zu einem gewissen Grade die Begriffe Freiheit und Selbst.

Um die Frage zu beantworten, ob Menschen frei sind, muss zunächst geklärt werden, was unter dem Begriff „Freiheit“ zu verstehen ist. Wenn unter Freiheit die (partielle) Unabhängigkeit von den Naturgesetzen verstanden wird, sind wir nach Dennett nicht frei. Wenn unter Freiheit jedoch das Wollen und Handeln nach bestem Wissen und Gewissen verstanden wird, könne man sich tatsächlich Freiheit zusprechen. Dennett favorisiert die zweite Lesart.

Eine ähnliche Situation sieht Dennett auch in Bezug auf das Selbst. Wenn unter „Selbst“ eine immaterielle Substanz oder ein allgemeines funktionelles Zentrum im Gehirn verstanden wird, so gibt es nach Dennett kein Selbst. Dennoch haben Menschen laut Dennett alle in einem anderen Sinne ein Selbst: In den Lebensgeschichten der Menschen bildeten sich Leitmotive, Wiederholungen, herausstechende Merkmale. So konstituiere sich ein Selbst, das Dennett auch als das „Zentrum der narrativen Gravitation“ (oder Erzählschwerpunkt; center of narrative gravity) bezeichnet. Es könne nur dadurch sein, dass der Mensch eine Sprache der Worte oder der Gebärden spreche.[8]

7. Jaegewon Kim

Aus der Wikipedia:

Ausgehend von Hilary Putnam und Jerry Fodor wurde in den 1960er und 1970er Jahren der nichtreduktive Materialismus populär gemacht, der eng mit dem Funktionalismus verbunden ist. Das zentrale Argument baut auf dem Phänomen der multiplen Realisierung auf: Es kann verschiedene Realisierungen des gleichen höherstufigen Zustandes geben, also ist dieser nicht auf einen niedrigerstufigen Zustand reduzierbar. Ein Beispiel: Der psychische Zustand Schmerz kann sowohl innerhalb eines einzigen, als auch in verschiedenen Wesen durch jeweils ganz verschiedene neurobiologische Zustände realisiert werden. Also kann Schmerz nicht mit einem dieser neurobiologischen Zustand identisch sein und er kann demnach auch nicht auf einen solchen reduziert werden.

Kim hält den nichtreduktiven Materialismus dennoch für einen Mythos und fragt: Wenn etwa ein mentaler Zustand M durch ganz verschiedene physische Zustände P1 oder P2 oder … realisiert werden kann, warum kann man dann nicht den mentalen Zustand auf die Disjunktion der physischen Zustände reduzieren (M = P1 oder P2 oder …)? Kim diskutiert verschiedene Antworten (z. B. dass die Disjunktion unendlich sein könnte oder keine natürliche Art darstelle), meint sie jedoch alle zurückweisen zu können.

Mentale Verursachung

Nach Kim ist die Mentale Verursachung ein weiteres schweres Problem für den Nichtreduktivisten. Folgendes scheint klar: Mentale Zustände sind handlungswirksam. Wenn ich mir etwa meine Hand verbrenne und sie zurückziehe, so tue ich dies, weil ich Schmerzen habe. Doch nun kommt das Problem: Es gibt auch eine biologische Geschichte über das Handzurückziehen, die ohne mentale Zustände auskommt: Ich führe die Hand zum Feuer, es werden Signale zum Gehirn gesendet, dort passieren komplexe Prozesse und schließlich wird ein Signal zu den Armmuskeln gesendet, das dazu führt, dass ich die Hand zurückziehe. Nun, was ist nun die wirkliche Ursache für das Zurückziehen der Hand: der Schmerz oder der beschriebene biologische Prozess? Kim ist der Meinung, dass sich das Problem nur in einer Weise lösen lässt: Wenn wir den Schmerz auf die Gehirnzustände reduzieren, so löst sich das Problem auf, denn der Schmerz ist ein Teil des biologischen Prozesses.

8. Richard Rorty

Aus der Wikipedia:

Rorty war einer der am meisten gelesenen und kontroversesten Philosophen der Gegenwart. Er äußerte sich außerdem zur politischen Theorie, Geschichtsschreibung, Literaturwissenschaft und weniger typisch akademischen Themen wie Terrorismus, Menschenrechte und evolutionäre Biologie. Sowohl seine politische als auch seine Moralphilosophie wurden von der politischen Rechten wie der Linken angegriffen. Die einen hielten ihn für einen akademischen Linken und die anderen für naiv.[7] Die Rechte warf ihm insbesondere Relativismus und Unverantwortlichkeit vor, die Linke sowohl eine mangelnde Fundierung für ein Konzept der sozialen Gerechtigkeit als auch in letzter Zeit eine zu starke Parteinahme für die Außenpolitik der Vereinigten Staaten.[8] Ebenfalls weit verbreitet ist der Einwand, Rorty widerspreche sich.

Er gilt zusammen mit Hilary Putnam als Hauptvertreter des amerikanischen Neo-Pragmatismus. Rorty behauptete mit seinen Forschungsergebnissen gegen die Analytische Philosophie, sie sei geprägt von traditionellen empirischen und erkenntnistheoretisch-fundamentalistischen Konzepten, die ein Philosophieren im Zusammenhang mit Gegenwartsproblemen verhindere. Er plädierte dafür, sich vom Wahrheitsbegriff und von Objektivität zu verabschieden.[9] Diese Begriffe seien kontingent, hätten nicht zu den in Aussicht gestellten Ergebnissen geführt und seien daher verzichtbar. Er forderte „eine konsequente Historisierung epistemologischer Problemstellungen“.[10] Aus Sicht der Philosophie des Geistes vertrat Rorty einen Eliminativismus, der besagt, dass es keine mentalen Phänomene gibt.

Sein Vorschlag war, anstatt weitere philosophische Systeme zu entwerfen, Solidarität und Handeln zum Ausgangspunkt eines gesellschaftweiten, offenen, philosophischen Diskurses zu nehmen. Diese „edifying philosophy“ sollte es Menschen ermöglichen, neue Sichten zu entwickeln.[11] Solidarität zwischen Menschen, die durch die westliche Kultur geprägt sind, entstehe aus der gemeinsam geteilten Erfahrung von Grausamkeit. Sie ist in der Sphäre der Öffentlichkeit, der Gesellschaft angesiedelt, für die es gelte, Grausamkeit und Leiden zu minimieren bzw. zu vermeiden. Dieses gemeinsam geteilte Empfinden, das Einfühlungsvermögen, Empathie der Menschen, könne jeder Einzelne z.B. mit Hilfe der Literatur und Poesie weiter entwickeln. Rorty soll diese Idee auch mit der Anekdote erläutert haben, dass Abraham Lincoln in einem Gespräch mit Harriet Beecher-Stowe gesagt habe, die massenhafte Lektüre ihres Romans „Onkel Toms Hütte“ habe den Bürgerkrieg zwischen Süd- und Nordstaaten eigentlich erst möglich gemacht.[12] Ein moralischer Fortschritt bestand für Rorty in der Ausweitung des „Wir“, der Gemeinschaft, die diese Empathie füreinander aufbringt.

Seine umfassende Kritik der Analytischen Philosophie rief teilweise heftige kollegiale Kritik an ihm persönlich hervor. Rorty wurde wiederholt vorgeworfen, er könne nicht zugleich mit seiner Kritik die „Philosophie beerdigen“ und Philosophie lehren. 1982 verließ Rorty seinen Lehrstuhl für Philosophie an der Princeton University, der Hochburg analytischer Philosophie, und war bis zu seinem Tod Kenan-Professor für Vergleichende Literaturwissenschaft an der Stanford University. Ausführliche und zusammenhängende Darstellungen seiner Analyse der gegenwärtigen Philosophie und seiner Idee einer „bildenden Philosophie“ finden sich in Philosophy and the Mirror of Nature (1979), Consequences of Pragmatism(1982) und Contingency, Irony, and Solidarity. (1988)

9. Anmerkung

Mir ist bewußt, dass ich da etwas viel Text in einen Beitrag geworfen habe. Aber vielleicht ist es ja ein Diskussionsanfang.

Vieles davon ist aus meiner Sicht eine viel zu abstrakte Betrachtung, die daran krankt, dass dort ein sehr enges Bild von zerebralen Strukturen vertreten wird. Natürlich ist der Menschliche Geist kein einfacher Computer, in den man Reize einwirft und der diese dann schlicht verarbeitet. Er ist ein überaus komplizierter Computer mit einer Software, die nicht schlicht Probleme auf eine logische Art lösen soll, sondern dafür sorgen soll, dass Gene in die nächste Generation kommen. Dazu muss mit einer komplexen Welt interagiert werden und auch eine flexible Reaktion möglich sein.

Nur weil wir nicht vollständig verstehen, wie dies im Gehirn abläuft bedeutet das nicht, dass wir alle Vorgänge, die etwas komplexer sind, aus der Ebene der Biologie hinausheben müssen und zu einem reinen Geist erklären müssen.

Ich hatte hier schon einmal das Modell des „Führens durch Befehl“ vs. des „Führens durch Auftrag“ bemüht. Unser Gehirn gibt uns bestimmte Wünsche und Ziele vor, überlässt aber die Ausführung dieser der Großhirnrinde und ihrer freieren Art, flexibel auf Situationen zu reagieren. Wenn man jedoch die Biologischen Wünsche berücksichtigt, dann ergibt sich eben ein starker Einfluss auf den Menschen, der Ziele wie Essen, Sex, Sicherheit, soziale Eingebundenheit, die Verbesserung der Position in der Gruppe und vieles weiteres gleichzeitig betreffen. Diese tief eingebaute Software (Firmware?) kann eben ergänzt und ausgefüllt werden durch Lernen und Kultur. Daraus folgen dann wieder bestimmte Strategien, die eine Umsetzung betreffen und die eben auch nach den gewählten Strategien der anderen entstehen.

Der Grad zu welchem etwas Kultur oder Biologie ist läßt sich mit diesen abstrakten Betrachtungen schlicht nicht lösen. Sie scheinen mir schlicht um die Grundfrage zu streiten, inwieweit man bestimmte Vorgänge nun als Software oder Hardware sieht. Dabei wird ausgeblendet, dass beides stark verbunden sein kann oder nur eine teilweise Umsetzung eben über Wünsche sein kann.

Irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass hier ein „Wir können es noch nicht verstehen, also kann es nicht biologisch funktionieren“ mit hineinspielt. Was schlicht ein Fehlschluss ist, da aus Nicht verstehen nicht folgt, dass etwas nicht zutrifft.

Es ist aus meiner Sicht ein Argument, das an das Nichtwissen appeliert

Das argumentum ad ignorantiam (lateinisch für „Argument, das an das Nichtwissen appelliert“) ist ein logischer Fehlschluss, bei dem eine These für falsch erklärt wird, allein weil sie bisher nicht bewiesen werden konnte, oder umgekehrt, eine These für richtig erklärt wird, allein weil sie bisher nicht widerlegt werden konnte. Der Fehlschluss wird ohne Sachargumente gezogen. Der so Argumentierende sieht seine mangelnde Vorstellungskraft oder seine Ignoranz als hinreichend für die Widerlegung bzw. Bestätigung einer These an.

Eine Abwandlung davon ist das „Argument aus persönlichem Unglauben“: Der Umstand, dass eine These subjektiv als unglaublich oder unwahrscheinlich erscheint, wird als hinreichende Bedingung für die Zurückweisung einer These angesehen, an deren Stelle eine andere, subjektiv bevorzugte als zutreffend gesetzt wird.

Beide Argumente haben gewöhnlich das folgende Schema gemeinsam: Eine Person betrachtet das Fehlen von Evidenz für eine Behauptung – oder, alternativ, betrachtet ihre persönliche Voreingenommenheit gegenüber dieser Sichtweise – als begründende Evidenz oder Beweis dafür, dass stattdessen eine andere Behauptung wahr ist. Dies ist keine gültige Schlussweise im Sinne der formalen Logik.[1]

Weil sie noch nicht erklären können, wie ein bestimmter biologischer Zustand funktioniert, soll auf der rein materiellen Ebene hingegen eine Erklärung der entsprechenden Handlungen unvollständig bleiben und daher „Geist“ sein. Eine andere Möglichkeit und eigentlich der logische Schluss: Wenn man nicht versteht, wie etwas funktioniert, dann kann es entweder ein bisher noch nicht erkannter Mechanismus sein oder Geist. Im Endeffekt sind alle Automatenvergleiche oder Nichtvergleiche schlicht unterkomplex, was die Funktionalisten ja auch anführen. Wie aber der Mensch funktioniert lässt sich anhand dieser Theorien schlicht nicht bestimmen. Es ist ein simples Glasperlenspiel, eine interne Diskussion die jederzeit durch andere Forschung überholt werden kann. Jedesmal, wenn Forschung etwas mehr vom Bild des Menschen und der Funktionsweise des Gehirns enthüllt bringt es nichts, sich mit Identitätstheorien oder Funktionalismus zu beschäftigen, man muss simpel zur Kenntnis nehmen, dass hier eine bestimmte Funktion entdeckt worden ist und sich die dazugehörige Forschung kritisch anschauen. Allenfalls kann einer der beiden Richtungen es als Beleg für ihre Theorie sehen. Wie aber aus den Theorien folgen soll, dass diese Mechanismen falsch sind, etwa das die Frage Heterosexualität oder Homosexualität nicht biologisch sein kann oder biologisch ist oder das daraus folgt, dass wir keine Hierarchietiere sein können oder das eine bestimmte Person Transsexuell ist oder nicht erschließt sich mir nicht. Der praktische Sinn dieser Theorien zu einem Verstehen ist damit sehr gering.

Aber vielleicht können andere ja noch einmal etwas zu dem Konzept schreiben, die davon mehr Ahnung haben

Die Schwulen und die Männerbewegung

Der heutige Beitrag ist hoffentlich Teil einer umfangreicheren Reihe von Blogbeiträgen auch auf anderen Blogs zum Thema Homosexualität und Männerbewegung. Ich werde entsprechende Beiträge nachher noch unten Verlinken.

Ausgangspunkt war aus meiner Sicht zwei dArtikel von Adrian:

Das ist ein guter Anlass einmal das diesbezügliche Verhältnis zu überdenken, dass homosexuelle Männer in der Männerbewegung spielen können und wie die Männerbewegung etwas für die Interessen der homosexuellen Männer machen kann.

1. Mein theoretisches Verständnis von Homosexualität

Leser dieses Blogs ist wohlbekannt, dass ich bei der Homosexualität davon ausgehe, dass bestimmte Attraktivitätsmerkmale abgespeichert sind und bei Homosexuellen eben die auf Männer bezogenen zum tragen gekommen sind. Eine Übersicht über diesbezügliche Artikel findet man hier.

Auf der Basis ist jede Abwertung von Homosexuellen einfach nur eine Abwertung von Menschen, die aufgrund bestimmter Umstände andere Menschen attraktiv finden als es der Norm entspricht. Sie folgen dabei letztendlich auch nur diesen Attraktivitätsmerkmalen und können sich dies genauso wenig aussuchen, wie heterosexuelle Menschen dies können. Sie dafür abzuwerten oder zu diskriminieren ist schlicht falsch und aus meiner Sicht nicht zu rechtfertigen. Es ist schlicht genauso zu akzeptieren, wie andere Vorstellungen davon, was attraktiv ist, auch.

2. Die Situation in der Männerbewegung

Adrian hat dargelegt, dass er bei einem gewissen Teil der Männerrechtsbewegung oder insbesondere wohl auch des Antifeminismus erhebliche Bauchschmerzen hat. Das kann ich gut verstehen. Ich habe ja auch teilweise erhebliche Bauchschmerzen, wenn ich in Gelbe Forum schaue. Ich denke es ist durchaus an der Zeit, sich von den radikaleren Kräften abzugrenzen um genau diese Bauchschmerzen reduzieren zu können und eine Option zu schaffen, mit der man die Männerbewegung positiv wahrnehmen kann.

3. Was könnte die Männerbewegung und die Schwulenbewegung für gemeinsame Ziele haben?

Viele Themen der Männerbewegung sind in der Tat stark auf die Heterosexualität zugeschnitten. Denn hier wirken sich gerade die Unterschiede zwischen Männern und Frauen aus oder spielen eine gemeinsame Rolle.

Eine Grundlage der Männerrechtsbewegung ist aus meiner Sicht die Väterbewegung und die diesbezüglichen Probleme, die eben gerade auftreten, wenn Frau und Mann sich trennen und eine gewisse Tendenz dazu besteht, dass die Frau die Kinder betreut und der Mann ihr Unterhalt zu gewähren hat.

Ähnliche Regelungen können sicherlich auch bei Adoptionen von Kindern durch Homosexuelle auftreten, wenn sich dann ein Paar trennt. Aber hier scheinen mir geringere Probleme aufzutreten und die Fälle auch weitaus seltener zu sein.

Eine gemeinsame Perspektive sehe ich insofern in einer Arbeit gegen die Auswucherungen des radikalen Genderfeminismus. Viele Homosexuelle werden ebenso wenig davon ausgehen, dass ihre Sexualität konstruiert ist, sondern davon ausgehen, dass sie schon immer homosexuell waren und sind. Hier eine Aufklärung über die Hintergründe der Homosexualität zu machen ist aus meiner Sicht auch für Homosexuelle sinnvoll und wesentlich effektiver als ein reines Werben um Toleranz, dass häufig ohne ein Verstehen der Hintergründe nicht funktioniert. Der Gedanke, dass man Homosexuelle umerziehen kann wächst auf sozialkonstruktivistischen Boden, der falschen Vorstellung, dass man Homosexualität analog eines Sozialdarwinismus ausrotten kann, kann man entgegenhalten, dass es kein Schwulengen in diesem Sinne gibt und man dann besonders fruchtbare Frauen und Frauen, die zuviele Söhne bekommen, angreifen müsste (siehe den obigen Link zu meinen Aritkeln zur Homosexualität).

Zudem sollten sich Homosexuelle bewusst machen, dass sie ebenfalls nur einen Ally-Status erhalten können und der radikale Feminismus eben Männer unabhängig von ihrer sexuellen Ausrichtung als Privilegiert wahrnimmt und dies eine überaus ungerechte Zuordnung ist, die eben auch homosexuelle Männer betrifft – auch diese können bei einer Frauenquote Nachteile haben, auch diese sind von intensiven Frauenfördermaßnahmen betroffen, auch diese sind von einer negativen Bewertung der männlichen Sexualität betroffen.

Daneben sollte sich eine humanistische Männerbewegung natürlich auch für die Rechte aller einsetzen, sich frei entfalten zu können. Es sollte ein Interesse der Männerbewegung sein, sich ebenfalls für Freiheiten von Männern einzusetzen, die abseits der normalen Geschlechterrollen leben wollen. Eine starre Festlegung auf den heterosexuellen Versorger, auf eine strikte Betonung von Maskulinität schadet letztendlich allen Männern. Auch hier kann man abseits des Feminismus aus meiner Sicht einen positiveren Dialog führen, denn wenn über die Privilegientheorien beim Feminismus das Einsetzen für „Unterprivilegierte“ auch bereits in ein striktes System eingebunden und damit leichter einzusetzen ist, bleibt man dort letztendlich Unterdrücker und Privilegierter. Das Begeben in eine Opferrolle erzeugt zudem automatisch Widerstand. Vielleicht können hier Schwule und Männerrechtler gemeinsame Wege finden, die Männer mehr in den Vordergrund stellen ohne damit Schuldzuweisungen zu verbinden. Hier können heterosexuelle Männer von den Schwulen auch vieles lernen: Dass es okay ist, sexuell zu sein. Dass es okay ist etwas geil zu finden. Auch das gehört zu einem positiven Selbstbild. Auf der Basis kann man vielleicht gegenseitig voneinander profitieren.

Einen anderen interessanten Aspekt bringt David in einem Kommentar zu Adrians Artikel :

Mir wurde erst mit seinem Artikel klar wie dumm Maskulisten sind, die die Diskriminierung von Schwulen nicht zu ihrem Thema machen (ganz zu schweigen von den Idioten, die sie aktiv ausgrenzen und die eigene Bewegung damit komplett diskreditieren).

Es ist eine Schande, dass Schwule sich vom Feminismus (leider zurecht) besser vertreten fühlen, obwohl sie in vielen Aspekten auch von seinen negativen Auswüchsen betroffen sind. Hier hat die Männerbewegung bisher auf ganzer Linie versagt, und macht Vorbehalte erst recht nachvollziehbar.

Nicht nur wäre eine Integration strategisch von unschätzbarem Wert, da die Schwulenbewegung quasi freies Geleit in den Mainstream gewährleisten würde.

Man könnte sich so auch dem Ballast der reaktionären und homophoben Rechtsausleger entledigen.

Ich denke z.B. dass Schwule doppelt unter der Dämonisierung männlicher Sexualität leiden. Warum werden Lesben nicht im selben Maße diskriminiert?

Sex ist in unserer Gesellschaft eigentlich nur dann sozial akzeptiert und nicht von Abwertung betroffen, wenn dabei eine Frau befriedigt wird.

Hier wird zum einen der „strategische Vorteil“ angesprochen, nämlich eine Abgrenzung zu den Radikalen und die Eröffnung des Mainstreams. Das sollte natürlich nicht der Hauptgesichtspunkt sein, ist aber vielleicht ein gute Basis um diesen Punkt auch im eigenen Interesse mehr ins Visier zu nehmen. Daneben führt David ebenfalls die Abwertung männlicher Sexualität an, die man gemeinsam bekämpfen kann und die negativen Auswirkungen, die Homosexuelle ebenso betreffen.

Es gibt also durchaus genug Anlässe an einem Strang zu ziehen.

4. Was kann man tun, damit auch Homosexuelle sich vertreten fühlen?

Natürlich ist es in Geschlechterthemen verführerisch „heteronormativ“ zu denken und schwule Männer auszublenden. Sich selbst daran zu erinnern, dass auch diese entsprechend betroffen sein können wäre insoweit in erster Schritt.

Ein Eintreten für das Recht auf Ehe oder Partnerschaft, Adoption und sonstige Gleichstellung ist ebenso wichtig wie die Förderung einer gewissen „Awareness“

Eine diesbezügliche Sensibilisierung bei klassischen Abwertungen wie „Schwuchtel“ oder eben den klassischen „Nie die Seife fallen lassen“-Witzen oder auch bei der abwertenden Verwendung des Begriffs Schwul ist sicherlich ebenfalls erforderlich und ebenso ein diesbezügliches Position beziehen, auch bei der Kommentarmoderation.

Ein deutlich machen, dass man die unterschiedliche Sexualität akzeptiert. Ich würde mir insoweit auch einen Dialog wünschen, was stört, welche Themen gerade in Hinblick auf Homosexualität und Männerbewegung interessant sein könnten und welcher andere Blickwinkel sich ergibt.

Das alles gehört aus meiner Sicht zu einer modernen Männerbewegung dazu.

5. Verlinkung weiterer Artikel zu Homosexualität und Männerbewegung

Adrian hat auch das Thema noch mal aufgegriffen, ebenso wie Erzählmirnix

Was ist Biologismus?

In letzter Zeit wird ja insbesondere durch Elmar der Vorwurf des „Biologismus“ immer wieder erhoben. Es sollte daher an der Zeit sich näher mit dem Begriff zu beschäftigen. ich hatte bereits dazu kurz auf ein paar Definitionen verwiesen:

Elmar definiert Biologismus wie folgt:

Im Folgenden wollen wir Leute, die eine biologische – präziser – eine neuronale oder auch neurophysiologische Erklärung für bestimmte mentale Phänomene, für bestimmte Handlungen, Dispositionen, Gedanken oder Gefühle bzw. für soziale Phänomene vorbringen, Biologisten nennen.

Die Wikipedia definiert wie folgt:

Biologismus (gr. βíος bíos „Leben“ und logos/ismus) ist ein Begriff, der auf verschiedene philosophische und weltanschauliche Positionen angewendet wird, die menschliche Verhaltensweisen und gesellschaftliche Zusammenhänge vordringlich durch biologische Gesetzmäßigkeiten zu erklären versuchen und von denen einige als Folge hiervon auch eine entsprechende Ausgestaltung gesellschaftlicher Verhältnisse anstreben (…)
Da der Mensch Teil der belebten Natur ist, können Erklärungen menschlicher Wesenszüge auch Forschungsgegenstand der Biologie sein, deren Erkenntnisse folglich auch als Beitrag zum fächerübergreifenden Forschungsfeld der Humanwissenschaften verstanden werden können. Dass psychische und soziale Phänomene auf einem biologischen Substrat beruhen, wird von Kritikern des Biologismus nicht bestritten.[4] Mit dem Begriff „Biologismus“ wird jedoch versucht, einem Alleinerklärungsanspruch der Biologie wissenschaftsphilosophisch begründete Grenzen zu setzen. Dadurch wird zugleich die Eigenständigkeit einer sozial- und geisteswissenschaftlichen Methodik sowie eines ethischen Diskurses gegenüber den Naturwissenschaften verteidigt. Zugleich werden mit ihm die schwerwiegenden weltanschaulichen, politischen und gesellschaftlichen Folgen betont, die aus einer unzureichend reflektierten, einseitig biologischen Betrachtungsweise erwachsen können.

Der Duden definiert wie folgt:

einseitige und ausschließliche Anwendung biologischer Gesichtspunkte auf andere Wissensgebiete

Ich selbst würde es wohl wie folgt definieren:

Biologismus ist falsch verstandene Biologie oder eine Überhöhung dieser dahingehend, dass neben der Biologie kein Raum mehr für soziale Ausformungen oder soziale Regeln gesehen wird oder aber in dem im Wege naturalistischer Fehlschlüsse aus der Biologie Forderungen für die Gestaltung der Gesellschaft hergeleitet werden.

Meiner Meinung nach hat ein „Ismus“ immer etwas ideologisches. Eine Darstellung biologischer Vorgänge und eine Erläuterung dieser erfüllt – wenn diese tatsächlich bestehen – diese Voraussetzungen nicht. Damit erhält diese Definition natürlich ein gewisses subjektives Element: Vielen werden meine Ansätze schon übertrieben erscheinen und damit tatsächlich in dem Bereich des Biologismus gehen. Aus meiner Sicht sind es eben Darstellung biologischer Vorgänge, wobei ich sie auch nicht absolut sehe, sondern eben häufig als Disposition, bei denen es biologische Grundlagen oder Figuren eines Verhaltens gibt, diese aber dann kulturell ausgestaltet werden.

Wenn ich zum Beispiel darauf abstelle, dass ein Verhalten damit zu erklären ist, dass Männer Status ansammeln wollen oder Alphamänner sein wollen, dann meine ich damit nicht, dass genau dieses Verhalten zwingend daraus folgt und nicht anders auftreten kann, sondern lediglich, dass dies aus meiner Sicht die biologische Grundlage ist, die man auch anders ausgestalten könnte, die aber hier auf eine Weise umgesetzt wurde, die zu dieser Grundlage passt. Andere werden dies schon für eine zu weitgehende Biologisierung halten.

Als ich den Blog damals erstellt habe wollte ich einfach einen Blog haben, auf dem ich frei diskutieren kann und meine Sicht darstellen kann, nachdem ich gerade auf feministischen Blogs wie der Mädchenmannschaft recht schnell gesperrt wurde, wenn ich zu häufig „Testosteron“ gesagt hatte (und naja, ich habe es recht häufig gesagt). Ich kam dann an die Stelle, an der ich mir den Blognamen ausdenken musste und ich mir habe so einige Alternativen durch den Kopf gehen lassen. „Alles Evolution“ schien mir damals einfach eine gute kurze Zusammenfassung, was den Leser erwarten würde und was mir die Gegenseite vorwerfen würde. Eine kleine Überspitzung aus meiner Sicht, auch wenn viele das vielleicht gar nicht so sehen. Ich wollte damit eigentlich nicht aussagen, dass ich keinen sozialen Anteil sehe oder wir komplett determiniert sind und uns nur innerhalb biologischer Regeln bewegen. Es war aus meiner Sicht auch eine Kurzform von „Alles über Evolution“ und auch „Alles, was man zum Geschlechterthema und Evolution so sagen kann“. Insofern sollte es keine Ankündigung eines reinen Biologismus, wie ich ihn verstehe, sein.

Ich finde die biologisch-evolutionäre Perspektive nicht nur sehr interessant, ich erlebe auch, dass sie mir viele Zusammenhänge erklärt, viel über den Menschen, was aus meiner Sicht die Philosophie nie leisten kann, wenn sie abstrakt bleibt. Ich finde es inzwischen teilweise langweilig philosophische Betrachtungen des Sinns des Lebens zu lesen, weil das Leben eben aus meiner Sicht erkennbar keinen Sinn haben kann. Alle Menschen wollen Macht? Nein, viel zu stark vereinfachend, sie wollen die Umsetzung ihrer biologischen Vorgaben und dabei auf die Gruppe bezogen eine gewisse Position in ihr, dies kann bloße Anerkennung sein, Bewunderung, Liebe, es muss aber nicht macht sein. Evolutionäre Spieltheorie erklärt aus meiner Sicht vieles am menschlichen Verhalten, Gefühle, Moral, Handeln, Altruismus, den Wunsch nach Luxus etc viel besser als alle Betrachtungen, die ohne Biologie auskommen.

Aus meiner Sicht ist die evolutionäre Perspektive ungefähr vergleichbar damit, dass wir erkannten, dass die Sonne sich nicht um die Erde dreht, sondern die Erde um die Sonne. Alle verschlungenen Pfade  der Planeten machten plötzlich Sinn und bilden runde Bahnen.

Vielleicht ist das eine Art des Biologismus – ich neige sicherlich sehr schnell dazu, bestimmte biologische Konzepte zu übertragen. Wobei . Vielleicht erscheint es mir nur so logisch, weil es innerhalb meiner Ideologie logisch ist. Ich versuche mich dagegen zu wappnen, indem ich zu Kritik einlade und mich auch mit anderen Theorien etwa aus dem Feminismus beschäftige.

Ich kenne aber keine Erklärung, die so umfassend ist und alle Sonderfälle, die Häufungen und gleichzeitig die Abweichungen so gut in Einklang bringen kann. Es gibt dennoch keine Theorie, die menschliches Verhalten besser erklärt.

Nichts macht in der Biologie Sinn, außer im Lichte der Evolution.

Und alles Leben ist auch Biologie. Wie will man also diesen Anteil wegdenken?

Die Große Koalition: Ministerposten, insb. Manuela Schwesig

Die große Koalition scheint zu stehen und die Ministerposten besetzt zu werden. Da sind natürlich auch für eine Geschlechterpolitik interessante Fragen dabei:

Der Spiegel berichtet zu den Personalien:

Allen voran ist natürlich die Frage interessant, wer das Ministerium für „alles außer Männern“ übernimmt:

Die mecklenburg-vorpommerische Sozialministerin Manuela Schwesig übernimmt das Ressort Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Sie ist mir bisher noch nicht wesentlich aufgefallen, ich habe also mal etwas gegoogelt:

Manuela Schwesig

Manuela Schwesig

Sie ist wohl für eine recht umfassende Quotenregelung, auch in der Wirtschaft:

Über Gaywest kam ich dann auf diese Aussagen von ihr:

So viel Unsinn im Zusammenhang mit Frauenpolitik habe ich lange nicht mehr gelesen”, sagt SPD-Vizechefin Manuela Schwesig. “Frau Schröder hat keinerlei Verständnis für die historische Bedeutung des Feminismus.” Auch Schwesig, Sozialministerin in Mecklenburg-Vorpommern, ist sauer auf die Familienministerin: “Es tut der Sache der Frauen heute überhaupt nicht gut, wenn die jungen Frauen und die Frauenbewegung von damals gegeneinander ausgespielt werden.”

Von den tatsächlichen Problemen der Frauen von heute habe die Ministerin “offenbar keine Ahnung”, sagt die SPD-Politikerin. Ungleiche Bezahlung, mangelnde Vereinbarkeit von Beruf und Familie, wenig Frauen in Führungspositionen – da gebe es “einen riesigen Handlungsbedarf”. Dass Frauen mit guter Ausbildung deutlich weniger verdienen als Männer, “ist nicht fair und muss geändert werden”. Auch beim Thema Managerinnen-Quote kritisiert sie Schröder: “Freiwillige Vereinbarungen zwischen Politik und Wirtschaft haben zu nichts geführt, wir brauchen eine Quote von mindestens 40 Prozent für Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten.”

Das macht nicht sehr optimistisch, sie scheint eine klar feministische Position zu vertreten und die dortigen Mythen zum Gender Pay Gap nicht zu hinterfragen, sondern es schlicht unter „Diskriminierung“ zu verorten. Ich verweise da noch einmal auf ein paar Artikel dazu:

Sie scheint, wie man diesem Interview entnehmen kann, auch einen gewissen Handlungsauftrag für Frauen zu sehen:

Wichtig ist für mich, dass Frauen, wenn sie in Führungspositionen sind, nicht vergessen, wie schwer es war, gegen die noch vorhandenen Vorurteile dorthin zu kommen. Ich vermisse manchmal, dass Frauen in Führungspositionen auch ihrerseits Frauen fördern.

Haben Sie da schlechte Erfahrungen gemacht?

Natürlich, wie die meisten anderen Frauen auch. Sehen Sie sich unsere Bundeskanzlerin an. Auch wenn sie in der Union ist, hätte sie doch was für die Frauen tun können. Aber sie übergeht ihr Frausein und macht keine offensive Frauenpolitik. Ich bin davon schon sehr enttäuscht.

Wir können uns also, wenn sie sich durchsetzt, auf eine offensivere Frauenpolitik freuen.

Zu ihre Positionierung:

Frau von der Leyen hat sich mal als konservative Feministin bezeichnet. Wie würden Sie sich denn nennen? Alphamädchen?

Ich habe Schwierigkeiten mit diesen Labels. Frau von der Leyen nutzt eins – aber de facto hat sie für die Gleichstellung nichts getan. Konservativ und Feministin, das passt nicht zusammen. Die Union denkt, wenn wir eine Kanzlerin haben und noch ein paar Ministerinnen, dann ist das Gleichberechtigung. Das ist es aber nicht. Das muss ich als junge Frau in einer Führungsposition ganz deutlich sagen: Es gibt diese Gleichberechtigung in der Arbeitswelt nicht. Die Union betreibt reine Schaufensterpolitik.

Sind Sie Feministin?

Ich habe längst verinnerlicht, dass Männer und Frauen gleichberechtigt zusammen leben können. Deswegen muss ich das nicht betonen, aber mit dem Begriff kann ich schon gut leben. Ich bin in einer Position, in der ich über Diskriminierungen hinwegsehen könnte, wenn ich wollte. Ich will das aber nicht. Das unterscheidet mich vielleicht von manch anderen Frauen in Führungsjobs.

Einen Alphamädchenfeminismus, dass würde ja sogar noch gehen. Mal sehen, wie es sich auswirkt.

In dem Interview steht auch noch kurz etwas zu ihr persönlich:

Manuela Schwesig, 35, ist seit sechs Jahren SPD-Mitglied und wurde im Oktober 2008 zur Ministerin für Soziales und Gesundheit des Landes Mecklenburg-Vorpommern ernannt. Frank-Walter Steinmeier hat sie als Familienministerin in sein Schattenkabinett für die Bundestagswahl 2009 berufen. Manuela Schwesig ist verheiratet und hat einen Sohn.

„Ein Sohn“ ist ja eigentlich etwas positives, da wird sie vielleicht auch eine gewisse Perspektive für die dort entstehenden Schwierigkeiten mit bringen.

Des weiteren werden wir auch eine Verteidigungsministerin bekommen:

Ursula von der Leyen, Verteidigungsministerin: Sie gilt als Allzweckwaffe von Merkel. Von der Leyen verantwortete bereits das Familien- und Arbeitsministerium, jetzt soll sie Deutschlands erste Verteidigungsministerin werden. Als Ärztin war sie lange für das Gesundheitsressort gehandelt worden, dann war sie als Superministerin für Gesundheit und Rente im Gespräch. Zuletzt hatte es auch geheißen, von der Leyen werde Innenministerin.

Eine ganz überwiegend männlich besetze Armee, aber eine Verteidigungsministerin, zudem eine, die keinerlei Erfahrungen auf dem Gebiet hat. ich bezweifele, dass wir in naher Zukunft einen Mann auf der Position des Familienministers sehen werden, dabei wäre ja auch dies eine mutige Durchbrechung. Gut, faktisch spielt das Verteidigungsministerium aus meiner Sicht eine sehr geringe Rolle und ich kann mir auch durchaus vorstellen, dass es Frauen gibt, die den Job dort sehr gut machen würden, das Geschlecht muss da nicht der wichtigste Faktor sein. Ob von der Leyen dies sein wird, da bin ich allerdings eher skeptisch.

Kanzlerin bleibt Andrea Merkel. Insoweit nichts neues im Deutschen Patriarchat.

Gendrift

Gendrift ist ein Vorgang, bei dem es um die Zusammensetzung der Genfrequenz innerhalb einer Gruppe geht. An einem einfachen Beispiel erklärt:

In einer Gruppe von Urzeitmenschen gibt es 90Menschen mit der Augenfarbe blau, eine kleine Familie von 10 Personen hat aber die Augenfarbe grün. Aufgrund von sozialen Vorurteilen gegen Grünaugenmenschen beschließen die 10 Personen, sich von der Gruppe zu trennen und in eine andere Gegend auszuwandern. In ihrer alten Gruppe sind nunmehr 100% Blauaugenmenschen, die Gene für grüne Augen sind plötzlich in weit geringerer Zahl vorhanden. In der Gruppe der Auswanderer hingegen sind nunmehr 100% Grünaugen vorhanden und vielleicht keine Gene für blaue Augen mehr vorhanden.

Wird die Gruppe der Grünaugen nun durch einen Zufall getötet, dann kann auch dann, wenn die Mutation vorteilhaft gewesen wäre, das Gen für Grüne Augen aussterben und es kann reiner Zufall sein, dass alle Menschen blaue Augen haben. Umgekehrt gilt das gleiche.

Der gleiche Vorgang noch einmal aus der Wikipedia:

Als Gendrift (genetische Drift; das niederdeutsche Wort Drift ist verwandt mit dem deutschen treiben, auch Alleldrift oder Sewall-Wright-Effekt genannt) bezeichnet man in der Populationsgenetik eine zufällige Veränderung der Genfrequenz innerhalb des Genpools einer Population. Gendrift ist ein Evolutionsfaktor. Eine quantitative Erweiterung stellt die Genshift dar, bei der ganze Segmente von Genen zusammen ausgetauscht werden. Dies hat oft besonders ausgeprägte funktional-qualitative Änderungen zur Folge.

Gendrift und Genshift stellen eine Art Komplement zur natürlichen Selektion dar. Die natürliche Selektion hat keinen zufälligen Einfluss auf die Änderung der Genfrequenz einer Population, sondern ist direkt gekoppelt an den Überlebens- und Reproduktionserfolg von Individuen, also deren Angepasstheit an ihre Umwelt.[1] Die genetische Drift bzw. Shift dagegen hat keine derartigen Ursachen, sondern ist rein zufallsbestimmt (stochastisch).

Da eine zufällige Änderung der Genfrequenz in kleineren Populationen statistisch mehr ins Gewicht fällt, stellen die Gendrift und Genshift einen wichtigen Faktor der Evolution von Gründerpopulationen und somit der Artbildung dar. Sie basiert auf der Tatsache, dass eine abgeschnittene Zufallspopulation, die in einem bestimmten Gebiet lebt, nur einen kleinen Ausschnitt der möglichen Genfrequenzen besitzt, die außerdem in einem anderen Verhältnis zueinander stehen als in der Gesamtpopulation. Die evolutionäre Weiterentwicklung dieser Population ist abhängig von diesen verschobenen Genfrequenzen.

Als Flaschenhalseffekt wird eine besondere Art der Gendrift bezeichnet, bei der die Populationsgröße durch ein zufälliges Ereignis stark vermindert und dadurch die in der Population vorkommende Variabilität verringert wird. Die Allelfrequenzen unterscheiden sich hinterher meist von denen der ursprünglichen Population, die verminderte Variationsbreite (Polymorphismus) erhöht die Anfälligkeit gegenüber Krankheiten und erschwert zukünftige adaptive Veränderungen.

Gendrift kann auch in größeren panmiktischen Populationen auftreten, nach Aufteilung in kleinere Teilpopulationen. Voraussetzung sind zufällige Veränderung von Genen und Weitergabe der veränderten Gene. Gendrift kann dabei phänotypische Veränderungen bewirken, muss es aber nicht.

Bedeutungserweiterung: Als Gendrift wird auch die Verbreitung solcher Veränderungen in größere Populationen bezeichnet. Heute bezeichnet man als Gendrift auch das Eindringen bewusst oder zufällig veränderter Gene in andere Bereiche.

Das Phänomen wird gerne als Argument gegen evolutionäre Erklärungen angesetzt, weil es nach dieser Ansicht zuviel Unberechenbarkeit in die evolutionären Spekulationen bringt. Elmar hat dazu was in einem seiner Artikel:

Biologen ist an dieser Stelle vermutlich bereits klar, daß (4) nonsense ist aufgrund genetischer Drift und des Phänomens des linkage disequilibrium.

  • (5) Genetische Drift: Durch natürliche Ereignisse, wie Ausgründungen von Populationen oder Katastrophen sind Populationen in der Realität nicht nur endlich, sondern klein. Und je kleiner sie sind, desto höher ist der Einfluß weiterer Zufalle auf die Genfrequenz in der nächsten Generation. So kann ein Gen, dessen phänotypische Ausprägung eine historisch-lokalen Fitness-Vorteil bringt, doch zufällig aussterben, , während ein Gen mit anderer, womöglich sogar nachteiliger Ausprägung um so schneller fixiert wird, je kleiner die Population ist. Die natürliche Selektion ist in kleinen Population zu langsam, um das auszugleichen. Erst in unendlich großen Populationen spielen solche endlichen random distortion überhaupt keine Rolle mehr und die natürliche Selektion ist der einzig relevante Mechanismus.

Diese Zusammenhänge wurden 1973 von Tomoko Ohta als nearly neutral theory of molecular evolution beschrieben. Das Problem, daß (5) für (4) macht, liegt auf der Hand: Selbst wenn P sein eigenes U wirklich hat, verhindert das Phänomen der genetischen Drift, daß wir wissen können, welche U das ist. Denn wie sollen wir Jahrtausende der Evolution auf molekularer Ebene detailiert nachvollziehen? Und da wir die Existenz von U nicht apriori, sondern nur empirisch sichern können, gleitet uns damit sogar die Existenz von U aus den Händen: Mit (4) alleine kann man gegen Feministen gar nichts ausrichten – und das alles ganz im Rahmen der aktuellen Evolutionsbiologie.

Meiner Meinung nach überbewerten Elmar und andere Kritiker da dieses Phänomen. Denn zum einen ist ein genetischer Drift ja nichts, was Gene beliebig durcheinander wirbelt: Er setzt an Wesen an, die bereits einer starken Selektion unterlegen haben und deren Genzusammensetzung daraus folgt. Durch genetischen Drift bekommt man nicht plötzlich ein drittes Bein oder Superkräfte. Es ändert sich lediglich die genetische Zusammensetzung der Gruppe. Diese Zusammensetzung ändert sich, weil bestimmte Gene sich relativ zufällig mehr anreichern.

Um so zentraler die Eigenschaft dabei ist, um so weniger ist sie durch einen Gendrift betroffen. Denn dann sind die Gene dafür so umfassend in den Personen enthalten, dass lediglich bestimmte Ausprägungen von den zufälligen Ereignissen betroffen sind.

Nehmen wir etwa die höhere Körperstärke von Mannern gegenüber Frauen: Sie beruht auf der Wirkung von Testosteron und selbst wenn die stärksten Männer und die schwächsten Frauen alle von einem sehr selektiven Kometen getroffen werden, ändert sich nichts daran, dass deren Gene immer noch diesen wesentlichen Unterschied weitergeben werden und demnach auch eine entsprechende Selektion stattfinden würde, zumal hier dann die stärkeren Frauen weniger fruchtbar wären und zudem innerhalb der Schwangerschaft nach wie vor die Kosten der höheren Muskeln tragen müssten und zudem durch die sonstigen Folgen von Schwangerschaft, Stillen etc eingeschränkt wären.

Um so höher und langanhaltender der Selektionsdruck bisher auf eine bestimmte Eigenschaft war, um so geringer der Einfluss einer Gendrift. Diese bewirkt dann lediglich gewisse Änderungen in der Ausprägung, wird sich aber gerade bei so starken unterschiedlichen Selektionsunterschieden wie Mann und Frau kaum auswirken.

Die Auswirkungen eines genetischen Drifts für evolutionäre Berechnungen sind damit weit geringer als Kritiker dies darstellen wollen. Die meisten evolutionären Betrachtungen gerade bei den Geschlechtern sind davon aus meiner Sicht nicht betroffen.

Wer ein gutes Beispiel nennen kann, bei dem der genetische Drift dennoch eine Rolle gespielt haben könnte, der mag das in den Kommentaren mitteilen.