Antje Schrupp schreibt in einem Kommentar von einem Erlebnis, dass ihre Sicht auf Männer verändert hat:
Es war beim Rumknutschen mit einem Freund, ich glaube, ich war ungefähr 14 oder so. Wir küssten und streichelten uns, aber an einem gewissen Punkt wollte ich nicht weitermachen. Dieser Freund, ein sehr netter Mensch übrigens, reagierte ärgerlich und sagte mir, dass ich so etwas nicht machen könne: erst aufgeilen und dann doch nicht zum Ende kommen.
Ihr Schluss daraus:
Ich erinnere mich noch daran, dass mich das damals sehr schockierte, weil ich bis dahin ganz selbstverständlich (in einer vom Patriarchat offenbar noch ungestörten Naivität) davon ausgegangen war, dass Sex zu wirklich jedem Zeitpunkt des Verfahrens von allen Beteiligten einseitig beendet werden kann.
Meiner Meinung nach ein ziemlicher Strohmann: Natürlich kann sie jederzeit einseitig beenden, wenn sie Last Minute Resistance hat. Es geht nicht tatsächlich darum, dass sie dann mit ihm Sex haben muss. Aber es geht eben darum, dass es Mist ist aufgegeilt zu werden und dann sitzen gelassen zu werden. Dass sie sich das vielleicht vorher überlegen könnte. Oder das sie zumindest Verständnis dafür haben kann, dass er sich blöd fühlt, wenn er aufgegeilt ist und sie ihn stehen lässt. Weil es eben tatsächlich ein blödes Gefühl sein kann. Wenn der Mann dann das Gefühl hat, dass sie ihn nur als Ego-Bost genutzt hat, nur Aufmerksamkeit wollte, dann ist es etwas anderes als wenn er merkt, dass sie es wollte, aber dann merkte, dass sie noch nicht bereit dafür war. Und der Umgang nach dem Abbruch kann für eine Wertung in die eine oder andere Richtung eben auch wichtig sein. Kurzum: Auch Männer haben Gefühle und auch Penisgefühle können wichtig sein. Es kann auch für eine Frau okay sein, sich das bewusst zu machen ohne das daraus gleich folgt, dass sie deswegen Sex haben muss.
Ich lernte an diesem Tag, dass das ein voreiliger Schluss war. Ich lernte, dass ich damit rechnen muss, dass mein Entgegenkommen, mein Mich Öffnen, meine Freundlichkeit, von Männern (sicher nicht von allen, aber eben doch von welchen, ohne dass ich vorher wissen könnte, ob dieser konkrete Mann, mit dem ich es gerade zu tun habe, dazu gehört) quasi als Versprechen auf “Mehr” interpretiert werden kann. Sogar als Verpflichtung. Dass Männer auf irgend eine mir damals noch unverständliche Weise die Idee entwickeln können, sie hätten irgendwelche “Ansprüche” mir gegenüber.
Wenn jemand sagt „lass uns was zusammen machen“ und er dann direkt davor absagt, dann muss es nicht schlichtes Anspruchdenken oder eine angenommene Verpflichtung sein, wenn man meint, dass sich das blöd anfühlt.
Daraus ergibt sich nicht die Verpflichtung oder gar das Recht, zu Männern unfreundlich zu sein und sie zu meiden, wie Antje Schrupp es anscheinend meint. Daraus ergibt sich einfach der normale soziale Umgang, dass man bei jemanden, mit dem man etwas macht auch darauf abstellt, wie die eigenen Aktionen bei diesem ankommen.
Man stelle sich folgende Situation vor:
Ein Mann schläft mit einer Frau, kommt, steht direkt auf und zieht sich die Hose an und geht, weil es das war, was er wollte. Sie wirft ihm vor, dass sie sich jetzt etwas billig fühlt und er sie nicht wie ein Objekt behandeln solle, er könne auch gerade noch etwas liegen bleiben, schauen wie es ihr geht, etwas Smalltalk machen und dann sagen, dass er früh raus muss, aber es schön war.
Und dann sagt der Mann. „Ich dachte bisher, dass ich solche Aktionen jederzeit einseitig abbrechen konnte, wenn ich nicht mehr wollte. Aber sie hatte ein Anspruchdenken, mein Entgegenkommen mit ihr zu schlafen, führte nun dazu, dass sie es als ein Versprechen auf „Mehr“ interpretierte. Als Verpflichtung nun mehr noch zu bleiben. Als Verpflichtung ihr mehr Gefühle zu geben als ich zu geben Lust hatte. Dass Frauen auf eine mir damals noch unverständliche Art die Idee entwickeln können, sie hätten irgendwelche „Ansprüche“ mir gegenüber“. Man würde ihn wohl schlicht ein Arschloch nennen, weil er ihre Gefühle und Bedürfnisse ignoriert. Aber dennoch würde man ihn wohl nicht davon ausgehen, dass sie, wenn er es nicht wil,l verlangen kann noch eine Viertelstunde mit ihr zu löffeln.
Wenn ein Aufreisser sagen würden, das er durch dieses Ansprüche unfreundlicher zu Frauen geworden ist, ihnen nicht mehr traut, sie abwertend behandelt, man würde ihm wohl vorhalten, dass er sich Gründe sucht, seine eigenen Probleme mit Frauen auszublenden.
Mir scheint dieser Schluss dann auch im umgekehrten Fall nicht ganz von der Hand zu weisen zu sein.