(Disclaimer: Bitte zunächst diesen Artikel über den naturalistischen Fehlschluss lesen, nur weil etwas auf eine bestimmte Weise ist, ist es nicht gut, wünschenswert oder richtig. Natürlich besteht auch hier eine starke Ausformbarkeit)
Homophobie ist eine Aversion gegen Homosexuelle, eine Feindseligkeit gegen alles, was man mit Homosexualität in Verbindung bringt und eben auch gegen Homosexuelle. Es ist gerade wenn man biologische Theorien zur Entstehung der Homosexualität annimmt eine recht unverständliche Angst, denn letztendlich unterscheiden die jeweiligen Menschen sich darin, dass sie andere abgespeicherte Attraktivitätsmerkmale haben, ein vergleichsweise geringer Unterschied, der eigentlich Nichthomosexuelle nicht belastet.
Hier noch mal kurz etwas zu biologischen Theorien zur Homosexualität:
- Warum die sexuelle Identität biologisch sein muss: Geht darauf ein, welche Vorteile eine biologisch geregelte Sexualpräferenz hat und was passieren würde, wenn sie nicht biologisch geregelt wäre
- Biologische Gründe für Homosexualität: Stellt die verschiedenen Wege dar, nach denen Homosexualität aufgrund pränataler Hormone entstehen kann
- Homosexualität und Epigenetik Zeigt auf, welche Epigenetischen Effekte teilweise eine Homosexualität einschränken oder begünstigen
- Zwillings und Homosexualität Zeigt, dass gerade eineiige Zwillinge häufiger übereinstimmend homosexuell sind zweieiige Zwillinge
- Hormone und sexuelle Orientierung Fasst die verschiedenen Studien zu den Auswirkungen von Hormonen in Bezug auf Homosexualität zusammen
- Pränataler Stress und Medikamente als Ursache für Homosexualität und abweichendes Geschlechterverhalten Zeigt wie pränataler Stress und Medikamente die Wahrscheinlichkeit von Homosexualität erhöhen
- Vererbbare Faktoren in der sexuellen Orientierung bei Frauen Weitere Zwillingsstudien zur Homosexualität bei Frauen
- Lesbische Frauen am Gesicht erkennen: Da sich die Hormone sowohl auf das Gesicht als auch auf die sexuelle Orientierung auswirken kann man lesbische Frauen teilweise an dem Gesicht erkennen
- Höhere Fruchtbarkeit der weiblichen Verwandten als Vorteil der Homosexualität und der Bisexualität? könnte einen genetischen Vorteil darstellen, bei dem geringere Nachkommenzahlen bei Söhnen durch höhere Nachkommenzahlen bei Töchtern ausgeglichen werden
- Fraternal birth order (“die Geburtsfolge der Brüder”) und Homosexualität besagt, dass homosexuelle Männer häufiger mehr ältere Brüder haben, egal ob sie mit diesen aufwachsen oder nicht
- Hormone und sexuelle Orientierung stellt noch einmal dar, wie die sexuelle Orientierung mit den Hormonen zusammenhängt
Es ist aus meiner Sicht dennoch denkbar, dass hierfür biologische Wurzeln bestehen, die kulturell ausgestaltet werden können:
1. Die Elterntheorie
Eine Theorie ist, dass Eltern ein Interesse daran haben könnten, homosexuelle Einflüsse von ihren Kindern fernzuhalten, wenn Homosexualität einen sozialen Anteil hat. Ein Kind, dass Kontakt mit vielen Homosexuellen hat, könnte eben bei einer entsprechenden Veranlagung genau diese Anteile ausleben können. Das Kind von solchen Einflüssen fernzuhalten würde die verhindern und damit eher zu Enkelkindern führen.
2. Homosexueller Sex ist zu verführerisch
Eine Selektion auf Abneigung gegen homosexuellen Sex und Homosexualität verhindert, dass man sich den Freuden homosexuellen Sexes hingibt und verstärkt damit eine heterosexuelle Ausrichtung und verbessert damit die Chancen auf Nachwuchs. Gerade bei Männern wäre die Gefahr aufgrund des höheren Sexualtriebes und der geringeren Kosten des Sex hoch, dass man hier einfach seine Triebe auf diese Weise stillt, statt aufwändig um Frauen zu werben. Ähnlich wie ein bestimmter Geschmack oder Geruch zur Verhinderung der Aufnahme von verdorbenen oder schädlichen Speisen schützt, könnte hier ein gewisser Ekel davor schützen, gleichgeschlechtlichen Sex zu haben um so die Chance auf Nachwuchs zu erhöhen (wie Käse als verdorbene Milch oder andere Speisen wie 1.000 jährige Eier zeigen kann man auch so etwas kulturell ausformen, vieles ist eben eine Gewöhnungseffekt).
3. Sexuelle Selektion läuft gegen Anzeichen von Homosexualität gerade bei Männern.
Anzeichen für Heterosexuaöität des gewünschten Partners können wichtige Signale innerhalb der Partnerwahl sein, auf die positiv selektiert werden kann. Zum einen bedeutet Heterosexualität eine höhere Chance, dass man nicht verlassen wird, zudem wäre bei Erbbarkeit der Homosexualität, die bei biologischen Komponenten besteht, ein höheres Risiko vorhanden, dass auch Kinder homosexuell sind und damit eine geringere Wahrscheinlichkeit besteht, dass die Gene weitergegeben werden.
Wenn dies der Fall wäre, dann wäre es für Männer vorteilhaft sich gegen den Eindruck zu wehren, dass sie homosexuell wären.
Vergleichbar wäre das mit dem Bewerben um einen Auftrag zur Zusammenarbeit. Wenn hier der Eindruck entsteht, dass man möglicherweise gar nicht an dem Auftrag interessiert ist, sondern eher einem anderen Auftrag haben will, dann hat man geringe Chancen ihn zu bekommen. Dass ist soweit einfache Spieltheorie: Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand eine für die Durchführung eines Projekts negative Eigenschaft aufweist, fließt als Faktor in die Bewertung ein. Dieser Faktor wäre dann, da eine Frau befürchten müsste, dass das Projekt „Schwangerschaft und Aufzucht der Kinder durch unterstützende Versorgung durch den Mann“ vorzeitig abgebrochen werden würde, und sie dann das „Kinderprojekt“ alleine (oder jedenfalls ohne den Partner) finanzieren müsste, bei Frauen höher, da ein Mann die Kosten bei einer möglicherweise lesbischen Frau leichter auf diese abwälzen könnte
4. Hormonelle Übereinstimmungen
Da Homosexualität entweder mit einem hohen pränatalen Testosteronspiegel bei Lesben oder einem niedrigen pränatalen Testosteronspiegel bei Schwulen einhergeht, wenn die obigen Theorien stimmen, wären auch inswoweit negative Selektionen denkbar, da beides sich auf Fruchtbarkeit und für das Geschlecht typische Faktoren auswirken kann.
Zudem kann eben Homosexualität als Synonym für weibliche Männer oder sehr männliche Frauen genommen werden so dass die Assoziation eigentlich diese Faktoren meint (was eine kulturelle Ausgestaltung wäre und sich dann eigentlich dagegen wendet, dass Attraktivitätsmerkmale eher in die Richtung weibliche Frauen und männliche Männer gehen .
5. Kulturelle Ausgestaltung
Es gibt verschiedene Formen der Homophiobie. Heutzutage wird gerade in modernen Gesellschaften diese immer weiter zurückgedrängt. Da wäre die Frage, welche Faktoren hier zusammen spielen könnten. Meine Vermutung wäre, dass in modernen, sexuell offenen Gesellschaften, bei denen nicht mehr verlangt wird, dass man sich vor dem Sex bindet, bei dem man also ein Beziehung dank moderner Verhütungsmittel ausprobieren kann, die Notwendigkeit einer Abgrenzung geringer wird. Eine Frau geht eben kein Risiko in dieser Hinsicht mehr ein, sondern probiert sexuelles einfach aus, so dass auch die Notwendigkeit einer Abgrenzung geringer ist.
Zudem besteht eben in weniger konservativen Gesellschaften auch weniger Notwendigkeit sich zu verheiraten, damit kann jede Beziehung schief gehen und es kommt mehr auf den individuellen Bezug an. Singles sind normaler und es wird insofern weniger erwartet, dass man sein Leben entsprechend einrichtet.
Zudem dürfte auch die zunehmende Selbständigkeit der Frauen und bessere Sozialsysteme auch bedeuten, dass auch Frauen in dieser Hinsicht eher auf andere Kriterien abstellen dürfen.
Nach diesen Kriterien wäre ein höheres Maß an Homophobie zu erwarten, wenn
- Beziehungen auf Heirat und Versorgung vor dem Sex ausgerichtet sind
- Frauen besonders abhängig von ihrem Partner sind
- hohe intrasexuelle Konkurrenz um Partner
- geringe Flexibilität in der Geschlechterrolle gerade in der Frage inwieweit man
Mildernde Faktoren wären demnach:
- offenes Ausleben der Sexualität auch ohne feste Bindung
- höhere Flexibilität mit den Geschlechterollen
Dies ist eher ein Brainstorming, ich freue mich insoweit über Ergänzungen. Das Homophobie letztendlich einfach das Mittel ist, seine eigene Heterosexualität ´zu betonen, dies wiederum kann für die Partnerwahl der Frau wichtig sein. Natürlich gab es auch immer wieder Kulturen, die gleichgeschlechtlichen Sex genutzt haben, um ihre Triebe abzubauen und Sex ohne Schwangerschaftsrisiko zu haben. Hier fallen einem die alten Griechen ein, die aber teilweise einfach eine andere Abgrenzung gebildet haben: Schenkelsex war okay und es sollte schon vermieden werden, dass mit dem anderen „Sex wie mit einer Frau gemacht wurde“. Stattdessen wurde eben betont, dass der andere durch den Ältern gefördert wird etc