Selbermach Samstag LV

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Effektive Patriarchatsbekämpfung

In einem Kommentar zum „Anzuggate“ bei den Piraten auf der Seite Popkornpiraten fand sich ein aus meiner Sicht interessanter Kommentar:

Die “Abschaffung des Patriarchats” ist eigentlich ein sehr ernstes und diskussionswürdiges Thema. Schließlich geht es beim Patriarchat um die gesellschaftliche Güterverteilung mit Hilfe des Eigentums- und Erbrechts sowie um die gesellschaftliche Arbeitsteilung mit Hilfe der Lohnarbeit. Der Anzug ist durchaus ein Symbol des kapitalistischen Systems, weil er im Vorstellungsgespräch als Symbol der Unterwerfung getragen werden muss und deshalb durchaus kritisch hinterfragt werden kann.

Leider verschwenden Rya und ihre Gesinnungsgenoss*innen sehr viel Energie, um besitzlose und somit bedeutungslose Randfiguren zu verfolgen: alleinstehende Männer, die sexistische Witze reißen, Frauen, die um ihre Beziehung fürchten, an den Rand der Gesellschaft gedrängte (rechtsextreme) Demonstranten und anzugtragende Handyverkäufer. Aus theoretischen Gründen kämpfen sie für Bevölkerungsgruppen, die eigentlich das Patriarchat stützen und befürworten: weibliche Führungskräfte, orientalische Einwanderer*innen und weltfremde Wissenschaftler*innen.

Eine flexible Vorgehensweise – Großzügigkeit und Humor gegenüber provozierenden Randgruppen sowie Häme und Spott gegen die Eliten des Systems – würde das angestrebte Ziel (“Abschaffung des Patriarchats”) weitaus schneller voranbringen als die militante Verteidigung theoretischer Dogmen gegen eigentlich wohlmeinende Freunde.

Etwas anders formuliert wird daraus: „Wenn die feministischen Theorien stimmen und es ein Patriarchat gibt, warum ist der Feminismus dann so ineffektiv darin, dessen tatsächliche Ursachen anzugreifen?“

In der Tat scheint  sich ja der Feminismus mit allerlei Kleinigkeiten aufzuhalten, sich wegen Kleinigkeiten mit allen möglichen Leuten anzulegen und letztendlich sogar noch bestimmte stützende Gruppen wie weibliche Führungskräfte oder traditionell-konservative Einwanderergruppen zu stützen.

Ein Grund ist sicherlich, dass IDPOL eine enorme Intoleranz gegen Kleinigkeiten begünstigt, da man anhand dieser besser zeigen kann, wie sehr man gegen Dislkriminierungen ist. Zu zeigen, dass man die Kleinigkeiten erkennt ist dann wichtiger als tatsächlich etwas zu bewirken. Dau kommen die Theorien der „Raumeinnahme“, die die Sichtweise, dass man mit dem angreifen von solchen Kleinigkeiten einen grundlegenden Wandeln erreichen kann. Der Glaube, dass mehr Frauen in Führungspositonen bereits die Welt verändern scheint mir auch eine gewisse Nähe zu einem Differenzfeminismus mit Frauen als besseren Menschen zu haben, der im Genderfeminismus gerne verschwiegen wird.

Sicherlich ist die im Kommentar vorhandene Sichtweise eine andere, bei der das Patriarchat noch eher mit dem Kapitalismus gleichgesetzt wird, während andere darin einfach überkommene Regelungen sehen. Auch insoweit wäre aber eine „effektivere Bekämpfung“ möglich.

Ich habe jedenfalls das Gefühl, dass da auch insoweit einiges an Unstimmigkeiten vorhanden ist. Diese näher herauszuarbeiten könnte interessant sein