Unmündigkeitsfeminismus

In einem Kommentar liefert Kommentator „Neuer Peter“ eine interessante Beschreibung einer Feminismusversion, die gut zu „weiblicher Unterverantwortlichkeit“ (female hypoagency) passt, den Unmündigkeitsfeminismus:

Unmündigkeitsfeminismus

Ziel ist es, Frauen von den negativen Konsequenzen ihrer Handlungen abzuschirmen und die Verantwortung der Frauen für ihre Entscheidungen zu verneinen.

Der Halbtagsjob soll dabei genau so gut vergütet werden und genau so gute Aufstiegschancen bieten wie der Ganztagsjob, das Romanistikstudium die gleichen Karrierechancen bieten wie das der Ingenieurswissenschaften und die Erfüllung des Kinderwunsches darf nicht einher gehen mit einer zeitlichen und finanziellen Belastung.

Weibliche Entscheidungen werden hier nicht als Ergebnis einer informierten Abwägung der Optionen betrachtet, sondern als Naturereignis, für das die Frau keinerlei Verantwortung trägt.
Die Verantwortung für die negativen Folgen einer weiblichen Handlung werden dabei stets externalisiert. Als Verantwortungsträger dienen dann obskure Entitäten wie “das Patriarchat” oder die kryptische “strukturelle Diskriminierung”, welche nirgends nachgewiesen werden kann.

Dass diese Art der Argumentation Frauen als unmündige Wesen betrachtet, wird dabei ausgeblendet.

Einmal weil ich den Begriff sehr schön und treffend finde aber auch, weil es tatsächlich eine gute Zusammenfassung ist, hat der Kommentar einen eigenen Artikel verdient. Es scheint mitunter, dass in diesem Teil des Feminismus weniger auf Machbarkeit geachtet wird, sondern eher auf das Wollen und das „so wäre es schöner“. Weitere Ausprägungen sind „“Privilegierte müssen ihre Privilegien abbauen, nicht Frauen dafür sorgen, dass sie aufschließen” und der Gedanke, dass der „weibliche Weg“ immer genauso gut sein muss, wie der bisher verwendete. Es wird anscheinend wenig darüber nachgedacht, dass zB ein Chef in Teilzeit aus guten Gründen wenig umgesetzt wird oder das jemand der Vollzeit arbeitet auch mehr Arbeitserfahrung ansammelt und daher eher befördert wird als jemand in Teilzeit oder das einige Studiengänge eben besser geeignet sind um Karriere in der Wirtschaft zu machen als andere.

Der gemeinsame Nenner ist in der Tat, dass Verantwortung abgegeben wird. Die Welt soll eben auf eine bestimmte Weise sein, dass sie nicht so ist, ist dabei recht egal.