Wiederholt war hier das Thema, wie man feministische Theorien einordnet bzw. ob man das überhaupt machen soll. Dazu einige Gedanken:
1. Grobeinteilung
Die meisten werden noch zustimmen, dass eine Einteilung in Differenzfeminismus und Gleichheitsfeminismus sinnvoll ist. Innerhalb des Gleichheitsfeminismus ist aus meiner Sicht noch sinnvoll zwischen rein poststrukturalistischen Ansätzen (der überwiegende Teil des modernen Genderfeminismus) und einem Feminismus a la Bauvoir und Schwarzer, in dem es weniger um Auflösung der Geschlechterrollen per se geht als einfach um die Frage, wie man bestimmte negative Elemente von Rollen entfernt (Beauvoir wollte letztendlich, dass Frauen wie Männer werden, der Queerfeminismus will hingegen „Männlichkeit“ und „Weiblichkeit“ an sich als Label angreifen).
2. Es gibt DEN Feminismus
Auch bei Feministinnen ist allerdings die Einteilung relativ irrelevant und es wird gerne der Sammelbegriff „Feminismus“ verwendet, wenn man sich damit gegen Kritik immunisieren will. „Wer gegen Feminismus ist, ist gegen Gleichberechtigung“ ist zum Beispiel gerne benutzt als gäbe es keine differenzierte Kritik an einzelnen Richtungen und Theorien. Und es gibt eben auch nur DEN Antifeminismus. . Gleichzeitig ist „DER Feminismus“ auch gerne für bestimmte Erfolge verantwortlich. Oder es gibt keinen Männerhasse in DEM Feminismus. Auch da sind die wenigsten bereit zu differenzieren.
3. MEIN Feminismus ist ganz anders, da greift deine Kritik nicht
Eine andere häufig aufzutreffende Figur ist der „Gummifeminismus„. Er ist quasi nicht zu packen, will nur das Gute für alle Seiten und verweist bei Unstimmigkeiten oder bisher übersehenen Folgen aus diesen Ansichten auch gern darauf, dass man diese eben in ihrem Feminismus nicht habe, warum auch immer.
Es ist häufig ein sehr unausgereifter Feminismus, dem Vertreter sind einzelne Ideen bekannt und diese findet er gut, zu Ende gedacht hat er diese aber nicht. Die Theorien vertragen häufig kein Nachfragen, dann werden die Antworten schnell patzig. Was natürlich auch daran liegt, dass man sich in einer recht geschlossenen Blase bewegt, in der man nicht viel hinterfragen muss. Sie können zur Untermauerung ihrer Thesen meist recht wenig sagen, verweist man auf Aufsagen feministischer Autoren, die nicht ins Bild passen, dann werden diese eben damit abgelehnt, dass man diesen nicht folgt und der eigene Feminismus ganz anders ist.
Teilweise werden eben einfach Versatzstücke übernommen, soweit sie einem gefallen, ein loser Strauss, dessen Inhalte aber nach belieben abgeworfen werden können.
Davon abzugrenzen ist der Hinweis, dass man tatsächlich einen anderen Feminismus vertritt: Alice Schwarzer vorzuhalten, dass der Feminismus (dann eigentlich der Genderqueerfeminismus) nicht hinreichend gegen Kopftücher argumentiert ist recht sinnlos, denn in ihrem Feminismus sind Kopftücher eben Teil einer eingrenzenden Geschlechterrolle, im Queerfeminismus hingegen eine Frage, die man nicht über die Kopftuchträgerinnnen hinweg entscheiden darf. Einer Differenzfeministin vorzuhalten, dass die im Feminismus vertretene Gleichheit der Geschlechter an der Sache vorbei geht ist erkennbar wenig ergiebig.