„Wer eine Meinung hat, ignoriert die Fakten“

Bei einem so hitzigen Thema wie dem Geschlechterthema ist es immer gut, sich einmal bewusst zu machen, wie schnell man Fakten ignoriert und durch seine Meinung ersetzt:

Zahlreiche Studien haben gezeigt, was für Starrköpfe Menschen sind und wie stark sie sich vor Gegenargumenten sträuben. Ist eine Meinung geformt, dient sie als Filter, durch den Informationen bewertet werden. (…)

Wenn sich Erklärungen in der Erinnerung gefestigt haben, ist ihnen kaum beizukommen. Das haben zum Beispiel die Psychologinnen Hollyn Johnson und Colleen Seifert gezeigt. Sie erzählten Probanden die Geschichte eines Lagerhausbrandes, der durch einen Kurzschluss entstanden sei. Das Feuer sei außer Kontrolle geraten, weil hochentzündliche Lacke und Gasflaschen in der Halle gelagert waren, hieß es. Diesen Teil der Geschichte widerriefen sie später und beraubten ihre Probanden damit der Erklärung für das unkontrollierte Feuer.

Als sie später direkt danach fragten, hatten sich die Probanden gemerkt, dass weder Lacke nach Gasflaschen in der Halle gelagert waren. Als die Psychologinnen aber wissen wollten, warum es bei dem Feuer eine so starke Rauchentwicklung gegeben habe, antworteten viele: „Weil Lack und Gasflaschen brannten.“ Sie wussten es besser – aber sie kamen nicht damit zurecht, dass ihnen die Erklärung für den Brand weggenommen worden war.

Die Korrektur von Fehlinformationen hinterlässt Lücken im Geist. Diese müssen geschlossen werden, damit der Glaube an widerlegten Unsinn verblasst. Es reicht nicht aus, eine Studie nur als falsch zu kennzeichnen oder zu sagen, dass die EU gar nicht daran denke, Heilpflanzen zu verbieten. Aber was tun? Der Psychologe Anderson zeigte, wie es geht: Es müssen Erklärungen geliefert werden, warum das Gegenteil der diskreditierten Informationen wahr ist. Der Brand im Lagerhaus und die Rauchentwicklung benötigen eine Ursache.