Feminismus als berechtigte Interessenvertretung in Abgrenzung zu Feminismus als Ideologie

Kommentator Virtual-CD schreibt in einem Kommentar etwas interessantes zu Feminismus als berechtigte Interessenvertretung in Abgrenzung zu Feminismus als Ideologie

Es gibt natürlich im Feminismus unterschiedliche Positionen. Und nicht alle Personen, die sich selbst als (in welcher Form auch immer) feministisch bezeichnen würden, haben einen Männerhass.

Gegen Feminismus als politische Lobby-Veranstaltung im Interesse von Frauen (was immer das im Einzelnen sein mag) ist auch gar nichts zu sagen.
In einer freien Gesellschaft sollen Gruppen mit tatsächlichen oder vermeintlichen gemeinsamen Interessen sich organisieren und versuchen, Einfluss zu nehmen. Und dann eben ggf. auch auf Widerstand anderer Interessengruppen stoßen.

Also: Gegen das “freie Spiel der Kräfte” von Meinungen, Ansichten und Werthaltungen ist überhaupt nichts zu sagen – wenn man eine offene Gesellschaft will, was ich z.B. entschieden will.

Das finde ich einen berechtigten Punkt. Wer sich für aus seiner Sicht bestehende Interessen einer Gruppe einsetzen will, der kann dies natürlich in einer freien Gesellschaft auch machen und dabei dann eben auch die für ihn wichtigen Schwerpunkte setzen. Gerade bei dem vorherrschenden akademischen GenderFeminismus kann man natürlich darüber streiten, ob er tatsächlich die Interessen der Frauen vertritt, aber selbst eine Untergruppe kann in einer Demokratie eben ihre Meinung zu bestimmten Themen kund tun.

Bei den Punkten die er nicht mag habe ich mal Links zu Artikeln von mir, die damit etwas zu tun haben, ergänzt.

Wogegen ich etwas habe, wäre: Feminismus als Staatsdoktrin. Als etwas sozusagen “heiliges”, als etwas quasi-religiöses. Etwas was man nicht kritisieren darf, ohne geächtet zu werden (und demnächst vielleicht auch sich strafbar zu machen). Feminismus als etwas, was PER SE einen höheren Wahrheitsanspruch hätte – und deswegen auch nicht mehr verargumentieren muss, nicht mehr überzeugen muss, sich nicht mehr mit Gegenargumenten auseinandersetzen muss.

Also: Feminismus als eine Ideologie (jetzt wertfrei als Ideensystem verstanden), die durch den staatlichen Apparat mit seinem Gewaltmonopol in der Hinterhand ohne wirklich Willensbildung der Betroffenen durchgesetzt wird. Dagegen habe ich was.
Feminismus, der sich nicht als Vertreterin von Partikularinteressen zu erkennen gibt, sondern verlogen heuchelt, ein Generalinteresse zu vertreten, wo es nur um sehr persönliche Begünstigung von wenigen Aktivisten geht – dagegen habe ich etwas.
Feminismus als Form, Tabus zu errichten, öffentliche Denk- und Redeverbote zu installieren – dagegen habe ich etwas.
Gegen die Errichtung von doppelten Standards (Diskriminierung ist ok, solange sie Frauen nützt und sich gegen Männer richtet) habe ich was.
Gegen die Trennung von persönlicher Entscheidung und Übernahme von Verantwortung für diese eigenen Entscheidungen habe ich etwas.
Gegen die maßlose Skandalisieren von irgendwelchem – mit Verlaub – Scheyssendreck wie das Anbieten von rosa Barby-Puppen zum Verkauf habe ich etwas.
Gegen die Propagierung von Sündenbockideologien habe ich etwas.
Gegen simple manichäische Weltbilder (hier die qua Gruppenzugehörigkeit Guten, da die qua Gruppenzugehörigkeit Schlechten) habe ich etwas.
Gegen Rosinenpickerei habe ich etwas.
Gegen einseitiges Nehmen ohne Bereitschaft, dafür auch zu geben, habe ich etwas.
Gegen Einschränkung individueller Freiheiten, soweit dadurch nicht andere geschädigt werden, habe ich etwas.

Aber gegen Interessenvertretung und Lobbyismus an sich habe ich nichts. Solange der sich hier ausdrückende Gruppenegoismus in Zaum gehalten wird durch andere Gruppenegoismen. Solange wir also eine funktionierende “balance of power” haben.

Zu Staatsfeminismushatte ich hier schon einmal etwas. Ebenso zu Feminismus und Ideologie. Wer will kann die Liste gerne ergänzen (oder Punkte darin aufgreifen oder kritisieren)