In einer Diskussion zu einem Artikel ging es darum, dass die Frau ja nun behaupten könne, dass man sie vergewaltigt habe und man deswegen mit einem Bein im Gefängnis stehe. Dazu schrieb ich:
Lügen könnte sie bei jedem Sachverhalt. Insofern gäbe es keinen sicheren Sex. Die Angst vor einer Falschanzeige wird aber aus meiner Sicht in Teilen der Männerbewegung genauso instrumentalisiert wie die Angst vor einer Vergewaltigung im radikalen Feminismus
Damit meinte ich nicht, dass Falschbeschuldigung keine reale Gefahr sein kann oder das diese für den Mann, wenn sie denn stattfindet, nicht extrem gefährlich werden kann und sein Leben ruinieren kann. Ich meinte damit, dass bei jeder Schilderung von Sex eine Falschbeschuldigungsmöglichkeit in den Raum geworfen wird und damit der Eindruck erweckt wird, dass sich diese Gefahr häufig realisiert.
Das ist aber nicht der Fall und bisher ist mir auch keine Statistik bekannt, die etwas anderes darlegt. Die allermeisten Männer werden in ihrem Leben nie wegen Falschbeschuldigung angezeigt werden, ebenso wie die allerwenigsten Frauen in ihrem Leben vergewaltigt werden. Das bedeutet nicht, dass nicht jeder einzelne Fall beider Taten schrecklich ist, es bedeutet aber auch, dass man keine unrealistische Schreckenskampagne damit fahren muss.
Beide Vorwürfe, nämlich „er kann dich jederzeit vergewaltigen“ und „sie kann dich jederzeit der Vergewaltigung beschuldigen“, sind geeignet dazu, dass Verhältnis der Geschlechter im sexuellen Bereich mit starken Mißtrauen zu belasten. Mißtrauen, dass in den allermeisten Fällen vollkommen unnötig ist. Die allermeisten Männer wollen nicht vergewaltigen. Die allermeisten Frauen wollen weder ein erfundenes Vergewaltigungsopfer sein noch einen Mann falsch beschuldigen.
Die Männerbewegung sollte sich aus meiner Sicht – bei aller Aufmerksamkeit, die das Thema Falschbeschuldigung verdient hat – davor hüten, ebenfalls mit unrealistischen Zahlen a la „jede sechste Frau wurde vergewaltigt“ zu arbeiten. Wer meint, dass die Falschbeschuldigung so viel häufiger ist („jeder sechste Mann musste sich schon mal gegen eine fälschliche Strafanzeige gegen Falschbeschuldigung wehren), der kann gerne Zahlen in den Kommentaren posten.
Natürlich KANN eine Falschbeschuldigung theoretisch jederzeit erfolgen. Natürlich KANN man sich nie sicher sein. Aber in beiden Fällen sind die Wahrscheinlichkeiten eben gering. Und auch eine Vergewaltigung KANN theoretisch bei jedem Sex erfolgen und eine Frau KANN sich nie sicher sein, dass nichts passiert.
Deswegen muss man aber nicht den Eindruck erwecken, dass jeder Mann bei jedem Sex mit einem Bein im Gefängnis steht. Es wird den tatsächlichen Zahlenverhältnissen nicht gerecht.