Geoffrey Miller stellt in einem Artikel zwei gegen einander stehende Theorien dar:
- males-compete/females-choose (MCFC) model
- mutual mate choice (MMC)
Das eine ist ein relativ einfaches Modell, bei dem die Männer um die Frauen konkurrieren und die Frauen diejenigen wählen, die sich in dieser Konkurrenz durchsetzen, dass andere ist ein Modell, bei der beide Geschlechter um die Gunst des jeweils anderen konkurrieren und beide auswählen.
Dem zugrunde liegt dieser Artikel, den Miller bespricht:
This article looks at the evolution of sex differences in sexuality in human beings and asks whether evolutionary psychology sometimes exaggerates these differences. According to a common understanding of sexual selection theory, females in most species invest more than males in their offspring, and as a result, males compete for as many mates as possible, whereas females choose from among the competing males. The males-compete/females-choose (MCFC) model applies to many species but is misleading when applied to human beings. This is because males in our species commonly contribute to the rearing of the young, which reduces the sex difference in parental investment. Consequently, sex differences in our species are relatively modest. Rather than males competing and females choosing, humans have a system of mutual courtship: Both sexes are choosy about long-term mates, and both sexes compete for desirable mates. We call this the mutual mate choice (MMC) model. Although much of the evolutionary psychology literature is consistent with the MMC model, the traditional MCFC model exerts a strong influence on the field, distorting the emerging picture of the evolved sexual psychology of Homo sapiens. Specifically, it has led to the exaggeration of the magnitude of human sex differences, an overemphasis on men’s short-term mating inclinations, and a relative neglect of male mate choice and female mate competition. We advocate a stronger focus on the MMC model.
Quelle: The Ape That Thought It Was a Peacock: Does Evolutionary Psychology Exaggerate Human Sex Differences
Mir leuchtet nicht ein, warum beiderseitige Wahl die generellen Unterschiede verkleinern sollte. Es führt lediglich dazu, dass die Unterschiede anders sein, muss sie aber nicht weniger ausgeprägt machen. Im Gegenteil: Wenn beide Geschlechter jeweils ihre eigenen Kriterien anlegen, was einen guten Partner macht und beide Geschlechter sich nach diesen Kriterien weiterentwickeln und diese besonders betonen, dann führt dies eher zu einer Vergrößerung der Geschlechterunterschiede.
Das beide Geschlechter auswählen erscheint mir gerade eine der Eigenarten, die den Menschen von vielen anderen Säugetieren unterscheiden. Wesentliches Kriterium ist hier aus meiner Sicht, dass der Mensch ungewöhnlich hohe Aufzuchtskosten für ein sehr unselbständiges Kind hat, die eine Zusammenarbeit beider Geschlechter erforderlich machen. Wenn aber eine solche Zusammenarbeit erfolgt und der Mann ebenso investiert wie die Frau, dann treten beiderseitige Kosten auf, die eine Auswahl des Partners und beiderseitige Strategien zur Umsetzung der jeweiligen Ziele zur Folge haben. ich hatte dieses hin und her der beiden Interessen bereits zB in dem Artikel „Versorgereigenschaften als Attraktivitätsmerkmale und Gründe für die Paarbindung“ dargestellt.
Richtig ist, dass auch männliche Wahl und deren Auswirkungen auf Frauen berücksichtigt werden muss. Und dann wieder die Reaktion der Frauen darauf. Und die Reaktion der Männer darauf. Aus einem recht einfachen Spiel, in dem nur eine der Seiten die Wahl hat, wird ein wesentlich komplizierteres Spiel, dass Reaktionen in viele Richtungen zulässt.
Miller sieht folgende Änderungen:
s. By contrast, MMC means that costly mate choice is worth doing even under conditions of social monogamy, low reproductive skew, and high parental care in both sexes. Thus, MMC models imply that individuals differ substantially in the “good genes,” “good resources,” “good parent,” and/or “good partner” benefits that they can bring to a relationship—and that these inequalities have persisted for thousands of generations, sustaining the incentives for mate choice. Most MMC models also yield strong assortative mating for these desired traits, which maximizes the heritable genetic variation in each trait, and the positive genetic correlations among traits (Hooper & Miller, 2008; Miller, 2007, 2010). Thus, MMC usually maximizes variance in “mutation load” across individuals, and maximizes the strength of the general genetic “fitness factor” that seems to underlie some of the variation in intelligence, personality, moral virtues, mental health, and physical health across people (Arden et al., 2009; Prokosch et al., 2005). The result of MMC is that we end up living in a species with the lowest level of genetic equality that any mating system could possibly produce (Miller, 2010). As a result, our mate preferences are likely to embody some principles of intuitive eugenics, with men assessing women (unconsciously) as egg donors, and women assessing men (unconsciously) as sperm donors. (By contrast, most MCFC models in EP have focused on mate preferences for nonheritable traits, such as youthful fertility or material resources, which raise fewer eugenic concerns.)
Weil Partnerwahl vielfältiger wird, wird sie auch immer bedeutsamer, selbst unter besonderen Bedingungen, an die man sich jeweils wieder anpassen und auf die jeweils wieder selektiert werden kann. Gerade sexuelle Selektion erzeugt zudem große Unterschiede, weil ein Signal einen Vorteil in der Partnerwahl bringen kann, aber ansonsten Nachteile (eben wie der Pfauenschwanz) und insofern alle Varianten verschiedene Trade offs zwischen beiden Extremen zulassen. Gerade bei extremer Partnerwahl werden vererbbare Merkmale immer wichtiger. Gerade dann muss man (bzw. das Genprogramm, dass das Begehren steuert) besonders taktisch vorgehen und die Partnerwahl immer mehr anhand dieser ausrichten.