Theorien innerhalb der Gender Studies

Auf der Seite der Uni Freiburg habe ich eine Auflistung der im Feminismus und den Gender Studies nach der dortigen Ansicht vorherrschenden „Herangehensweisen“ gefunden

Momentan dominieren innerhalb der feministischen Theoriediskussion und der Gender-Forschung konstruktivistische, diskurstheoretische, postrukturalistische, dekonstruktivistische, kulturalistische wie auch postmoderne Herangehensweisen. Diese Bezeichnungen werden teilweise beinahe wie Synonyme verwendet, sie stehen in einem engen Zusammenhang, setzen aber unterschiedliche Schwerpunkte und verweisen auf unterschiedliche grundierende Theoriestränge:

Ich hätte sie wohl auch nicht so fein unterschieden, aber man lernt ja immer gerne dazu

  • Der ‚Konstruktivismus‘ lässt sich zunächst in eine ‚sozialkonstruktivistische und eine ‚kognitionstheoretische‘ Richtung ausdifferenzieren. Beide gehen davon aus, dass es keine menschenunabhängige Welt gibt, oder sie uns zumindest nicht als solche zugänglich ist. Arbeitet der Sozialkonstruktivismus heraus, dass vermeintlich Naturgegebenes immer schon kulturell geformt ist, hebt die kognitionstheoretische Richtung auf die erkenntnistheoretische Ebene ab. Gegenbegriffe zum Sozialkonstruktivismus sind ‚Essentialismus‘, ‚Ontologismus‘ und ‚Biologismus‘, während sich der kognitionstheoretische Konstruktivismus gegen den philosophischen Realismus und den Positivismus wendet. Beim kognitionstheoretischen Konstruktivismus kann noch einmal zwischen einer diskurstheoretischen und einer biologischen Ausrichtung unterschieden werden. Während im diskurstheoretischen Konstruktivismus die Diskurse, d.h. das, was überhaupt gesagt werden kann, die Perzeption (also das, was als ‚Wirklichkeit‘ wahrgenommen wird) prägen, ist es beim biologischen (kognitionstheoretischen) Konstruktivismus zunächst die Struktur des menschlichen Wahrnehmungsapparates, die über Wahrnehmbarkeit und Wahrnehmungsform entscheidet. Der biologische Konstruktivismus spielt in der feministischen und gender-theoretischen Debatte allerdings nur selten eine Rolle, die beiden anderen Ausrichtungen haben dafür aber einen um so höheren Stellenwert. Dabei wird zwischen den beiden Ebenen, auf die sie jeweils fokussieren, oft nicht wirklich unterschieden.

Finde ich schon an sich eine gewagte Theorie: Keine menschenunabhängige Welt. Das ist keine ganz kleine Hürde für eine Theorie. Wie man sie wissenschaftlich untermauern sollte ist mir nicht verständlich. Gut, mit der Zugänglichkeit wird es etwas mehr eingeschränkt, aber wie vergleichende Untersuchungen zeigen haben verschiedene Völker teilweise recht gleiche Vorstellungen von ihrer Umwelt entwickelt und es gibt relativ viele „universelle Gemeinsamkeiten

  • Der Begriff ‚Kulturalismus‘ entspricht inhaltlich in etwa dem Sozialkonstruktivismus. Den Gegenbegriff zu ‚kulturalistisch‘ stellt die Bezeichnung ‚naturalistisch‘ dar. Es geht hier also darum, dass z.B. das Geschlecht erst durch die Kultur als solches konstruiert wird und nicht naturgegeben ist.

Hier wird also sozusagen der Konstruktor etwas näher bezeichnet. Auch hier wieder ein beängstigende Nähe zum Standard Sozial Science Model, welches eigentlich vollkommen veraltet ist.

  • Dekonstruktion‘ bezeichnet das vor allem von Derrida entwickeltes Verfahren der Entverselbständlichung und Entnaturalisierung. Durch das Verfahren der Dekonstruktion wird deutlich gemacht, dass es sich bei vermeintlich Natürlichem im Grunde um kulturelle Konstruktionen handelt. Zentral ist die Kritik am Denken in binären Oppositionen, wie es sich nicht nur in der Gegenüberstellung Mann/Frau, sondern auch in Kultur/Natur, Geist/Materie oder auch Tag/Nacht ausdrückt.

Demnach wäre Dekonstruktion die Darstellung, dass alles konstruiert ist, indem man eine soziale Erklärung für den gleichen Vorgang findet. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann hat Derrida dieses Verfahren allerdings zur Textanalyse entwickelt. Er hat es aber später wohl auf alle Bedeutungsträger ausgeweitet. Allerdings kann man eben Texte deutlich besser zerlegen als Lebewesen. Da man aber in diesen Theorien davon ausgeht, dass die Identitäten und Normen nicht von der Biologie beeinflusst sind, kann man sie als dekonstruierbar ansehen und ihre einzelnen Bestandteile ermitteln.

Zur Dekonstruktion aus der Wikipedia:

Die Dekonstruktion geht grundsätzlich davon aus, dass die Thematisierung bestimmter Gegenstände (sei es in wissenschaftlicher Theoriebildung, sei es in anderen Wissenssystemen, Darstellungsformen oder Gattungen) andere zugleich ausgrenzt. Anstatt nur auf explizit mitgeteilte Information konzentrieren sich dekonstruktive Analysen daher auch und besonders auf diejenigen Faktoren, welche ausgegrenzt wurden. Systematisch grundlegend dafür ist eine sinnkritische Einklammerung der Sinn- und Verweisungsbeziehungen etwa der Elemente eines Textes. Dies ermöglicht dann Fragen zu stellen wie: welche Ausgrenzungs- und Etablierungsmechanismen, welche Strategien des Glaubwürdigmachens, welche hierarchischen Strukturen eines Signifikantengefüges erlauben, das entsprechende materielle Gefüge als sinnhaften Bedeutungsträger zu verstehen und auf eine bestimmte Bedeutung oder „Aussageabsicht“ zu reduzieren? An welche Konstitutionsbedingungen sind die entsprechenden Sinn- und Geltungsansprüche gebunden? Dies kann insbesondere auch Konflikthaftigkeit, Aggressivität, verdeckte Gehalte und Intentionen sichtbar machen.

Diese Ausgrenzung durchzieht ja auch den Feminismus. Aus der Theorie, dass man Gegensatzpaare bilden muss und deren Stellung zueinander ermitteln muss, erklärt sich einiges in der feministischen Theorie. Dort ist das Gegensatzpaar eben Mann und Frau bzw. „männlich“ und „weiblich“ bzw. weitere Geschlechter oder in einem Intersektionalismus die weiteren Kategorien, wie Rasse, Klasse etc.  Wenn eines der beiden in der Gesellschaft mehr betont wird, dann muss das andere Ausgegrenzt bzw. das andere etabliert werde. Hier kommt wohl auch die beständige Angst her, dass etwas zu viel Raum einnimmt. Wenn etwas mehr Raum einnehmen kann, dann eben weil die Geschichte, die man wahrnimmt, auf eine bestimmte Weise gestrickt wird. Auch wer körperlich mehr Raum einnimmt würde danach in der Dekonstruktion als jemand auffallen, der sich selbst einen höheren Geltungsanspruch einräumt und daher eine Ausklammerung der anderen vornehmen möchte.

  • Begriff ‚diskurstheoretisch‘ stellt ebenfalls die Verbindung zu einem bestimmten Denker her: Zu Michel Foucault und seinem Diskursbegriff. „Als Diskurse gelten … ‚Redeweisen‘, sprachliche ‚out-fits‘ von sozialen Klassen und Berufsständen, Generationen, Epochen, literarischen Gattungen, wissenschaftlichen Disziplinen und spezifischen sozialen oder kulturellen Milieus. Zudem wird betont, dass es nicht nur sprachliche Formen – mündliche oder schriftliche – der Bedeutungszuschreibung gibt, sondern auch noch andere, ähnlich funktionierende Zeichensysteme kulturelles Symbolisation. So können architektonische Grundformen ebenso interessieren wie Bestattungsriten oder Kleidermoden. Wenn von diskursiven Praxis oder von diskursiven Formationen die rede ist, ist damit der Komplex einer bestimmten ‚Redeweise‘ und ihrer institutionellen Bedingungen, die Art und Weise der Medialisierung und der Zusammenhang von Kenntnissen und Wissen innerhalb eines bestimmten historischen Zeitraums gemeint.“ Diskurse regeln, was zu einem bestimmten Zeitpunkt sagbar ist. Durch die Zurückverfolgung von Diskursen wird die historische Kontingenz von Begriffen, Kategorien und Theorien aufgedeckt.

Der kulturelle Bereich wird sicherlich zu einem gewissen Teil von Diskursen ausgeformt, soweit es der biologische Unterbau des Menschen zulässt. Und hier können natürlich bestimmte Riten und in der Kultur vorgegeben Betrachtungsweisen wesentlich werden. Ein gutes Beispiel ist zB, dass sich die Religion häufig nach der in der Gesellschaft vorgegebenen Religion richtet, sofern diese auch die Eltern haben. Allerdings sind eben schon genug Politker daran gescheitert einen bestimmten Diskurs, der für sie dienlich ist, vorzugeben. Ein Diskurs ist nicht so einfach steuerbar, wie man es sich im Feminismus vorstellt.

  • Der Begriff ‚postmodern‘ bezeichnet eine bestimmte historischen Epoche, der u.a. auch die poststrukturalistische Theorierichtung zuzuordnen ist. Zentrale Gedanken sind u.a. eine Abwendung vom Fortschrittsdenken der so genannten Moderne, ein Plädoyer für Heterogenität (z.B. von Lebens-, Denk- und Handlungsformen) und der Versuch die Kluft zwischen ‚Kunst‘ und ‚Massenkultur‘ zu überwinden. Seyla Benhabib charakterisierte das postmoderne Denken durch die drei Thesen vom „Tod des Menschen“, dem „Tod der Geschichte“ und dem „Tod der Metaphysik“.38 Die Postmoderne drückt sich nicht nur in der Theorie, sondern z.B. auch in der Architektur, der Literatur und der bildenden Kunst aus und insbesondere auch im Lebensgefühl.

Das Fortschrittsdenken ist soweit wahrscheinlich auch nur patriarchisch.

Aus der Wikipedia dazu:

Elemente postmodernen Denkens und Urteilens sind:

  • Absage an das seit der Aufklärung betonte Primat der Vernunft (ratio) und an die Zweckrationalität (die bereits in der Moderne erschüttert wurden)
  • Verlust des autonomen Subjekts als rational agierende Einheit
  • Neue Hinwendung zu Aspekten der menschlichen Affektivität und Emotionalität
  • Ablehnung oder kritische Betrachtung eines universalen Wahrheitsanspruchs im Bereich philosophischer und religiöser Auffassungen und Systeme (sog. Metaerzählungen oder Mythen wie Moral – wodurch Postmoderne zum Amoralismus wird – , Geschichte, Gott, Ideologie, Utopie oder Religion, aber auch, insofern sie einen Wahrheits- oder Universalitätsanspruch trägt, Wissenschaft)
  • Verlust traditioneller Bindungen, von Solidarität und eines allgemeinen Gemeinschaftsgefühls
  • Sektoralisierung des gesellschaftlichen Lebens in eine Vielzahl von Gruppen und Individuen mit einander widersprechenden Denk- und Verhaltensweisen
  • Toleranz, Freiheit und radikale Pluralität in Gesellschaft, Kunst und Kultur
  • Dekonstruktion, Sampling, Mixing von Codes als (neue) Kulturtechniken
  • Zunehmende Zeichenhaftigkeit der Welt (siehe auch Semiotisches Dreieck und Baudrillard)
  • Versuche der Abkehr von ethno- und androzentrischen Konzepten

Man tauscht also Rationalität gegen Emotionalität, lehnt wissenschaftliches Vorgehen ab, führt eine Beliebigkeit ein und versucht alle festen Formen aufzugeben. Eine einheitliche Gemeinschaft wird abgelehnt, dagegen eine starke Verschiedenheit in Verbindung mit Toleranz gefordert.

53 Gedanken zu “Theorien innerhalb der Gender Studies

  1. Sorry Christian: 1001 Differenzierungen pseudoakademischen Blödsinns ergeben zusammen trotzdem nur einmal kompletten Blödsinn, unabhängig davon, wie viele schweißtreibenden Jahre sich junge Menschen damit frei assoziativ beschäftigen, um einen Karnevalsorden aka bachelor, magister oder ne Habil in einem der soft skill Studiengänge geschenkt zu bekommen.

    Diese Gendertheorien haben die intellektuelle Substanz des Spagetthi-Monster-Kults. Dutschke lässt grüßen.

    • @Ratloser

      „Diese Gendertheorien haben die intellektuelle Substanz des Spagetthi-Monster-Kults“

      Dann sollte man diese doch auch einfach offen legen. Ich finde es interessant, da zumindest die Zusammenhänge zu erkennen, dass „Raum einnehmen“ aus Derridas Ideen zur Textanalyse kommt fand ich zB recht interessant.

      • Ablehnung oder kritische Betrachtung eines universalen Wahrheitsanspruchs im Bereich philosophischer und religiöser Auffassungen und Systeme (sog. Metaerzählungen oder Mythen …

        Ach wirklich? Wie steht es mit der Kritik am feministischen Universalnarrativ der durch den Mann unterdrückten Frau? Der Feminismus lebt von Mythen, von einfältigen Narrativen, die immer und immer wieder erzählt werden. Feministische Geschichte, die sogenannte Herstory, ist ein einziger Trümmerfrauenepos. Unerträglicher Sozialkitsch mit Universalitätsanspruch.

        Absage an das seit der Aufklärung betonte Primat der Vernunft …

        Unnötig zu betonen. Es ist offensichtlich, dass die Genderstudies nicht von Vernunft geprägt sind.

        Toleranz, Freiheit und radikale Pluralität in Gesellschaft, Kunst und Kultur

        Haha, der ist gut! Radikale Pluralität, haha! Das sagen diese Sektierer!

      • “Diese Gendertheorien haben die intellektuelle Substanz des Spagetthi-Monster-Kults”

        Also ich lese gerade zwei Einführungswerke zum Gender Studies-Feminismus – um den Genderismus fundierter kritisieren und seine ideologische Hegemonie leichter brechen zu können, versteht sich.

        Ist übrigens durchaus weitgehend verständlich geschrieben, die blinden Flecken in den theoretischen Grundlagen der Gender Studies sind meist relativ zu leicht entdecken.

        Vergleicht man das Ausmaß an Pseudowissenschaftlichkeit der mir bekannten Gender Studies-Einführungen mit demjenigen in den Schriften konservativer/rechter Verschwörungsideologen wie William S. Lind und Konsorten, so kann gesagt werden, dass es sich natürlich in beiden Fällen um pseudowissenschaftliche ideologische Propaganda handelt – die Gender Studies hier im direkten Vergleich aber dennoch deutlich besser abschneiden.

        Es werden sogar Belegquellen aufgeführt, die Geschichte der Frauenbewegung wird in mancherlei Hinsicht korrekt dargestellt, einige der verwendeten soziologischen Modelle sind nicht per se schlecht, sondern nur im Kontext der starken Ideologielastigkeit, die in den Gender Studies vorherrschend ist, z.T. werden strittige Debatten innerhalb verschiedener feministischer Strömungen nachgezeichnet, so dass ein Einblick in verschiedene Positionen möglich ist und es findet sich sogar eine ausformulierte Kritik an evolutionsbiologischen Sichtweisen, (die allerdings nicht überzeugt).

        Die Hauptperspektive meiner Kritik an den Gender Studies liegt natürlich auf der Ausblendung biologischer Aspekte sowie auf der Ausblendung männlicher Benachteiligungen und sozialer Problemlagen, was beides in den Gender Studies definitiv gegeben ist. (Hier ließe sich für den ersten Punkt z.B. Griet Vandermassen als Alternative und für den zweiten Christoph Kucklick als Alternative heranziehen, um deutlich zu machen, in welche Richtung sich die Gender Studies wandeln müssten, wenn es darum ginge, ihren gegenwärtigen pseudowissenschaftlichen und anti-emanzipatorischen Charakter zu verlieren.)
        Und beim Thema „Intersektionalität“ müsste z.B. kritisch in den Blick genommen werden, wie männliche Benachteiligungen hierbei konsequent ausgeblendet werden und dass besonders rigide und einseitige Interpretationen des Intersektionalitäts-Konzeptes, (wie es derzeit in den Gender Studies verwendet wird), Gefahr laufen mit dem Feindbild des „weißen, heterosexuellen Mannes“ neue Ausschlüsse zu produzieren.

        Gender Studies haben in ihrer gegenwärtigen Fassung zweifellos wenig intellektuelle Substanz – aber mehr intellektuelle Substanz als konservative/rechte Verschwörungstheorien haben Gender Studies auf jeden Fall – was allerdings auch nicht schwer ist.

        • @Leszek

          „Es werden sogar Belegquellen aufgeführt, die Geschichte der Frauenbewegung wird in mancherlei Hinsicht korrekt dargestellt, einige der verwendeten soziologischen Modelle sind nicht per se schlecht, sondern nur im Kontext der starken Ideologielastigkeit, die in den Gender Studies vorherrschend ist, z.T. werden strittige Debatten innerhalb verschiedener feministischer Strömungen nachgezeichnet, so dass ein Einblick in verschiedene Positionen möglich ist und es findet sich sogar eine ausformulierte Kritik an evolutionsbiologischen Sichtweisen, (die allerdings nicht überzeugt).“

          Welches Buch liest du denn und würdest du es empfehlen?

        • @Leszek

          Interessant, was zu lesen Du Dir Zeit nimmst. Dass man als konfabulationstrainierter Linker eine gewisse Affinität für die genderistische Märchenwelt verspürt, glaube ich allerdings nachvollziehen zu können. Parallelweltlich sind ja beide Ideologien, da trifft man sich verständlicherweise….

          @ christian

          Ich hoffe, Du hast Dich auch mit der Primärliteratur der Lehre des fliegenden Spagetthimonsters vertraut gemacht. Falls Du Literaturtips benötigst, lass es mich wissen.

        • @ Christian

          „Welches Buch liest du denn“

          Einmal dieses hier:

          http://www.amazon.de/Gender-Queer-Studies-Einf%C3%BChrung-Uni-Taschenb%C3%BCcher/dp/3825229866/ref=sr_1_4?s=books&ie=UTF8&qid=1375442370&sr=1-4&keywords=gender+queer+studies

          „und würdest du es empfehlen?“

          Als Einführung ins Thema scheint es mir grundsätzlich durchaus gelungen.

          Außerdem noch dieses:

          http://www.amazon.de/Gender-Therese-Steffen/dp/3379203076/ref=sr_1_28?s=books&ie=UTF8&qid=1375442604&sr=1-28&keywords=gender

          Ach ja und bezüglich Derrida wäre der relevante Text, den du vermutlich suchst: „Sporen – die Stile Nietzsches“.
          Derrida war allerdings kein Dogmatiker, seine Texte sind eher als spielerische Gedankenexperimente gemeint.
          Er nimmt in dem Text, ausgehend von einer Analyse von Nietzsches Frauenbild, eine literarische Dekonstruktion der Geschlechterdifferenz vor und kritisiert dabei gleichzeitig den Feminismus, da dieser in Derridas Perspektive dazu neigt Gegenteileffekte zu produzieren.

          Bei Genderisten und anderen PC-Fanatikern ist stets zu berücksichtigen, dass sie gerne Elemente aus den Werken bedeutender französischer poststrukturalistischer Denker entkontextualisieren bzw. bestimmte Theoriefragmente, die von den franzözisischen Poststrukturalisten selbst in der Regel als undogmatische Gedankenexperimente gemeint waren, in dogmatische Ideologiegebäude einbauen.
          Daher bezeichne ich den Genderismus und andere PC-Ideologien ja auch als Vulgär-Poststrukturalismus – in Abgrenzung zum ursprünglichen französischen Poststrukturalismus.

          • @Leszek

            „Derrida war allerdings kein Dogmatiker, seine Texte sind eher als spielerische Gedankenexperimente gemeint.“

            Das kann es noch schlimmer machen. Damit kann man bei Kritik darauf verweisen, dass man das alles spielerischer sehen sollte, so wie er, obwohl man es ansonsten ernst meint

        • @ Christian

          „Das kann es noch schlimmer machen. Damit kann man bei Kritik darauf verweisen, dass man das alles spielerischer sehen sollte, so wie er, obwohl man es ansonsten ernst meint.“

          Dann wäre dies eine zu analysierende und zu kritisierende Diskursstrategie der Genderisten.

          Das ändert aber nichts daran, dass viele dekonstruktivistische Texte einen spielerischen Charakter haben.

        • um mal was einzuwerfen:

          Es gibt (wie leszek sagt) abseits der Genderstudies die gleichn Theorien, aber dort werden sie nicht so „Dogmatisch“ behandelt, oder einfach von anderen Beispielen ausgegangen.

          Ich hab mir Christians Blogeintrag nicht bis ins detail durchgelesen, das geb ich zu. Nur den ersten Teil über Sozialkonstruktivismus, später den Teil über Dekonstuktivismus eher nur überflogen. (Mit Dekonstruktivismus bin ich noch nicht so vertraut).

          Es tut fast weh, wenn man den Konstuktivismus so polar betrachtet, nur auf Geschlechter münzt und sich daraus irgend eine politische Ordnung strickt.
          Ist ja kein wunder, dass diese Theorien abgelehnt werden, wenn man sie so verwurstet.

          Ich sehe (Sozial)-Konstruktivismus als eine Art Ergänzung zum „Biologischen“. Es füllt die Lücke, die sich aus der Biologie selbst nicht erklären lässt.
          Denn Gruppen haben nunmal ihre Eigendynamik, ganz gleich was die Biologie dem Menschen vorgeschrieben hat.

          Der andere Aspekt ist, dass die gesammte Wissenschaft Lückenhaft ist. Das interessante ist nicht, was die ganzen Theorien erklären, sondern das was sie nicht erklären können, was widersprüchlich ist oder einfach nicht eindeutig zu lösen ist.

          Um die Welt zu erklären, wie sie ist, bedient man sich verschiedener Werkzeuge. Und (sozial)Konstruktivismus ist nur eines davon, genau so wie Soziologie, Psychologie, Biologie, Chemie, Physik, Wirtschaftswissenschaften, Philosophie usw

          Man kann nicht alle Dynamiken in der Welt rein durch Biologie erklären, aber auch nicht durch Physik.

          Vergleich das mal: alles Lebende ist mit Biologie als Wissenschaft verwurzelt. Und trotzdem ist auch alles Lebende, und alles was in diesem Universum passiert, der Physik untergeordnet. Genauso lässt sich Biologie nicht von Chemie trennen, denn Lebendes ist aus Materie zusammengesetzt die gewisse chemische Eigenschaften haben, und nur deshalb ist Leben möglich.

          Es mag sein dass Psychologie, Soziologie und manche anderen Geisteswissenschaften ein Produkt des Menschen sind.
          Sie beschäftigen sich mit der Lebenswelt des Menschen.
          Und ganz gleich dass da eine Biologie ist, die die groben Vorgaben gibt, so wird ein Mensch auch immer von seiner Umwelt geprägt.
          Das heißt nicht, dass die Umweltprägung das einzige ist, was den Menschen formt (ja, das wäre der Dogmatismus), aber die Biologie ist auch nicht das einzige das den Menschen formt (das wäre der Gegendogmatismus, wenn man es so nennen will).

          Die Disziplinen ergänzen sich, wenn man sie nüchtern wissenschaftlich und nicht dogmatisch oder politisch betrachtet.
          Das mag sein dass Genderstudies das zum teil nicht undogmatisch hinkriegen.
          Ich vermute aber eher dass da Menschen am Werk sind, die da nicht mit ausreichend sachlichkeit herangehen, nicht ausreichend über den Tellerrand gucken und deswegen ihre eigene Welt als das Nonplusultra sehen.

          Das kann man per se nicht kritisieren, denn das macht jeder Mensch zu einem gewissen Teil. Die Kritik geht dann aber nicht gegen die Theorien an sich, oder GEgen die Genderstudies an sich, sondern gegen die Menschen die aus so lückenhaftem Theoriegewirr eine Weltbild kreieren, das auch nur Lückenhaft sein kann.

          Keine wissenschaftliche Disziplin steht alleine für sich, weder Physik, noch Biologie, noch „Genderwissenschaft“.
          Es ist eine Art fokussieren, was man macht. Wärend man sich aber ein Detail anguckt, blendet man alles andere aus.
          Und was ausgeblendet wird, ist damit ja nicht nichtexistent, sondern blos ausserhalb des eigenen Fokusses.

          Das ist auch wieder so eine Wahrnehmungsgeschichte die sowohl die Grenzen der Menschlichen Wahrnehmung aufzeigt, als auch die Grenzen „menschlicher Produkte“.
          (Und es lässt sich nicht abstreiten, dass die Wissenschaften allesamt menschliche Produkte sind, Werkzeuge um die Welt zu erklären, beschreiben, berechnen. Damit sind menschliche Produkte leider genau so „fehlerhaft“ wie der Mensch selbst. Den Gottesstatus hat der Mensch noch nicht inne, somit können Wissenschaften diese Absolutheiten, Dogmen garnicht beinhalten)

          Das ist meiner Meinung nach das, was man im Hinterkopf behalten sollte.

          Wie es schon gesagt wurde: wenn dekonstruktivismus spielerisch gemeint ist, bedeutet das, dass es nicht dogmatisch gemeint sein kann. Es ist ein möglicher Weg, zu weiterer Erkenntnis zu langen. Empirismus ist aber auch nur ein Weg und kein Dogma. Der Mensch ist mehr als nur sein Frontalhirn.

          Ein weiterer Aspekt ist, dass die meisten Naturwissenschaften eher „deduktiv“ Arbeiten, wärend geisteswissenschaften häufig „induktiv“ Arbeiten. Deswegen gibt es viele die behaupten Geisteswissenschaften wären gar keine wissenschaften, aber das ist auch ein Fehler.
          Der Fehler liegt darin, dass man mit induktiven Theorien nicht deduktiv umgehen kann, denn dann kommt in der Tat nur dogmatischer Dreck raus.
          Das Problem ist einfach: wenn es keine möglichkeit gibt, ein Problem deduktiv zu beschreiben und zu lösen, dann dreht man nicht einfach Däumchen oder negiert das Problem, dann kann man immernoch andere Wege finden.

          Wenn man sich damit beschäftigt, wie Wissen entsteht kommt man auf den Trichter dass man Wissen nicht als neue, steingemeißelte Bibel feiern kann, das einfach nur Gottgegeben ist und damit nicht hinterfragt werden kann.

          Die ganzen „neuartigen“ Wissenschaften machen doch genau das: sie Rücken das „Gottgegebene“ aus dem Fokus und sehen, dass vieles in der Welt einfach vom Menschen gemacht ist.
          Bei Religion ist das common sense, da werden mir die wenigsten widersprechen dass Religion zu gewissen Teilen nicht gottgegeben ist sondern vom Menschen geformt.

          Und genau diesen menschlichen Einfluss, wie sich individuen verhalten, wie sich Gruppen verhalten usw untersuchen ja die neuartigen Wissenschaften.

          Also nicht: „ach ja, der Mensch ist ein reines Konstrukt“, sondern: „wieviel biologie und wieviel gesellschaftlicher Einfluss steckt im Menschen“.
          Es wird nach einer Lösung gefunden, wir haben noch keine Lösung. Deswegen sind die Wissenschaften berechtigt.
          Aber nur weil man eine Theorie hat, ist diese nicht wahr.
          Sie ist meist nur unter dem aktuell vorherrschenden Kontext an Wissen die wahrscheinlichste.
          Das was Lehrmeinung ist, hat nicht immer den Anspruch wahr zu sein, es hat nur den Anspruch die (nach aktuellem Wissen) wahrscheinlichste Lösung zu sein.

          Und jeder weiß, dass in 20 Jahren wieder Theorien negiert werden, die mal Lehrmeinung waren. Wie kommt man also dazu da Dogmen raus zu stricken?

          Vielleicht ist das auch wieder im Menschen begründet: der Mensch will Wahrheit, er will „glauben“ (und damit das GEfühl haben zu wissen). Warum? Es gibt ihm Sicherheit.
          Welcher Mensch möchte schon in einer unvorhersehbaren unberechenbaren Welt leben?
          Wer sich sicher fühlt tut das, weil seine innere Überzeugung sich an Dinge klammert die nicht unbedingt wahr sein müssen, es reicht dass diese funktionieren und seine Bedürfnisse befriedigen. Die Wahrheitsfrage stellt sich erst, wenn diese Dinge nicht mehr funktionieren.

          (Für viele Menschen ist die Wissenschaft/Religion/Ideologie nur eine Krücke, mit der sie Sicherheit erlangen. Deswegen werden die Leute dann auch so aggressiv, wenn jemand kommt der ihnen diese Krücke wegtritt. Und deswegen sprechen sie auch mit voller Überzeugung von „Wahrheit“, wenn sie ihre Krücke meinen. Dieses Verhalten findet man eigentlich bei den meisten Menschen, je mehr sie auf ihre jeweilige Krücke bauen, desto heftiger wird diese verteidigt)

    • @ ratloser

      *Diese Gendertheorien haben die intellektuelle Substanz des Spagetthi-Monster-Kults. *

      Oh ja.

      Ich ärgere mich JEDESMAL, wenn ich wieder einen Text aus dieser Ecke gelesen habe.

      Nichts gelernt, nichts nachvollziehbar-überzeugend erklärt bekommen – wunschdenkendes Geschwafel in unerträglich hochtrabender Sprache, die wohl verhüllen soll, dass das ganz den Nährwert von leergedroschenem Stroh hat.

      Verdaubar nur von Rindviechern.

    • Es ist lange her, dass ich über Konstruktivismus gelesen habe, aber es war jedenfalls kein offensichtlicher Unsinn.

      Er basiert auf dem Gedanken, dass unser Bild von der Welt, alle Erfahrungen, nur durch clicks in unseren Synapsen entstehen. Was unser Auge ans Hirn meldet ist nicht das Bild eines Computerbildschirms, sondern nur ein großer Haufen clicks in den Synapsen hinter den Zäpfchen und Stäbchen.
      Dass wir denken: „Ah, Computerbildschirm“, ist eine Konstruktion unseres Gehirns.

      Daher die Aussage, dass alle Welterfahrung auf grundlegender Ebene konstruiert sei.
      Das scheint mir genauso schwer zu widerlegen wie die Aussagen der Idealisten (vs. Realisten, z.B. Berkeley). Es gibt keinen Beweis für eine äußere Welt. Letztlich ist es nur pragmatisch, von einer auszugehen.

      Auf diesem erkennnistheoretischen Dilemma basiert übrigens der erste Matrix Film. Die clicks deiner Synapsen können durch irgendwas entstanden sein.

      Konstruktivismus mahnt dann auch, dass dein gesamtes Weltbild letztlich eine Konstruktion deines Hirns ist, eine Interpretation der Myriaden von clicks, die im Laufe der Zeit angekommen sind.
      Das macht es generell schwer, von „Wahrheiten“ zu sprechen. Quasi jeder Wahrheitsbegriff arbeitet mit einem Abgleich mit der realen Welt. Wenn diese aber nicht eigentlich wahrnehmbar ist, ist auch der Abgleich nur eingeschränkt möglich.

      Ich stecke nicht mehr tief genug im Thema drin, um zu beurteilen, wie groß der Unsinn in der Schlussfolgerung ist, dass, wenn die Welt konstruiert ist, auch Geschlechterrollen konstruiert sein müssen. Scheint non-sequitur. Gegen das eigene, gegen die Wissenschaften gerichtete, Credo „Man kann Wahrheit nicht erkennen“ verstoßen sie jedenfalls grundlegend, indem sie setzen: „Was ich sage, ist aber wahr.“

    • @ratloser

      »Diese Gendertheorien haben die intellektuelle Substanz des Spagetthi-Monster-Kults.«

      Aber viel, wirklich sehr viel, weniger Humor und Unterhaltspotential.

  2. @ Christian

    Gender Studies sind die „Verwissenschaftlichung“ radikalen Wunschdenkens, dass durch keine Natur, keine Realität gestört werden möchte, sondern völlig frei von Ratio und Menschennatur einem durchgeknallten Wünsch-dir-was-Prinzip folgen will, das nichts beweisen muss, das nichts zum Funktionieren bringen muss, das sich keiner Überprüfbarkeit stellen möchte.

    Das so etwas auf breiter Front akademisiert wird, ist entweder ein Dekadenzsymptom ersten Ranges oder böse Absicht.

    Oder beides.

    Der ganze Bohei funktioniert natürlich nur, wenn die eigenen Prinzipien so flexibel gehandhabt werden, dass man sie nicht auf’s eigene Denken anwenden muss.

    Sonst wäre Politikberatung und Forderung nach gesellschaftlichem Umbau in eine bestimmte Richtung gar nicht möglich.

    Die Diskussion mit Genderisten reduziert sich also zum Machtkampf. Es gibt keine Möglichkeit, sie argumentativ zu packen, keine gemeinsame Basis.

    Man kann nur versuchen, sie auf demokratischem Wege zu entmachten, ihnen die Gelder zu entziehen, sie aus Machtpositionen zu verdrängen.

    *Man tauscht also Rationalität gegen Emotionalität, lehnt wissenschaftliches Vorgehen ab, führt eine Beliebigkeit ein und versucht alle festen Formen aufzugeben. Eine einheitliche Gemeinschaft wird abgelehnt, dagegen eine starke Verschiedenheit in Verbindung mit Toleranz gefordert.*

    Eine Gesellschaft, die das auf breiter Front praktizierte, würde in relativ kurzer Zeit von innen zerfallen und/oder von außen „abgewickelt“.

    Sie wäre nicht selbstbehauptungsfähig, weder politisch noch ökonomisch noch sozial – ein Selbstzerstörungsprogramm.

  3. Man brauch nicht groß darüber zu diskutieren, dass das alles ziemlicher Unsinn ist. Interessanter finde ich die Frage, warum die genannten Theorien und Autoren im ganzen immer noch so großes Ansehen genießen und an den Unis gelehrt werden?

    • @El Mocho

      Interessant würde ich es finden, die Unterschiede zu Derrida näher zu betrachten. Wenn da einer was zu schreiben könnte, dann würde mich das freuen

      Auch, dass viele Grundlagen des Feminismus so klar in die Postmoderne eingebaut sind, finde ich ganz beachtlich.

      Die Postmoderne ist was Wissenschaftlichkeit angeht wirklich ein Rückschritt. Schon erstaunlich, dass da vieles über die Unwissenschaftlichkeit der Gender Studies so vehement abgestritten wird.

      Es muss einem ja geradezu ins Auge springen, dass die sich mit diesen Grundsätzen ins wissenschaftliche aus stellen.

      Wie man zB in der Diskussion hier sieht ist vielen aber gar nicht bewußt, welche Grundlagen da eigentlich vertreten werden oder es wird ausgeblendet

      • 1992 bekam Derrida einen Ehrentitel der Cambridge-Universität. Im Vorfeld gab es einen protest anderer Philsophen dagegen:

        „M. Derrida seems to us to have come close to making a career out of what we regard as translating into the academic sphere tricks and gimmicks similar to those of the Dadaists or of the concrete poets.

        Certainly he has shown considerable originality in this respect. But again, we submit, such originality does not lend credence to the idea that he is a suitable candidate for an honorary degree.
        Many French philosophers see in M. Derrida only cause for silent embarrassment, his antics having contributed significantly to the widespread impression that contemporary French philosophy is little more than an object of ridicule.

        M. Derrida’s voluminous writings in our view stretch the normal forms of academic scholarship beyond recognition. Above all – as every reader can very easily establish for himself (and for this purpose any page will do) – his works employ a written style that defies comprehension.“

        s. http://ontology.buffalo.edu/smith/varia/Derrida_Letter.htm

        • @ El Mocho

          *his works employ a written style that defies comprehension.”*

          Gilt ja auch für Judith Butler.

          Und für viele Genderista-Textgebilde -Wolkenschiebereien, die die Nacktheit der Kaiser.I.n verhüllen sollen.

        • M. Derrida seems to us to have come close to making a career out of what we regard as translating into the academic sphere tricks and gimmicks similar to those of the Dadaists or of the concrete poets.

          Darum nennen ihn manche Derridada.

          Bei Butler ist übrigens der verwirrende Gebrauch der Begriffe, die nie definiert sind sondern deren Bedeutung sich immer erst aus dem Kontext erschliessen soll, Teil ihrer Dekonstruktionspraxis. Bei Butler ist Sprache nicht primär ein Mittel der Verständigung, sondern der Manipulation.

        • @ Peter

          *Bei Butler ist übrigens der verwirrende Gebrauch der Begriffe, die nie definiert sind sondern deren Bedeutung sich immer erst aus dem Kontext erschliessen soll, Teil ihrer Dekonstruktionspraxis. Bei Butler ist Sprache nicht primär ein Mittel der Verständigung, sondern der Manipulation.*

          So kann man Unvermögen, denn anders ist Wunschdenken nicht „glaubwürdig“ zu unterfüttern, ohne dass es als solches auf den ersten Blick erkennbar würde – zur Technik adeln.

          oder frei nach Nietzsche:

          „Wer sich tief weiß, müht sich um Klarheit, wer tief erscheinen will, um Dunkelheit.“

          Maturana/Varela übrigens sind auch ziemlich verqualmte Denker, nach den wenigen Artiklen (von Maturana) zu urteilen, durch die ich mich OHNE GEWINN gequält habe – für mich gehören sie zu den Alchemisten der Postmoderne, zur Goldmacherzunft, die Blech in Gold verwandeln können, intellektuelle Cagliostros.

        • Es gibt ziemlich schwierig schreibende Denker, die im Gegensatz zu Butler tatsächlich bedeutende Denker waren (z.B. Kant und Hegel). Ganz so einfach ist es also nicht.

        • @Peter

          »Bei Butler ist Sprache nicht primär ein Mittel der Verständigung, sondern der Manipulation«

          Never attribute to malice that which is adequately explained by stupidity.

          @roslin

          »“Wer sich tief weiß, müht sich um Klarheit, wer tief erscheinen will, um Dunkelheit.”«

          Das Licht ist schneller als der Schall. Daher erscheinen uns manche Menschen solange helle bis wir etwas von ihnen hören.

          😉

        • @ Leszek

          *Es gibt ziemlich schwierig schreibende Denker, die im Gegensatz zu Butler tatsächlich bedeutende Denker waren (z.B. Kant und Hegel). Ganz so einfach ist es also nicht.*

          Der Unterschied ist aber, dass man sich durch einen Text von Kant quälen kann und danach ist einem klar, was er gemeint hat.

          Bei Butler und Co. kaut man und kaut und kaut, schluckt und schluckt und schluckt – satt wird man aber nicht.

          Weil kein Nährwert vorhanden.

        • Komisch, dafür dass Sprache hier als „so klar“ definiert wird, find ich Nietzsche-Zitate da dann doch etwas widersprüchlich.

          Zitat:
          „*Bei Butler ist übrigens der verwirrende Gebrauch der Begriffe, die nie definiert sind sondern deren Bedeutung sich immer erst aus dem Kontext erschliessen soll, Teil ihrer Dekonstruktionspraxis. Bei Butler ist Sprache nicht primär ein Mittel der Verständigung, sondern der Manipulation.*

          So kann man Unvermögen, denn anders ist Wunschdenken nicht “glaubwürdig” zu unterfüttern, ohne dass es als solches auf den ersten Blick erkennbar würde – zur Technik adeln.

          oder frei nach Nietzsche:

          “Wer sich tief weiß, müht sich um Klarheit, wer tief erscheinen will, um Dunkelheit.”

          Wie kannst du sagen „frei nach Nietzsche“, und Nietzsche damit in deinen Kontext setzen, aber anscheinend davon ausgehen dass Sprache klar und kontextunabhängig ist?

          Zugegeben, ich hab Butler nie gelesen. Aber aus dem einzelnen Abschnitt hier heraus les ich noch nicht, dass das behauptete absolut abwägig wäre.

          Möchtest du abstreiten dass es unmöglich wäre, dass man Nietzsche-Zitate aus seinem Kontext reißen kann um sie in einem neuen Kontext manipulativ zu verwenden?

          Ich meine: gerade Nietzsche…WTF

          Und zwischen „bemühen“ und „sein“ besteht auch noch ein Unterschied.
          (faszinierend auch immer dass sich so viele Philosophen, Soziologen, Kommunikationswissenschaftler usw sich auf Nietzsche beziehen. Denn Konstruktivismus findet sich auch bei Nietzsche. Oder reißt jeder, der das behauptet, einfach nur seine Texte aus dem Kontext?)

    • @ El Mocho

      *warum die genannten Theorien und Autoren im ganzen immer noch so großes Ansehen genießen und an den Unis gelehrt werden?*

      Weil es mächtigen Interessen dient, nehme ich an.

      Einflüsse, die mächtig genug sind, diese Leute durchzuwinken und ihre Finanzierung sicherzustellen, die ein Interesse daran haben, dass das gelehrt wird und massenmedial unter’s Volk gestreut wird.

      Das tut man nicht, erwartete man sich davon keinen Gewinn.

      Cui bono?

      Gender Studies lehren ja nichts praktisch Nützliches.

      Die so Ausgebildeten sind nur als Propagandisten einsetzbar, entweder im Staatsdienst („Frauenfördernde Frauenförderindustrie der frauengeförderten Förderfrauen“, vor allem von Männern bezahlt) oder in den Medien, die von Werbung leben bzw. zwangseingetriebenen Gebühren oder in der durch Legislatur, also durch Macht erzwungenen Seminar-/Beratungsindustrie, dem privaten Zweig der Frauenförderbranche, die kaum jemand freiwillig beauftragte, wenn er nicht müsste.

      • @Roslin

        „Gender Studies lehren ja nichts praktisch Nützliches.“

        Aus ihrer Sicht schon. Sie lernen die Welt für Frauen besser zu machen, Geschlechterrollen kritisch zu hinterfragen und damit eine bessere Welt zu schaffen.

        Ob das produktiver ist als ein Studium alter Texte, deren Inhalt sich mit einem imaginären allmächtigen unsichtbaren Wesen beschäftigt lasse ich mal dahingestellt.

        Immerhin sind die gender Studies ja den philosophischen Fakultäten zugeordnet meine ich

        • @ christian

          „Sie lernen die Welt für Frauen besser zu machen, Geschlechterrollen kritisch zu hinterfragen und damit eine bessere Welt zu schaffen.“

          Sie phantasieren. Das ersetzt aber keine Empirie. „Kritisch hinterfragen“ ist zur Metapher für jede ideologisch motivierte, willkürliche Umdeutung der Realität verkommen. Sie entlasten sich von ihrem allerhöchstpersönlichen Kneiffen und Jucken im Ich, das sie leider nicht als kohärent erleben können. Berufswahl ist Symptomwahl.

          Daraus jetzt eine gesellschaftliche Agenda zu machen, ist zuviel des Guten.

        • @ Christian

          *Ob das produktiver ist als ein Studium alter Texte, deren Inhalt sich mit einem imaginären allmächtigen unsichtbaren Wesen beschäftigt lasse ich mal dahingestellt.*

          Ja, es ist produktiver.

          Ad maiorem dei gloriam.

          Welche Kathedralen hat der Feminismus bisher geschaffen?

          Hat er Schönheit geschaffen?

          Oder Hässlichkeit?

          • @Roslin

            „Welche Kathedralen hat der Feminismus bisher geschaffen?“

            Dafür aber auch keine Kreuzüge, keine Verbrennungen von Leuten, keine Rechtfertigungen tatsächlicher Völkermorde etc

            „Hat er Schönheit geschaffen? Oder Hässlichkeit?“

            Das kommt auf dein Verhältnis zu Normschönheit an. im Feminismus ist bekanntlich jede auf ihre Weise schön, also hätte er sehr viele Schönheiten geschaffen, die es sonst nicht gab 😉

        • „Aus ihrer Sicht schon. Sie lernen die Welt für Frauen besser zu machen, Geschlechterrollen kritisch zu hinterfragen und damit eine bessere Welt zu schaffen.“

          Ich bezweifle das sehr stark, so wie ich das beobachte sind die meisten dieser Leute die ein solches Studium absolvieren meist sehr unglücklich.

          Theoretisch gibt es doch garkein Problem an solchen philosophischen Gedankengängen und Reflexionen, die diese Theorien so mit sich bringen, es sollte ja eigentlich dazu dienen den Menschen Tatbestände in ihren Grundfesten besser zu erklären, oder?

          • @Baldasar

            „Ich bezweifle das sehr stark, so wie ich das beobachte sind die meisten dieser Leute die ein solches Studium absolvieren meist sehr unglücklich.“

            Wie könnten sie innerhalb ihrer Denkrichtung auch glücklich sein? Das Patriarchat /die hegemoniale Männlichkeit ist ja überall und mächtig und sie können nicht frei leben

        • @ Peter

          *Dafür aber auch keine Kreuzüge, keine Verbrennungen von Leuten, keine Rechtfertigungen tatsächlicher Völkermorde etc.*

          Tatsächliche Völkermorde hat es durch Christen nicht gegeben.

          Kreuzzüge waren zum großen Teil Gegenoffensiven, eine Antwort auf vorausgegangene Offensiven der islamischen Welt.

          Der Feminismus hat bisher auch keine Staaten gegründet und zum Erfolg geführt, keine selbstbehauptungsfähige Ordnung hervorgebracht, in der Überleben über Generationen halbwegs gesichert möglich wäre.

          Kann er das überhaupt?

          Wir werden sehen.

          Wo es doch schon an den Folgegenerationen hapert.

          Darüberhinaus, das wollen wir nicht vergessen, ist nicht umsonst Abtreibung eines der zentralen „Sakramente“ dieser Religion.

          Und nur wenn man Abtreibung nicht als Mord ansieht, „gewinnt“ hier der Feminismus.

          Kurzfristig.

          • @Roslin

            „Kreuzzüge waren zum großen Teil Gegenoffensiven, eine Antwort auf vorausgegangene Offensiven der islamischen Welt.“

            Du meinst auf beiden Seiten war Religion eine wichtige Rechtfertigung?

            „Und nur wenn man Abtreibung nicht als Mord ansieht, “gewinnt” hier der Feminismus.“

            Erstens ist es kein Mord. Und zweitens wollten auch schon ganz unfeministische Leute eine Abtreibung. Oder würdest du das Mittelalter etc als sehr feministisch ansehen?

        • @ Christian

          *Du meinst auf beiden Seiten war Religion eine wichtige Rechtfertigung?*

          Kann man Kriege denn nur mit Religion rechtfertigen?

          Vielleicht kann man sie mit Religion auch eindämmen.

          *Erstens ist es kein Mord*

          Es ist die Tötung menschlichen Lebens, ein schwer wiegender Akt.

          Dass hier unsere Öffentlichkeit anderer Meinung ist, ist für mich als Bürger eines säkularen Staates von Bedeutung, als Katholik irrelevant.

  4. @Christian

    „ist es beim biologischen (kognitionstheoretischen) Konstruktivismus zunächst die Struktur des menschlichen Wahrnehmungsapparates, …“

    Haben die Autoren genannt, die für diese Richtung stehen?
    Das klingt für mich ganz interessant.

    „Der biologische Konstruktivismus spielt in der feministischen und gender-theoretischen Debatte allerdings nur selten eine Rolle“

    Das wiederum wundert mich nicht. Wenn man nämlich vom Wahrnehmungsapparat ausgeht, dann killt man damit so einiges an Geschrei und Gejammer von wegen „uh, der hat mich angeguckt, alles böse Machtausübung“.

    Denn unser Wahrnehmungsapparat ist nun mal so konstruiert, dass er bsw. regelmäßige Umgebungsscans durchführt (eine sehr praktische Funktion, durch die man seltener vom Säbelzahntiger oder vom Auto überrascht wird) und dabei abweichende Signale – von Geräuschen über (Kleidungs-)farben, Objektgeschwindigkeiten bis zu sexuellen Schlüsselreizen – zwangsläufig registriert. Weshalb bsw. Gruppen wie Femen durch ihr Verhalten aktiv Reaktionen hervorrufen, über die sich sich dann nachher beschweren.

    Kamen da noch ein paar Namen, oder wurde diese Richtung nur nebenbei erwähnt?

  5. Genderstudies?

    Hat damit jemals schon einer Geld verdient?
    Es ist ja im Prinzip nur die Abzweigung von Steuer-/Staatsgeldern, oder?

    Manches in der Psychologie oder Soziologie nutzen ja Werber um noch bessere, um effektive „Werbebotschaften“ zu schaffen, also scheinen diese etwas „studiert“ zu haben was wahr ist, was funktioniert.

    Aber Genderstudies?

    Würde Werbung nach den Erkenntnissen von Genderstudies gemacht werden, wäre diese Werbung wohl ein erheblicher Wettbewerbsnachteil für ein Produkt.

    Damit ist alles gesagt.

    • @ borat

      In den etwas verkrampft komplexen Gedankengängen von Linken und Feministinnen ist Empiriewidrigkeit geradezu Ausdruck der Authentizität der eigenen Phantasmorgien.

      Etwas banaler ausgedrückt nennt man sowas übrigens „Wahn“:

      • Ein Wahn der die schlechte Welt, den schlechten Mensch, den mangelhaften Mensch, den schlechten Mann, das Patriarchat braucht.

        Welche Wissenschaft braucht sonst noch die Vorstellung, die Konstruktion des Schlechten um sich als Helfer, Retter, Richter darüber zu erheben?

        Das ist etwas was man eher mit Religion, vor allem mit der praktischen Christlichen, verbindet.

        Deswegen sage ich wenn es nach Gutmenschen riecht auch gerne „Ich bin scheiße und schlecht und sowieso böse“.

        Doch frage ich mich was ist schlecht? Das was der genderbewegte Gutmensch als schlecht bezeichnet oder er selbst?

  6. Na die dort hinterlegte Definition des Konstruktivismus ließe vermutlich Heinz von Foerster von den Toten auferstehen.

    “ dass es keine menschenunabhängige Welt gibt,“
    In der von Foersterschen Ausprägung heißt es, daß Menschen keine menschenunabhängige Wissenschaft und allgemeine Welterkenntnis haben können.

    Aber da der Mensch Teil der Welt ist, nimmt er die Welt so war, daß er diese als teil der Welt erkennt und adäquat wahrnimmt.
    Die Beschränkung seienr Einsicht kommt aus dem Sosein der Welt und des Menschen.

    Irrationalismus sieht anders aus.

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