Drogen und Determinierung bzw. Disponierung durch Biologie

Nachdem ich es neulich mit Lebensmitteln als Beispiel dafür, wie wir durch unsere Biologie zu bestimmten Verhalten disponiert werden, versucht habe, ist mir die Idee gekommen, dass Drogen eigentlich auch ein gutes Beispiel sind, um die Wirkungen darzustellen.

Drogen sind Stoffe, die zB auf unser Belohnungssystem wirken und uns ein Hoch bescheren und uns damit dazu verleiten, eben genau dieses Hoch zu wiederholen und noch einmal Drogen zu nehmen. Wir erreichen sehr schnell eine Abhängigkeit davon, weil unser Wünschen und Wollen auf diesen Kick ausgerichtet ist.

Damit werden keine Handlungen determiniert: Ein reicher Drogenkonsument mag schlicht seinen Dealer anrufen, ein armer Junkie hingegen wird vielleicht zu Beschaffungskriminalität wie Überfällen, Diebstählen oder Gewalttaten neigen. Drogen determinieren einen nicht jemanden zu beklauen.

Sie lassen aufgrund biochemischer Wirkungen im Gehirn nur den Wunsch entstehen, wieder ein entsprechendes Hoch zu erleben und das setzt die logische Kette „Besorge Drogen –> besorge dir Geld für Drogen –> mittels Diebstahl kann man das Geld bekommen“ in Gang.

Wie man sieht benötigt man damit keine Determinierung für spezielle Handlungen, solange man bestimmte Wünsche hat.

Wer also den Wunsch hat, eine hohe Position in einer Hierarchie zu erlangen, der wird entsprechend handeln, und dann eher ein Fach studieren, welches ihn dies ermöglicht, eher Überstunden arbeiten, eher nicht wegen der Kinder aussetzen etc.

Drogen funktionieren, weil die entsprechenden biologischen Wege dafür vorhanden sind. Wir haben ein Belohnungssystem im Kopf, welches über chemische Signale gesteuert wird.  Dieses Belohnungssystem wird entsprechend der Vorgaben des Gehirns mit Impulsen gefüttert.

Das passt insofern gut zu einer Steuerung durch Gefühle und Wünsche.

An Drogen lässt sich auch gut das irrationale Handeln bei stärkeren Wünschen erklären: Viele der Drogensüchtigen würden ohne die Drogen vielleicht auch nicht klauen oder andere Straftaten begehen. Ihr Wunsch nach Geld, bedingt durch den Wunsch nach Drogen, lässt sie aber schließlich immer weitere Maßnahmen ergreifen.

Nun sind Drogen je nach Stärke ein sehr starker Eingriff und durch ihre Abhängigkeit und die Entzugserscheinungen auch insoweit krasser in der Auswirkung.

Aber man kann sich dennoch vorstellen, dass beispielsweise ein stärkerer Sexualtrieb dafür sorgt, dass mehr dafür getan wird, Sex zu bekommen als bei einem schwächeren Sexualtrieb und man in dieser Hinsicht mehr investiert. Wobei eben auch das von der Verfügbarkeit abhängt:  Wer den nächsten Sex sicher weiß wird anders reagieren als der, bei dem das nicht der Fall ist.

10 Gedanken zu “Drogen und Determinierung bzw. Disponierung durch Biologie

  1. Determinismus ist es nach meiner Auffassung dann, wenn man aus der Summe aller Dispositionen auf eine unabwendbare kulturelle Entwicklung schließt.

  2. *An Drogen lässt sich auch gut das irrationale Handeln bei stärkeren Wünschen erklären:*

    Ich frage mich was „irrational“ bedeuten soll.

    Für den Süchtigen ist es sehr vernünftig sich seinen Stoff zu besorgen, es ist das Verhalten was für ihn am meisten Sinn macht.

    Nicht jeder Drogensüchtige will ja pathologisiert werden, haben hier doch einige bekundet mit z.B. Kokain müsse man nur richtig umgehen.

    Tatsächlich weiss man ja von manchen Künstlern (weniger von Politikern, aber da wohl auch), dass diese lange Abschnitte ihrer Karriere mit z.B. Kokain bestritten haben.

    *Aber man kann sich dennoch vorstellen, dass beispielsweise ein stärkerer Sexualtrieb dafür sorgt, dass mehr dafür getan wird, …*

    Ganz eindeutig.

    Mehr Diäten, mehr Kosmetik, mehr Mode, mehr Frisuren, mehr Schuhe, mehr Push-up, mehr Brust, mehr zeigen.

  3. „An Drogen lässt sich auch gut das irrationale Handeln bei stärkeren Wünschen erklären“

    Kaufrausch? (Shoppen?)
    Sind Schuhe auch Drogen?

    • Einfach das Belohnungszentrum. Endorphinausschüttung.
      Bei einem passiert das nachdem er an der Crackpfeiffe gezogen hat, beim anderen nachdem er endlich das neue Paar Schuhe in der Hand hat, beim anderen wenn er endlich aus dem Supermarkt nach Hause gekommen ist mit 5 Tiefkühlpizzen, 7 Chipstüten und 3 Tafeln schokolade und die nächsten Tage nur DVD gucken und Essen kann. Essen kann auch zur sucht werden.

      Oder auch Nicht-Essen. Das schöne Gefühl, Hunger zu haben und dann auf die Waage zu steigen und zu sehen,dass man jetzt nur noch 49 kilo wiegt.

      Wichtig ist der Endorphinkick.

    • @Ratloser
      Finde ich auch

      Denkt ihr das Stephen Hawking seinen Job macht, nur um sich den nächsden Kick (Sex) zu holen?
      Wohl kaum 😛

  4. „An Drogen lässt sich auch gut das irrationale Handeln bei stärkeren Wünschen erklären: Viele der Drogensüchtigen würden ohne die Drogen vielleicht auch nicht klauen oder andere Straftaten begehen. Ihr Wunsch nach Geld, bedingt durch den Wunsch nach Drogen, lässt sie aber schließlich immer weitere Maßnahmen ergreifen.“

    Wer mit Drogen den „Kick“ sucht, sucht den Kick sicher auch auf andere Weise. Das muss nicht illegal werden, aber ob man nun im Supermarkt klaut oder Bungeejumpen geht, oder jedes Wochenende jemand neues Aufreißt um ihn/sie in die Kiste zu kriegen.

    Für mich sind das alles blos Kompensationsmechanismen.
    Entweder weil zu viel Langeweile herrscht, oder weil man was haben will, was man nicht haben kann, und sich dann anderwertig seine Freuden sucht.

    Natürlich kann das auch körperliche/psychische Hintergründe haben.
    Sei es, dass da generell etwas aus dem Lot geraten ist, sei es dass permanenter Drogenkonsum das Hirn wahlweise direkt (Hirnbereiche zerstört) oder über den „Lerneffekt“ verändert hat.

    Jeder Mensch kompensiert irgendwie irgendwas, nur hat jeder seine eigenen Mittel.

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