Sind die Payoffs von Männern und Frauen vergleichbar?

In der Spieltheorie gibt es den Begriff der Payoffs, der wie folgt definiert ist:

In any game, payoffs are numbers which represent the motivations of players. Payoffs may represent profit, quantity, „utility,“ or other continuous measures (cardinal payoffs), or may simply rank the desirability of outcomes (ordinal payoffs). In all cases, the payoffs must reflect the motivations of the particular player

Ein Problem dabei ist, dass die Motivationen der Spieler vollkommen unterschiedlich sein können. Wenn sich zwei Personen über den Preis eines Gegenstandes, sagen wir eines Schranks einigen wollen, dann kann die Motivation des Käufers sein, dass er eine Aufbewahrungsmöglichkeit erwerben möchte oder das er ihn der Schrank an den Schrank seiner geliebten Oma erinnert, den er aus sentimentalen Gründen um jeden Preis haben möchte. Wenn beide ein Spiel vollständiger Information spielen, dann kann der Verkäufer dies nutzen, um einen höheren Preis herauszuschlagen, etwa statt 100 € das Doppelte, also 200 €. Hier kann man überlegen, ob dies gerecht ist, weil er einen im Verhältnis zu sonstigen Geschäften unnötig hohen Preis herausschlägt, obwohl dies der Marktpreis nicht hergibt und er ansonsten ohne dieses Interesse einen Preis von maximal 110 € erzielt hätte. Allerdings kann es dennoch für den Käufer ein Schnäppchen gewesen sein, wenn ihm der Schrank auch 300 € Wert gewesen wäre.

Etwas anderes ist es, wenn auch der Verkäufer ein Eigeninteresse hat, der Schrank beispielsweise perfekt in eine bestimmte Ecke seiner Wohnung passt und er für ihn deswegen einen besonderen Wert hat, weil er sich einen neuen Schrank für diese Ecke extra anfertigen müsste, was ihn mehr kostet als der Schrank auf den Markt wert ist.

Wenn der extra angefertigte Schrank 250 € kostet und dem Käufer aufgrund seiner Erinnerungen der Schrank 250 € wert ist, dann kann es sein, dass der Verkäufer einen neuen, stabileren Schrank anfertigen lassen kann und der Käufer seine Erinnerungen aufleben lassen kann und beide bereit sind, den Schrank zu einem sonst nicht am Markt logisch erzielbaren Preis zu verkaufen. Der überhöhte Preis ist in diesem Fall durchaus gerecht, auch wenn die Payoffs bei den Spielern nicht die selben sind. Betrachtet man das Geschäft nüchtern von außen,  ohne die inneren Beweggründe zu kennen, dann wird man hier annehmen, dass der Käufer ein schlechtes Geschäft gemacht hat und übers Ohr gehauen wurde und der Verkäufer ein schlechter Mensch ist.

Teilweise vermute ich, dass die verschiedenen Betrachtungen der Payoffs ein Grund vieler Streitigkeiten in der Geschlechterdebatte sind.

Auf der Ebene des einzelnen Menschen, der eine Entscheidung treffen will, ob er eine Beziehung eingehen will und wie er sie ausgestaltet, werden die verschiedenen Payoffs, die ihn dazu veranlassen deutlicher als bei einer Betrachtung aus der Ferne (alle Betrachtungen natürlich exemplarisch für Männer und Frauen, die eher im Zentrum der jeweiligen Normalverteilungen liegen)

Wenn ein Mann beispielsweise für die Wahl seiner Rolle als Motivation hat, dass ihm das Beibehalten seines Jobs mehr Status gibt und ihn unabhängiger macht, sowohl in Bezug auf intrasexuelle Konkurrenz als auch intersexuelle Selektion, also im Verhältnis zu anderen Männern und auch als Partner für Frauen, er hingegen mit einer Kindererziehung erhebliche Risiken eingeht, wenn er eine Partnerin gefunden hat, die ihm seelischen Beistand gibt, die er sexuell anregend findet und die seine sexuellen Bedürfnisse befriedigt und er auch Kinder haben möchte, aber eben verbunden mit der Sicherheit, nach wie vor seinen Status im übrigen zu erhalten, wenn er sich bewusst macht, dass er all dies nur in einer Beziehung umsetzen kann und eine dauerhafte Beziehung mit Arbeitsteilung ihm viele weitere Kooperationsgewinne (er kann Kinderbetreuung, Haushalt etc teilweise aus sie verlagern, sie verlagert andere Tätigkeiten teilweie auf ihn) bringen kann, dann klingt es sehr verständlich, dass dies eine von Männern häufig gewählter Bereich ist.

Wenn man hingegen auf eine abstrakte Ebene a la „Männer verdienen das Geld, Frauen geben es aus“ geht, dann blendet man viele seiner Motivationen aus, die ihn zu dieser Entscheidung veranlassen.

Genauso kann man ihre Payoffs analysieren und sie erscheinen bei einer Betrachtung der konkreten Entscheidung oft rationaler als bei einer abstrakten Betrachtung. Hier kann man anführen, dass ihr ein hoher Status durch beruflichen Erfolg und viel Geld wesentlich weniger bringt als ihm, sie also andere Payoffs dadurch hat, gleichzeitig allerdings mehr Zeit mit Kindern und Familie aus dieser Sicht häufig einen wesentlich höheren Payoff bietet als bei ihm. Von vielen Mütter wird es (sei es aus gesellschaftlichen Gründen oder aus biologischen) als belastender angesehen, wenn sie hier nicht direkteren Einfluss nehmen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird denmach bei einem Job ein wichtigeres Kriterium sein als die Aussicht auf Status und Gewinn. Ebenso kann eine Frau andere Partnerwahlkriterien heranziehen. Sie wird einen guten  Körper vielleicht ebenso schätzen, aber gleichzeitig keinen Mann wollen, der sich zuviel über seine körperliche Wirkung auf Frauen definiert und zusehr darauf bedacht ist schön zu sein, während für Männer die Payoffs eines guten Körpers vielleicht höher ausfallen etc.

Auch hier kann man ihr geringeres Interesse an Status und Geld im Verhältnis zu anderen Payoffs negativ werten und als Ausbeutung ansehen. Es kann aber auch insgesamt ein fairer Deal sein, bei dem sich die beiden Geschlechter schlicht in der Bewertung unterscheiden.