Vaterschaft kann auf verschiedene Weisen ausgeübt werden. Sie kann sich auf den Zeugungsakt beschränken oder aber in einer aktiveren Form dadurch ausgeübt werden, dass Mutter und Nachwuchs mit Ressourcen, Schutz, Unterstützung und Ausbildung versorgt werden.
Die biologische Gleichung ist dabei, dass die Investition in den Nachwuchs dazu führen muss, dass dadurch mehr Gene erfolgreich und langfristig weitergegeben werden müssen als bei einer anderen Investition.
Ansonsten setzten sich die Gene durch, die ein Verhalten hin zu dieser anderen Investition begünstigen.
Eine Investition lohnt sich dann, wenn ohne die Investition das Kind nicht durchkommen wird, etwa weil beide Eltern für die Ernährung notwendig sind oder wenn durch die Investition die Chancen des Kindes verbessert wird, bis ins fortplanzungsfähige Alter zu kommen, bessere Partner zu bekommen oder anderweitig Gene in die nächste Generation zu bekommen. Eine Investition lohnt sich dann nicht, wenn zB das Kind auch gut durch die Mutter oder andere alleine großgezogen werden kann und das Geld eher in das Werben neuer Partner investiert werden kann.
Ein wesentlicher Faktor der Kostenberechnung ist die Vatersicherheit: Auch wenn eine Investition sich an sich lohnen würde, weil es das Kind fördert und seine Chancen verbessert, lohnt sich dies nur dann wirklich, wenn tatsächlich die Investition bei dem Kind des Mannes ankommt. Kommen sie einem anderen Kind zugute, dann lohnt es sich eher in umfassende Werbung um andere Partner zu investieren. In einen anderen Partner investieren kann dabei bedeuten, diesen durch entsprechende Gaben zu einer Paarung zu bewegen oder in sich selbst zu investieren, um sich entweder in der intrasexuellen Konkurrenz um Partner durchsetzen zu können oder für den Partner attraktiver zu sein.
Da die Mutter sich üblicherweise sicher sein kann, dass ihre Gene weitergegeben werden, kann es für sie günstig sein, wenn sie Vater und Versorger trennt, wenn sie zB einen Vater mit hohen Genetischen Wert mit einem Vater, der das Kind auch versorgt verbinden kann.
Es kann aber auch sinnvoll für die Mutter sein, wenn der Vater unsicher ist und viele Männchen eine gewisse Wahrscheinlichkeit haben, der Vater zu sein. Denn in diesem Fall kann es sich für sie lohnen zumindest etwas in das Kind zu investieren oder auch weiterhin für zukünftige Paarungsmöglichkeiten um die Mutter zu werben. Sie hat dann viele Männer, die ein Interesse daran haben, sich um das Kind und die Mutter zu kümmern, wenn auch im geringeren Umfang als es sich für einen Vater mit hoher Vatersicherheit und Paarbindung lohnen würde.
Aber auch für Männer kann die Hinnahme eine gewisse Vaterunsicherheit trotz Versorgungsleistungen vorteilhaft sein.
Konstellationen wären:
- es werden dadurch Kämpfe mit statushohen Männchen vermieden, die einen Kampf eh gewinnen würden
- das statushohe Männchen wird veranlasst, etwas in die Kinder des Mannes und dessen Frau zu investieren, die zusätzlichen Ressourcen gleichen die verringerte Vatersicherheit aus
- es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass das Männchen stirbt (etwa durch inrasexuelle Kämpfe oder Raubtiere) und durch die teilweise gestreute Vaterwahrscheinlichkeit der anderen Männchen besteht eine gewisse Chance, dass diese die Kinder evt betreuen bzw. ein neuer Partner die Kinder versorgt.
In all diesen Fällen ist davon auszugehen, dass seitens des Männchens versucht wird, die Vaterwahrscheinlichkeit dadurch zu erhöhen, dass er über Spermienkonkurrenz die Wahrscheinlichkeit einer Befruchtung durch den anderen Mann vermindert. Sprich: Das Männchen hat möglichst viel Sex mit der Frau.
Ich könnte mir vorstellen, das dies auch bei einigen Menschen eine Rolle spielen kann, wenn wohl auch in geringerer Form, da wir eigentlich auf Paarbindung ausgelegt sind.
Es zeigt aber, dass biologische Modelle keineswegs einfach ausgestaltet sein können, sondern auch ungewöhnlichere Konstellationen hervorbringen können.