Evolutionäre Vorteile von gleichgeschlechtlichen Sex

Roughgarden brachte mich auf das Thema „Vorteile gleichgeschlechtlichen Sex“ in evolutionärer Hinsicht. Dabei geht es nicht darum, dass Homosexualität an sich Vorteile bietet,eine reine Homosexualität stellt evolutionär erst einmal einen Nachteil dar, da auf diesem Weg keine Gene weitergegeben werden können.

Dessen ungeachtet kann aber gleichgeschlechtlicher Sex durchaus Vorteile bringen. Hier ein kleines Brainstorming

1. Bindung und Entspannung

Im Gegensatz zu diversen Religionen kennt Evolution keine Moral oder eine Wertung. Es geht nur um effektive Weitergabe von Genen. Dabei ist es bei evolutionären Vorgängen, die immer nur in sehr kleinen Schritten erfolgen können, häufig so, dass bereits bestehende Wege genutzt werden, um andere Effekte zu erzielen.

Ähnlich ist es auch bei Sex. Hier kann der bereits bestehende Weg, bestimmte Hormone durch Sex auszuschütten, genutzt werden, um die Grupenzusammengehörigkeit zu stärken.

Das findet sich zudem bei einigen Affenarten, bei denen die Weibchen die Versorgung der Kinder allein übernehmen und gleichgeschlechtlichen Sex nutzen um Spannungen abzubauen und die Zusammengehörigkeit zu stärken.

Genauso ist dies bei männlichen Wesen möglich. So sollen beispielsweise männliche Makaken auf diesem Weg Bündnisse schließen und ihre Zusammenarbeit stärken, Analsex unter Männchen soll dort sehr häufig vorkommen.

2. Spermienerneuerung

Spermien werden im Hoden bei Nichtverwendung auch wieder abgebaut. Es kann jedoch effektiver sein, alte weniger fruchtbare Spermien auszustoßen und so bei einer Befruchtungsmöglichkeit nur frische Spermien vorrätig zu haben. Eine eigene Triebabfuhr kann gerade für vierbeinige Tiere schwierig sein. Gleichgeschlechtlicher Sex kann dann eine passende Möglichkeit sein, zB bei Giraffen.

3. Triebabbau

Bei Tieren, die in einer starken Konkurrenz stehen und selten Weibchen treffen könnte ein starker Sexualtrieb vorteilhaft sein, damit diese bei Auftauchen eines Weibchens die Chance auch tatsächlich nutzen. Der gelegentliche Abbau dieses Triebes durch gleichgeschlechtlichen Sex kann dann ein Vorteil sein.

4. Abgrenzung zur Homosexualität

Wie bereits oben gesagt geht es um eine Abgrenzung von Homosexualität zu gelegentlichen gleichgeschlechtlichen Sex, also quasi eine Bisexualität. Eine solche kann wesentlich leichter biologisch erklärt werden und auch über einen größeren Anteil der Spezies ohne Nachteile eingerichtet werden, wenn es eben gerade darum geht, dass zB die oben genannten Mechanismen genutzt werden.

Solange dies nicht dazu führt, dass kein Interesse mehr an heterosexuellen Sex besteht ist es möglich, dass sich eine Bereitschaft zu gleichgeschlechtlichen Sex ensteht. Homosexualität wäre hingegen die Vorliebe für nur ein Geschlecht, nämlich das Geschlecht, welches man selbst hat, was aus evolutionärer Sicht wesentlich mehr Erklärungsbedarf erzeugt.