Maren hat einen Beitrag zum Konsens beim Sex in dem die folgende Passage vorkommt:
Aber grundsätzlich sollte ein Nein reichen, damit es akzeptiert wird. So und nun aufpassen: Das heißt keine Überredungen, kein Schmollen, keine emotionaler Druck whatsoever (und denkt nicht mal daran den Begriff “schmerzende Eier” zu verwenden liebe Männer). Wenn ihr der Meinung seid euren Druck abbauen zu müssen stehen euch eine ganze Welt der Internetpornografie sowie in der Regel 2 gesunde Hände zur Verfügung. Sex hat man aber mit jemanden, der es auch möchte. Immer. Keine Diskussion. Nicht mit jemanden, die es “bestimmt irgendwie möchte, wenn ich sie erst in Stímmung bringe” oder die halbärschig mitmacht, um des lieben Friedens willen. DAS ist nämlich unsexy.
Also eigentlich der klassische feministische Ansatz: Beim Sex müssen beide am besten enthusiastisch dabei sein, wenn einer (und wie man auch bei Maren sieht geht man eher davon aus, dass es die Frau ist) keine Lust hat, dann soll man nichts weiter machen, sondern einfach warten bis der andere Lust hat und ansonsten eben selbst Abhilfe schaffen.
Dem zugrunde liegt häufig ein Verständnis von Sex, dass es nur in gemeinsamer Ausübung und bei beiderseitiger Lust erstrebenswert macht und jede Überredung oder jede Aktivität, die nicht auf beiderseitiger Lust beruht erst einmal äußerst skeptisch sieht und sie eben in die nähe von unkonsensualen Sex rückt.
Ich würde das nicht so sehen. Ein wesentlicher Bestandteil der meisten Beziehung ist Sex und eine der üblichen Verabredungen innerhalb dieser ist, dass man ihn nur mit dem jeweiligen anderen Partner haben darf. Aus dieser gegenseitigen Lage folgt, dass man auch eine gewisse Verantwortung für die Erfüllung der gegenseitigen Triebe hat, die sexuell bestehen.
Ich halte es bei Partnerinnen so, dass ich, wenn sie Lust hat und ich (ausnahmsweise) nicht, mich wenn es geht darum kümmern würde, sei es mit Sex oder eben zumindest mit einer einseitigen Befriedigung ihrerseits. Natürlich hat man als Mann den Vorteil, dass dieser Fall etwas seltener Eintritt und man meist leicht zu Sex zu motivieren ist. Ich finde es allerdings auch nicht schlimm, wenn meine Partnerin versucht mich zu Sex zu überreden. Mich darüber aufzuregen würde mir aus meiner Position eher merkwürdig vorkommen. Wen soll sie denn sonst fragen? Ich vermute sie würde es genau so merkwürdig finden, neben mir zu masturbieren oder deswegen im Bad zu verschwinden wie ich es auch merkwürdig finden würde, wenn ich das machen würde, jedenfalls, wenn man gerade zusammen ist. Ich vermute die meisten Frauen würden die Mitteilung, dass ich jetzt zu Internetpornographie greife, weil sie ja eben keinen Bock hat, eher als merkwürdig ansehen als das Ansinnen, dass sie selbst Abhilfe schaffen.
Tatsächlich ist es aus meiner Sicht ein gutes Zeichen einer Beziehung, wenn es einer Freundin bei einem temporären Ungleichgewicht der sexuellen Lust Spass macht, den anderen zu befriedigen. Es ist eher ein schlechtes Zeichen, wenn sie das (ein vernünftiges Maß in der Anforderung vorausgesetzt) als Belästigung ansieht.
Natürlich: Das kann nicht zu einer Erwartungshaltung führen, nach der sie beständig die Befriedigung übernehmen muss, wenn gerade eine leichte Lust aufkommt. Und wenn sie nicht will, dann will sie nicht und das ist natürlich zu akzeptieren.
Sehr gut verstehen kann ich auch, dass Maren jammern und betteln – in Bestätigung von Pickupgrundsätzen – als unsexy ansieht. Es drückt eben „Neediness“ aus, betteln verleiht einem niedrigeren Status und es wirkt wenig abgeklärt. Es wäre merkwürdig, wenn Frauen es sexy finden würden, wenn man bettelt.
Das Ansinnen, die Freundin in Stimmung bringen zu wollen, finde ich auch nicht so schlimm wie Maren. Oft genug klappt das ja auch durchaus. In einem gewissen Rahmen ist das von beiden Seiten vollkommen okay und kein unter Druck setzten. Ein Blowjob zwischendurch ist ja nun wahrhaftig auch kein Weltuntergang, und auch keine Arbeit, die den Partner über Maßen anstrengt. Zumal eben Befriedigung durch einen Partner etwas anderes ist als Selbstbefriedigung
Haselnuss stellt bei Maren interessante Fragen, die ich hier einmal wiedergebe:
Da stellt sich mir doch die eine oder andere Anschlussfrage:
– Kann ich einen Blowjob oder ähnliche Kompensation erwarten?
– Gibt es schlechte Gründe, dem Mann Sex zu verweigen? (beispielsweise, um ihn zu konditionieren)
– Wie lange darf (in Ermangelung eines besseren Wortes) die Frau keine Lust haben? Tage, Wochen oder Monate?
– Ab welchem Zeitintervall darf ich mir den Sex woanders suchen?
Zu dem Blowjob als Sexersatz habe ich ja bereits etwas geschrieben. Ich würde auch sagen, dass – gerade bei dem üblichen Gefälle in der gewünschten sexuellen Frequenz von Frau zu Mann – durchaus drin ist.
Und es dürfte ein durchaus häufiges Gefühl von Männern sein, dass dieses Gefälle in der sexuellen Lust von Frauen als Waffe genutzt wird, um eine gewisse Konditionierung zu bewirken. Es ist ja auch ein uraltes Druckmittel in diese Richtung. Natürlich: Ist eine Beziehung erst einmal so weit, dass dies ein verstärkt eingesetztes Machtmittel ist, dann ist es eh nicht gut um sie bestellt. Frauen sollten vielleicht aber berücksichtigen, dass ihre Anfälligkeit, genau dies dennoch zu tun, mit der Anwendung des Grundsatzes „nur wenn ich wirklich, wirklich Lust habe“ deutlich steigt. Was dann den Sex entgegen der von Maren dargestellten Grundsätze nicht unbedingt besser machen kann, weil er auf Sex wartet und sie ihn gewährt.
Ich hatte dazu schon einmal in dem Artikel „Sex als Machtinstrument“ das Folgende zitiert:
Wenn Paare in langjährigen Beziehungen nur noch wenig Sex haben und dieser Zustand über Monate hinweg anhält, sollte man die körperliche Nähe als Machtinstrument hinterfragen. „Das ist den meisten so gar nicht bewusst. Sie sagen dann ‘Ich habe keine Lust, weil er oder sie mich geärgert hat’“, erklärt Heyne. Dahinter stecke aber oft der Gedanke: „Wenn du nicht machst, was ich will, gebe ich dir nicht das, was du willst.“ Dadurch entstehe ein Teufelskreis: Einer fühle sich als Opfer, der andere fühle sich ständig bestraft.
Die dritte Frage ist aus meiner Sicht auch interessant für das Verständnis der von Maren geforderten Rücksichtnahme. Klar, wenn man am Abend gerade Sex hatte, dann muss sie am Morgen nicht unbedingt Lust haben. Wenn er sich nach 3 Wochen beschwert, dass sie keine Lust hat, dann wäre ein Verweis auf die Grundsätze, dass man nie, nie, nie nachfragen darf und nie überreden darf geradezu absurd.
Bei der vierten Frage stellt Haselnuss in einem späteren Kommentar klar, dass das Verhalten, dass man sich dann dementsprechend trennt, wenn sie nicht will, eben auch als Druck gewertet werden kann. Da hat er vollkommen recht. Natürlich kann man sich immer trennen. Die Trennung ist allerdings naturgemäß eine der stärksten Waffen innerhalb der Beziehung, da sie eben deren Ende bedeutet. Sein Wünsche nicht zu kommunizieren und dann schlicht die Konsequenzen zu ziehen würde bei den meisten Frauen wohl als merkwürdigeres Verhalten empfunden werden als der Hinweis, dass man sexuell befriedigt werden möchte.
Natürlich: Wer – vielleicht aufgrund belastender Vorfälle in seiner Vergangenheit – jedes Anfordern von Sex oder jedes, auch leichtes Beharren auf Sex als gravierende Belastung ansieht, der soll diese Regeln in seiner Beziehung leben.
Für die meisten ist der Umgang mit Sex als Trieb denke ich nicht so bedrohlich und damit das Bedürfnis für so weitgehende Einschränkungen nicht vorhanden.