Farlion schreibt ausgehend von den rosa Kinderüberraschungseiern für Mädchen ein paar interessante Sachen zum Feminismus
Diese feministische Argumentation, Kinder würden durch Spielzeug und Farben in eine spätere Rolle gepresst ist in meinen Augen so ziemlich die hanebüchenste Erklärung, die es gibt. Im Gegenteil, Kinder aus elterlicher Überzeugung mutwillig von anderen Kindern abzugrenzen, das ist schädlicher für die Kinder, als jegliches angeblich rollenprägende Spielzeug.
Darüber hatten wir ja letztendlich auch in „Gleichmacherei im Feminismus“ diskutiert. Es ist eben als Kind nicht so einfach, sein Geschlecht nicht leben zu können, und eben auch dann, wenn man ein „heterosexuelle CIS-Kind“ ist. Hier kann eben der Wunsch, dass Kind von den Geschlechterrollen fernzuhalten, auch aus meiner Sicht mehr Schaden anrichten als damit eigentlich erreicht wird. Zumal Kinde eben letztendlich eh entweder einen Umweg finden (das heimlich Rauchen außerhalb des Elternhauses, das Umziehen in andere Klamotten, wenn man bei der Freundin ist, das Ausleihen der Spielzeugpistole bei einem Freund oder das Computerspielen dort) oder es sich eben wie auch in einer Anekdote von Farlion geschildert, indem man es dann später auslebt, wenn man erwachsen ist
Farlion beschreibt dann noch Diskussionen mit Feministinnen:
In diesen Diskussionen geht es oftmals ziemlich zur Sache, bis ich dann einen bestimmten Punkt anspreche: Die Frage nach der Kindheit besagter Feministinnen. Bei den meisten stellt sich heraus, dass sie selbst als Kind mit den sogenannten rollenprägenden Spielzeugen gespielt haben, in ihrer Kindheit die Farben Pink oder Rosa trugen und oftmals mit dem Puppenwagen oder Barbies gespielt haben. Auf meine folgende Frage, wie es denn sein kann, dass sie sich selbst heute als starke, emanzipierte Frauen sehen, ernte ich meistens die Antworten „Das kann man nicht vergleichen“ oder „Die Kinder heute sind leichter beeinflussbar“ oder die Diskussion wird mit einem schlichten „Das verstehst du als Mann nicht“ abgewürgt. Auch der Vorwurf, ich würde Äpfel mit Birnen vergleichen, fällt von Zeit zu Zeit.
Ja, das Gefühl habe ich auch mitunter. Es ist vielleicht ein „Ich mache das ja ganz reflektiert, da ist es was anderes“ bzw. eben die von ihm aufgeführten Argumente. Meiner Meinung nach zieht es auch viele Frauen zum Feminismus, die eher eine männlichere Ausrichtung haben und demnach tatsächlich eher mit anderen Sachen gespielt haben, aber der Gegensatz „Die anderen sind doof und erkennen nicht, in welchen Rollen sie festhängen und was eigentlich gut für sie ist, aber ich bin schlau und habe es erkannt“ ist schon häufig anzutreffen.
Die eigentlichen Gründe, aus denen heraus die Frauen früher eher nur Hausfrauen waren, werden dort so gesehen:
Was Mädchen schon früher in eine Rolle geprägt hat, das waren nicht die Spielzeuge oder die Farben ihrer Kleider, es waren Mädchenschulen, Benimmschulen für Mädchen, Hauswirtschaftsschulen für Mädchen, separater Schulunterricht für Mädchen und ähnliches.
Diese Dinge waren es, die Mädchen früher auf eine Rolle als Hausfrau und Mutter vorbereiteten und auch prägten. Diese Zeiten sind aber seit Mitte der 70er Jahre vorbei. Die wirklich prägenden Einflüsse sind weg und so brauchen viele Feministinnen ein neues Feindbild, selbst wenn sie ihre Kindheit mit den kritisierten Dingen verbracht haben, ohne Schaden dadurch zu nehmen und ohne jetzt in einer Rolle als Hausmütterchen gefangen zu sein.
Ja, die Wandlung der Rolle, die damalige Geschlechtertrennung mit fester Rollenzuweisung, ist heute in den allermeisten Fällen aufgehoben. Wir haben eine gewisse Chancengleichheit und auch Frauen planen nicht mehr die reine Hausfrauenehe, sondern wollen studieren, arbeiten und dann sicherlich auch irgendwann Kinder bekommen. Die Lebenspläne sind eben komplizierter geworden, das Muster aufgeweicht, die sozialkonstruktivistischen Regeln greifen nicht, sondern die Leute denken selbst nach, was sie wollen und wie sie das am besten umsetzen.
Eine schöne Passage dann auch später nicht in dem eigentlichen Artikel, sondern in den Kommentaren dazu:
Die eigentliche Prägung findet nicht im Kinderzimmer, sondern in der Schule statt. Das „rollenspezifische“ Spielzeug gab es schon immer. Trotzdem findest du immer mehr Frauen in Berufen und kaum noch Frauen, die ausschließlich Hausfrau und Mutter sind.
Dabei müsste es eigentlich umgekehrt sein. Die Zahl der geschlechtsspezifischen Spielzeuge ist seit den 70er Jahren massiv gestiegen. Würden die Behauptungen jener Feministinnen stimmen, die dieses rosa Ei kritisieren, hätten wir mittlerweile ein Heer von Hausfrauen und Müttern, unsere Politik würde nicht über einen Geburtenrückgang und die Zahl der Single-Haushalte klagen.
Junge Frauen sind heute nicht mehr dumm und naiv. Sie lernen u.a. in der Schule, dass sie ihren eigenen Weg gehen können. Und sie gehen ihn, das ist deutlich spürbar.
Auch das finde ich eine interessante Beobachtung, zu der natürlich leider die Daten etwas fehlen. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass heute mehr „rosa Spielzeug“ auf dem Markt ist als zu früher Zeit, weil Spielzeug eben auch immer mehr Auswahl bietet, und dennoch werden – da würde ich zustimmen – Frauen emanzipierter als früher. Man kann eben, wie Farlion anekdotisch darstellt, Rosa super finden und trotzdem eine Geschäftsfrau sein. Die Rollembilder sind hier eben weiter als der Feminismus das annimmt und umfassen eben heute die berufstätige, moderne emanzipierte Frau, die studiert und danach einen Job anfängt. Rollenbilder sind eben insoweit wandelbar und ob man Hausfrau wird macht sich nicht an der Farbe Rosa fest.
Aus dem gleichen Kommentar:
Wer das Ü-Ei kritisiert, der erklärt Mädchen und junge Frauen zu naiven Dummchen. Die „Ü-Ei-Feministinnen“ diskriminieren damit genau die, die sie doch angeblich vor Diskriminierung bewahren wollen. Einen größeren Faux pax kann man sich eigentlich gar nicht leisten.
Ich bin auch der Meinung, dass die sozialen radikalkonstruktivistischen Theorien dazu neigen den Menschen schlicht als Spielball der gesellschaftlichen Regeln zu sehen, innerhalb derer er keine Gestaltungsmöglichkeit mehr hat – ein sozialer Determinismus eben. Das liegt sicherlich auch daran, dass dort alles als ein Gruppenkampf um die Macht angesehen wird, so dass die Gruppeneigenschaften überwiegen und aus der Macht des anderen herrühren müssen. Um so starker die Einordnung in die Gesellschaftsnormen ist, um so gerechter erscheint der Kampf gegen diese.