Gerade macht bei Twitter der Text „Feminism for Dudes (from a Dude)“ die Runde. Es ist der übliche Text, doch einfach mal zu akzeptieren und nicht zu hinterfragen. Aber gerade, weil er so typisch ist, hier meine Anmerkungen dazu:
Die Einleitung lässt einen bereits erkennen, aus welcher Richtung der Text kommt.
„So this was spurred by talking to a friend who is a lady and a feminist, about how annoying it is for feminists to answer all the questions guys coming to grips with being a feminist ally inevitably have.“
„Feminst ally“ ist der Kampfbegriff, der anzeigt, dass man der Meinung ist, dass man als Mann noch nicht einmal Feminist sein kann. Er erklärt ihn dann auch gleich selbst:
(A side note: I call myself a feminist, and consider myself a feminist. I am a dude, and some feminists feel that men can’t really be feminists because they have never experienced all the shit that comes with being a woman, and get to go around experiencing all the advantages of being a man on a day to day basis, i.e. male privilege. Most of these feminists would call me a “feminist ally,” since I’m on the same side politically but can’t really “get it.” Moving on.)
Hier sieht man auch schön das Gruppendenken des Feminismus: AlleFrauen haben all die schrecklichen Erfahrungen gemacht, die das Patriarchat für sie nun einmal bereit hält und können sich daher Feministin nennen. Den Männern hingegen ist unabhängig von ihrem persönlichen Leben dieser Einblick verwehrt. Sie sollen sich bloß nicht anmaßen, sich Feminist zu nennen, weil sie dann ja die Gruppenidentität aufweichen und das Feindbild zerstörren. Letztendlich ist auch dies ein Out-Grouping-Verfahren, dass insbesondere aus IDPOL herzuleiten ist: Wer zulässt, dass auch Männer sich Feministen nennen können, ihnen gar Mitspracherechte zugesteht, der ist ja schon wieder dabei, den absoluten Sonderstatus von Frauen als Opfer einzuschränken.
Es folgt eine Metapher dazu, warum Feministinnen so genervt davon sind, dass Männer, die beim Feminismus alle durch die gleichen Phasen gehen, immer die gleichen Fragen stellen.
Like, imagine you think sunsets are pretty. Now imagine that half of all people on the face of the earth are taught that sunsets are ugly. Every friend you have from this half of humanity has to learn, over time, that sunsets are pretty. And they all come to you asking things like “But don’t sunsets signal the end of the day and make you sad?” and making arguments like “If sunsets were pretty, the word sunset wouldn’t be synonymous with the end of something good” and the first friend you answer those questions for doesn’t annoy you very much. The fiftieth annoys you a lot. And then on the INTERNET, there are like a thousand people making these arguments and they all think they’re so clever for thinking them up. That might make you fucking mad, actually, to put up with over and over. NOW imagine that you run a pro-sunset blog, have a pro-sunset twitter feed, or whatever. There are even anti-sunset trolls that just like fucking with people who like sunsets, and end up making arguments similar to your well-intentioned questions. You’d probably go apeshit, even more-so than a friend asking about this stuff.
In der Tat durchaus verständlich. Allerdings auch ein interessantes Beispiel: Es ist ja letztendlich eine kulturelle Frage, wie man den Sonnenuntergang wertet. Also so gesehen eine Ansichtssache. Hier kann es einen natürlich nerven, wenn Leute fragen stellen, aber man hat jedenfalls nicht die Wahrheit gepachtet. Im Geschlechterbereich hingegen ist es ja nicht nur eine Ansichtssache. Es gibt zahlreiche Fakten. Aber man soll so ein Beispiel ja auch nicht überstrapazieren.
So here you are, and you have questions about feminism, and if my analogy wasn’t fucking terrible, you understand that asking feminists basic questions about feminism can be tiresome or even infuriating for them, based on context. What do?
Hier hat er eigentlich den heiligen Zorn gut vorbereitet. „Ermüdend oder wütend machend“ kann also das beantworten von Fragen sein. Man muss also vorsichtig sein, wenn man schon Fragen hat. Zu welchem Verhalten rät er demnach:
First, be aware that context is pretty important. If you have a feminist best friend/partner, it will be less annoying for them to go through this stuff with you than a stranger on the Internet.
Verständlich. Hier hat er allerdings auch schon wieder langsam eingebaut, dass alle deine Fragen einfach nervig sind. Sie stören, sie machen wütend, sie sind nervig.
Second, be ready to suck it up and admit that you’re not special or clever for agreeing with feminist ideas. By and large they’re pretty basic, and we as men are just overcoming years of social programming to understand what amounts to “women shouldn’t be mistreated because of their gender, and massive cultural bias results in that very thing happening even unintentionally.”
Das ist dann ja mal ein sehr schneller Schritt. Es ist aus dieser Sicht zu erwarten, dass man mit den Feministischen Ideen übereinstimmt, was ich ja durchaus unterschreiben würde, wenn es darum gehen würde, das Frauen gleichberechtigt und gleichwertig sind, also einen Equityfeminismus. Er haut allerdings gleich einmal ein wenig mehr rein: Natürlich muss man erkennen, dass wir Männer sozial dazu programmiert sind, dass Frauen schlecht behandelt werden dürfen und das so verinnerlicht haben, dass es unterbewusst passiert. Das muss man überwinden. Wer es nicht überwindet, wird von der Gesellschaft also quasi zu Frauenhass getrieben. Schon kein ganz kleiner Punkt, über den man nicht diskutieren soll, sondern der selbstverständlich zu akzeptieren ist.
Third, be aware that feminism has a lot of its own terminology and that terminology exists for good reasons. You might think that, for example, “queer” means one thing (an insult) while it’s used in feminist academia differently (i.e. queer studies) and among members of the LGBT community as an identifier (i.e. “I’m a queer woman”). Arguing about these definitions is pointless, since they exist for a much broader community and derive their usefulness from the commonality of the definition.
Das finde ich nachvollziehbar. Jede Bewegung hat ihre Sprache. Es darf eben nur nicht dazu führen, dass über die Begriffe bereits Konzepte der Diskussion entzogen werden.
Finally, finish reading this and then go see if any questions you still have (or that you think I answered terribly) are on http://finallyfeminism101.wordpress.com/. That there is just FULL of questions you have, and it’s a really good resource and you should search it for your questions.
Finallyfeminism101 wird übrigens auch gerade von Antiprodukt übersetzt, wer es lieber auf deutsch lesen möchte. Was ich auch durchaus empfehlen würde, es gibt einen Eindruck in viele Punkte des radikalen Feminismus. Wer ein „Feminist Ally“ sein will, der sollte sich schlau machen, so wie eben auch jemand, der Christ werden will, etwas über das Christentum lesen sollte.
Soviel zum Vorgeplänkel.
Now, for your actual edification, here is the basic path every guy coming to feminism goes through.
Also hinein in die erbauenden Ratschläge:
First, they learn what privilege is and think it’s not really a thing. ”But women have advantages too!” ”What about the draft? Women will never have to get shot at involuntarily!” And so on. Privilege is a thing. You just have to accept it, even though it makes you feel kind of icky. And it seriously does make you feel icky, thinking that you get stuff just for being a guy. I get treated differently (i.e. better) by car dealers because I’m a guy, I have a much lower chance of being raped because I’m a guy, I get paid more (on average) just by default because I’m a guy. I got preferential treatment in school because I was male, giving me more confidence and assertiveness (immensely advantageous psychological traits) as an adult man. Male privilege is an enormous and completely undeserved advantage, and not having it would suck. It would be being a woman.
Was für ein herrlicher Absatz! Akzeptiere! Hinterfrage nicht! Garniert mit allerlei Behauptungen von angeblichen Privilegien, die keineswegs unstreitig sind. Allgemein zu den Privilegien hatte ich ja schon einiges an Kritik gebracht:
- Männliche Privilegien und weibliche Privilegien: Argumentationsstrukturen
- Männliche Privilegien, weibliche Privilegien und wohlwollender Sexismus
- Ein männlicher Feminist und sein Kampf mit dem männlichen Privileg
- Kritik: “Männer sind privilegiert”
- Weitere Kritik an Privilegientheorie und Deutungshoheit
- Wie die Privilegientheorie den Feministinnen schadet
Allein der Gender Gap ist ja leicht zu hinterfragen.
- Gehaltsunterschiede Mann Frau
- Gehaltsunterschiede Mann Frau nur 5%
- Hymowitz zum Gender Pay Gap
- Gender Gap bei Homosexuellen
Und die schulischen Vorteile ebenfalls. Ganz zu schweigen davon, dass die psychologischen Eigenschaften, die er aufführt, in einen gewissen Zusammenhang mit Hormonen, insbesondere Testosteron stehen. (Exkurs: Man bringe diesen Abschnitt mal in einer Diskussion um Führungskräfte: Frauen sind eben nicht selbstbewußt genug, es ist ihre Rolle, sie sind so erzogen, wie sollen sie dann gegenwärtig mehr Führungskräft stellen. Aber das hatten wir hier ja schon mal.
Auch interessant finde ich, dass seine Argumente die eigentlich vorgebrachten Argumente gar nicht betreffen. Die Gegenposition war: Auch Frauen haben Privilegien, nicht nur Männer. Dann Privilegien der Männer aufzuführen entwertet dieses Argument nicht. Wenn Männer und Frauen verschieden behandelt werden, dann wird es eben Vorteile und Nachteile in bestimmten Bereichen geben. Seinen Blick dabei auf die weiblichen Nachteile zu richten und die weiblichen Vorteile auszublenden, macht dann wenig Sinn. Man nehme beispielsweise die höhere Selbstmordrate bei Männern oder andere Nachteile, wie eben die angesprochene Gewalt.
Das Gegenargument ist hier letztendlich: Nein, immer schön nur frauenzentriert auf die Nachteile schauen, alles andere ist egal, es ist zu akzeptieren, ihnen geht es schlechter, Punkt.
Next, guys coming to feminism accept that privilege exists, but try to minimize its impact. ”There are laws requiring equal hiring practices, so women can’t really make less.” ”But women have advantages too. They have all the power in dating!” There are some things that have been done to mitigate male privilege and structural sexism. Just because those things have been done, however, doesn’t mean that there isn’t more to do. As for advantages women have, they tend to be the result of sexist culture (which feminists want to eliminate), and frequently aren’t really advantages for women who don’t want to be treated differently. Feminists would like custody decisions after a divorce, for example, to be decided entirely based on the welfare of the child, rather than leaning toward giving custody to the mother by default (which is, on a tangential note, a recent development in custody law). They don’t like that women are treated differently based on their gender alone, and furthermore don’t like that women getting custody by default limits them to the domestic sphere to some extent. So just accept that privilege is a serious problem, and even if steps have been taken to correct it, the work isn’t done yet.
„Accept“, Akzeptiere, scheint mir sein Lieblingswort zu sein. Nicht „vollziehe meine Argumente nach“, sondern einfaches akzeptieren. Der klassische Fehler des jungen feministischen Verbündeten ist natürlich, dass er IDPOL nicht folgt: Frauen sind immer die benachteiligste Gruppe und jeder Versuch eine Verbesserung der Lage zu zeigen, ist ein Angriff auf die Opferidentität und damit böse. Wer auf Fortschritte hinweist, der verharmlost das Problem
Auch sehr schön sieht man bei ihm die Verbiegung des „Wohlwollenden Sexismus“. Frauen wollen die Vorzugsbehandelung ja gar nicht, deswegen können sie auch nichts dafür. Sie bekämpfen den männlichen Sexismus und dann fallen auch die Vorzüge weg. Die Hände sind rein, die Unschuld vorhanden. Bei Frauen sind Privilegien nicht vorwerfbares, sie sind durch das Patriarchat und damit die Männer aufgezwungen. Die Privilegientheorie stellt ja bekanntlich darauf ab, dass derjenige, der Privilegien hat, sie nicht erkennen kann. Der Feminismus will sie nicht nur nicht erkennne, er deutet sie zu einem Nachteil um. Das könnte man natürlich auch bei allen männlichen Privilegien machen (statt „er macht Karriere“ –> „er muss das Geld verdienen“), aber das wird eben nicht thematisiert.
After that, men argue something that boils down to “but what about men and how feminism affects them.” For example, they might say that all this talk about rape culture makes it sound like all men are rapists, and I’m not a rapist so you shouldn’t paint all men with such a broad brush. (This is the biggie out of these arguments, actually.) The frequent response, and the one that you really need to take to heart, is this: IT’S NOT ABOUT YOU. If someone talks about rapists, and you’re not a rapist, THEY ARE NOT TALKING ABOUT YOU. If someone talks about companies that never promotes women to the highest positions, but your employer has a female CEO and half its board are women, THEY ARE NOT TALKING ABOUT YOUR COMPANY.
Es ist erstaunlich, dass er das selbst glaubt. „wenn jemand über Vergewaltiger redet und du bist kein Vergewaltiger, dann reden sie nicht über dich?“ Im Feminismus? In dem AlleMänner von Vergewaltigungen profitieren, in dem durch Männer gerade eine Vergewaltigungskultur geschaffen wird um die Frauen klein zu halten? Wie kann man Rape Culture vertreten und gleichzeitig diesem Satz zustimmen?
Ein paar andere Zitate noch dazu:
- In our culture, where rape and harassment and abuse are so common, men have lost the right (if it ever existed) to insist that women should be able to differentiate (in a matter of seconds) between the harmless and the threatening (…) Silence is, in practical terms, tacit consent and approval. (Hugo Schwyzer)
- All men benefit from some men’s violence against women because that violence – and the threat of it – is a key tool in men’s continued subordination of women, from which all men benefit. (STFU Rape Culture)
- So when you, a stranger, approach me, I have to ask myself: Will this man rape me? (…) How do I know that you, the nice guy who wants nothing more than companionship and True Love, are not this rapist? I don’t. When you approach me in public, you are Schrödinger’s Rapist. (Schrödingers Rapist)
- A man is a rape-supporter if…He has gone to a strip club…He watches any pornography in which sexual acts are depicted as a struggle for power or domination, regardless of whether women are present…..He tells or laughs at jokes involving women being attacked, sexually “hoodwinked,” or sexually harassed…He argues that people (or just “men”) have sexual “needs.” (Eve bit first)
- Rapeculture macht Vergewaltigung zu einem allgegenwärtigen Teil männlicher Verbindungen. (…) Rapeculture ist die allgemeine Annahme, es gäbe unterschiedliche Arten von Vergewaltigern: Der “normale” Vergewaltiger (dessen Verbrechen sehr wahrscheinlich mit einem “Jungs sind halt Jungs” fallengelassen werden) ist der Mann, der sich attraktiven Frauen aufzwingt, Frauen seines Alters bei guter Gesundheit, dessen Verbrechen auf verstörende Art von seinen männlichen Verteidigern als verständlich angesehen werden. (…) Rapeculture sind die unzähligen Arten auf die Vergewaltigung stillschweigend und offenkundig begünstigt und angespornt wird, dass sie unsere Kultur bis in die hinterste Ecke so durchdrungen hat, dass die Menschen nicht einmal ohne Weiteres erfassen können, was Vergewaltigungskultur wirklich ist. (Antiprodukts Übersetzung von Feminism 101)
An diesem Beispielen sieht man meiner Meinung nach, dass nicht nur der Vergewaltiger schuld ist. Sondern alle Männer, die – nach feministischer Theorie – davon profitieren. Wer sich einen Porno anschaut ist schon mitschuld an der Kultur, die zu Vergewaltigungen führt. Jeder Mann ist erst einmal der Vergewaltigung verdächtig und das ist auch okay, weil er eben ein Mann ist. Und das ist bei der Betrachtung von beruflichen Vorteilen doch nicht anders. Das Schaffen eines männlichen Geschäftsklimas kann bereits ein passender Beitrag sein, den auch der unbeteiligte leisten kann.
It’s nice that you personally are not directly contributing to the particular problem being discussed, but it’s extremely disruptive to respond to a discussion of that problem by saying you’re not part of the problem. It comes across as 1) diminishing the problem, more or less saying that since you aren’t part of it, it must not be that commonplace and 2) complaining that your feelings are hurt by this discussion and you deserve compensatory praise for not being an awful sexist.
Eigentlich macht er es selbst in dem nachfolgenden Absatz deutlich: “ not directly contributing“. Aber indirekt eben schon. Und er führt auch gleich aus, dass man sich nicht damit entschuldigen soll, dass man nicht Teil des Problems ist. Und man redet zwar nur über den einen Vergewaltiger, aber der Einwand, dass es dann eben nur der eine Vergewaltiger ist, ist ebenfalls ausgeschlossen. Es sind eben viele Vergewaltiger und ein System dahinter, die Rape Culture. Und schon sind wir wieder in der Kollektivhaftung.
Feminism is not aiming to make men feel comfortable while also eliminating sexism. It’s just aiming to eliminate sexism.
Wo gehobelt wird, da fallen Späne und das hohe Ziel rechtfertigt alle Mittel. Es ist interessant, dass so direkt erklärt wird, dass man auf Männer keine Rücksicht nehmen muss. Warum auch, sie sind ja an allem Schuld, im Gegensatz zu den armen unschuldigen Frauen, die an gesellschaftlichen Vorgängen und Traditionen gänzlich unbeteiligt sind.
You will probably be made uncomfortable by some things feminists say, because they’re horrifying. That one in four women is raped is awful, and that men are doing virtually all of that raping is proof of a systemic problem in our culture. That you personally have not raped anyone is nice, but beside the point.
Ja, es macht mich in der Tat unkonfortabel, wenn solche falschen Fakten verbreitet werden. Eine von 4 Frauen? In Deutschland kommen auf 100.000 Einwohner ca. 10 Vergewaltigungen. Also nicht vergewaltigte Frauen, sondern Vergewaltigungen. Ein Vater, der sein Kind 10 in zehn Fällen vergewaltigt erfüllt insoweit bereits die Statistik. Natürlich wird es hier eine Dunkelziffer geben, aber auch die deckt die Zahlen nicht. Selbst Schweden mit seiner sehr hohen Anzeigerate kommt auf lediglich 46 Fälle pro 100.000 Einwohner. Dazu, wie der „1 von 4“ Mythos entstanden ist, hat Christina Hoff Sommers bereits das wesentliche geschrieben, hier noch mal ein kurzer Auszug:
There is, however, one flaw that affects the significance of Kilpatrick’s findings. An affirmative answer to any one of the first three questions does reasonably put one in the category of rape victim. The fourth is problematic, for it includes cases in which a boy penetrated a girl with his finger, against her will, in a heavy petting situation. Certainly the boy behaved badly. But is he a rapist? Probably neither he nor his date would say so. Yet, the survey classifies him as a rapist and her as a rape victim.
Es ist eben das alte Spiel damit, Fälle in einer Gruppe zu bündeln, die dort nur teilweise hinein gehören und so die Fallzahlen zu erhöhen. In der Tat schockierend. Aber eher in einer Weise, die gegen den Feminismus Guide spricht. Immerhin ist es interessant, dass er den anderen Männern jetzt ein Unwohlsein zugesteht, nach dem er zuvor verkündet hat, dass sie ja gar nicht schuld sind und eigentlich gar nicht gemeint sind, wenn nicht direkt über sie geredet wird.
It’s okay to feel uncomfortable about the problems our sexist culture creates for women. Women feel considerably more uncomfortable about it because it hurts them. Accept that feeling and move on, and hopefully be comforted by the fact that if sexism is completely eliminated, nobody will have to feel uncomfortable about male privilege or rape or discrimination EVER AGAIN! YAY!
Das ist so herrlich naiv und gleichzeitig so klassisch Radikalfeministisch, dass es schon fast lustig ist. Wenn der Sexismus komplett beseitigt wurde (dank der heldenhaften Feministinnen) braucht sich auch kein Mann mehr wegen seiner Privilegien unwohl zu fühlen und es gibt keine Vergewaltigungen und keine Diskriminierung mehr. Juhuuu! Allein schon die Vorstellung Vergewaltigungen ausrotten zu können ist reichlich unrealistisch, weil es eben genug Verrückte gibt, denen das männliche Privileg vollkommen egal ist.
Finally, the big argument that men coming around to feminism make that is trickiest is what’s called “tone argument.” In short, it boils down to something like this: “I agree that sexism is awful, and I look forward to the day when it’s eliminated. But whenever you talk about sexism, you sound really angry about it, and that’s alienating for guys like me, who want to help! You should adopt a more friendly tone, that would draw more people in.” This is a surefire way to make a feminist on the Internet annoyed with you. They hear this constantly, in a variety of forms, and it’s not helpful.
Aber bitte, wir wollen doch Feministinnen nicht von uns genervt sein lassen! Sie haben natürlich ein Anrecht auf einen ärgerlichen Ton, der wie wir noch lernen werden, ja eh nicht wegen uns vorhanden ist. Warum soll man auch Freundlichkeit erwarten können, wenn man – wie er oben dargelegt hat – nichts falsch gemacht hat?
There are feminists out there making arguments with friendly, inclusive overtures to non-feminists. It takes multiple approaches to reach everyone, and the assertive brand of feminism you’re taking issue with IS NOT AIMED AT YOU. It’s aimed, in all likelihood, at other women who are also upset with the effects of sexism in society. Just like any political movement rallies its base, feminists talk to each other about what bothers them to raise awareness, to practice articulating particular ideas, and just to fucking vent. If you are bothered by the tone, repeat to yourself: It’s Not About You. If a woman is angry about pick up artists, and you’re not a pick up artist, she’s not mad at you! If a woman is pissed she lost a job to a less qualified male candidate, and you aren’t the person who made the hiring decision, she’s not pissed at you! And her anger is helpful in reaching out to other people who are angry about the same issues.
Einmal dürfte es bereits falsch sein, dass Feministinnen nie sauer auf Männer an sich sind. Das sie immer nur sauer auf die konkret handelnde Person und nicht auf „das Patriarchat, seine Unterstützer und alle die es am Leben halten“ (= so gut wie alle Männer) ist eine sehr mutige Aussage. Und selbst wenn sie nur der anderen wegen wütend ist, dann kann sie mich dennoch normal behandeln. Das erwartet man von so ziemlich allen Menschen in den allermeisten Situationen und warum man gerade für Feministinnen eine Ausnahme machen sollte, erschließt sich mir nicht.
There’s a time for diplomatic tone, but it’s really not your place to suggest when that time is. Doing so comes across as condescending, and you can bet that the feminist making the angry post/tweet/comment/whatever has thought about this more than you.
Ja, weil es irrationales Handeln bei Feministinnen nicht gibt und sie immer alles wohl durchdacht einsetzen. Natürlich ist es mein Recht eine höfliche Behandlung einzufordern, wenn man sich mit mir unterhält. Wer ist sie, das sie denkt, sie könne andere wie ein Untermensch behandeln und für sie würden die Regeln eines zivilisierten Umgangs nicht gelten? Als ob Frauen oder Feministinnen umgekehrt das gleiche Argument gelten lassen würden
Furthermore, even if you’re completely well-meaning and just think you’re offering helpful advice, your suggestion is used by a lot of trolls to try to shut down feminist arguments.
„Die sagen, dass ich nicht unhöflich sein darf, dabei sind die selbst blöd und deswegen darfst du mir auch nichts sagen“ ist in der Tat ein gutes Argument (wenn man in einem Kindergarten ist). Ansonsten darf man wohl erwarten, dass es so aus dem Wald herausschallt, wie man in ihn hineinruft. Natürlich kann jemand mal gestresst sein. Aber das gibt ihm dennoch nicht eine Freikarte immer und überall das Schreiprivileg zu nutzen, ohne das man ihn dafür kritisieren darf.
Because of that, telling a feminist to consider a different tone frequently provokes an angry response, one you may be surprised by given your good intentions, but one that is reasonable nonetheless. If her anger at sexist behavior/attitudes makes you uncomfortable, ask yourself if you’re uncomfortable because you think the thing she’s talking about doesn’t exist, or if it’s because you feel like she’s mad at you and that makes you feel bad.
Wir halten fest: Wenn man wegen etwas sauer ist, dann darf man jeden diesbezüglich anmotzen. Auch den, der nichts dafür kann. Die Heizung ist kaputt? Schrei den Reparaturdienst an. Dein letzter Sex war schlecht? Schrei den Kassier an, der dir die Kondome verkauft hat. Ich sehe, der Feminismus ist hier einem Erfolgsrezept auf der Spur.
If it’s the former, you’re probably wrong, should check the issue out on feminism 101, and think long and hard before getting into it with her over that issue. If it’s the latter, suck it up. If she’s mad about something you have yourself done, STOP DOING THAT THING. If she’s mad about something you’re not part of, it’s not about you!
Also: Wenn es dich stört, dass sie sich über etwas aufregt, was du nicht glaubst, dann glaub es eben einfach. Es stimmt, denn Feministinnen irren sich nie! Können sie gar nicht. Wenn du denkst, dass sie sich über dich aufregt und dir das nicht gefällt, dann stell dich halt nicht so an und nimm es hin (es ist ganz rational von ihr). Wenn ihr etwas nicht gefällt, dann lass es sofort. Weil sie die allerwichtigste Person ist und du eben nichts zu sagen hast.
If you take all of this to heart, you can probably avoid annoying a huge swathe of women on the internet! And that will be nice for you and also really nice for them.
Es ist nett für dich, wenn du verhindern kannst, dass sich Frauen aufregen und für sie auch. Win-Win! Wen interessiert es, dass du da buckeln und akzeptieren musst? Akzeptiere einfach! Das Leben ist soviel einfacher, wenn man einfach dem Feminismus folgt, ohne darüber nachzudenken!
Ein Nachtrag noch:
Es besagt schon viel, dass dieser Text, der im wesentlichen sagt, dass Feministinnen in allem recht haben und man sie wie rohe Eier behandeln muss, noch kritisiert wurde: Es wurde als Ausdruck ihrer männlichen Privilegien gesehen, dass sie so einen Text schreiben, weil sie damit Frauen natürlich wieder den Rang ablaufen und dann mehr zitiert werden.
Stein des Anstoßes war Katrins Artikel zu dem Beitrag, die sogar teilweise kritisch ist:
Potentiell wird damit Kritik unmöglich. Außerdem ist es so verallgemeinernd formuliert, dass es FeminstInnen wirklich auf ein Podest der Weisheit stellt, das kaum zulässt, kritisiert oder hinterfragt zu werden. Das kann schlimmstenfalls eher abschreckend als einladend wirken. Schade eigentlich, denn die Idee ist ja prima. Kaufman und Kimmel sind mit ihrem Respekt konsequenter, das ist der große Gewinn am Guy’s Guide. Als Einstieg oder Weiterbildung für Männer daher ohne Abstriche zu empfehlen.
Das Fazit finde ich zwar nach den davor stehenden Sätzen etwas merkwürdig, aber sei es drum.
Radikalfeministinnen verurteilten die Verlinkung auf den Text, zB hier:
Endlich erklären Männer* mal Feminismus, darauf hat die Welt gewartet... oh wait.
—
Charlott (@halfjill_2010) August 08, 2012
@sanczny Das Problem ist für mich, wie das abgefeiert wird und wieviel natürlich Männer sofort rezipiert werden, die fem. Wissen wiedergeben
—
Charlott (@halfjill_2010) August 08, 2012
Die miesen Schweine, hier einfach mal so feministisches Wissen wiederzugeben!
Aus einigen feministischen Blogs:
Bei Khaos.Kind:
Was mich an dem Ganzen so stört, am Artikel wie auch am Tweet:
Es geht nicht um Einfachheit oder Verständlichkeit. Das ist soweit ich es verstanden habe auch nicht der Fokus des Blogbeitrags, der für Grundwissen selbst auf feminism101 (englisch) verlinkt. Es geht um Geschlecht. Darum, dass Männer* andere Männer* direkt ansprechen. Weil diese ihnen eher zuhören. Ihnen automatisch mehr Kompetenz zuschreiben. Sich eher angesprochen fühlen und auch reagieren. Und weil Männer* vielleicht einen anderen Blick auf das Ganze haben. (…) Das ist eben der Wert des Kontextes. Darum finde ich den Blogpost und das Buch wichtig und richtig. Darum finde ich es gut, dass Männer* mit Männern* über Feminismus sprechen und darüber schreiben. Doch genau darum bin ich von dem Artikel mittelschwer enttäuscht. Weil er den Fokus verfehlt. Weil es nicht darum geht, etwas einfach zu sagen. Weil es darum geht, wer es sagt. Gender matters. That’s the point.
Dabei geht es hier meiner Meinung nicht darum, dass Männern eine allgemein höhere Kompetenz zugesprochen wird. Allenfalls wird jemanden, von dem man im Kampf der Geschlechter eher annehmen kann auf der eigenen Seite zu stehen, der also vermeintlich zur In-Group zählt, eine für diesen Fall höhere Kompetenz zugesprochen, zumal es hier aus einer männlichen Perspektive erzählt wird, die dann evtl für Männer eher nachzuvollziehen ist.
Sanczny sieht es im Grunde wohl ähnlich, wenn sie allerdings ebenfalls noch auf die Privilegien abstellt:
Männer nutzen ihr Male Privilege jeden Tag. Ob sie wollen oder nicht. Es gibt kein einfaches Opt-Out für Male Privilege. Dann ausgerechnet, wenn es darum geht, es für Feminismus zu nutzen, zu sagen, ihnen wird nur wegen ihres Privilegs zugehört und das ist nicht gut, ist – nur meine Meinung – nicht so richtig zielführend. Wer soweit geht, müsste auch folgerichtig die Meinung vertreten, dass Männer gar keine Feministen sein können. (…) Es gibt Männer, die erst Zugang zu Feminismus finden, wenn er ihnen von Männern erklärt wird. Die da abzuholen, wo sie sind, kann erstmal genau die Dominanz reproduzieren, gegen die sich Feminismus einsetzt. Aber die Zielgruppe des Guy’s Guide und ähnlicher Angebote sind Einsteiger. Wenn die bereits perfekte Antisexisten wären, bräuchten sie das Buch nicht. Denen jetzt zu sagen “Du kapierst es zwar nicht, aber das von einem Mann erklärt haben zu wollen ist sexistisch”, gibt im Zweifel eine schöne lose/lose-Situation.
Hier zeigen sich zwei interessante Prinzipien, die beide ihren Ursprung in IDPOL haben:
Einmal:
Wer etwas gut findet, was Männer gemacht haben, der würdigt damit automatisch Frauen herab, die das auch schon gemacht haben und verkennt, dass man Frauen stärken und hervorheben muss
Und:
Im Kampf für den Feminismus ist jedes Mittel recht, selbst ein kurzfristiges Verbünden mit dem Feind, solange man sicherstellt, dass er auch wirklich auf unserer Seite kennt und ganz auf unserer Linie ist
Wenn etwas ehrlich angesprochen werden sollte, dann nicht die Privilegierung der Autoren, sondern der Grund für den intrafeministischen Streit.