In dem Artikel „Biologische Faktoren vs. Erziehung: Auswirkungen bei den Geschlechterrollen“ kam es auch zu einer Debatte bezüglich des Umgangs mit Vorurteilen, Stereotypen und „Betrachtungen über den Schnitt“
Nick schrieb dort
Vorurteile verschwinden nur mit der Erkenntnis ihrer Nutzlosigkeit für die Informationsökonomie. Es macht also wenig Sinn zu versuchen, “Vorurteilsfrei” zu sein, entscheidend ist die grundsätzlich Bereitschaft, die eigenen Vorurteile zu überprüfen.
Stereotypen wie “Frauen verhalten sich meistens soundso” wird man also nicht ihres einschänkenden Potentiales berauben können, indem man sie in irgend einer Form tabuisiert. Man kann eben nur immer wieder den Blick dafür schärfen, dass die Bandbreite sehr groß ist, sie also zur Beurteilung eines Individuums nichts taugen. Das geht aber nicht, wenn die Stereotypen ins unbewußte verdrängt werden.
Davon zu unterscheiden ist das – ich nenne es so – Ressentiment, dass dazu dient andere abzwerten. Hier ist das Motiv ein anderes als das der Informationsökonomie.
Der vorherrschende Feminismus (ich packe dich jetzt nicht in diese Schublade) behauptet ein solches vorherrschendes Ressentiment gegen Frauen, um “Privilegien aufrecht zu erhalten”.
Wenn es sich aber um Stereotypen i.S. von einer Informationsökonomie handelt, dann erreicht man nur das Gegenteil dessen, was eigentlich erwünscht ist: Die Stereotypen werden ins unbewußte abgedrängt, anstatt reflektiert, weil ihnen etwas sozialschädliches anhaftet. Wer will schon Frauen unterdrücken?
Ich persönlich habe selten größere Geschlechterdichotomisten getroffen als viele Feministen. Die eigenen Vorurteile werden eben rationalisiert, indem sie auf “die Gesellschaft” projeziert werden: “Männer haben Privilegien, die sie verteidigen wollen” ist eben auch eine krasse Form von Essentialismus.
Das ist denke ich richtig. Wer Stereotypen verbietet, der verlagert sie ins unterbewußte und verhindert damit eine effektive Besprechung dieser.
Ich halte gerade aus diesen Gründen auch einen Ansatz, der die Gleichheit der Geschlechter betont, für wenig geeignet, die Lage in dieser Hinsicht zu verbessern.
Meiner Meinung nach wäre es am effektivsten darauf hinzuweisen, dass Männer und Frauen nicht vollkommen verschieden sind, sondern lediglich verschiedene Ausprägung bestimmter Fähigkeiten haben, es handelt sich um zwei Normalverteilungen mit unterschiedlichen Mittelwert, deren Träger überlappen
Dann sollte man betonen, dass einige Fähigkeiten stark abweichen und andere schwach und darauf hinweisen, dass es demnach Frauen gibt, die besser sind als die meisten Männer in einer Fähigkeit, die üblicherweise bei Männern besser ausgeprägt ist und anders herum.
Mich würde interessieren, wie sich so eine Betrachtung auswirkt.Würden die „abweichend talentierten“ Jungs und Mädchen Mut fassen und sagen, dass sie eben in diesen Bereichen anders sind oder würden sie eher mutloser werden, weil die Wahrscheinlichkeit so gering ist? Ich denke bei den meisten kann man bereits anhand der Schulnoten eine gute Zuordnung der Eigenschaften vornehmen, so dass sie eher verstehen würden, dass ihr Phänotyp kein Grund ist, in einer bestimmten Fähigkeit schlecht zu sein. Es gibt ihnen die Möglichkeit zu verstehen und erleichtert damit genderunkonformes Verhalten bei denen, auf die der Schnitt nicht zutrifft.