Männerparkplätze wegen schweren Einparkens

Vielleicht nur ein Marketinggag, aber trotzdem interessant:

Die Stadt Triberg im Schwarzwald hat in einem Parkhaus zwei Männerparkplätze ausgewiesen. „Das sind die einzigen im Parkhaus, in die man rückwärts einparken muss“, sagt Bürgermeister Gallus Strobel.

Das ist aus meiner Sicht durchaus sexistisch – und wie so meist beiden Geschlechtern gegenüber. Denn es hätte auch ein Schild „Vorsicht, rückwärts einparken!“ oder etwas in der Art gereicht. Parkplätze als Männerparkplätze auszuweisen, nicht weil es den Männern etwas bringt, sondern weil sie schwieriger zu beparken sind, weist zum einen Männern besondere Fähigkeiten als Gruppe zu (also Essentialismus), in der sie nur im Schnitt besser sind (das räumliche Denken). Tatsächlich werden viele Männer in diese Parkplätze besser einparken können als viele Frauen, aber eben auch einige Frauen besser als einige Männer. Das ist zum einen der Aufbau von Druck auf Männer, diesen Anforderungen zu genügen und zum anderen eben auch eine Diskriminierung von Frauen, die diese Fähigkeiten abgesprochen bekommen.

Klar, man könnte anführen, dass die Frauen ja bereits in dem gleichen Parkhaus Frauenparkplätze haben (vgl. dazu auch „Frauenparkplätze sind diskriminierend gegenüber Männern„), und das diese auch nach fehlerhaften Kriterien zugewiesen sind, nämlich ein erhöhtes Schutzbedürfnis von Frauen in Tiefgaragen, aber da wird zumindest eine Schutzfunktion angenommen und deswegen ein Sonderraum zugewiesen, es geht nicht schlicht um die Frage, ob dort jemand technisch besser einparken kann.

Aus dem weiteren Text:

Fakt ist auch: Es geht mitnichten um Sicherheit im Parkhausverkehr. „Es geht auch um Humor und Marketing“, gibt Strobel zu, der seit 2002 Bürgermeister ist.

Insofern durchaus eine gelungene Aktion, Aufmerksamkeit werden sie bekommen. Vielleicht ja auch eine gute Gelegenheit mal über Frauenparkplätze nachzudenken, wenn ich auch nicht glaube, dass da irgendwer ran will, weil man sich da zu leicht verbrennt.

Eine britische Studie, für die rund 2500 Menschen beim Einparken beobachtet wurden, belegt: Im Schnitt brauchten die Herren zwar nur 16 Sekunden, um ihren Wagen in die Lücke zu stellen, die Damen 21 Sekunden – aber dafür stand das Auto dann so, wie es sich gehört. Mehr als die Hälfte der Frauen parkte korrekt, die Fahrzeuge der Männer standen zu 75 Prozent schief in der Parklücke.

Dabei geht es um diese Studie. Die durch Beobachtungen von Parkplätzen durchgeführt wurde. Männer parkten schneller, aber dafür schiefer, Frauen langsamer und mit mehr Korrekturen, aber gerader und zentraler ein. Der Aussagegehalt ist relativ gering, weil dies zunächst deutlich macht, dass es den Männern anscheinend gar nicht darauf ankam, gerader zu parken, sie wollten nur parken. Die Zielsetzungen der Teilnehmer waren damit ganz unterschiedlich, so dass sich ihre Leistungen nicht vergleichen lassen. Es kann eben sein, dass Männer ein besseres räumliches Vorstellungsvermögen haben und deswegen schneller in einem Zug einparken, auch wenn sie dann nicht gerade stehen, während Frauen ein schlechteres räumliches Vorstellungsvermögen haben und deswegen möglichst zentral in die Lücke fahren wollen, um sicher zu gehen, dass sie nirgendswo anecken. Es fehlt auch eine Vergleichbarkeit in den Altersgruppen und dem Zweck des Parkens. Wer große Einkäufe einladen will und mit Kindern unterwegs ist, die ebenfalls noch aussteigen müssen, oder aus dem Wagen gehoben werden müssen, der wird vielleicht auch mehr auf ein zentrales Einparken achten.

SPIEGEL ONLINE: Hatten Sie schon Ärger mit einer Frauengruppe?

Strobel: (lacht) Alice Schwarzer hat sich noch nicht bei mir gemeldet. Aber ich hatte ja auch mit gewissen humorlosen Reaktionen der Political Correctness gerechnet. Bisher gab es aber nur zwei Beschwerde-E-Mails, sonst bekommen wir nur Zustimmung. Auch von Frauen. Die Frauen hier in der Stadt empfinden das als gerecht – aber auch als Herausforderung. Es gibt viele, die in die Männerparkplätze fahren. Und das ist ja auch legitim. Dürfen sie gern machen.

Immerhin ein entspannter Umgang mit dem Thema. Mal sehen, was ansonsten noch kommt. Es wäre interessant zu sehen, worauf sich die Zustimmung bezieht. Eher auf das Ausweisen von Männerparkplätzen, auf das kenntlich machen besonders schwieriger Parkplätze, auf die Herausforderung?

Strobel: Es ist einfach unglaublich. Solch eine Reaktion hatte ich nicht erwartet. Ich bin schon den ganzen Tag am Telefon, das Fernsehen will kommen. Ich sag’s Ihnen ganz offen: Ich freue mich. Und vielleicht haben wir auch einen Nerv in der Gesellschaft getroffen.

SPIEGEL ONLINE: Inwiefern?

Strobel: Vielleicht gibt es das Empfinden, dass man es in diesem ganzen Gender-Bereich manchmal überzieht. Ich kann das abschließend noch nicht sagen, aber ich denke über dieses Thema nach.

Das ist eine Reaktion, die ich mir durchaus vorstellen kann. Etwas Politische Unkorrektheit wird durchaus als befreiend angesehen. Hier hätte man aus meiner Sicht den satirischen Charakter noch etwas mehr hervorheben sollen, dass hätte es besser gemacht.