In der Zeit findet sich ein Artikel zum Feminismus im Netz. Einige Passagen finde ich ganz interessant:
Der jüngere Feminismus hat mit größter Selbstverständlichkeit den spröden Katechismus der Gender Studies übernommen: das »Geschlecht« sei eine rein soziologische Konstruktion, die dem Machterhalt des heterosexuellen weißen »Mannes« über »Frauen« und »alle anderen Gender« diene. Damit hat er leider die Sprachlosigkeit und Verleugnungverlängert, an der schon die Frauenbewegung der sechziger Jahre krankte: dass man für das, was Frauen wirklich anders macht – das Mutter-sein-Können – keine eigenen Worte findet, außer eben solche der Abwehr. Hoch im Kurs stehen die Bücher der Soziologin Barbara Vinken, die vor den finsteren Traditionen der »deutschen Mutter« warnt, und die der französischen Philosophin Élisabeth Badinter, die fürchtet, Frauen sollten zurück an den Herd, diesmal im Namen des Kindes, nicht des Mannes.
Es ist natürlich nicht nur die Mutterfrage, die Frauen anders macht. Aber diese ist ein Anfang. Mir scheint auch als habe der moderne Feminismus dazu keine wirklich Theorie parat. Denn Muttersein, dass ist eben auch etwas sehr heteronormatives und kann gleichzeitig die Geschlechterrollen zementieren, wenn man dem nicht entgegen arbeitet. Um so ernster man die Mutterrolle nimmt um so eher läuft man Gefahr sich im Genderfeminismus entschuldigen zu müssen.
Der Feminismus hat, wie die Studentenbewegung, aus der er hervorging, ein Problem mit der Freiwilligkeit der angeblich Unterdrückten. Wenn selbst ernannte Arbeiterführer erklären sollten, warum die Arbeiter Jahr für Jahr Parteien wählten, die angeblich ihren Interessen zuwiderhandelten, mussten sie immer die Manipulation durch die Medien ins Feld führen. Im Fall der Frauen heißt es nun: Sie kennen eben immer noch nicht ihre wahren Wünsche; oder, wie es Barbara Vinken kürzlich ausdrückte: »Wir müssen auch die mit den Strähnchen erwischen.«
Die Freiwilligkeit der angeblich Unterdrückten ist in der Tat eines der größten Probleme des Feminismus. Es folgt direkt aus dem oben angeführtem Dogma, dass die Zustände auf Unterdrückung beruhen und beruhen müssen. Das Frauen selbst Vorteile in dem gegenwärtigen System sehen kann nicht sein. Sie müssen eben unterdrückt sein, von der hegemonialen Männlichkeit und dem Patriarchat.
Wenn man dieses Dogma einmal kritisch hinterfragen würde, würde es schon viel helfen.
Wer die Melancholie abschütteln möchte, die einen aus feministischen Texten der Gegenwart anweht, der werfe einen Blick in das Blog Mädchenmannschaft. (…) Durch die Zeilen scheint auch auf, dass Feminismus heute für manche Leute etwas ist, das früher Anarchismus hieß: eine Art herrschaftsfreier Raum. Auch Herren haben Zutritt.
Allerdings natürlich nur, solange sie zustimmen. Denn Widerspruch und andere Meinung mag man bei der Mädchenmannschaft nicht. Der Zutritt ist also weitaus eingeschränkter als es die Autorin hier darstellt. Es ist kein herrschaftsfreier Raum, sondern ein feministischer „Schutzraum“, in den nichts böses eindringen darf.