Machtmittel im Diskurs: „Ich will nicht über Grundlagen diskutieren“

Eine Argumentationsfigur, die einem in einer Diskussion mit einigen Feministen gerade aus dem poststrukturalistischen Bereich immer wieder begegnet ist:

 „Ich will jetzt nicht über Grundlagen diskutieren“

Gerade auch in der noch dogmatisch korrekteren Verwendung:

„Ich will dir jetzt nicht die Grundlagen erklären“

(Der Unterschied ist, falls es nicht deutlich geworden ist, dass im zweiten Beispiel die Meinung als absolut gesetzt wird, wie es sich zur Abschottung des Diskurses ja auch gehört)

Das man keine Lust hat über Grundlagen zu reden kann natürlich berechtigt sein, aber es führt auch schnell dazu, dass andere Meinungen ausgeschlossen werden. Um es an einem Beispiel zu erläutern.

A: „X hat Y gemacht, das ist schlecht und muss geächtet werden“

B „Aber X hat Y gar nicht gemacht“

A: „Ich will jetzt nicht über Grundlagen diskutieren, sondern darüber, wie das Verhalten geächtet werden kann. Andere Gespräche werde ich nicht zulassen“

 Jetzt ist unschwer zu erkennen, dass die Auffassung, dass X die Handlung Y gar nicht gemacht hat, sich auch auf die Ächtung auswirken muss (es ist dann eben keine Ächtung erforderlich).

Übertragen auf den Feminismus wäre das zB:

Feministin: „Das Patriarchat führt dazu, dass Frauen nicht in gleicher Anzahl wie Männer in Führungspositionen vertreten sind. Wir müssen es ächten“

Diskutant: „Aber das Patriarchat gibt es so ja gar nicht oder man müßte es erst einmal definieren. Es spielen auch viele biologische Faktoren hinein, die es für eine höhere Anzahl von Männern als Frauen interessant machen, mehr Gewicht auf Karriere zu legen als auf andere Bereiche. Ein abstraktes Konstrukt zu ächten, was so gar nicht besteht, hilft da nicht

Feministin: „Ich will jetzt nicht über Grundlagen diskutieren, sondern darüber, wie das Verhalten geächtet werden kann. Andere Gespräche werde ich nicht zulassen“

Letztendlich ist es ein Fall der Themenbegrenzung, auf die ich bereits eingegangen bin. Der Unterschied liegt darin, dass hier nicht zwei Themen nebeneinander stehen, sondern die Diskussion zur Grundlage von der Diskussion zur Folge abgetrennt und die Grundlage damit vorausgesetzt wird. Das kann sinnvoll sein, wenn man sich Gedanken machen will, welche Folgen bei Zugrundelegung der von einem angenommenen Grundlage eintreten und wie man diese in den Griff bekommt.

Wenn man aber nie eine Diskussion über Grundlagen zulässt, wie es bei vielen feministischen Blogs wie etwa auch bei der Mädchenmannschaft oder dem Mädchenblog der Fall ist, dann wird daraus ein Machtmittel im Diskurs.