Machtmittel im Diskurs: Sexismus und „Definitionsmacht des Betroffenen“

Auf dem Blog „Elitemedium“ setzt sich der Autor in dem Artikel „Sexismus? Bitte keine Logik“ mit Forderungen aus dem Feminismus auseinander, dem Betroffenen die Definitionsmacht darüber zu geben, ob er diskriminiert ist.

Die Theorie der Definitionsmacht kommt, wenn ich es richtig verstehe, aus dem epistemischen Privileg, also der Theorie, dass eben gerade nur der Betroffene richtig erkennen kann, dass er diskriminiert ist. Man trifft diese Theorien bei Diskriminierungen, aber etwa auch bei der Vergewaltigung (vgl. Falschbeschuldigung und Vergewaltigung II)

Der Artikel legt dabei den Finger in die Wunde:

Hier beginnt nun ein logisches Problem, denn wenn Betroffen schon derjenige ist, der sich selbst als Betroffen fühlt und damit bereits die alleinige Definitionsmacht über die Verletzung erhält, die ihn erst zum Betroffenen macht (und dafür auch noch Solidarität einfordern kann), haben wir einen uferlosen Sexismusbegriff. Motto:

“Wenn ich mich durch eine Handlung diskriminiert fühle, dann liegt damit eine objektiv Diskriminierung vor, denn mir als Betroffener steht schließlich das Definitionsrecht darüber zu.”

Und später noch mal in einem Kommentar unter dem Artikel:

Wer hat die Definitionsmacht? Der Betroffene. Wer soll keine Definitionsmacht haben? Der Nichtbetroffene. Wie unterscheide ich die beiden? Kann man nicht, da sich jeder selbst als Betroffener deklarieren kann, ohne das man es ihm absprechen dürfte.

Wenn also jetzt z.B. jemand behaupten würde die Mädchenmannschaft hätte ihn sexistisch, rassistisch etc. diskriminiert wäre derjenige nach diesem System automatisch Betroffener und damit allein definitionsberechtigt über seine Betroffenheit. Er könnte dann Solidarisierung verlangen, wogegen es der Mädchenmannschaft nicht einmal erlaubt wäre sich gegen diesen Vorwurf zu verteidigen, denn als Nichtbetroffener steht ihr keine Definitionsmacht zu.

Und das ist eben in der Tat das Problem. Wenn man selbst definieren kann, ob man Betroffener ist, dann ist alles reine Willkür. In der internen Gedankenwelt vieler Feministinnen wird sich das Problem denke ich einfach dadurch lösen, dass man ja nicht willkürlich ist, sondern Recht hat, auf der Seite der Guten ist, bereits deswegen es ein schlichtes Scheinproblem ist. „Aber ich BIN ja Betroffener“ bzw. „Aber Frauen SIND ja betroffen“. Der Glaube, dass ein „Opfer“ niemals zum eigenen Vorteil seine Position über die eigentliche Opferstellung hinaus erweiteren würde (genau wie der Gedanke „eine Frau würde niemals eine Vergewaltigung erfinden“) ist eigentlich hoffnungslos naiv.

Es sei denn man sieht ihn als reines Machtmittel im Diskurs.