Eine Vorherssage aus unserer Evolutionsgeschichte wäre, dass Abwertungen anderer Personen aufgrund der Bedeutung der Partnerwahlkriterien insbesondere genau diese betreffen müssten, weil dies letztendlich alles ist, um das sich unsere Gesellschaft als ultmiate Cause dreht. Die Abwertungen müßten dann natürlich nich direkt die Fortpflanzung betreffen, sondern eher die „proximate causes“, die die Fortpflanzung mit einem biologisch günstigen Partner ermöglichen und einem einen hohen Wert auf dem Partnermarkt zusprechen.
Das wären unter Berücksichtigung der Sexual Strategies Theory verschiedene Punkte:
- Beim Mann natürlich insbesondere der Status innerhalb der Gemeinschaft („Versager, Looser, Wicht“), das Absprechen des Erfolges bei anderen Frauen („Wichser“) und natürlich auch körperliche Attribute, die wertvolle Fähigkeiten in der Steinzeit und in der (damaligen) intrasexuellen Konkurrenz betreffen („Schwächling“). Ich denke hierunter fallen auch generelle Abwertungen seiner sexuellen Leistungsfähigkeit („kleiner Schwanz, hält eh nur 30 Sekunden durch“), die einmal den Erfolg bei Frauen absprechen (wer lange keinen Sex hatte, der kommt eben schneller als jemand, der eh viel Sex hat) als auch deren Attraktivität für Frauen (wobei Genitalgröße vielleicht auch ein Mittel der intrasexuellen Konkurrenz war, da es teilweise (zumindest ab einer gewissen Größe) eher Männer zu interessieren scheint). Hinzu kommen auch Punkte, die gerade Alphamannverhalten betreffen, also bei Männern mit einem hohen Testosteronspiegel anzutreffen sind („Weichei, weinerlich, Opfer“) und solche, die eben mit klassischer Männlichkeit in Verbindung stehen, der Beschützerrolle (in Pickupterminologie: Protector of loved ones) und der Risikobereitschaft in Verbindung stehen („Feigling, Angsthase“), oder schlicht das ganze Konzept einbeziehen („Kein echter Mann“ „Kein Kerl“). Da auch Intelligenz ein Attraktivitätsmerkmal ist (vergleiche „The Mating Mind“) sind natürlich auch allgemeine Beleidigungen dieser interessant („Trottel“)
- Bei Frauen wäre dies natürlich zuallererst körperliche Attraktivität („fette Kuh“), dann aber insbesondere Treue („Schlampe“,“schläft eh mit jedem“ „Hure“) aber auch solche, die ihren Spass am Sex in Zweifel ziehen („frigide“). Der Gegensatz entsteht durch die Betrachtung als Kurzzeit und Langzeitstrategie. In der Abwertung der „Langzeitattraktivität“ fliesen Betrachtungen der potentiellen Vaterschaftswahrscheinlichkeit für einen Mann ein (bei einer „SChlampe“ eben vermindert) und damit eben auch ihrer Bindungsfähigkeit: Eine Frau, die nur die Versorgung will, aber keine Gefühle und keine Bindung eingeht, sondern über Extra Pair Copulations entweder zusätzliche Versorgungsleistungen oder besseres Genmaterial erhalten will kann hierüber abgewertet werden (eben zB als „Hure“ oder im englischen als „Gold Digger“).
Zu Bedenken ist dabei, dass die Herabsetzung des Partnerwertes insbesondere in der intrasexuellen Konkurrenz von Bedeutung sein kann. Das – und nicht die Prägung durch eine hegemoniale Männlichkeit, die die weibliche Sexualität einschränken will oder ein Patriarchat – dürfte wesentlich dazu beitragen, dass Frauen andere Frauen gerne als „Schlampen“ bezeichnen, ebenso wie Männer ander Männer gern als Versager darstellen. Aber natürlich besteht auch außerhalb der intrasexuellen Konkurrenz viel Gelegenheit dazu: Etwa indem man eine betrügende Freundin einen hohen Partnerwert abspricht („eh eine Schlampe“) oder allgemein über andere Personen lästert. Gerade der Informationsaustausch in einer Gruppe ist ja ein wesentlicher Vorteil der Menschen und da die wichtigste Information biologisch gesehen der Partnerwert anderer Personen innerhalb der Gruppe ist, verwundert es nicht, dass überall getratscht, gelästert und Celebrity-Klatsch begierlich verfolgt wird.
Gefällt mir:
Gefällt mir Wird geladen …