Was wirklich vielen Probleme zu bereiten scheint ist „Der Mann als guter Versorger“ als Attraktivitätsmerkmal aus Sicht der Frau und dem Ausnehmen von Männern oder gar die Abgrenzung zu purer Gier abseits von Liebe, wenn man so verdreht wie imion und Zhen denkt. Meiner Meinung nach ist diese Abgrenzung gut vorzunehmen ohne dabei eine Abwertung von Frauen zu Huren vorzunehmen. zu Bedenken ist dabei zunächst die Ausgangslage und dann die Umsetzungsmechanismen. Des weiteren ist zu bedenken, wie sich eine dauerhafte Versorgung sicherstellen läßt.
1. Ausgangslage
Die Ausgangslage ist dabei, dass die Aufzucht eines Menschenkindes sehr aufwändig ist. Menschenkinder sind von allen Primaten am längsten unselbständig, sie haben noch nicht einmal mehr einen stark ausgeprägten Greifreflex, mit dem sie sich selbständig an der Mutter festhalten können, sondern müssen aktiv getragen werden. Ihre Sillzeit ist lang, erst mit ca 14 Jahren, unter steinzeitlichen Bedingungen erst später, erreichen sie überhaupt eine eigene Fortpflanzungsfähigkeit und erst mit ca. 18 jahren sind sie ausgewachsen. Innerhalb dieses Zeitraums profitieren Menschenkinder enorm von einer Unterstützung und Versorgung. Daher besteht eine hohe Motivation sich einen Partner zu suchen, der erstens eine Versorgung übernehmen kann und zweitens auch bereit ist sie zu übernehmen.
2. Anzeichen für eine gute Versorgungsmöglichkeit
Interessant sind damit bei der Partnerwahl Anzeichen dafür, dass der potentielle Partner ein guter Versorger ist. Dabei ist zu bedenken, dass in der Steinzeit, da die Leute Nomaden waren, wenig Wert angesammelt werden konnte. Natürlich konnten Kleidung, Waffen, sonstiger Besitz diese Funktion erfüllen, aber eine übermäßige Anhäufung von Reichtum war nicht möglich. Auch Nahrung konnte vor der Sesshaftigkeit nur eingeschränkt gelagert und damit angesammelt werden. Interessante Faktoren für die Beurteilung waren damit körperlich: Wie ist sein Versorgungszustand, welche langfristigen Zeichen einer guten Ernährung lassen sich finden (Haar, Muskeln), aber eben auch, da wir Gruppentiere sind, die Eingebundenheit in die Gruppe. Selbst der stärkste Mann konnte nicht gegen mehrere Männer, die sich verbunden bestehen, so dass Bündnisse entsprechend wichtig wurden und damit die Frage, wer wen unterstützt, letztendlich der Status innerhalb der Gruppe, der daher auch heute noch von erheblicher Bedeutung ist. Hinzukommt, dass Männer mit einem hohen Status auch eher bei Jagden anderer an der Beute beteiligt sein würden, was sich ebenfalls vorteilhaft auswirkt.
3. Anzeichen für einen Versorgungswillen
All dies bringt für eine Langzeitstrategie wenig, wenn derjenige seine möglicherweise vorhandenen Versorgungsleistungen nicht in zB eine bereits Schwangere oder seine Kinder investieren will, sondern sie zB lieber zur Werbung einer neuen Partnerin einsetzt. Es war also wichtig zu erkennen, inwieweit sich der Mann an die Frau binden will, sein Versprechen, mit ihr zusammenzubleiben und sie zu unterstützen, ernst gemeint war. Damit haben Männer ebenfalls einen guten Grund genau diese Eigenschaft zu signalisieren. Ich hatte in „Rache, starke Gefühle, Ehrenkodexe und Verhandlungspositionen“ bereits dargelegt, dass es hierfür günstig sein kann, deutlich zu machen, dass man über seine Logik hinaus durch Gefühle, Bindungshormone etc gebunden ist, dass man also selbst wenn man wollte den anderen nicht verlassen könnte. Liebe, wie wir sie empfinden ist damit zum einen tatsächliche Bindung an eine Person, zum anderen aber auch Zeichen an den anderen, dass man nicht mehr rational, sondern gefühlsmäßig gebunden handeln wird. Es ist insoweit umgesetzte Spieletheorie, nach der ein Versprechen, dann sicherer ist, wenn man die Entscheidung für die Erfüllung aus der Hand gibt, weil der andere so (eher) vertrauen kann, dass man auch so verfährt, wie man es verspricht. Deswegen ist es auch attraktiv bei einem Mann, wenn dieser Gefühle darstellen kann, man erkennt, dass er Bindungen aufbauen kann etc.
4. Anzeichen dafür, dass er nicht nur ausgenutzt wird
Wenn der Mann aber signalisiert, dass er ihr so verbunden ist, dass er sie und ihren Nachwuchs versorgen will, weil er sie liebt, über Bindungshormone mit ihr verbunden ist, bei ihr bleiben wird, dann werden im Gegenzug auch seine Anforderungen relevant, weil die Männer, die ihre Versorgungsleistungen in eigene Kinder investiert haben, mehr Gene im Genpool hinterlassen haben, als die Männer, die Versorgungsleistungen in fremde Kinder investiert haben. Damit der Mann bereit ist zu investieren bzw. für eine positive Selektion auf Männer, die bereit für eine Investition sind, ist damit Vaterschaftswahrscheinlichkeit ein wesentlicher Punkt. Um so sicherer ein Vater sein kann, dass er der Vater ist, um so eher lohnt sich eine väterliche Investition. Frauen, deren Gene sie zu einer „echten Bindung“, eben einem Verliebtsein befähigen, die eine Bindung an einen sie ebenfalls liebenden Mann errichten konnten, konnten hierfür die beste Absicherung bieten. Denn auch hier sind die Gefühle, die das logische Denken überschreiben, wie bereits hier dargestelllt, dass beste Signal in dieser Richtung. Ein „Ich kann gar nicht anders wollen als dir treu sein, weil ich voller Hormone bin, die dich besonders machen und an mich binden“. Auf diese Weise ist verständlich, dass gegenseitige Bindungen entstehen können, mit denen das gegenseitige Versprechen durch entsprechende irrationale Gefühle abgesichert wird.
5. Einordnung in proximate cause und ultimate cause
Zu bedenken ist hierbei, dass die Versorgung zunächst nur ultimate Cause ist. Gerade in Verbindung mit der angestrebten Sicherheit für den Mann ist es zur Umsetzung dieses Ziels im proximate Cause zieldienlicher, diese Betrachtung nur Unterbewußt vorzugeben. Demnach müsste eine Frau nicht bewusst einen Versorger suchen, sondern nur im proximate cause eine Vorliebe für Männer entwickelt haben, die in der Steinzeit eine Versorgung sichergestellt haben. Das würde nicht erfordern, dass tatsächlich eine Versorgung als attraktiv empfunden wird, aber eben Status, gutes Aussehen, gewisse Resourcen, und Verbundenheit zu der jeweiligen Frau. Im Gegenzug dann eben auch gutes Aussehen der Frau, Treue etc
6. Berücksichtigung von anderen Strategien
Zudem ist natürlich auch hier zu berücksichtigen, dass Menschen nicht alle gleich sind, sondern ein menschlicher Genpool besteht, der viele verschiedene Strategien zuläßt. Innerhalb einer Welt, in der Frauen und Männer sich verlieben und tatsächlich an den Partner gebunden sind kann ebenso eine Variante betehen, die die Liebe auf beiden Seiten ausnutzt. Entweder bei Männern, die gut darin sind Gefühle vorzutäuschen oder bei Frauen, die dies ebenfalls gut können und dadurch Versorgungsleistungen erlangen können. Dies bedeutet aber nicht, dass alle Männer und alle Frauen diesem Typus entsprechen würden.
Zudem ist auch zu berücksichtigen, dass innerhalb der vorherrschenden, gerade dargelegten Strategie weitere Unterstrategien erfolgreich eingebunden werden können. „Liebe deine Partnerin, aber begehre gleichzeitig andere fruchtbare Frauen, gerade wenn es deine Partnerin nicht merkt“ kann ebenso eine solche Unterstrategie sein wie „Liebe deinen Partner, aber wenn ein Mann dich besonders erregt, dann begehre ihn ebenfalls, gerade wenn dein Partner nichts merkt“.