Testosteron und Kooperation

Eine interessante Studie zur Wirkung von Testosteron auf Frauen:

Collaboration can provide benefits to the individual and the group across a variety of contexts. Even in simple perceptual tasks, the aggregation of individuals‘ personal information can enable enhanced group decision-making. However, in certain circumstances such collaboration can worsen performance, or even expose an individual to exploitation in economic tasks, and therefore a balance needs to be struck between a collaborative and a more egocentric disposition. Neurohumoral agents such as oxytocin are known to promote collaborative behaviours in economic tasks, but whether there are opponent agents, and whether these might even affect information aggregation without an economic component, is unknown. Here, we show that an androgen hormone, testosterone, acts as such an agent. Testosterone causally disrupted collaborative decision-making in a perceptual decision task, markedly reducing performance benefit individuals accrued from collaboration while leaving individual decision-making ability unaffected. This effect emerged because testosterone engendered more egocentric choices, manifest in an overweighting of one’s own relative to others‘ judgements during joint decision-making. Our findings show that the biological control of social behaviour is dynamically regulated not only by modulators promoting, but also by those diminishing a propensity to collaborate.

Quelle: Testosterone disrupts human collaboration by increasing egocentric choices (Full Text, PDF)

Aus der Diskussion in der Studie:

Our finding that testosterone increased egocentric choices accords with a broader literature concerning testosterone’s role in social choice, and in particular with an interpretation of that literature which proposes that testosterone’s role is to increase dominance or status-related behaviours [18,19]. High social status is associated with elevated testosterone in humans [13,19], chimpanzees [34] and other mammals [35]. A greater drive for social status leading to greater assertiveness during social interactions might reasonably be expected to impair an individuals’ ability to appropriately weight the opinion of another, consistent with our findings. Indeed, the increased egocentricity in an individual’s choices that we observe could be interpreted as a form of signalling, whereby the individual is signalling their dominance in the context of a collective decision. Increased dominance can be detrimental to collaborative decision-making, as shown previously during reasoning tasks where high variance in the verbal contributions of group members (i.e. groups with highly dominant individuals) led to a significantly attenuated performance benefit from collaboration [6]. Other possible effects of testosterone previously related to its role in status-related behaviour [18] may also contribute to less effective information aggregation in our dyads, for example in reducing trustworthiness ratings of faces [17] and decreasing the ability to infer emotional states through photographs of eyes [16]. In addition to potential status-related effects of testosterone, our finding of increased egocentricity has interesting parallels with testosterone’s role in sexual and reproductive behaviours, where testosterone relates to more self-orientated behaviour as evident in reduced parenting and increased courtship in birds [31,32], rodents [36] and rural Senegalese men [37]. Importantly, our task involves no conflict over resources as accurate integration of information is in the best interest of the dyad members, which suggests that the effects of testosterone we observed are not caused by it rendering individuals more selfish.

Und etwas später:

Social animals reap benefits from collaboration across a wide variety of tasks, ranging from those involving information aggregation (as seen here), reasoning [6] or the division of resources such as food or money [1–3]. Indeed, the potential benefits frominformation aggregation, for example, are used to support the use of juries (i.e. groups of observers) in the criminal justice system [5]. However, collaborating too freely is not always beneficial, and therefore the biological mechanisms controlling the balance between more collaborative and self-oriented behaviours must dynamically tune behaviour to the social environment. While a previous focus has been on factors promoting collaboration [9–11], here we highlight an opposing biological influence that increases self-orientated or status-related behaviours at the expense of collaboration. Our data show that the humoral agent testosterone modulates the delicate trade-off between collaboration and a more egocentric disposition.

Es scheint also, als würde Testosteron eine gewisse Wirkung haben, die sich in der Zusammenarbeit, zumindest bei Frauen auswirkt. Interessant ist, dass die Forscher hier selbst betonen, dass es in der Sache um nichts ging und das dies vielleicht Auswirkungen gehabt haben könnte. Eine andere Studie in der es um Verhandlungen ging, hat im Gegensatz dazu feststellt, dass Frauen, die Testosteron erhielten, fairer waren und daher besser miteinander verhandeln konnten.

Aus einer Besprechung der Studie in der Süddeutschen:

Bei dieser Abwägung sorgt Testosteron dafür, dass die eigenen Interessen nicht zu kurz kommen, wie die Forscher zeigten. In Zweierteams sollten sich die Probandinnen einigen, welches von zwei Bildschirm-Mustern die stärkeren Kontraste aufwies. Die Muster wurden kurz hintereinander präsentiert, und die Unterschiede waren sehr gering.

Dabei waren die Probandinnen ohne Testosteron deutlich im Vorteil. Sie diskutierten unvoreingenommener darüber, was jede von ihnen wahrgenommen hatte, und waren eher bereit, sich die Meinung der Partnerin anzuhören. In der Testosteron-Gruppe hingegen war eine solche Abstimmung die Ausnahme. Frauen, zuvor eine Hormonpille geschluckt hatten, ließen sich kaum von ihrer Meinung abbringen. Das egozentrische Verhalten führte zu deutlich schlechteren Trefferquoten als in der Placebo-Gruppe.

Wie eine frühere Studie gezeigt hat, kann Testosteron jedoch auch die Bereitschaft zur Kooperation erhöhen – aber nur, wenn sich die Beteiligten dadurch materielle Gewinne oder gesellschaftliches Ansehen erhoffen. Testosteron führt nämlich auch dazu, dass Menschen solche Verdienste stärker schätzen. In den Londoner Versuchen hingegen gab es keinerlei Belohnung für die richtige Antwort.

Es scheint also, also würde Testosteron insbesondere das Festhalten an der eigenen Meinung fördern, was eine Kooperation ohne besonderes Ziel erschweren kann. Ohne Testosteron schien die Bestätigung der eigenen Meinung egaler zu sein, was dann die Zusammenarbeit förderte. Es wäre interessant inwiefern das Ergebnis inbesondere bei Frauen auftritt oder aber auch auf Männer übertragbar ist.

9 Gedanken zu “Testosteron und Kooperation

  1. Es scheint also, also würde Testosteron insbesondere das Festhalten an der eigenen Meinung fördern

    scheiße, alter!!!11 jetzt weiß ich endlich, was hier los ist! *lol*

    • @ Hottehü

      *scheiße, alter!!!11 jetzt weiß ich endlich, was hier los ist! *lol* *

      Scheiße , Hottehü, eine Gruppe, die aus Mitglierdern wie Dir bestünde, voll kooperatiosnsfähig und egalitär, die würde ich fluchtartig verlassen und mir eine andere suchen, in der der Herr Bartonitz Diktator ist.

  2. Und was sagt uns das jetzt? Dass Frauen keine Testosteronpillen einnehmen sollten?
    Derartige „Forschung“ ist entbehrlich. Wenn eine Frau sich eine Testosteronpille verabreicht, dann manipuliert sie ihr Empfinden. Das lässt wenig bis keine Rückschlüsse zu, welche Auswirkungen Testosteron bei Männern hat, deren Testosteron vom Körper gebildet wird und die immer mehr oder weniger mit diesem Gehalt an Testosteron im Körper leben.

    Junk Science.

  3. @Peter

    ich meine, dass es Rückschlüsse auf die Wirkung von Testosteron zulässt, die durchaus interessant sein können. Immerhin schwankt Testosteron auch innerhalb der Geschlechter und es gibt erhebliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Die wirkung der Hormone zu verstehen ist damit auch für das Verstehen von Geschlechterunterschieden wesentlich

  4. @ Christian

    Die Ergebnisse passen zumindest gut zu dem, was man an Eigenschaften bei dem Geschlecht erwarten und fördern würde, dem durch die Geschichte hindurch die Selbstbehauptung der Gruppe, des Clans, des Volkes, des Territoriums zum größten Teil zufiel, dem aggressiveren, kompetetiveren Geschlecht, dem Geschlecht, das das geringere parentale Investment leistet, im Falle der Menschen dem männlichen Geschlecht.

    Im Falle der Seepferdchen dem weiblichen, weil dort die Männchen „schwanger“ sind und daher die Weibchen um Männchen rivalisieren, größer/aggressiver sind als Männchen, das Territorium gegen Rivalinnen verteidigen, also die „Männerrolle“ übermehmen.

    Es macht ja Sinn, dass Testosteron Selbstbewusstein, Dominanzverhalten, Selbstbehauptungswillen unter diesem Aspekt der Gruppenselbstbehauptung fördert.

    Da wird Dominanzverhalten überlebenswichtig.

    -Wer sich nicht selbst behaupten will/kann, verschwindet, wird verdrängt, seiner Ressourcen beraubt, kommt bei der Fortpflanzung seltener zum Zuge, wirkt bei Menschen frauen als Mann au f diese unattraktiver.

    Und damit wäre ich auch schon bei dem, was mir an der Studie nicht gefällt.

    Sie scheint davon auszugehen, dass Dominanzverhalten in jedem Falle schlechter ist als kooperatives Verhalten.

    Das trifft, wenn die Messungen korrekt sind, wovon ich mal ausgehe, zu bei so einfachen unkomplexen Aufgaben wie dem Beurteilen von Helligkeitskontrasten.

    Wie aber sieht es aus, bei komplexeren Entscheidungsprozessen, in die eine größere Vielzahl von Faktoren hineinspielen, die wahrgenommen, in ihrer Relevanz beurteilt, in ihren Auswirkungen/Interaktonen mitbedacht sein wollen?

    Wäre es da nicht vorteilhafter, wenn der Intelligentere störrischer an seiner Meinung festhält als der Dümmere?

    Ich fühlte mich jedenfalls in einer Gruppe von Dummköpfen, die egalitär kooperieren, weniger gut aufgehoben als in einer hierarchischer geleiteten Gruppe von Dummköpfen, vorausgesetzt die höheren Ränge werden von Klügeren eingenommen.

    Ich nehme an, dass die Gruppe von Dummköpfen, die sich einem oder einer Klügeren unterordnet, besser überlebt als eine Gruppe von Dummköpfen, die ihre klügeren Mitglieder voll kooperativ regelmäßig überstimmt und mit klügeren Mitgliedern gesegnet ist, die der Meinung sind, dass der Klügere nachgeben solle, die nicht in der Lage und/oder nicht willens sind, sich gegen die Mehrheit der Dummköpfe durchzusetzen und auf ihrer Meinung zu beharren.

    Langer Rede kurzer Sinn: Kooperation ist nicht immer besser als Egozentrismus und Dominanz. Wenn die Richtigen egozentrisch/dominant sind, kann das von Vorteil sein.

    Auch hier macht wieder einmal die Dosis das Gift.

    Oder das Heilmittel.

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