Marina Weisband ist vom Vorstand der Piratenpartei zurückgetreten und erläutert dies in einem Spiegelinterview:
Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich nur 30 Stunden pro Woche der Partei widmen kann, doch in Wahrheit geht viel mehr Zeit drauf. Ich stehe unter enormem Druck, mache zwei Jobs gleichzeitig. Einmal die interne politische Arbeit, dann die Öffentlichkeitsarbeit. Nebenbei mache ich mein Diplom. Ich bekomme das auch gesundheitlich nicht mehr unter einen Hut. Ich kann schlichtweg physisch nicht mehr weitermachen.
SPIEGEL ONLINE: Wollen Sie das näher erklären?
Weisband: Es ist richtig, dass ich im Moment öfter mal Krankheitsphasen habe. Weiter möchte ich darauf nicht eingehen. Das ist für die Partei aber ein Unsicherheitsfaktor. In dieser Situation ist es mir erst einmal wichtiger, eine Grundlage für mein Leben zu schaffen und meinen Abschluss zu machen – und in einem Jahr zu gucken, wie es aussieht. Ein Jahr möchte ich mindestens Pause machen und mich von der Doppelbelastung erholen.
Vielleicht hat ihr Rücktritt tatsächlich einfach gesundheitliche Probleme, aber er passt auch ganz hervorragend in das Geschlechterschema. Ein von Susan Pinkers Hauptthesen in „Das Geschlechter Paradox“ ist ja, dass Frauen ein geringeres Interesse daran haben, ihr persönliches Leben einer Karriere unterzuordnen und es lieber etwas ruhiger angehen lassen, dafür aber mehr Zeit für persönliche Belange haben. Das wiederum ist eben mit den meisten Spitzenjobs nicht vereinbar, die deswegen ganz überwiegend mit Männern besetzt sind, die den Anreiz des zusätzlichen Statuserwerbs dieser Jobs höher werten.
Das passt ja auch zu der hier bereits einmal zitierten Auffassung von Baum aus der Piratenpartei (auf die Frage, warum so wenig Frauen dort in Führungspositionen sind):
„Die Frauen wollen halt nicht so in der ersten Reihe stehen, da muss man dann ja manchmal vor hundert oder tausend Leuten sprechen.“
Auch eine interessante Stelle:
Ich habe viel Hilfe bekommen, aber es gibt einiges, was ich nicht abgeben kann. Ich kann die Entscheidungen der Bundesvorsitzenden nicht wegdelegieren, ebensowenig meine Medienauftritte. Es ist teilweise so gewesen, dass ich in eine Sendung eingeladen wurde – und wenn ich Ersatz angeboten habe, wurde er nicht genommen. Sondern sie wollten nur mich.
Was eigentlich nicht recht zu einem Patriarchat oder der hegemonialen Männlichkeit passt, denn die hätten ja eigentlich einen männlichen Ersatz mit Kusshand nehmen müssen. Klar, dass sie mitunter auf ihr Aufsehen reduziert wurde,
Foto: Bastian Bringenberg
dass wäre auch ein zu diskutierendes Thema. Aber ungeachtet dessen sieht man hier, dass sich die Presse auf weibliche Politikerinnen stürzt und sie in Talkshows haben will. Was ja auch wieder dagegen spricht, dass sie lediglich aufgrund Diskriminierung nicht in die Spitzenpositionen kommen.