Das Schönheitsideal geht hin zu sportlichen Frauen mit wenig Fett am Leib. Ich hatte dazu schon ein Paar Artikel geschrieben.
- Ein schlanker Bauch läßt leichter erkennen, ob die Frau schwanger ist
- eine Unterscheidung zwischen dünn und dick lohnte sich aufgrund des Umlegens des Jagderfolges auf die Gruppe weniger, bei einer schlanken Frau war es aber wichtiger zu erkennen, ob sie gute Gene hat, deswegen erkennen wir dort entsprechende Merkmale besser
- Fett deutet auf einen Ernährer hin, weil es wohl eher über Fleisch als über gesammelte Pflanzen zu erzielen ist.
- Ausdauermuskeln sind ein besseres Zeichen für dauerhafte Fitness als Fett, insbesondere, da diese eher selbst erarbeitet sind
Einer Betrachtung von Schlank als Schönheitsideal steht insbesondere entgegen, dass bei dem Übergang zwischen Untergewicht und Normalgewicht die Fruchtbarkeit zu sinken anfängt. Es wäre vorteilhafter auf normalgewichtigere Frauen zu stehen.
Das berücksichtigt aber einen Punkt nicht, den ich in der Überlegung interessant finde:
Die Frage, wieviele Nachkommen ein Mann mit einer Frau zeugen kann wird von zwei Faktoren bestimmt:
- von ihrer Fruchtbarkeit („Produktivität“)
- Aus dem Umstand überhaupt Sex mit ihr haben zu können („Verfügbarkeit“)
Aus Sicht eines optimalen Fortpflanzungserfolges wäre daher eine Frau, bei der die Chancen auf (langfristige) hohe Fruchtbarkeit und genetische Qualität hoch ist, aber auch die Chance, dass sie einen neuen Partner (langfristig oder kurzfristig) akzeptiert.
Diese Kombination könnte gerade bei dem westlichen Schönheitsideal „schlank und sportlich gut zum tragen kommen.
Lange, glänzende Haare stellen zB dar, dass sie in der Vergangenheit eine gute Ernährung hatte, ebenso wie ein sportlicher Körper einen langen Blick zurück zulässt. Symmetrie spricht für ein gleichmäßiges Aufwachsen und gute Gene. Sauberkeit und Gesundheit sprechen für Parasitenfreiheit.
Schlankheit hat ab einem gewissen Grad den Nachteil einer gegenwärtig abgesunkenen Fruchtbarkeit, was aber ein Nachteil ist, der durch bessere Ernährung leicht behoben werden kann. Gleichzeitig spricht ihre Schlankheit dafür, dass sie entweder keinen Mann hat oder einen, der sie nicht umfassend mit Essen versorgt.
Dies wiederum macht es wahrscheinlicher, dass sie ein Partnerwechsel interessiert. Oder wenn schon kein Partnerwechsel, dann wenigstens ein kurzer Tausch, Nahrung gegen Sex oder eine Affaire.
Also:
Zeitlich verringerte Fruchtbarkeit + Möglichkeit diese zu beheben + Viele Anzeichen, dass sie ansonsten gute Gene hat und nicht schwanger ist + geringere Wahrscheinlichkeit, dass sie einen statushohen Partner hat + höhere Wahrscheinlichkeit sie erfolgreich zu umwerben oder durch Ressourcen zu beeindrucken = gute Partnerin
Eine magersüchtige Frau mit extremer Unterernährung hingegen würde nicht mehr gesund wirken, hätte weniger Zeichen von sonstiger Fitness, würde länger brauchen um sich zu erholen und wäre demnach auch weniger attraktiv.
Es wäre eine Theorie, die man überprüfen könnte, indem man schaut, ob Männer allgemein Frauen attraktiver bewerten, wenn diese aus ihrer Sicht leichter zu beeindrucken sind (bei ansonsten gleichem Körper).
Interessant könnte in diesem Zusammenhang sein, dass Männer in schlechten Zeiten Frauen mit etwas mehr Fettreserven schön finden, in guten Zeiten aber schlankere Frauen. Meine Vermutung ist dabei, dass hier eine ähnliche unterbewußte Rechnung erfolgt: Sind die Zeiten aus Sicht des Mannes für ihn schlecht, dann kann er eine Frau auch schlechter mit Ressourcen beeindrucken und auch schlechter ihre Fruchtbarkeit erhöhen. Es lohnt sich insofern mehr darauf abzustllen, dass sie eigene Ressourcen mitbringt. Sind die Zeiten hingegen aus Sicht des Mannes gut, dann lohnt es sich eher nach schlanken Frauen Ausschau zu halten, die man mit den Ressourcen der guten Zeiten beeinflussen kann und die noch niemanden haben, der diese mit ihnen teilt.
Nachteil dieses Systems wäre dann allerdings, dass eine Partnerin, die man dann zu „höherer Fruchtbarkeit“ gebracht hat, unattraktiver würde. Das wäre zum einen abzufangen, indem ein gewisser Spielraum vorhanden bleibt, wie es ja auch heute der Fall ist und zum anderen dadurch, dass Partnerschaft und Sex eh eine Bindung hervorrufen, die dies dann wieder ausgleichen würde und das Lösen der Verbindung vermeiden würde.
Die „Gegenseite“ bei der Frau wäre dann nicht, dass diese ein Interesse daran hat, biologisch keine Fettreserven aufzubauen. Ihre Interessen sind zwar darauf gerichtet, einen hohen Partnerwert zu erlangen, aber einem biologischen Druck zum schlechteren Aufbau von Fettreserven steht dann wieder der hohe Wert von Fettreversen bei einer Schwangerschaft und die anzunehmende Knappheit von Nahrung in der Steinzeit gegenüber. Frauen konnten diesen Aspekt weit höher gewichten, weil auf sie ein geringerer Druck in der Auswahl lag (Frauen haben sich mit höherer Wahrscheinlichkeit fortgepflanzt als Männer – Genanalysen sprechen hier von 40% der Männer und 80% der Frauen). Zudem war der Druck in diese Richtung geringer, da es meist nicht schwierig war, dünn zu bleiben, dass passiert fast von alleine bei knappen Nahrungsangebot, sondern eher die übrigen Kriterien der Sportlichkeit bei Vermeidung dauerhafter Unterernährung und ihrer Anzeichen (Vitaminmangel, stumpfes Haar, kein sportlicher Körper etc) zu vermeiden.
Für mich erscheint bei der Partnerwahl der Aspekt der Wahrscheinlichkeit des Flirts neben der Fruchtbarkeit ein Faktor, der durchaus einer biologischen Manifestation zugänglich ist.
Das muss dann natürlich nicht weltweit erfolgt oder auch nur sinnvoll gewesen sein. Es können die dafür erforderlichen Mutationen in bestimmten Bevölkerungsgruppen nicht eingetreten sein oder ein kulturell bedingter anderweitiger Selektionsdruck geherrscht haben. Bei einer Kultur, die die Paarbindung weniger betont und die Versorgung eher über die Sippe darstellt oder bei der Lebensmittelknappheit aufgrund von regionalen Unterschieden weniger verbreitet war, mag ein anderer Selektionsdruck geherrscht haben, bei der andere Faktoren in den Vordergrund gerückt sind. Eine andere Mutation mag eher Fettheit als Kriterium gefördert haben und zuerst selektiert worden sein, was wieder einen Nachteil innerhalb der sexuellen Selektion für andere Mutationen bedeutet.
Es wäre hierfür interessant zu wissen, wie resistent Schönheitsideale für einen Kulturwechsel sind. Hierzu müssten Auswanderer/Zwangsumgesiedelte, die insbesondere innerhalb ihrer Gruppe Nachkommen bekommen haben, Daten liefern können.