Hier mal eine Zusammenfassung einiger Punkte zum Verständnis evolutionärer Vorgänge
- Evolution erfolgt über Mutation von Genen und deren Selektion
- Eine Mutation, die nicht über Fortpflanzung weitergegeben wird, kann sich evolutionär nicht auswirken.
- Jede Veränderung einer Spezies kann nur über die Veränderung von Einzelwesen dieser Spezies erfolgen und nur von Generation zu Generation, eine Spezies an sich kann sich nicht verändern bzw. nur als Summe der Änderungen innerhalb der Einzelwesen von Generation zu Generation
- eine Gruppenselektion findet nicht statt. Ein Gen kann langfristig nur selektiert werden, wenn es dem Einzelwesen Vorteile bringt („egoistisches Gen“), Vorteile für das einzelne Wesen können allerdings auch Vorteile der Gruppe sein, wenn diese auf das Einzelwesen zurückschlagen und diesem mehr bringen als sie das Einzelwesen kosten. Ansonsten droht eine Freeriderproblematik, da sich deren Gene durchsetzen.
- Ob ein Gen unter bestimmten Konstellationen Nachteile für die Weitergabe bringt ist unwesentlich, wenn die Vorteile für die Weitergabe in einer anderen Konstellation diese Nachteile aufwiegen. Ein Gen bleibt im Genpool vorhanden, wenn es über alle Genträger die gleiche Anzahl von Nachkommen bringt wie der Schnitt der sonstigen Individuen innerhalb dieser Spezies
- Die Gene einer Spezies sind (auch innerhalb der Geschlechter) nicht gleich und innerhalb einer Spezies können verschiedene Strategien für die Fortpflanzung praktiziert werden.Häufig gibt es eine Hauptstrategie und verschiedene Nischenstrategien, die entweder für bestimmte Zeiten (Hunger, Krieg, Frieden) oder für bestimmte Risiken optimiert sind (zB Chance auf viele Nachkommen mit hohem Risiko, Chance auf wenig Nachkommen mit geringen Risiko).
- Gene funktionieren in einem Zusammenspiel. Auch unterschiedlichen Optimierungen für ein Zusammenspiel unterschiedlicher Gene können sich ebenfalls Unterschiede ergeben.
- Damit eine neue Eigenschaft sich umfassend in einer Spezies durchsetzt müssen alle Genträger, die diese Eigenschaft nicht besitzen sterben ohne die Gene, die diese Eigenschaft nicht haben, weitergegeben zu haben.
- Neben der „natürlichen Selektion“ gibt es noch die sexuelle Selektion. Dabei ist zu unterscheiden zwischen „intrasexueller Selektion (Konkurrenz innerhalb eines Geschlechts) und intersexueller Selektion (Zucht des einen Geschlechts durch das andere zur Auswahl von Fortpflanzungspartnern).
- bei der sexuellen Selektion wirken sich die verschiedenen Kosten des Sex aus und die Wahrscheinlichkeit sie zu tragen aus. Als Kosten sind insbesondere zu berücksichtigen: Die evolutionär relevanten Mindestkosten des Sex bzw. die Frage, ob Nachwuchsbetreuung erfolgt und wer sich dieser besser entziehen kann. Bei Menschen trägt die Frau über die Schwangerschaft die höheren evolutionär relevanten Mindestkosten, bei einem Mann betragen diese lediglich die Kosten des Sex an sich. Gleichzeitig kann der Mann, da Menschen Säugetiere sind (im Gegensatz zu bestimmten Fischen, bei denen erst die Eier abgegeben und anschließend befruchtet werden) und damit zwischen Sex und Geburt zumindest 9 Monate liegen, sich unter steinzeitlichen Bedingungen theoretisch leicht den Kosten der Schwangerschaft entziehen, während die Frau dies nicht kann und über die Stillzeit zudem noch weitere Kosten trägt.
- sexuelle Selektion führt häufig dazu, dass das Geschlecht,welches einer AUswahl unterliegt (dies können auch beide Geschlechter sein) Eigenschaften, die günstige Faktoren für die Weitergabe der Gene sind, darstellen will. Dies kann durch Körperausformungen (Pfauenschwanz, weibliche Brüste beim Menschen) oder Ausformungen im erweiterten Phänotyp (Bieberdamm, Darstellung von Verfügugnsgewalt über Ressourcen) erfolgen oder dadurch, dass man zeigt, dass man trotz bestimmter zusätzlicher Lasten überlebt (Handicap-Prinzip; zB ebenfalls der Pfauenschwanz, Großzügiges Teilen beim Menschen). Dies kann auch zu einer Verselbständigung bestimmter Merkmale führen, die dann allein deswegen weiter entwickelt werden, weil sie attraktiv sind (Sexy Son Theorie)
- Evolutionäre Strategien bei der sexuellen Selektion beeinflussen sich gegenseitig. Wenn Frauen aufgrund ihrer höherer Kosten im Gegenzug von Männern für die Gelegenheit zur Fortfplanzung (=Sex) eine langfristige Beteiligung an den Kosten der Aufzucht verlangen und dies über eine emotionale Bindung abgesichert sehen wollen, dann erhöhen sich die Kosten für diese Art der Bindung für Männer, was dann wieder eigene Strategien, insbesondere bei der Partnerwahl für eine langfristige Bindung ändert.
- bei Intrasexuelle Konkurrenz geht es um den Zugang zu Ressourcen, die der Fortpflanzung dienen. Darunter kann bei abstrakter Betrachtung auch der dazu erforderliche Fortpflanzungspartner gerechnet werden. Wie dieser zu den Beschränkungen des Zugangs zu ihm steht ist dann wieder eine Frage intersexueller Konkurrenz.
- Intrasexuelle und intersexuelle Selektion beeinflussen sich: Wenn eine Spezies eine starke intrasexuelle Selektion vornimmt, dann erlauben Gene, die in diesem Wettkampf Vorteilhaft sind, die bessere Weitergabe der eigenen Gene (Sexy Son Theorie). Die Verwertung der Faktoren, die eine Durchsetzung innerhalb der intrasexuellen Konkurrenz ermöglichen in der intersexuellen Konkurrenz durch biologisch abgespeicherte Attraktivitätsmerkmale kann also die Weitergabe der eigenen Gene erleichtern und entsprechende Gene können sich daher im Genpool anreichern. Gleichzeitig lohnt es sich dann wiederum, diese Merkmale mehr zu zeigen und auch Personen des auswählenden Geschlechts, die diese Merkmale beim anderen Geschlecht mögen zu bevorzugen, weil deren Nachkommen dann ebenfalls erfolgreiche Partner wählen werden (usw.).