Warum Väter keine Elternzeit nehmen

Aus einem Spiegelartikel zu Vätern und Elternzeit

Vielleicht sind es Fälle wie dieser, die deutsche Männer davon abhalten, für die Familie im Beruf zu pausieren. Drei von vier, die bald Vater werden, schrecken davor zurück, Elterngeld wenigstens für die beiden – exklusiv für sie reservierten – „Partnermonate“ in Anspruch zu nehmen.

Zwar nehmen heute mehr Männer als vor Einführung des Elterngeldes im Jahr 2007 eine Babypause – doch oft nur sehr kurz und mit großen Bauchschmerzen. 3,4 Monate betrug die durchschnittliche „Bezugszeit“ für Väter bei der letzten Erhebung; Frauen blieben im Schnitt 11,7 Monate beim Kind. Und das, obwohl sie „nur“ 648 Euro Elterngeld bekamen, während ihre Partner 1045 Euro kassierten.

Offenbar wollen viele Männer mit familiären Anliegen im Betrieb keine Wellen schlagen und halten sich zurück. Bei einer Forsa-Umfrage unter 1000 Männern im Alter zwischen 20 und 55 Jahren offenbarten 45 Prozent der Befragten ihre Furcht vorm Karriereknick, wenn sie die Partnermonate beantragten: Sie rechneten mit „sehr oder eher negativen“ Konsequenzen. Und laut einer Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung erwarteten sogar 80 Prozent jener Männer, die dann doch eine kürzere oder längere Elternzeit nahmen, zunächst negative Reaktionen im Unternehmen.

Ralf Specht, der bei der Hamburger Initiative Väter e.V. Arbeitnehmer zum Elterngeld berät, kennt Papas Angst vorm Elterngeld. „Etwa zwei Drittel der Männer, die Vater werden und über eine Elternzeit nachdenken, fürchten berufliche Nachteile und vermeiden das Gespräch mit dem Vorgesetzten“, schätzt er.

(…)

 „Etwa 17 bis 18 Prozent hatten negative Erfahrungen gemacht – aber kaum jemand bekam langfristig und nachhaltig Probleme.“ Das gelte vor allem für eine Elternzeit von zwei bis sechs Monaten, so Reuyß. „Schwieriger wurde es für diejenigen, die ihr geändertes berufliches Engagement institutionalisieren wollten, etwa indem sie Teilzeit arbeiteten.“

Ich finde 17-18% schon gar nicht so wenig. Zumal man damit rechnen kann, dass viele ihren Chef oder ihre Chefin einordnen können und die, die in jedem Fall Probleme bekommen würden, eher zu denen gehören, die dann keine Elternzeit nehmen.