„Die Verhand­lung von Geschlecht/-lichkeit(en) im Inter­net“

Laura Gruber schreibt eine Dissertation zum Thema „Die Verhand­lung von Geschlecht/-lichkeit(en) im Inter­net“. Da hier sicherlich auch viele Leser dieser Blogs vorhanden sind und in der Umfrage auch Positionen wie „Es sollten mehr Männerthemen behandelt werden“ und „Die Kommentarpolitik ist schlecht, weil Kommentare ohne Grund gelöscht werden“ vorhanden sind, ist sie vielleicht auch für den ein oder anderen hier interessant. Aber bitte sachlich antworten.

Umfragen werden bisher zum Mädchenblog und der Mädchenmannschaft gemacht:

Testosteron und Immunsystem

Hormone sind für viele Unterscheidungen innerhalb der Geschlechter verantwortlich. Dabei bewirkt ein mehr an Testosteron bei Säugetieren üblicherweise eine Veränderung in Richtung „Männlich“ und ein mehr an Östrogen eine Veränderung in Richtung „weiblich“.

Testosteron kommt allerdings mit einem Preis:

Es bewirkt eine Verschlechterung des Immunsystems

Vielleicht ist das einer der Gründe, warum gerade Testosteron als „Signalstoff“ für eine Entwicklung zum männlichen hin entstanden ist.

Den Anfang mag der Vorteil von Testosteron beim Muskelaufbau gemacht haben, der bei Spezien mit einem intrasexuellen Wettbewerb unter Männern hilfreich ist. Dann aber könnte die Red Queen Theorie und das Handicapprinzip zugeschlagen haben.

Die Red Queen Theorie besagt, dass wir uns in einem stetigen Wettrennen mit diversen Feinden befinden, die sich ebenfalls weiterentwickeln. Weil sich der eine entwickelt, muss sich auch der andere entwickeln. Beide bleiben auf der gleichen Stelle im Verhältnis zueinander, aber würde einer aus dem Rennen aussteigen, würde der andere die Oberhand gewinnen.

Dabei liefern wir uns dieses Rennen insbesondere mit Parasiten und Bakterien, die den Vorteil haben, sich schneller entwickeln zu können, da sie schnellere Generationsfolgen haben. Diesem Kampf halten wir insbesondere den Genpool entgegen, der es Parasiten schwerer macht, sich auf uns einzustellen, weil wir alle etwas anders sind, aber natürlich auch unser internes Gefahrenabwehrsystem, unser Immunsystem.

Auch die besten körperlichen Anlagen können dabei unbeachtlich sein, wenn dieses Immunsystem nicht funktioniert und die Bakterien und Viren nicht abgehalten werden können.

Es ist daher verständlich, dass Anzeichen körperlicher Gesundheit bei der Attraktivität sehr weit oben stehen. Ein klassisches Beispiel sind verlängerte Schwanzfedern bei Vögeln, die zwar das Fliegen erschweren, aber wenn sie sauber sind, zeigen, dass kein Parasitenbefall vorliegt.

Ein Stoff, der das Immunsystem beeinträchtigt, kann genau ein solches Anzeichen sein. Denn jemand, der gesund ist, sauber ist, kräftig ist wird üblicherweise Parasitenfrei sein. Fallen diese Anzeichen mit Anzeichen von Testosteron zusammen, dann bedeutet dies, dass sein Immunsystem trotz der zusätzlichen Last des Testosterons in der Lage ist, alle Angriffe abzuwehren. Aus den beiden Anzeichen zusammen ergibt sich damit die Wertung, dass sein Immunsystem sehr gut sein muss (zumindest für die lokalen Parasiten). Das Testosteron bzw. seine Ausprägung ist damit ein „Costly Signal

Die Gene für dieses Immunsystem gibt er dann evtl. an seine Kinder weiter, wobei die Mädchen noch nicht einmal die Nachteile des hohen Testosteronspiegels erben, die Jungs aber den Vorteil innerhalb der sexuellen Selektion haben, selbst Anzeichen eines guten Immunsystems zu tragen, wenn sie beide Eigenschaften erben.

Eine sexuelle Selektion der Weibchen auf Anzeichen von Testosteron und Gesundheit (beides zusammen) würde damit genetisch sinnvoll sein.

Gleichzeitig macht dies auch eine Selektion des Mannes auf ein gesundes Immunsystem noch interessanter als es aufgrund des Red Queen Rennen ohnehin schon ist. Denn ein Mann mit viel Testosteron läuft natürlich auch Gefahr, dass ein Sohn seinen Testosteronspiegel, aber ihr Immunsystem erbt. Da aber gleichzeitig Anzeichen von Testosteron bei ihr Anzeichen einer verminderten Fruchtbarkeit sind, zahlt es sich noch mehr aus, auf ihren Körper zu achten.

Das Costly Signal schlägt sich auch in realen Kosten nieder. Männliche Babies sind anfälliger, Krankheiten können schlechter abgewehrt werden. Aber aus Sicht der Gene ist Fortpflanzung eben das allerwichtigste. Solange der Vorteil insgesamt überwiegt lohnen sich daher solche Signale