Verschiedene Faktoren beeinflussen, wie innerhalb einer Spezies die Vaterschaft ausgeübt wird
- Überlebenschancen des Nachwuchs
- Wenn väterliche Investitionen keinen oder nur einen geringen Effekt auf die Überlebensrate oder die Qualität des Nachwuchses hat, wird die Selektion das Verlassen des Nachwuchses durch den Vater fördern, wenn ein zusätzlicher Partner gefunden werden kann (Trivers 1972; Westneat & Sherman 1993; G.C. Williams 1996)
- Wenn die väterliche Investition zu einer relativen, aber nicht absoluten Verbesserung der Überlebensrate oder der Qualität führt, dann wird die Selektion Männer fördern, die eine gemischte Fortpflanzungsstrategie verfolgen. Die Männchen können sich dann in der Rate unterscheiden, in der sie sich auf Partnerwerbung oder Vaterschaft konzentrieren. Welcher Weg dabei verfolgt wird hängt von sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen ab (sozial= der männliche Status, Verfügbarkeit weiterer Fortpflanzungspartner; wirtschaftliche= zB die Verfügbarkeit von Nahrung)
- Paarungsgelegenheiten
- Wenn väterliche Investitionen nicht zwingend erforderlich sind und Paarungspartner verfügbar sind, dann wir die Selektion folgendes bevorzugen:
- das Verlassen des Nachwuchses durch den Vater, wenn väterliche Investition nur einen kleinen Effekt auf das Überleben des Nachwuchses und seine Qualität hat (Clutton-Brock, 1991) oder
- eine gemischte männliche Fortpflanzungsstrategie wenn die väterliche Investition die Überlebensrate oder Qualität des Nachwuchses erhöht (Perrone & Zaret 1979; Wolf et al 1988)
- Soziale und wirtschaftliche Faktoren, die die Parungsgelegenheiten der Männer reduzieren, wie etwa weit verstreute Weibchen oder verdeckte (oder synchronisierte) Ovulation, reduzieren die Oppertunitätskosten einer väterlichen Investition. Unter diesen Bedingungen wird Selektion väterliches Investment begünstigen, wenn dieses Investment die Überlebensrate oder die Qualität des Nachwuches verbessert oder nicht aus anderen Gründen größere Kosten für den Mann auslöst (Clutton-Brock 1991; Dunbar 1995; Perrone & Zarret 1979; Thornhill 1976; Westneat & Sherman 1993)
- Sicherheit der Vaterschaft
- Wenn die Sicherheit der Vaterschaft niedrig ist, wird die Selektion das Verlassen des Kindes durch den Vater fördern (Clutton-Brock 1991; Möller 2000; Westneat & Sherman 1993)
- Wenn die Sicherheit der Vaterschaft hoch ist, dann wird die Selektion väterliche Investitionen fördern, wenn
- die Investition die Überlebensrate oder Qualität des Nachwuchses verbessert und
- die Opportunitätskosten des Investments (insbesondere die reduzierten Paarungsgelegenheiten) niedriger sind als die Vorteile die mit der Investition verbunden sind (Dunbar 1995; Thronhill 1976; Westneat & Shermann 1993)
- Wenn die Sicherheit der Vaterschaft hoch ist und die Opportunitätskosten in Gestalt der Verlorenen Paarungsgelegenheiten ebenfalls hoch sind, dann wird Selektion Männchen fördern, die eine gemischte Strategie verfolgen. Also die fakultative (also mögliche, aber nicht zwingende) Ausprägung des väterlichen Investments, abhängig von sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen (Dunbar 1995; Westneat & Sherman 1993)
(Nach: David Geary, Male, Female: The Evolution of Sex Differenzes, S. 89)
Also sind die wesentlichen Kriterien, nach denen sich bestimmen lässt, wie stark der Vater in den Nachwuchs investiert, die Vorteile der Gene bei der Fortpflanzung, also so gesehen das egoistische Gen.
Die spannende Frage ist dann natürlich, wie sich der Mensch einordnen lässt.