Lucias Einwurf zu meinem Artikel „Egoistisches Gen bedeutet nicht, dass man egoistisch sein muss“ war kurz zusammengefasst, dass ein Mann, der viel riskiert, zwar möglicherweise viel erbeutet, aber auch vielleicht stirbt. Und das wäre dann wieder ein schlechter Versorger.
Die Gegenargumente wurden bereits in den Kommentaren genannt:
- Der Aufbau des Status kann auch mit kleineren Taten erfolgen, die nicht immer eine tödliche Gefahr beinhalten müssen.
- Bei der großen, sehr gefährlichen Tat stellt diese über den damit erworbenen Status Attraktivität her und dann bei sehr vielen Frauen. Dies kann genetisch das Todesrisiko wieder aufwiegen. Wenn ein normal agierender Mann im Schnitt 4 Kinder hinterläßt, ein risikobereiterer Mann aber in 50% der Fälle stirbt, aber wenn er nicht stirbt 20 Kinder hinterläßt, dann werden sich die Gene hierfür im Genpool anreichern. Auf die Frau bezogen: Bei 2 Söhnen hätte sie bei normalen Söhnen 8 Nachkommen, bei risikobereiten Söhnen aber 20 Nachkommen, auch wenn einer der beiden stirbt. Das ist natürlich nur ein sehr theoretisches Rechenmodell, zumal die allgemeine Fortpflanzungsrate der Männer ja auch nur, wie wir aus Genanalysen wissen, bei 40% lag (die der Frauen bei 80%). Das begünstigt risikobehaftetes Verhalten noch mehr, wenn man dadurch die Fortpflanzungsrate erhöht.
Der eigentliche Gedanke, der mir dann aber kam ist dieser:
Vielleicht ist genau dieser Gegensatz zwischen den guten Genen und dem riskanten Verhalten das, was eine „Beta-isierung“ für Frauen an ihren Partnern interessant macht.
Damit meine ich, dass viele Männer feststellen, dass ein Mann in der Beziehung braver, zurückhaltender, behäbiger wird und dies häufig auch aufgrund des Einflusses der Frau. Bei Vätern und auch durch die Liebe sinkt zudem der Testosteronspiegel.
Dann hätte sie aus ihrer Sicht gute Gene und einen Versorger, der mit einer höheren Wahrscheinlichkeit am Leben bleibt. Ihre (genetische, nicht tatsächliche) Hoffnung wäre natürlich dann, dass ihre Söhne sich weniger zähmen lassen und eifrig Gene streuen, um ihre Gene möglichst weiterzugeben. Insofern hätte sie dann ein Interesse daran, selbst (und bezüglich ihrer Töchter) möglichst gut im bändigen von Männern zu sein, während die Männer (sprich: ihre Söhne) selbst nach Möglichkeit nicht zu bändigen sein sollen. Was natürlich dann, da jede Frau nach möglichst guten Bändigereigenschaften hin optimiert, einen entsprechenden Wettlauf zwischen den Geschlechtern auslöst.