Wie selbstverständlich uns unsere Emotionen und unsere Denkweise sind macht es einen bewußt, wenn man Tiere beobachtet.
Ein Herdentier, dass angegriffen wird kann, wenn der Angriff vorbei ist und evt. ein anderes Tier aus der Herde erlegt wurde, einfach ruhig weiter grasen. Es plant keine Rachefeldzüge gegen den Löwen. Weil diese Emotionen für ein Herdentier ohne wesentliche Sozialstruktur nicht sinnvoll ist. Um so größer und anonymer die Herde , um so weniger Emotionen benötigt es.
Von seinen Mitherdentieren hat es nichts zu erwarten, also lohnt es sich nicht, diese zu merken und ihr Verhalten abzuspeichern. Alle Löwen wollen es fressen, einen Groll gegen einen einzelnen Löwen zu hegen bringt ebenfalls nichts.
Für uns hingegen, die wir in Gruppen leben, innerhalb derer wir Bündnisse aufbauen und innerhalb derer wir Gefälligkeiten austauschen, sind solche Emotionen wichtig. Wir benötigen Erinnerungen an das Verhalten anderer Tiere, damit wir wissen, wem wir etwas schulden und wer uns etwas schuldet. Denn nur dann, wenn die Systeme auf Gegenseitigkeit aufbauen und kontrolliert werden kann, wer sie ausnutzt kann sich Altruismus entwickeln. Und Leute, die einen ausnutzen oder einem Schaden wollen, wieder zu erkennen, ist dann ebenfalls sinnvoll.
Ein anderes Verhalten, die Anoymität einer Herde, ist für uns unvorstellbar. Tiere, die sich in einem Disneyfilm so verhalten würden, würden uns fremd und irrational vorkommen. Wir könnten sie nicht verstehen, weil ihre Vorstellungswelt biologisch nicht zu der unseren passt. Mit den vermenschlichten Tiercharakteren können wir uns wesentlich besser identifizieren.
Uns erscheinen menschliche Emotionen als normal und richtig. Dabei sind sie dies eben teilweise nur für uns Menschen. Deswegen fällt uns vielleicht auch die Vorstellung so schwer, dass sie auf biologischen Grundlagen beruhen