Die Feministin Julie Bindel kritisiert in dem Artikel „Why „fun feminism“ should be consigned to the rubbish bin“ den modernen „Funfeminismus“ und möchte wieder zurück zum radikalen, theoretischen Feminismus.
Was sie darunter versteht?
What is feminism? A political movement to overthrow male supremacy, according to us radicals. These days, however, young women (and men) are increasingly fed the line from „fun feminists“ that it is about individual power, rather than a collective movement.
Caitlin Moran, whose best-selling book has made her into one of the country’s best-known fun feminists, is an apologist for porn and wasted an opportunity during a feminist debate on Newsnight to joke about cardigans. The writer Natasha Walter claims that being able to wear trousers and drink beer on her own means sexism is dead, and other „feminist-lite“ types can be found blogging nonsense about the need to include men in our movement and not offending the poor dears with mentions of rape and domestic violence.
We need to bring back the radical edge to feminism, and do away with any notion that slutwalking, lap dancing, sex working or Burkha-wearing is liberation for women. If men like a particular brand of feminism, it means it is not working. „Fun feminism“ should be consigned to the rubbish bin along with the Lib Dem party.
Der moderne Spassfeminismus ist also nicht hart genug, verurteilt Pornos und Vergewaltigungen nicht genug und sieht slutwalks und Lapdances als Befreiung der Frau.
Der Spassfeminismus wäre nach dieser Abgrenzung dazu da, nicht mehr gegen das System zu kämpfen, sondern Einzelpersonen zu ermutigen. Das gefällt nicht, weil es zu weich ist. Männer einbeziehen ist bereits falsch, weil Feminismus etwas sein muss, was Männern nicht gefällt. Sie will also anscheinend noch nicht einmal ein eingeschränktes Mitspracherecht für Männer im Feminismus, sondern gar keines mehr.
Aber die Funfeministen machen nicht nur zu wenig, sie schaden auch:
These „fun feminists“, who have little or no idea about the theory or practice of this movement, take advantage of the benefits that radicals have fought long and hard for, whilst contributing nothing. In fact, they are damaging to other women, and are destroying progress won by those of us who do not weep when men disapprove of our views.
Sie scheinen sozusagen zum Feind übergelaufen zu sein:
So keen are the funbots on not upsetting men, they betray those second wavers who made great sacrifices to break the silence on male violence towards women. Heterosexual women know full well that most men run a mile away from proper, radical feminism, so they chose to spout the type of nonsense about lipstick and burlesque that the boys just love to hear.
Sie sollen also lieber ebenfalls den Männern entsagen und sich statt diesen dem Feminismus hingeben. Aber diese Spassfeministinnen wollen sich eben lieber beim Mann anbiedern und verraten dafür die gute Sache.
Das Problem ist, dass die Frauen es von allen unterdrückten Minderheiten (Minderheiten dabei untechnisch, denn sie sind ja eine Mehrheit) am schwersten haben:
For heterosexual women, feminism can be a nightmare. Women are the only oppressed group who are expected to love their oppressor. But please stop trying to play nice. Until we overthrow male supremacy and admit that male power is the problem, not radical feminism, nothing will change.
Man muss also nach dieser Meinung als Feministin lernen, richtig zu hassen und sich nicht mit dem Feind einlassen. Dass viele Frauen genau das nicht wollen, ist eben der Grund, warum die Bezeichnung Feministin einen so schlechten Ruf hat. Die allermeisten heterosexuellen Frauen lieben Männer oder zumindest ein paar Männer. Sie wollen den Männern an sich nicht entsagen. Der „Spassfeminismus“ will dabei den Feminismus cool machen, aber Opfer sein ist eben nicht cool. Ein Großteil der feministischen Theorien bringt wenig Lebensfreude. Die Vorteile kann man eben heute auch als emanzipierte Frau auch so mitnehmen, ohne dabei zu tief in die feministische Theorie einzutauchen.
Interessant finde ich in diesem Zusammenhang die kurze Stellungsnahme der Mädchenmannschaft in deren Linkrundschau ich den Artikel gefunden habe. Die Mädchenmannschaft war meiner Meinung nach Anfangs eben genau Teil dieses „Funfeminismus“, der auch in dem „Wir Alphamädchen„-Buch der damaligen Autorinnen deutlich wird. Mit Autoren wie Nadine Lantzsch, die deutlich theoretischer ausgerichtet ist, ist der Blog meiner Meinung nach radikaler geworden im Sinne der obigen Forderungen des Artikels. Zu dem Artikel heißt es:
Feministin, aber bloß keinen Mann vor den Kopf stoßen – Julie Bindel stößt sich im New Statesman am neuen “Funfeminismus” und fordert eine Rückbesinnung auf radikalere Ansätze. Leider schmeißt sie dabei viele verschiedene Dinge in einen Topf und beginnt wieder einmal mit „zweite Welle vs. dritte Welle“.
Das ist für die „Der Mann ist der Feind – keine Gefangenen“-Ton des Artikels eine sehr neutrale Stellungnahme. die irgendwie danach klingt als hätte die Autorin recht, hätte aber nur ein paar Punkte durcheinander gebracht.