Was mir bei den gesellschaftlichen Theorien zu den Geschlechtern und der sexuellen Identität fehlt sind Betrachtungen bezüglich der Dauer der Geschlechterverhältnisse und der Entwicklung der Geschlechterverhältnisse.
1. Entwicklung der Geschlechterverhältnisse
Ich hatte schon etwas zu den verschiedenen Kosten der Geschlechter und der damit verbundenen Entstehung dieser geschrieben. Die Geschlechter müssen verschiedene Eigenschaften entwickelt haben, weil sie verschiedene Interessen und Kosten hatten. Eine weitere Betrachtung aus der Entwicklung ist diese: Irgendwann einmal war der Mensch in seiner Entwicklung ein Tier. Und zwar ein relativ dummes Tier verglichen mit dem Menschen, wahrscheinlich ein kleiner Nager. Auch dieser Nager pflanzte sich bereits sexuell fort. Man darf davon ausgehen, dass bei ihm das Geschlecht noch biologisch bestimmt wurde, wie es auch bei heutigen niedrigen Tieren der Fall ist, weil einfach keine Fähigkeiten für eine ausgefeilte Kultur und Gesellschaft vorhanden sind. Man darf auch davon ausgehen, dass es schon damals homosexuelle Nagervorfahren gegeben hat, wie es sie auch bei heutigen Nagetieren gibt. Jetzt denke man sich die Entwicklung des Menschen. Dieser wird vom Nager ausgehend immer affenähnlicher und dann auch menschlicher. An welchem Punkt soll es sich gelohnt haben, die Gehirnprogrammierung, die das Geschlechterverhalten betraf komplett aufzugeben, zumal bereits unsere Körper dafür sprechen, dass die Arbeitsteilung fortbestand? Ähnlich wie bei Hunger hat es sich nie gelohnt
2. Die Dauer der Gleichheit und das Patriarchat
Gehen wir davon aus, dass wir einen Urzustand in der Steinzeit haben, bei dem die Geschlechter keine Unterschiede in den geistigen Fähigkeiten ausweisen und beide die gleiche Gehirnformatierung haben. Allerdings sind die Männer nach wie vor stärker. Es entsteht nach feministischen Gedankengut ein Patriarchat, wie es auch Beauvoir und Butler beschreiben, mit Unterdrückung der Frau, dem Handel mit Frauen und Zwangsheiraten. Werden in diesem System alle Frauen und alle Männer gleich viele Nachkommen haben? Wenn die Verhältnisse tatsächlich so waren, dann müßte man davon ausgehen, dass die Männer und die Frauen, die besser mit dem Patriarchat zurechtkamen, auch mehr Nachkommen hatten. Also die Männer, die mehr Güter anhäufen konnten um sich mehr Frauen zu kaufen bzw. sich anderweitig im Patriarchat durchsetzen konnten um dort an der Spitze zu bleiben. Die, die sich dem gar nicht stellen konnten gingen hingegen leer aus, ihre Gene verschwanden also aus dem Genpool. Bei den Frauen werden hingegen die Frauen, die sich dem Patriarchat gefügt haben, gegen das sie ja eh nichts machen konnten, sich vielleicht sogar eher damit angefreundet haben und es zu ihren Vorteilen genutzt haben, ihren sie unterdrückenden Männern weniger Anlass zu Ärger gegeben haben, vielleicht sogar Gefallen an der Unterdrückung gefunden und sich ganz der Mutterrolle, die ihnen von der Gesellschaft zugeschrieben wurde, verschrieben haben, mehr Nachkommen gehabt haben. Die Frauen aber, die sich der Frauenrolle entgegen gestellt haben, keine Kinder bekommen wollten und sich in Männerrollen durchgesetzt haben, werden unter damaligen Bedingungen weniger Nachkommen gehabt haben, ihre Gene werden also aus dem Genpool verschwunden oder entsprechend geringer geworden sein.
Ein andauerndes Patriarchat, indem sich die Frau unterwerfen muss, ist eben, auch wenn es einem nicht gefällt, nichts anderes als ein Zuchtprogramm, dass seine Spuren hinterlassen haben müsste, wenn man es früh genug ansetzt. Und die Steinzeit dauerte immerhin 2,5 Millionen Jahre. Auch hier würden sich daher erhebliche Unterschiede herauszüchten.
(Hiergegen würde lediglich der Gedanke helfen, dass der Mensch immer mit einem „blank slate“, also als unbeschriebenes Blatt auf die Welt kommt und daher eine Vererbung von Eigenschaften nicht stattfindet. Dagegen spricht aber ein Großteil der Forschung zB hier zu den „Big Five„).