10 Angebote aus „Manifest des Evolutionären Humanismus“

Vorbemerkung: Diese zehn „Angebote“ wurden von keinem Gott erlassen und auch nicht in Stein gemeißelt. Keine „dunkle Wolke“ sollte uns auf der Suche nach angemessenen Leitlinien für unser Leben erschrecken, denn Furcht ist selten ein guter Ratgeber. Jedem Einzelnen ist es überlassen, diese Angebote angstfrei und rational zu überprüfen, sie anzunehmen, zu modifizieren oder gänzlich zu verwerfen.

1. Diene weder fremden noch heimischen „Göttern“ (die bei genauerer Betrachtung nichts weiter als naive Primatenhirn-Konstruktionen sind), sondern dem großen Ideal der Ethik, das Leid in der Welt zu mindern! Diejenigen, die behaupteten, besonders nah ihrem „Gott“ zu sein, waren meist jene, die dem Wohl und Wehe der realen Menschen besonders fern standen. Beteilige dich nicht an diesem Trauerspiel! Wer Wissenschaft, Philosophie und Kunst besitzt, braucht keine Religion!

2. Verhalte dich fair gegenüber deinem Nächsten und deinem Fernsten! Du wirst nicht alle Menschen lieben können, aber du solltest respektieren, dass jeder Mensch – auch der von dir ungeliebte! – das Recht hat, seine individuellen Vorstellungen von „gutem Leben (und Sterben) im Diesseits“ zu verwirklichen, sofern er dadurch nicht gegen die gleichberechtigten Interessen Anderer verstößt.

3. Habe keine Angst vor Autoritäten, sondern den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! Bedenke, dass die Stärke eines Arguments völlig unabhängig davon ist, wer es äußert. Entscheidend für den Wahrheitswert einer Aussage ist allein, ob sie logisch widerspruchsfrei ist und unseren realen Erfahrungen in der Welt entspricht. Wenn heute noch jemand mit „Gott an seiner Seite“ argumentiert, sollte das keine Ehrfurcht, sondern Lachsalven auslösen.

4. Du sollst nicht lügen, betrügen, stehlen, töten – es sei denn, es gibt im Notfall keine anderen Möglichkeiten, die Ideale der Humanität durchzusetzen! Wer in der Nazidiktatur nicht log, sondern der Gestapo treuherzig den Aufenthaltsort jüdischer Familien verriet, verhielt sich im höchsten Maße unethisch – im Gegensatz zu jenen, die Hitler durch Attentate beseitigen wollten, um Millionen von Menschenleben zu retten. Ethisches Handeln bedeutet keineswegs, blind irgendwelchen moralischen Geboten oder Verboten zu folgen, sondern in der jeweiligen Situation abzuwägen, mit welchen positiven und negativen Konsequenzen eine Entscheidung verbunden wäre.

5. Befreie dich von der Unart des Moralisierens! Es gibt in der Welt nicht „das Gute“ und „das Böse“, sondern bloß Menschen mit unterschiedlichen Interessen, Bedürfnissen und Lernerfahrungen. Trage dazu bei, dass die katastrophalen Bedingungen aufgehoben werden, unter denen Menschen heute verkümmern, und du wirst erstaunt sein, von welch freundlicher, kreativer und liebenswerter Seite sich die vermeintliche „Bestie“ Homo sapiens zeigen kann.

6. Immunisiere dich nicht gegen Kritik! Ehrliche Kritik ist ein Geschenk, das du nicht abweisen solltest. Durch solche Kritik hast du nicht mehr zu verlieren als deine Irrtümer, von denen du dich besser heute als morgen verabschiedest. Habe Mitleid mit jenen Kritikunfähigen, die sich aus tiefer Angst heraus als „unfehlbar“ und ihre Dogmen als „heilig“ (unantastbar) darstellen müssen. Sie sollten in einer modernen Gesellschaft nicht mehr ernst genommen werden.

7. Sei dir deiner Sache nicht allzu sicher! Was uns heute als richtig erscheint, kann schon morgen überholt sein! Zweifle aber auch am Zweifel! Selbst wenn unser Wissen stets begrenzt und vorläufig ist, solltest du entschieden für das eintreten, von dem du überzeugt bist. Sei dabei aber jederzeit offen für bessere Argumente, denn nur so wird es dir gelingen, den schmalen Grat jenseits von Dogmatismus und Beliebigkeit zu meistern.

8. Überwinde die Neigung zur Traditionsblindheit, indem du dich gründlich nach allen Seiten hin informierst, bevor du eine Entscheidung triffst! Du verfügst als Mensch über ein außerordentlich lernfähiges Gehirn, lass es nicht verkümmern! Achte darauf, dass du in Fragen der Ethik und der Weltanschauung die gleichen rationalen Prinzipien anwendest, die du beherrschen musst, um ein Handy oder einen Computer bedienen zu können. Eine Menschheit, die das Atom spaltet und über Satelliten kommuniziert, muss die dafür notwendige Reife besitzen.

9. Genieße dein Leben, denn dir ist höchstwahrscheinlich nur dieses eine gegeben! Sei dir deiner und unser aller Endlichkeit bewusst, verdränge sie nicht, sondern „nutze den Tag“ (Carpe diem)! Gerade die Endlichkeit des individuellen Lebens macht es so ungeheuer kostbar! Lass dir von niemandem einreden, es sei eine Schande, glücklich zu sein! Im Gegenteil: Indem du die Freiheiten genießt, die du heute besitzt, ehrst du jene, die in der Vergangenheit im Kampf für diese Freiheiten ihr Leben gelassen haben!

10. Stelle dein Leben in den Dienst einer „größeren Sache“, werde Teil der Tradition derer, die die Welt zu einem besseren, lebenswerteren Ort machen woll(t)en! Eine solche Haltung ist nicht nur ethisch vernünftig, sondern auch das beste Rezept für eine sinnerfüllte Existenz. Es scheint so, dass Altruisten die cleveren Egoisten sind, da die größte Erfüllung unseres Eigennutzes in seiner Ausdehnung auf Andere liegt. Wenn du dich selber als Kraft im „Wärmestrom der menschlichen Geschichte“ verorten kannst, wird dich das glücklicher machen, als es jeder erdenkliche Besitz könnte. Du wirst intuitiv spüren, dass du nicht umsonst lebst und auch nicht umsonst gelebt haben wirst!

(Aus :„Manifest des Evolutionären Humanismus“, Alibri Verlag, Aschaffenburg 2005, S.156-159)

Was einen zu den Fragen bringt:

  • Ist ein moralisches Leben ohne Religion möglich?
  • Ist eine moralische Gesellschaft ohne Religon möglich?
  • Welche Regeln sind für das heutige Leben besser geeignet: Die zehn Gebote oder die obigen zehn Angebote?

Meine Antworten wären:

  • Natürlich. Man kann aus humanistischen Erwägungen ein „guter Mensch“ sein. Natürlich kann sich beim Atheist eher der Gedanke einschleichen, dass es keine göttliche, allwissende Instanz gibt, die ihn für unbeobachtete Taten zur Verantwortung zieht. Allerdings unterliegt er gleichzeitig einer geringeren Gefahr Regeln als göttlichen Befehl umzusetzen, die gegenwärtig nicht mehr sinnvoll sind.
  • Eine atheistische Gesellschaft hat den Nachteil, dass sie sich ebenfalls nicht mehr auf eine strafende und allwissende Instanz berufen kann, die dem Leben einen übergeordneten Sinn gibt. Allerdings kann sie sich hierauf eben auch nicht im Schlechten berufen und eine Moral über weltliche Strafen sicherstellen. Die meisten Menschen haben durchaus eine gewisse Einsichtsfähigkeit darin, dass gesellschaftliche Regeln auch ohne göttliche Absicherung sinnvoll sind. Die die dies nicht haben, werden sich auch nicht unbedingt durch ihren Glauben abhalten lassen.
  • Die Angebote sind flexibler und moderner.

31 Gedanken zu “10 Angebote aus „Manifest des Evolutionären Humanismus“

  1. @Martin Bartonitz

    „Allerdings wundert mich, dass in einem Zuge Respekt gefordert wird und gleichzeitig auf Religionsgläubige heruntergeschaut wird.“

    Das ist ja in den meisten Religionen ähnlich. Nur das es eben für andere Götter gilt „Du sollst keinen Gott haben neben mir“ wird dann eben im atheistischen „Du sollst keinen Gott haben“, allerdings eben hier etwas weicher formuliert.

  2. Hier sind es wenigstens zehn (An)Gebote. Die biblische Version enthält ja ersteinmal vier egomanische Aufrufe „Gottes“ nur ihn selbst als gültigen Gott anzunehmen (haha, anscheinend wusste sogar „Gott“ dass es noch andere Götter gibt!).
    Die restlichen sechs Gebote sind (bis auf das Sabbatgebot) allesamt Grundlage für das friedliche Zusammenleben und sind eigentlich selbstverständlich. Merkwürdig ist nur, dass „Gott“ selbst gegen diese Gebote verstösst und aktiv zum Verstoss auffordert (Eroberungskriege, Jesus beschimpft seine Eltern, etc.).

    • > haha, anscheinend wusste sogar „Gott“ dass es noch andere Götter gibt!
      Im alten Testament sind ja auch ein paar namentlich genannt. Der Wüstengott war anfänglich ausschliesslich der Gott der Juden. Später dehnte man die Regeln noch etwas, dass auch Immigranten aufgenommen werden und erst mit Jesus wurde dann „Gottes Wort“ verbreitet, also Missioniert.

  3. also am einfachsten ist ja folgende frage zu beantworten:
    „Welche Regeln sind für das heutige Leben besser geeignet: …“

    Matthäus 22,34-40 ( http://www.bibleserver.com/#/text/LUT/Matth%C3%A4us22 )

    37 Jesus aber antwortete ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt«.
    38 Dies ist das höchste und größte Gebot.
    39 Das andere aber ist dem gleich: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst«
    40 In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.
    (gesetz und die propheten == alte testament, beinhaltet die 10 gebote)

    einfacher gehts nicht oder?

    „Ist eine moralische Gesellschaft ohne Religon möglich?“
    deine frage nach moral ist relativ. welche moral gilt hängt dann vom kontext ab. z.b. azteken fanden es moralisch ok menschen zu opfern.

    deutlich wird auch der moralische kontext in dem die obigen 10 gebote entstanden sind.
    ich erkenne da viele varianten die biblische wurzeln haben.

    • Janusköpfiger als das bekannte „Liebe deinen Nächsten wie dich Selbst“ geht es gar nicht! Der Spruch liest sich so schön… und ist doch so heimtückisch. Wenn ein Gott solches von den Menschen fordert, dann ist es einfach ein sadistischer Gott! Denn die Forderung „Liebe deinen Nächsten wie dich Selbst“ kann nicht erfüllt werden. Um überhaupt zu leben muss man sich selbst mehr lieben als andere, wir sind alle kleine Egoisten! Und das ist gut so!
      Ein Gott der nicht erfüllbare Forderungen stellt ist ein sadistischer Gott.

      • hi raskalnikow

        ich gebe dir vollkommen recht das die gebote keiner erfüllen kann. deutlicher wird das in der bergpredigt, die quasi eine erklärung der gebote ist.

        aber es ist genau das was sich gott vorstellt wie ein zusammen leben für uns menschen richtig ist. quasi das lackmuspapier unser verhalten.

        der grund warum ich vor gottes urteil bestehen kann ist mein glauben, meine beziehung zu jesus und nicht was ich tue.

  4. @Holger

    „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt (…) einfacher gehts nicht oder?“

    Naja, mit dem ersten Teil hätte ich so meine Probleme.

    Aber wenn man nur den zweiten Teil nimmt, in dem es heißt, dass man den nächsten Lieben soll wie sich selbst, kann man ja in gewisser Weise eine Art kategorischen Imperativ bilden. Hängt eben sehr davon ab, was man unter „Nächsten“ versteht.

      • „nächsten meint in dem zusammenhang die menschen denen wir begegnen .“
        Gerade das stimmt nun ja nicht. Vielleicht legt ihr Christan dies heute so aus – hoffentlich(!), aber in der Bibel liest sich das ja anders. War es nicht so, das nach den zehn Geboten gleich auch noch die Anweisungen für das Halten von Sklaven folgt (..die liebt man dann ja gezwungenermassen nicht so wie sich selbst..), und auch der Gottbefohlene Kriege gegen die Samariter und welche -iter auch immer widerspricht klar deiner Interpretation.

  5. gerade fällt mir auch noch auf, dass die 10 Gebote reichlich schlecht formuliert sind. „Deines nächsten Weib begehren“ lässt ja die für die Frauen einiges offen. Und Weib: Erfordert das eine Heirat? Und Begehren: Wenn es das reine Begehren ist, dann habe ich eh keine Chance. Wenn sie hübsch ist, begehre ich sie automatisch.

      • Nur zieht deine „Erklärung“ auch nur für Christen. Juden beziehen sich bekanntlich auch auf diese Schriften und kennen keine Bergpredigt.

        Ganz schlimm finde ich die wirklich christlich Aussage:“der grund warum ich vor gottes urteil bestehen kann ist mein glauben, meine beziehung zu jesus und nicht was ich tue.“ Wobei das ja nur für Katholiken gilt. Calvinisten sehen das schon ganz anders… Jedenfalls finde ich das eine ganz schlimme Einstellung, wer wirklich so denkt der kann mit „Jesus im Herzen“ auch ganze Genozide „reinen Herzens“ begehen. Wir haben nur dieses eine Leben! Und an unseren Taten entscheidet sich, ob wir in einer für alle Menschen angenehmen, lebenswerten Welt leben.

  6. Pingback: Zwischen zunehmender Verrohung und Wunsch nach mehr Menschlichkeit « Der Mensch – das faszinierende Wesen

  7. 5.““ Befreie dich von der Unart des Moralisierens! Es gibt in der Welt nicht „das Gute“ und „das Böse“, sondern bloß Menschen mit unterschiedlichen Interessen, Bedürfnissen und Lernerfahrungen.““

    Es gab da mal einen, der hatte das Bedürfnis, ganze Völker auszurotten. Ein bisschen böse ist das schon, finde ich. Diese wertfreie Beliebigkeit ist Humbug.

    • @Peter Bosshard

      Guter Einwand. Aber ich denke es ist eher gemeint, dass hinter Hitler oder Stalin eben nicht Satan, Dämonen oder sonstige Verkörperungen des Bösen stecken, sondern eben „unterschiedliche Interessen“(klingt bei dem Beispiel etwas nach Euphemismus, ist aber nicht so gemeint), also in diesen Fällen die Schaffung einer arischen (Über-)Rasse oder eines kommunistischen Staates. Diese Interessen kann man dann natürlich verurteilen (muss man sogar in diesen Fällen).
      Aber für solche Extremfälle ist es wohl dann auch eher nicht gedacht.

  8. @ Christian

    *dass hinter Hitler oder Stalin eben nicht Satan, Dämonen oder sonstige Verkörperungen des Bösen stecken, sondern eben „unterschiedliche Interessen“(klingt bei dem Beispiel etwas nach Euphemismus, ist aber nicht so gemeint),*

    Extremfälle?

    Die haben sich doch nur SELBST verwirklicht.

    Nebenbei klingen mir die ganzen humanistischen Gebote penetrant moralisierend.

    Der übliche Gutmenschenappell an’s allgemein Gutmenschliche.

    Nur dumm, dass der Mensch nicht gut ist.

    Weshalb es einen Gott braucht, um in der Hoffnung auf Erlösung leben zu können.

    Jedenfalls für mich.

  9. Fehlt als elftes Gebot noch: Zahle pünktlich deine Steuern.

    „“Diene weder fremden noch heimischen „Göttern“ (die bei genauerer Betrachtung nichts weiter als naive Primatenhirn-Konstruktionen sind), sondern dem großen Ideal der Ethik, das Leid in der Welt zu mindern!““

    Woher dieser missionarische Eifer, der Anspruch, das gerechtere Weltbild zu vertreten? Die Einleitung mit dem ersten Gebot liest sich für mich wie eine Kampfschrift, wie das Manifest eines konkurrierenden Glaubensbekenntnisses.

    „“Diejenigen, die behaupteten, besonders nah ihrem „Gott“ zu sein, waren meist jene, die dem Wohl und Wehe der realen Menschen besonders fern standen. Beteilige dich nicht an diesem Trauerspiel! Wer Wissenschaft, Philosophie und Kunst besitzt, braucht keine Religion!““

    Die Philosophie und die Kunst bezog über Jahrhunderte ihre Inspiration durch den Glauben. Zeugnisse davon gibt es genug.

    Eine ziemlich pauschale und abwertende Unterstellung, Gottesgläubige als diejenigen zu bezeichnen, die dem „Wohl und Wehe der realen Menschen besonders fern standen“ . Atheisten subsummieren alle Verbrechen vom Ende des Altertums (Christianisierung Europas) bis zur Französichen Revolution unter dem Begriff „Gottesglauben“.
    Auffallend ist insbesondere die Überheblichkeit, mit der das vom Gottesglauben geprägte Mittelalter als „das finstere Mittelalter“ bezeichnet wird. Meines Wissens aber geschahen die grössten Verbrechen der Menschheit nach der Renaissance und der Französichen Revolution als Fanal der Säkularisierung Europas.

    Wir haben hier eine atheistische Geschichtsdeutung, eine Geschichtsdeutung, welche den „Abfall vom Gottesglauben“ als den Schritt aus der Dunkelheit, dem finsteren Mittelalter, ans Licht der wahren Erkenntnis beschreibt. Halleluja!

    Dank unseres „rational-materialistisch-wissenschaftlichen Fortschritts“ ist es uns durch den Bau der Wasserstoffbombe möglich, uns selbst auszulöschen. Was möglicherweise auch geschehen wird. Wie würde der einzige Überlebende die Geschichte, insbesondere die Hinwendung zu einem rational-materialistischen Weltbild, deuten? Die Geschichte ist noch nicht zu Ende geschrieben.

    • @ P. Bosshard

      *Die Einleitung mit dem ersten Gebot liest sich für mich wie eine Kampfschrift, wie das Manifest eines konkurrierenden Glaubensbekenntnisses.*

      Das ist es ja auch.

      *Die Philosophie und die Kunst bezog über Jahrhunderte ihre Inspiration durch den Glauben. Zeugnisse davon gibt es genug.*

      Bis in die Gegenwart hinein.

      In der erschlagenden Ödnis, Monotonie und Dumpfheit moderner Städte, ihrer marktschreierischen Vulgarität gibt es nur wenige Oasen, meist Kirchen, Synagogen, mittlerweile auch einige gute Moscheen (Köln!) oder Museen (!).

      Die Kirche produziert seit rund 1700 Jahren Kultur auf höchstem Niveau, allein das eine ungeheuerliche Leistung, bis in die Gegenwart hinein, von Santa Sabina bis zu den Kirchenbauten eines Mario Botta z.B., von Augustinus bis Teilhard de Chardin.

      *Wir haben hier eine atheistische Geschichtsdeutung, eine Geschichtsdeutung, welche den „Abfall vom Gottesglauben“ als den Schritt aus der Dunkelheit, dem finsteren Mittelalter, ans Licht der wahren Erkenntnis beschreibt. Halleluja!*

      Eine Geschichtsdeutung aus „weißer Schuld“, „weißer männlicher Schuld“, „chrislticher Schuld“, „westlicher Schuld“.

      Macht alle „Opfergruppen“ stolz und überheblich, weil sie sich befreit glauben von Verantwortung (bin ja nicht weiß, nicht westlich, nicht christlich, nicht Mann, also UNSCHULDIG).

      Darum, u.a., ist es so attraktiv, zu einer „anerkannten“ Opfergruppe zu gehören.

      Von den Segnungen der „Affirmative Action“ ganz zu schweigen.

      Ein erbärmliches Schauspiel, wahre Dekadenz, der Trost der Impotenten, dass sie wenigstens nicht Täter waren, denn der, der wenig tut, der erfolglos ist, ist auch der weniger Schuldige.

      Welch eine Genugtuung für das leidende Selbstbewußtsein: War man schon erfolglos, dann doch wenigstens nur deshalb, weil man moralisch überlegen war.

      Bildet man sich ein.

  10. Diene weder fremden noch heimischen „Göttern“ (die bei genauerer Betrachtung nichts weiter als naive Primatenhirn-Konstruktionen sind), sondern dem großen Ideal der Ethik, das Leid in der Welt zu mindern!

    Ich nehme mal das erste Gebot und setze mich für die Vernichtung der Juden ein. So wird meines Erachtens das Leid in der Welt gemindert. Da die höherwertigen Menschen durch deren Existenz ziemlich in Mitleidenschaft gezogen werden.

    Cooles Gebot.

    Das einzige, was mich stört: Wer hat dat Teil eijentlisch verfaßt? Und woher weiß der dat mit den naiven Primatenhirn-Konstrukionen?

    Und, lieber Christian, wieso verwendet der eigentlich solche Ausdrücke?

    Ziemlich intelligenter Ansatz und überhaupt nicht naiv. Da muß einem nicht bange werden.

    Nimm’s mir nicht übel Christian, aber mit meinen „Fragespielen“ kannst Du ’ne Menge lernen. Ich mein‘ das auch nicht chauvinistisch oder paternalistisch. Jeder hat halt so seine Talente.

    Denk einfach mal drüber nach. Das kann Schwachsinn sein, was ich erzähle, oder auch nicht.

  11. „Diene weder fremden noch heimischen „Göttern“ (die bei genauerer Betrachtung nichts weiter als naive Primatenhirn-Konstruktionen sind), sondern dem großen Ideal der Ethik, das Leid in der Welt zu mindern!“

    Hallo Christian, altes Haus,

    hast Du dir mal überlegt, warum der eigentlich solche Worte gebraucht?

    Ich empfinde dies als verantwortungslos und interessengeleitet, kurz korrupt, von „naiven Primatenhirnkonstruktionen“ zu sprechen. Hast Du darüber mal nachgedacht?

    Wieder ein kleines Fragespiel von mir. Geh einfach davon aus, daß diese Fragen Sinn machen und mögliche blinde Flecken zum Thema machen.

    Ich halte diesen Typen für einen Vollidioten, ehrlich gesagt. Warum läßt der nicht seine zehn Sonderangebote als neue Religion beim Patentamt registrieren?

    Also rück doch mal raus mit der Sprache. Ich hab bei Dir wirklich den Eindruck, daß du auf Hängen und Würgen bestimmte Dinge nicht wahrnehmen willst und Deinen Verstand abschaltest, sobald es um atheistische und materialistische Religionen geht.

    Mit Mutter Teresa kannst du echt was dazulernen. Ich biete meine Dienste großzügig und unentgeltlich an.

    PS: Danke an Roslin für den Link. Das ist ja sehr bezeichnend. Vor allen Dingen der Kommentar von der Süddeutschen.

  12. Vielleicht bist Du einfach nicht intelligent genug, um die Fragen zu verstehen.

    Es sind kritische Fragen, die man eigentlich verstehen müßte.

    Ich sage übrigens, was ich meine. Du mußt halt ein bißchen Deinen Verstand benutzen.

  13. Um es Dir mal zu erklären:

    Der Typ wertet wie Du Religionen willkürlich und mittels pauschaler Konstruktionen oder Zuschreibungen ab. Es ist unseriös zu behaupten, Religionen entstammten naiven Primatengehirnen. Der Typ ist kurz gesagt ein Vollidiot.

    Wer so argumentiert wie dieser Typ, ist unseriös und ein Demagoge.

    Wenn Du das nicht von allein kapierst, Christian, dann weiß ich auch nicht weiter.

    So, jetzt mal ohne Fragen. Wie wär’s, wenn Du mal etwas kleinere Brötchen backst und Deine Energien auf eine kritische Betrachtung solch eines demagogischen und lächerlichen Atheismus lenkst. Darauf warte ich schon die ganze Zeit, aber Du scheinst da echt Berührungsängste zu haben.

    Das würde Dich und Deine Kritik am Gender-Müll etc. glaubwürdiger machen.

    Wenn Du nicht diesem lächerlichen atheistischen Fundamentalismus à la Dawkins verfielest.

  14. @Mutter Teresa
    Wo wertet „der Typ“ Religionen „willkürlich und pauschal“ ab? Das tut er – zumindest in diesen Angeboten – nicht. Hast du etwa nicht ein Primatengehirn? Und mit „naiv“ meint er, dass sowas wie Religion in primitiven Stammeskulturen in ferner Vorzeit ersonnen (und evoluiert – Ironie des Schicksals, auch Religionen evoluieren) worden sind.
    Ausserdem muss eine atheistisch-humanistische Entsprechung auf die biblischen zehn Gebote mit einem solchen ersten „Gebot“ beginnen, weil eben gerade die ersten vier(!) biblischen Gebote alles nur lächerliche egomanische Ausbrüche sind.

    • @Mutter Teresa
      Du hast es beinahe verstanden: Ja! Die zehn Angebote sind AUCH naive Primatenhirnkonstruktionen!
      Der Unterschied ist eben, dass die zehn Angebote offen dazu stehen, dass sie von Menschen (nach besten wissen und gewissen) erdacht wurden. Die biblischen zehn Gebote behaupten hingegen – unbelegt – von „Gott“ zu stammen – obwohl auch sie bloss Menschenwerk sind.
      Warum sollen die An- und Gebote illegitim sein, weil sie von Menschen stammen? Das ist keine logische Folgerung… Illegitim sind höchstens die biblischen Gebote, weil sie sich auf eine falsche/ angebliche (drohende, strafende) Autorschaft berufen (~Argument der (Pseudo-)Autorität).

      Das Phänomen „Religion“ ist kein Hirngespinst. Es ist eine in menschlichen Gesellschaften beobachtbare Realität. Religiösität hat aber sicher auch natürliche (biologische) Ursachen – es ist ein erklärbares Phänomen.
      Nur weil es aber ein Phänomen „Religion“ gibt, macht das deren Glaubensinhalte noch lange nicht wahr.

      • Schauen Sie sich doch mal die Bildergalerie auf der Süddeutschen an. Die ersten drei Bilder plus Kommentare.

        Meine Argumentation haben Sie nicht verstanden. Es geht um den Ideologiecharakter der Äußerungen „dieses Typen“.

        Er verwendet pejorative Bezeichnungen und Herablassungen in bezug auf Religionen, wie dies kennzeichnend ist für atheistische Extremisten.

        Schauen Sie sich mal die Illustrationen auf Süddeutsche an. Dann wissen Sie, was ich meine. Das ist simple Haß- und Feindbildpropaganda.

        @Christian:

        Wie findest Du denn dieses Kinderbuch oder daß der Autor in einem abwertenden Tonfall von naiven Primatenhirn-Konstruktionen spricht?
        Ist Dir so etwas egal?

  15. Lieber Raskalnikow,

    ich erkläre es Ihnen gerne.

    „die bei genauerer Betrachtung nichts weiter als naive Primatenhirn-Konstruktionen sind“

    Wie Sie selbst ohne weiteres dem Text und dieser Formulierung entnehmen können, will der Autor damit zum Ausdruck bringen, daß Religionen Hirngespinste sind bzw. keine Legitimität besitzen.

    Dies tut der Autor über eine pauschale Konstruktion. Über eine simple negative, nicht überprüfbare Unterstellung.

    Zuerst ist es verwunderlich, daß Sie dies nicht selbst erkennen.

    Zum zweiten ist es verwunderlich, daß Sie den in Ihren Aussagen enthaltenen Widerspruch ebenfalls nicht erkennen. Denn nach Ihrer Sichtweise wären diese Sonderangebote ebenfalls „naive Primatenhirnkonstruktionen“ und somit illegitim.

    Dies sind sie vielleicht tatsächlich. Ideologen entlarven sich häufig über solche absurden Widersprüche. Schade, daß Sie und Christian diese Demagogie nicht erkennen.

    Ich persönlich werde sehr wütend bei solch einem Stuß wie von diesem Autoren verfaßt, da es sich letztlich um totalitäres und menschenfeindliches Gedankengut handelt.

    Also, wie gesagt: Ich denke, Ihr könnt eine Menge lernen, wenn Ihr den atheistischen Fundamentalismus hinterfragt.

    Hinterfragen ist ungefährlich. Es kann allerhöchstens ein Irrtum zum Vorschein kommen. Oder daß eine vermeintliche wissenschaftliche Autorität, die einen gewissen Ruf hat, sich als unverantwortliche und geistig korrupte Person entpuppt.
    Dazu muß man allerdings mit aller Konsequenz einer solchen Fragestellung nachgehen.

    Hier noch der Link von Herrn Roslin:
    http://www.sueddeutsche.de/kultur/bildergalerie-prediger-des-hasses-1.281042-3

    Alles Gute und seelische Wohlfahrt von Mutter Teresa

  16. 4. Du sollst nicht lügen, betrügen, stehlen, töten – es sei denn, es gibt im Notfall keine anderen Möglichkeiten, die Ideale der Humanität durchzusetzen!

    Wenn man mit Mord und Totschlag „Ideale der Humanität“ durchzusetzen gedenkt, dann verrät man diese Ideale.

    Der allenfalls eintreffende Notfall zeigt, dass man es verpasst hat, sich rechtzeitig für die Humanität einzusetzen.

    Dieses Manifest ist darum nur Augenwischerei und legitimiert zukünftige Schandtaten.

  17. Pingback: Warum Menschen an Gott glauben « Alles Evolution

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