In einem Bericht in der Süddeutschen ist ein Bericht über nach wie vor bestehende Hindernisse von Frauen in Führungspositionen.
Trotzdem fühlt sie sich oft nicht ernst genommen. Zum Beispiel als sie vor kurzem eine Werksführung mit einem Kunden machte. „Als ein männlicher Mitarbeiter auftauchte, war ich plötzlich Luft für den Kunden. Er richtete all seine Fragen an den Mitarbeiter“, erzählt Wagner. Wie sie sich in solchen Situationen verhalten soll, weiß sie nicht. „Mir sagt ja niemand offen, dass er meine Kompetenz anzweifelt. Das ist unterschwellig, dagegen kann man sich schlecht wehren.“
Wie Claudia Wagner geht es vielen Frauen in Spitzenpositionen. Sie werden unterschätzt und in Frage gestellt. „Vielen Männern ist gar nicht klar, dass sie es den Frauen so schwermachen“, sagt Christiane Flüter-Hoffmann, Expertin für betriebliche Personalpolitik am Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW). Nach oben zu kommen, das ist mittlerweile leichter geworden. Laut einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts Hoppenstedt hat sich der Anteil von Frauen in Führungspositionen zwischen 1995 und 2010 auf knapp 20 Prozent verdoppelt. Aber wie ist es, wenn man es nach oben geschafft hat? (…)
Mit der ersten Frau änderte sich der Führungsstil: Wagner senior war autoritär, die Tochter ist behutsamer, kooperativer. Sie hat ein besseres Betriebsklima, bekommt aber weniger Respekt. Manchmal denkt sie, sie müsste „mal richtig auf den Putz hauen“. Tut sie dann aber doch nicht, weil sie so nicht führen möchte. Also sucht sie nach anderen Lösungen.(…)
Interessant wäre, inwieweit der weniger autoritäre Führungsstil auch mit den anderen Punkten in Verbindung steht. Auch Autorität ist meiner Meinung nach eine Eigenschaft, die nicht zufälligen Regelungen unterliegt, sondern deren Grundpunkte bereits von Geburt an anprogrammiert sind. Wir reagieren daher auf bestimmte Autoritätsmerkmale indem wir die Leute, wenn es uns authentisch erscheint, mit mehr Respekt behandeln. Viele dieser Autoritätsmerkmale lassen sich wohl leider eher mit der klassischen männlichen Rolle vereinbaren. Hier muss wohl ein neuer Weg gefunden werden solche Autorität auch für Frauen durchsetzbar zu machen. Ein wichtiger Punkt dürfte dabei aber auch das Alter sein. Alter bringt eher einen gewissen Respekt mit sich oder macht es einfacher eine gewisse Autorität auszustrahlen.
Der wichtigste Schritt zur Selbstbehauptung ist laut Leiterin Birgit Steinhardt die Abkehr von männlichen Vorbildern: „Es bringt nichts, männliches Führungsverhalten zu imitieren.“ Stattdessen müsse jede ihren eigenen Weg gehen. Bei Kleinigkeiten sollte man aber manchmal einfach mitspielen: „Der Firmenwagen zum Beispiel ist bei manchen Unternehmen ein typisches Symbol der Macht. Da sollte man nicht sagen: ‚Nein danke, mein Smart reicht mir'“, erklärt Steinhardt.(…)
Das ist sicherlich ein interessanter Punkt. Ich würde auch sagen, dass es wenig bringt, sich zu verbiegen und unauthentisch zu wirken. Allerdings sollte man auch die Wirkung seines Handelns nicht davon frei machen, wie bestimmte Gesten ausgelegt werden und insoweit beachten, dass die Darstellung von Status und Selbstsicherheit und das Einfordern von Respekt eben wahrgenommen werden und das Verhalten prägen. Wer dies nicht macht, der wird eben auch anders behandelt.
Viele Verbesserungsvorschläge beziehen sich auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, sprich: flexible Arbeitszeiten, Teilzeitmodelle, Kinderbetreuungsangebote. Schwieriger ist es, die Einstellung der Mitarbeiter zu verändern. Oft kommt ein Umdenken erst durch persönliche Erfahrung: „Erst wenn die eigene Tochter oder Frau von Problemen im Beruf erzählt, fangen viele Männer an, über ihre eigene Haltung nachzudenken“, sagt Christiane Flüter-Hoffmann vom IW. (…)
Das zeigt meiner Meinung nach auch, dass die „Interessengemeinschaft Patriarchat“ nicht so einfach herzustellen ist. Wir sind weniger daran interessiert unserem Geschlecht, sondern eher unseren Genen zu helfen.
Sie würde sich wünschen, mit ihren männlichen Kollegen und Vorgesetzten offener über Schwächen sprechen zu können. „Ich habe gelernt, es für mich zu behalten, wenn ich sehr viel Stress habe, da eine offene Ansprache von Überlastung oft falsch interpretiert wird.“
Hier sind wir wieder bei den unterschiedlichen Stressverarbeitungsmechanismen von Mann und Frau. Es ist eben die Frage, ob man die Bewertung dieser einfach abstellen kann.